Der Mythos bröckelt

Oliver Wittenburg
15. Oktober 200817:11
SPOXGetty
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Wäre dies ein ganz normaler 8. Spieltag einer ganz normalen Bundesliga-Saison, dann wäre die Paarung Karlsruher SC gegen Bayern München (Samstag, 15.15 Uhr im SPOX-Ticker) schätzungsweise das Duell zwischen dem Tabellen-14. und dem Spitzenreiter. Da in dieser Spielzeit jedoch alles anders ist, treffen sich KSC und FCB zum richtungsweisenden Mittelfeldduell (12 gegen 11). Der Verlierer bleibt fürs Erste in der unteren Tabellenhälfte stecken.

Für Karlsruhe sind neun Punkte aus sechs Spielen - der KSC bestreitet noch ein Nachholspiel am Mittwoch in Frankfurt (18.30 Uhr) - vollkommen in Ordnung, für die Bayern schlichtweg eine Katastrophe.

Nach Niederlagen zuletzt gegen Bremen (2:5) und Hannover (0:1) und dem peinlichen 3:3 gegen Bochum wartet Fußball-Deutschland auf die Leistungsexplosion beim Rekordmeister.

Es gibt aber auch kritische Geister, die den FC Bayern in viel größeren Schwierigkeiten wähnen als in einer vorübergehende Krise.

Elementare Probleme

Winfried Schäfer hat seine Zweifel an einem baldigen Ende des Bayern-Durchhängers. Für den früheren KSC-Coach sind die Probleme der Münchener zu grundlegend.

"Der Mythos FC Bayern bröckelt", sagt Schäfer im Interview mit der "Bild". Für den 58-Jährigen Weltenbummler, derzeit bei Al Ain in den Vereinigten Arabischen Emiraten, sei den Bayern ihr Selbstverständnis abhanden gekommen.

"Dieses Mir-san-mir gibt's nicht mehr", meint Schäfer. "Und damit nicht mehr den Riesen-Respekt der Gegner."

Rotation schuld an Bayerns Schießbude

Geht es nach Schäfer, hängt viel von der Verunsicherung der Bayern mit Trainer Jürgen Klinsmann zusammen. Dessen Spielphilosophie würde einzelne Spieler ihrer charakteristischen Stärken berauben. Exemplarisch nennt Schäfer gegenüber "Bild" Luca Toni und Franck Ribery.

Klinsmanns taktische Wechselspiele macht Schäfer für die Flut an Gegentoren beim Rekordmeister verantwortlich: "Wenn ich die beste Defensive der Bundesliga-Geschichte habe und dann einen neuen, unerfahrenen Torhüter bekomme, muss ich dafür sorgen, dass die Abwehr stabil bleibt. Stattdessen experimentiert Jürgen Klinsmann mal mit Dreier-, mal mit Viererkette." SPOX

Den zuletzt massiv kritisierten Torhüter Michael Rensing nimmt Schäfer explizit in Schutz. Der Nachfolger von Oliver Kahn sei "im Stich gelassen" worden und sozusagen ein Opfer von Klinsmanns taktischen Rochaden.

Hoeneß als Retter in der Not

Für Schäfer gibt es in der momentanen Situation nur einen Retter in der Krise: Manager Uli Hoeneß. "Er weiß, wie das früher war, was Bayern ausgemacht hat", meint Schäfer. "Er ist für mich der einzige, der die Wende einleiten kann."

Geht es nach dem KSC, darf sich Superman Hoeneß aber noch Zeit lassen mit der Rettung des Rekordmeisters, denn die Krisen-Bayern kommen den Schützlingen von Trainer Edmund Becker gerade recht.

Massimilian Porcello etwa meinte lässig und ganz mir-san-mir-mäßig, die Bayern könnten ruhig kommen. Interessant ist die Aussage von Andreas Görlitz, den der KSC von den Münchenern ausgeliehen hat. Der sagte der "Bild": "Das hört sich jetzt blöd an, aber Bayern darf man nie unterschätzen."  

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