Torhüter Zlatan Alomerovic (28) wechselte 2006 in die Jugendabteilung des BVB und blieb der Borussia neun Jahre treu. Auf fünf Spielzeiten bei der Dortmunder Zweitvertretung folgte ein enttäuschendes Intermezzo beim 1. FC Kaiserslautern, ein Jahr ohne Verein sowie der Wechsel nach Polen.
Im Interview mit SPOX und Goal erklärt der Deutsch-Serbe, warum es für ihn bei "seinem" BVB nicht für einen Bundesliga-Einsatz reichte und warum er dank Jürgen Klopp dachte, dass er "der Geilste" ist.
Außerdem verrät Alomerovic, weshalb sein Aus beim FCK "eine absolute Schweinerei" war, wie ein Steak in einem Dortmunder Restaurant seine Karriere wiederbelebte und in welchem Bereich die Polen den Deutschen voraus sind.
Herr Alomerovic, als Sie 2015 das letzte Interview mit SPOX führten, kämpften Sie mit der zweiten Mannschaft von Borussia Dortmund um den Klassenerhalt in der 3. Liga. Letztlich stieg man ab und Sie wechselten zum 1. FC Kaiserslautern. Wieso?
Zlatan Alomerovic: Als Thomas Tuchel von Jürgen Klopp die Mannschaft übernahm, hat er direkt klargemacht, dass er unbedingt einen neuen Torhüter haben möchte. Das wurde Roman Bürki und somit war es klar, dass zwei Torhüter gehen sollen. Allerdings hatten Roman Weidenfeller, Mitch Langerak und ich noch einen Vertrag. Deshalb kam Sportdirektor Michael Zorc auf mich zu und meinte: 'Wir respektieren deinen Vertrag, aber wenn eine Anfrage kommen sollte, würden wir dir keine Steine in den Weg legen.' Ich gehörte damals zu den besten Torhütern der 3. Liga, daher war der Schritt in die 2. Liga eigentlich auch logisch.
Sie liebäugelten bereits ein Jahr zuvor damit, den BVB zu verlassen, wurden dann aber von Klopp von einer Vertragsverlängerung bis 2016 überzeugt. Ihr Ziel war es, als dritter Torwart näher an das Profiteam heranzurücken. Waren Sie enttäuscht, dass es dann nur zu sechs Kadernominierungen und keinem Einsatz reichte?
Alomerovic: Der BVB schwebte in den vorherigen Jahren mit dem Gewinn der Meisterschaft 2011, des Doubles 2012 und des Einzugs ins Champions-League-Finale 2013 auf Wolke sieben. Da gab es nicht viel an den Torhütern auszusetzen. Es hat sich einfach nicht ergeben. Die Intention meiner Verlängerung war, mich durch gute Leistungen in der 3. Liga zur Nummer zwei der Profis zu entwickeln. Durch den Abgang von Langerak zum VfB Stuttgart wäre das auch möglich gewesen, doch Tuchel hatte leider andere Pläne.
imago imagesAlomerovic: Klopp? "Außergewöhnlicher Trainer und Mensch"
Wie besonders war Klopp für Sie?
Alomerovic: Er ist ein außergewöhnlicher Trainer und Mensch, der einem ein unglaubliches Selbstbewusstsein vermitteln kann. Er wählte von Zeit zu Zeit aber auch laute Worte und konnte dich zurechtweisen. Ihm gelingt es extrem gut, zur richtigen Zeit die richtigen Dinge zu sagen - und damit packt er die Spieler. Ich kann mich noch genau an mein erstes Freundschaftsspiel in einem Trainingslager erinnern.
Erzählen Sie!
Alomerovic: Ich bin zur Halbzeit eingewechselt worden. Er sagte dann nicht zu mir, dass ich dieses oder jenes machen solle, sondern nur: 'Du bist so gut, du hast jede Menge Stärken. Dann geh' raus und zeig' sie den Leuten.' Danach ging ich auf den Platz und dachte: Ich bin der Geilste! (lacht)
Sie spielten seit 2006 in Dortmund, als Sie sich der U17 anschlossen. Wie schwer fiel Ihnen schließlich der Abgang vom BVB?
