Die Königin kommt, das Kraken-Orakel stimmt, selbst das niederländische Fußball-Idol sagt einen Sieg voraus: Die finale Fiesta der Spanier kann beginnen.
"Wir werden alle Menschen glücklich machen", verspricht Halbfinal-Held Carles Puyol vor dem ersten WM-Endspiel (So., 20 Uhr im LIVE-TICKER und auf SKY) in der spanischen Fußball-Geschichte. Die Fans chartern reihenweise Flugzeuge, um den historischen Tag live in Johannesburg zu erleben.
"Maskottchen" wie Wimbledonsieger Rafael Nadal, Startenor Placido Domingo und Kronprinz Felipe mit Gattin Letizia sollen zu umjubelten Glücksbringern werden. Der erste WM-Titel muss her, und alle sind sich sicher: Der 11. Juli wird der neue Nationalfeiertag. "Ganz Spanien wird im Rausch sein", schrieb die Sportzeitung "Marca".
Um 11.50 Uhr am Freitag überschlugen sich dann endgültig sämtliche spanischen Medien: Orakel-Krake Paul tippte in Oberhausen auf den Europameister, er fischte sein Mittagessen aus dem richtigen Behälter. Das spanische Fernsehen übertrug das Muschelessen live, im Internet war die Hölle los. "Wir werden Weltmeister! Es kann nichts mehr schiefgehen", jubelte "Marca".
Für Cruyff ist Spanien Favorit
Ein anderes "Orakel" hatte sich bereits am Donnerstag festgelegt. Johan Cruyff, Europas Fußballer des Jahrhunderts und beim FC Barcelona als Spieler und Trainer eine Legende, macht sich in seiner Wahlheimat derzeit viele Freunde.
"Spanien ist jetzt der große Favorit", sagte Cruyff - und ergänzte: "Aber ich unterstütze Holland. Jedoch ist es zum Kotzen, dass wir nicht gegen Deutschland spielen."
Am Sonntag gegen wird entweder Iker Casillas oder Giovanni van Bronckhorst den goldenen WM-Pokal in die Höhe stemmen. "Geschichte haben wir schon geschrieben. Jetzt wollen wir diese WM krönen", sagt Puyol.
Glaubt man dem langjährigen Spanien-Legionär Ruud van Nistelrooy vom Hamburger SV, wird es so kommen: "Sie lassen den Ball laufen wie keine andere Mannschaft. Sie werden gewinnen", sagt er über den Endspielgegner von Oranje.
Del Bosque: "Wir wollen den Pokal nach Hause bringen"
Nationaltrainer Vicente Del Bosque wäre in diesem Fall wahrscheinlich der neue König von Spanien. "Wir haben bis hierhin Weltklasse-Fußball gespielt, auch gegen die ganz starken Deutschen. Gegen Holland wollen wir noch besser werden und den Pokal nach Hause bringen", sagt der 60-Jährige.
In der Heimat rüsten sich alle schon für die große Party. Die Rote Furie, die einst so ungeliebte Nationalmannschaft, vereint die verschiedenen Volksgruppen wie nie zuvor.
Hunderttausende werden von Cadiz bis Barcelona auf den Straßen, vor den Leinwänden mitfiebern - Basken und Katalanen, Andalusier und Galicier.
Villa und Sneijder streiten sich um Goldenen Schuh
Sie werden auch verfolgen können, wie die beiden Superstars dieser WM gleich drei Titel unter sich ausmachen. Es geht nicht nur um den Pokal, sondern auch noch um den Goldenen Ball für den besten Spieler des Turniers und den Goldenen Schuh für den besten Schützen.
David Villa gegen Wesley Sneijder - es könnte am Sonntag ein Duell von entscheidender Bedeutung sein. Und beide sagen: "Ich bin in der Form meines Lebens."
Villa hat bislang - wie Sneijder - fünf Tore erzielt und will auch die Niederländer auf die Hörner nehmen. "Im Endspiel zu stehen, ist ja schon historisch. Aber wir wollen jetzt noch mehr Geschichte schreiben", sagt "Maravilla" (das Wunder).
Sein Sturmpartner dagegen wird wahrscheinlich wieder auf der Bank sitzen. Fernando Torres ist die traurigste Figur der Spanier, ein Spieler, für den der WM-Titel mit einem Makel behaftet wäre.
Spanien erhält königliche Unterstützung
"Er ist großartig, aber auch andere verdienen es zu spielen", meint Del Bosque, und ergänzt vielsagend: "Das ist bitter für diejenigen, die nicht spielen dürfen."
Am Sonntag setzt Del Bosque auf Erfahrung. "Wir sind eine Grupppe von Champions. Viele haben schon große Finals gespielt, und jetzt kommt ihr größtes Spiel. Jetzt können sie zeigen, dass sie es drauf haben."
Das würde auch einen ganz besonderen Fan freuen. Ihre Majestät Königin Sofia wird im Soccer-City-Stadion sitzen und - wie schon im Halbfinale beim 1:0 gegen Deutschland - die Daumen drücken.