Hiddink versetzt Russland ins Schwärmen

SPOX
17. November 200716:41
SPOXGetty
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Moskau - Das Star-Ensemble aus England an den Abgrund gedrängt und das EM-Ticket dicht vor Augen: Der Niederländer Guus Hiddink hat Fußball-Russland ins Schwärmen versetzt und steht als Trainer der russischen Nationalmannschaft vor seinem größten Erfolg. 

Die Sbornaja muss nur noch die letzten beiden Qualifikationsspiele in der Gruppe E in Israel (Samstag) und gegen Andorra (Mittwoch) gewinnen, dann ist die Fahrkarte zu den Europameisterschaften in der Schweiz und in Österreich aus eigener Kraft gesichert.

"Wenn wir die sechs Punkte erreichen, wäre es ein perfektes Geburtstagsgeschenk. Nicht nur für mich, sondern für alle Russen", sagte Hiddink, der in der vergangenen Woche 61 Jahre alt geworden ist.

Prämien wurden erhöht  

Der "Weltenbummler", der bei WM-Endrunden mit den Außenseitern Südkorea (2002) und Australien (2006) schon für Furore gesorgt und die Niederlande (1998) gar ins Halbfinale geführt hatte, erhält Rückendeckung von seinem "Chef": "Auch wenn einige Spieler nach Ende der russischen Meisterschaft müde sind, werden wir es schaffen", sagte Präsident Witali Mutko vom russischen Fußball-Verband.

Der Verband ließ nichts unversucht und schraubte die Prämien für den Fall des Weiterkommens pro Kopf auf stattliche 104.000 Euro (150.000 US-Dollar). Keine "Peanuts", immerhin müssten für die rund 30 eingesetzten Spieler 3,126 Millionen Euro (4,5 Millionen US-Dollar) ausgeschüttet werden.

Hiddink sieht großes Potenzial

Vor dem Spiel in Tel Aviv hat sich Hiddink mit seiner Auswahl auf Zypern in ein dreitägiges Trainingslager zurückgezogen. Während in Moskau bereits der Winter ausgebrochen ist, herrschen auf der Mittelmeer-Insel ähnliche Klima-Bedingungen wie in Israel. "In Israel wartet eine schwierige Aufgabe auf uns. Die Gastgeber haben keinen besonderen Druck, weil sie sich nicht mehr qualifizieren können", glaubt der Niederländer.

Hiddink, der seit 2006 in Russland arbeitet und erst im vergangenen Monat seinen Vertrag um zwei Jahre bis 2010 verlängert hat, sieht ein enormes Entwicklungspotenzial in seiner Mannschaft. "Es hat sich bei uns viel geändert. Wir haben jetzt viele junge Spieler. Eine Teilnahme an der EM würde für sie einen enormen Schub bringen."

Noch immer hat der Kosmopolit Glanz in den Augen, wenn er an den 2:1-Sieg vor vier Wochen gegen die Engländer denkt. "Das war ein großartiger Triumph. Niemand hat diesen Erfolg erwartet. Wenn wir verloren hätten, wäre unser EM-Traum beendet gewesen."

England hat es nicht mehr selbst in der Hand 

Die Engländer haben nur noch ein Spiel gegen die um drei Punkte besser postierten Kroaten und müssen unbedingt gewinnen, um nicht frühzeitig zu scheitern. Im Spiel gegen die Three Lions ließen sich die Russen trotz eines 0:1-Rückstandes nach dem Treffer von Wayne Rooney nicht aus dem Konzept bringen.

"Wir sind nie in Panik geraten", erinnert sich Hiddink. Am Ende feierte sein Team den ersten Heimerfolg gegen das Mutterland des Fußballs. Und: Es war der erste Sieg gegen eine der großen Fußball-Nationen seit dem 3:2-Sieg über Frankreich im Juni 1999 in der EM-Qualifikation.

Hiddink hat seinen Focus bereits auf das nächste Großevent gerichtet. Gemeinsam mit Verbandspräsident Mutko reist der Niederländer am 25. November nach Durban/Südafrika, um an der Auslosung für die Qualifikation zur WM 2010 in Südafrika dabei zu sein. Anscheinend plant der Erfolgscoach schon seinen nächsten Coup.