Alomerovic: Dortmund ist mein Verein. Ich habe dort in der Jugend um viele Titel gespielt und bin mit der U21 aufgestiegen. Auch an den großen Erfolgen des Vereins ist man in gewisser Weise ja beteiligt gewesen und erlebte sie hautnah mit. Es war schade, wie die Zeit endete. Das ist mir persönlich schwergefallen, aber ich musste es akzeptieren.
Wieso haben Sie sich dann für den FCK entschieden?
Alomerovic: Kaiserslautern hat als einer der ersten Vereine angefragt. Daher habe ich mich mit weiteren Anfragen gar nicht mehr intensiv beschäftigt. Aufgrund der Tradition und der Wirkung des Vereins war mir klar: Ich will unbedingt dorthin und vor der Westkurve vor 30.000 Zuschauern um den Aufstieg in die Bundesliga spielen. Trainer Kosta Runjaic und Sportdirektor Markus Schupp haben mit meinem Berater gesprochen und Torwarttrainer Gerry Ehrmann hat mit seinem ehemaligen Schützling Roman Weidenfeller telefoniert. Es hatte alles gepasst und ich war voll motiviert.
Sie sollten dort den nach Gladbach abgewanderten Tobias Sippel ersetzen. Es wurde zudem ein offener Zweikampf mit Marius Müller um den Posten als Nummer eins angekündigt. Letztlich setzte sich Müller durch. Weshalb bekam er den Vorzug?
Alomerovic: Der Zweikampf wurde zwar ausgerufen, aber er war nicht so offen, wie er nach außen kommuniziert wurde. Letztlich muss ich vor allem feststellen, dass der FCK der falsche Verein für mich war - und das hätte ich früher erkennen sollen.
imago imagesAlomerovic beim FCK: "So verbrennt man einen Spieler"
Inwiefern?
Alomerovic: Der Verein lebt seit Jahrzehnten davon, Torhüter herauszubringen, seien es Weidenfeller, Tim Wiese, Kevin Trapp, Florian Fromlowitz oder Sippel. Die Torhüter haben immer ordentlich Geld in die Kassen gespült, so dass es logisch war, mit Müller auf den Torwart aus der eigenen Jugend zu setzen, um ihn nach einem Jahr verkaufen zu können. Das war ja auch in der Folge auch mit Julian Pollersbeck und jetzt Lennart Grill so. Eigentlich war es beim FCK üblich, dass der zweite Torwart dann die Pokalspiele bekommt, aber auch die wurden mir nicht gegeben.
Wie gingen Sie mit Ihrer Reservistenrolle um?
Alomerovic: Es war deprimierend. Nach drei Monaten wurden der Trainer und der Sportdirektor entlassen. Dann hoffte ich kurz, aber es hat sich nichts verändert. Als Müller eine kurze Schwächephase hatte, ging ich zu Ehrmann und fragte: 'Gerry, wie sieht's aus? Ich bin bereit.' Aber er hat Müller vertraut.
Am Ende kamen Sie nur einmal in der 2. Liga zum Einsatz.
Alomerovic: Das aber auch nur, weil dem neuen Trainer Konrad Fünfstück das Wasser bis zum Hals stand. Das wurde dann hinter dem Rücken von Ehrmann entschieden. Mir unterlief in diesem Spiel auch ein Fehler. Ich hätte mir dennoch gewünscht, dass mir der Trainer noch ein Spiel gibt, bevor er wieder wechselt. Es ist ja auch üblich, dass nicht jede Woche der Torwart getauscht wird, denn so verbrennt man einen Spieler nur.
Ehrmann gilt als einer der besten Torwarttrainer Deutschlands, pflegt aber einen harten Umgang mit seinen Schützlingen. Wie haben Sie ihn erlebt?
Alomerovic: Gerry ist geradeaus, er hat auch keine Angst vor Trainern oder Sportdirektoren. Manchmal geht das vielleicht auch ein bisschen zu weit. Er hat einfach seine klaren Ansichten, die er voll vertritt. Ich war nicht seine Nummer eins und dann merkte ich auch, dass ich nicht die allergrößte Anerkennung erhalte.
Ehrmann wurde im Februar nach über 20 Jahren von seinen Aufgaben entbunden, weil er unter anderem den Trainerstab beleidigt haben soll. Was haben Sie gedacht, als Sie dies erfuhren?
Alomerovic: Er kann schon sehr direkt werden. Ob das jetzt so weit führt, dass er beleidigend wird, kann ich nicht beurteilen. Selbst wenn er es übertrieben haben sollte, müsste der Verein darüber nachdenken, was Gerry für den FCK geleistet hat und ob es wirklich notwendig ist, diese Schlammschlacht in der Öffentlichkeit auszutragen.
Zur neuen Saison kam Tayfun Korkut in die Pfalz, doch Ihnen wurde mitgeteilt, dass man nicht mehr mit Ihnen plant. Wie kam es?
Alomerovic: Mein Berater war mit dem neuen Sportdirektor Uwe Stöver in Kontakt. Korkut hatte den Wunsch geäußert, sich alle Torhüter ansehen zu wollen, bevor er eine Entscheidung trifft. Es war schon sehr merkwürdig, mit vier Torhütern in eine Vorbereitung zu starten. Schließlich wurde mir erst am 15. Juli mitgeteilt, dass man nicht mehr mit mir plant und ich mir einen neuen Verein suchen kann. Das war eine absolute Schweinerei.
imago imagesZlatan Alomerovic nach FCK-Aus ein Jahr ohne Verein
Da zu diesem Zeitpunkt wohl die meisten Torwartpositionen bei anderen Klubs schon besetzt waren, oder?
Alomerovic: Natürlich. Und eine Woche später begann die 3., zwei Wochen danach die 2. Liga. Es war nahezu unmöglich, noch einen Verein zu finden. Kurz vor Transferschluss habe ich dann meinen Vertrag aufgelöst und mich bei der zweiten Mannschaft des BVB fit gehalten.
Es dauerte ein Jahr, ehe Sie bei einem neuen Verein unterschrieben. Zwischenzeitlich sollen Sie im Mai 2017 ein Probetraining bei Hansa Rostock absolviert haben.
Alomerovic: Ich war im Alltag ins Training beim BVB II integriert, was dem Verein aufgrund einiger Ausfälle auch geholfen hat. Im Winter hatte ich dann zunächst ein Probetraining in Nijmegen bei meinem alten A-Jugend-Trainer Peter Hyballa. Dort wollte der zweite Torhüter weg. Ich war dann im Trainingslager mit dabei, aber der Keeper blieb letztlich doch. Und danach kam die kuriose Geschichte mit Rostock.
Was ist dort passiert?
Alomerovic: Ich hatte ein dreitägiges Probetraining. Danach sagten Chef- und Torwarttrainer: 'Das machen wir.' Ich sollte dann noch zum Ligaspiel gegen Erfurt bleiben. Hansa verlor zwar, aber es war kurz vor Saisonende und ging um nichts mehr. Anschließend bin ich sechs Stunden nach Hause gefahren. Als ich auf mein Handy schaute, las ich, dass man den Trainer entlassen hat. Damit war das Thema wieder vom Tisch.
Zlatan Alomerovic im Steckbrief
Geburtsdatum/-ort | 15. Juni 1991/Opstina Priboj |
Größe | 1,87 Meter |
Gewicht | 85 Kilogramm |
Position | Torwart |
Stationen | BVB (Jugend und Aktive), FCK, Korona Kielce, Lechia Gdansk |
Erfolge | 2x Deutscher Superpokalsieger, Polnischer Pokalsieger, Polnischer Superpokalsieger |
Wie hat sich die Vereinslosigkeit auf Ihre Psyche ausgewirkt?
Alomerovic: Ich habe versucht, positiv zu bleiben und mich fit zu halten. Ohne greifbares Ziel war das jedoch schon schwer. Diese Rückschläge haben mich nachdenklich gemacht. Nach dem Motto: 'Vor einem Jahr warst du einer der besten Keeper in der 3. Liga und jetzt will dich keiner mehr zu einem Probetraining einladen.' Ich würde keinem empfehlen, den Vertrag aufzulösen, solange man keinen neuen Arbeitgeber hat. Niemand möchte einen Spieler verpflichten, der in zwei Jahren nur ein Spiel gemacht hat und arbeitslos war. Diese Verantwortung will kein Trainer oder Sportdirektor tragen.
Wie nah waren die Gedanken an ein Karriereende?
Alomerovic: Schon zu meiner BVB-Zeit habe ich mich in Form von Immobilien-Investments mit der Zukunft beschäftigt. Ich wollte aber natürlich nicht akzeptieren, dass jetzt auf einmal alles vorbei ist und bis August 2017 unbedingt versuchen, irgendwo unterzukommen. Hätte das nicht geklappt, hätte ich mir sicherlich Gedanken gemacht.
Wie ging es dann weiter?
Alomerovic: Im Mai hatte die SG Sonnenhof Großaspach aus der 3. Liga angefragt. Dort wollte man mich auch ohne Probetraining haben und bot mir einen Vertrag über zwei Jahre an. Das Gehalt war nicht sehr üppig und das Leben in der Stuttgarter Gegend nicht gerade günstig, daher wollte ich mich nicht gleich für zwei Jahre binden. Ich sagte zu den Verantwortlichen: 'Gebt mir, was ihr wollt, aber ich will nur für ein Jahr unterschreiben.' Ich war absolut bereit, Vollgas zu geben und mich zu präsentieren. Der Verein lehnte das allerdings ab, so dass sich der Wechsel zerschlug.
imago imagesAlomerovic: "Vom Steak in die polnische Ekstraklasa"
Zwei Monate später unterschrieben Sie bei Korona Kielce, einem polnischen Erstligisten. Wie sind Sie dort gelandet?
Alomerovic: Durch eine typische Fußball-Geschichte. In Dortmund gibt es ein Restaurant namens Acqua, das häufig von Fußball-Profis und deren Beratern frequentiert wird. Als ich dort war, kam ich mit dem Inhaber Sam über meine derzeitige Situation ins Gespräch. Er sagte, dass er sich mit den Beratern austauschen würde. Eine Woche später rief er mich an und erzählte, dass Konstantinos Farras, der Berater von Sokratis, aus Bremen kommt und mit Werder-Legende Dieter Burdenski befreundet ist. Und Burdenski hatte gerade Anteile an einem polnischen Verein...
Korona Kielce.
Alomerovic: Genau. Dort suchte man auch einen Torwart. Trainer Gino Lettieri, der auch schon in Deutschland arbeitete, lud mich zum Training ein. Nach mehreren Trainingseinheiten und einem Testspiel wollte er mich noch im Trainingslager sehen, aber ich habe ihm klargemacht: 'Du musst jetzt eine Entscheidung treffen. Ich fahre nicht noch eine Woche mit und du suchst dir in der Zwischenzeit einen Besseren.' Er hat dann nochmal mit dem Verein gesprochen und ein paar Stunden später zugesagt. So war ich plötzlich Spieler in Kielce. Ohne diesen Restaurantbesuch wäre ich jetzt wohl nicht in Polen. Das könnte doch die Überschrift des Interviews sein: 'Vom Steak in die polnische Ekstraklasa.' (lacht)
Was dachten Sie, als Sie Kielce das erste Mal hörten?
Alomerovic: Mein guter Kumpel Antonio Colak spielte ein Jahr zuvor in Gdansk und schwärmte mir von Polen und der Infrastruktur vor. Ich kannte Kielce nur aufgrund des erfolgreichen Handball-Klubs. Mir ging es ja vor allem darum, wieder zurück ins Leben als Profi zu kommen. Dafür wäre ich auch nach Usbekistan gegangen.
Ein wichtiger Grund dürfte auch die Tatsache gewesen sein, dass Kielce in der 1. Liga spielt, oder?
Alomerovic: Klar. 1. Liga, Pay-TV, jedes Spiel wird live übertragen - das war einfach eine geile Aufgabe. Mein Plan war, Vollgas zu geben, die Nummer eins zu werden und den Leuten in Deutschland zu beweisen, dass sie einen Fehler gemacht haben.
Sie waren dann auch Stammtorwart, absolvierten 25 Spiele und beendeten die Saison auf einem starken sechsten Platz. Warum gingen Sie bereits nach einem Jahr zu Lechia nach Gdansk?
Alomerovic: Ich hatte in Kielce keine großen Ansprüche gestellt und einen Einjahresvertrag mit Option auf ein zweites Jahr unterschrieben, wenn ich eine bestimmte Anzahl an Spielen erreiche. Der Plan war, dass ich in der zweiten Saison etwas mehr verdiene, wenn ich mich durchsetze. Wir erreichten dann kurz vor Saisonende die Playoffs und mir fehlten zwei Spiele, damit die Klausel greift. Auf einmal hieß es, man möchte jetzt den dritten Torhüter testen. Da wusste ich natürlich, wie der Hase läuft und mir war klar, dass ich nicht bleiben möchte. Wenn man eine solche Klausel in einem Vertrag zulässt, dann muss man auch die Courage haben, dazu zu stehen. Zu diesem Zeitpunkt hatte Lechia auch bereits angefragt, daher war die Sache schnell erledigt.
Lechia Gdansk landete in der Vorsaison nur auf Rang 13. Hört sich auf den ersten Blick nach einem Rückschritt an.
Alomerovic: Für mich war es vielmehr eine Chance. Ich wurde bei Kielce zu einem der drei besten Keeper der Liga gewählt. Lechia erwischte aus diversen Gründen eine schlechte Saison, ist ansonsten aber einer der Top-Vereine des Landes, der im oberen Drittel mitspielen muss.
Alomerovics Rolle in Gdansk: " Für eine echte Nummer eins zu wenig Spiele"
Stammtorhüter in Gdansk sind Sie jedoch nicht, meist steht Konkurrent Dusan Kuciak im Kasten. Wie bewerten Sie diese Situation?
Alomerovic: Ich würde sagen: Für eine klassische Nummer zwei habe ich zu viele Spiele und für eine echte Nummer eins zu wenige gemacht. Ich habe mir während meiner Zeit der Vereinslosigkeit eine gewisse Lockerheit angeeignet. Ich sehe mich hier als Teil einer Mannschaft, in der jeder seine Rolle hat. Im letzten Jahr gewannen wir den Pokal, ich habe die meisten Spiele gemacht und auch das Finale gespielt. Alles in allem ist das also schon in Ordnung.
Sehnen Sie sich aber nicht danach, einmal zwei oder mehrere Jahre am Stück als Stammkeeper im Tor zu stehen?
Alomerovic: Das wäre natürlich die Idealvorstellung. Mein Papa hat schon früher immer gesagt: 'Warum willst du Torhüter werden, dort hat doch jede Mannschaft nur eine Position frei?' Ich habe hier auch einmal sechs Spiele am Stück gemacht und meist gute Leistungen gebracht. Als ich wieder raus musste, wollte ich auch gar nicht die Begründung des Trainers hören.
Der Pokalsieg ging in Deutschland eher unter. Größeres Interesse rief im September 2019 das Pokalspiel beim Drittligisten Gryf Wejherowo hervor, als Sie von gegnerischen Fans mit Leuchtraketen beschossen und nur knapp verfehlt wurden. Was war da los?
Alomerovic: Man muss wissen: Etwa 30 Kilometer entfernt von Gdansk liegt Gdynia und zwischen Lechia und dem dortigen Klub Arka Gdynia herrscht eine große Rivalität. Unser Pokalgegner kam aus der Nähe von Gdynia, dort wohnen also auch viele Arka-Anhänger. Es war zunächst ein typisches Pokalspiel auf holprigem Platz und Bratwurst-Geruch in der Nase. 50 Leute haben ein bisschen Stimmung gemacht und sind irgendwann die auf die Idee gekommen, Leuchtraketen abzuschießen. Einer hat das wohl nicht vernünftig hingekriegt und eine Rakete ist dann direkt auf mich zugeflogen. Das war schon ein Schreckmoment, anschließend konnte ich mich auch nicht mehr konzentrieren. Die Sicherheit war nicht mehr wirklich gegeben, aber der Ordnungsdienst hat nichts dagegen unternommen.
Sie sind seit knapp drei Jahren in Polen. Wie haben Sie sich privat zurechtgefunden?
Alomerovic: Kielce war schon klein und bot nicht viele Möglichkeiten. Gdansk ist dagegen der Jackpot. Es gibt einen Flughafen, die Ostsee, den Strand, die Wälder, eine wunderschöne Altstadt und ein geiles Stadion für über 40.000 Zuschauer. Viele Deutsche fahren an den deutschen Teil der Ostsee, aber auf der anderen Seite der Grenze ist es genauso schön. Die Unterschiede zwischen Polen und Deutschen sind gar nicht so groß. Sie sind harte und disziplinierte Arbeiter, trinken vielleicht manchmal ein Bierchen mehr - aber sie vertragen es auch besser. (lacht)
Alomerovic: Fußball in Polen "ist keine Landesliga"
Mit welchen Ihrer ehemaligen Mitspieler beim BVB stehen Sie heute noch in Kontakt?
Alomerovic: Mit Milos Jojic, Lukasz Piszczek und Kuba Blaszczykowski tausche ich mich gelegentlich aus. Ansonsten kommentiere ich auch mal ein Foto von Mats Hummels und bekomme dann eine Antwort, aber es hat ja auch jeder sein Privatleben und seine Familie.
Sie haben kürzlich Ihren Vertrag in Gdansk bis 2023 verlängert. Was in Ihrer Vita bislang fehlt, sind Spiele auf internationalem Parkett. Was haben Sie noch vor in Ihrer Karriere?
Alomerovic: Im Fußball weiß man ja nie, ob sich nicht doch schon vor Vertragsende etwas ändert. Ich habe 2019 vor großer Kulisse und wunderschönen Choreographien das Pokalfinale gespielt. Wir waren auch in der Europa-League-Qualifikation mit dabei und spielen immer um eine Trophäe. Das ist nur in der Ekstraklasa möglich. Als ich noch in Deutschland war, habe ich mir auch keine Gedanken über das Ausland abseits der Top-5-Ligen gemacht. Doch das hier ist keine Landesliga. Hier fand die EM 2012 statt, die Stadien sind richtig gut. Ich kann auch hier meine Ziele erreichen.
Zlatan Alomerovic: Statistiken bei seinen Stationen
Verein | Spiele | Gegentore | Zu-Null-Spiele | Minuten |
Lechia Gdansk (seit 2018) | 23 | 24 | 8 | 2.100 |
Korona Kielce (2017/18) | 25 | 29 | 9 | 2.250 |
FCK (2015/16) | 1 | 4 | / | 90 |
BVB II (2010-2015) | 112 | 148 | 34 | 9.938 |