Die neuseeländische Nationalmannschaft bricht ihren Test gegen Katar ab - wegen einer angeblichen rassistischen Entgleisung. Es war am Montag nicht der einzige Vorfall.
Die Spieler der All Whites waren aufgebracht. Urplötzlich gingen sie auf einen ihrer katarischen Gegner los, andere redeten erzürnt auf Schiedsrichter Manuel Schüttengruber ein. Doch all das half nichts. Und so entschied sich die neuseeländischen Fußball-Nationalmannschaft am Montag zu einem bemerkenswerten Schritt - und brach nach angeblicher rassistischer Beleidigungen gegen Nationalspieler Michael Boxall ihren Test gegen WM-Gastgeber Katar nach nur einer Halbzeit ab.
"Es wurden keine offiziellen Maßnahmen ergriffen, so dass die Mannschaft beschlossen hat, in der zweiten Halbzeit nicht mehr anzutreten", teilte der neuseeländische Verband kurz nach dem Spiel per Twitter mit. Der Verbandsvorsitzende Andrew Pragnell betonte, der Verband würde die Entscheidung der Spieler vollends unterstützen: "Wir wollen nie, dass ein Spiel abgebrochen wird, aber es gibt Themen, die über den Fußball hinausgehen, und es ist wichtig, sich dafür einzusetzen."
Zumal es sich bei dem im Sonnenseestadion im österreichischen Ritzing ausgetragenen Spiel kurioserweise nicht um den einzigen Vorfall im deutschen Nachbarland handelte. Auch das Spiel zwischen der irischen U21 und der U22 Kuwaits in Bad Radkersburg konnte nicht zuende gebracht werden, nachdem ein irischer Spieler angeblich Opfer rassistischer Beleidigungen geworden war. Die Iren brachen die Partie ebenfalls ab.
Der kuwaitische Verband wies die Rassismusvorwürfe am Dienstag "kategorisch zurück". Das Spiel sei "aufgrund von übermäßiger Härte und Spannungen zwischen den Spielern" vom Schiedsrichter abgebrochen worden, hieß es in einer Stellungnahme. Der irische Fußballverband gab hingegen bekannt, den Vorfall bei FIFA und UEFA melden zu wollen.
Rassismusvorwürfe: FIFA wartet auf Berichte der Offiziellen
Der Weltverband äußerte sich zunächst nicht zu den Vorfällen. Laut SID-Informationen wartet die FIFA derzeit noch auf die Berichte der Offiziellen und sammelt weitere Informationen. Dennoch dürften die Spielabbrüche in Österreich die Dringlichkeit der Bekämpfung von Diskriminierung noch einmal unterstrichen haben. Insbesondere der Fall Vinicius Junior hatte die Diskussion zuletzt angeheizt, nachdem der Brasilianer von Real Madrid in Spanien immer wieder zum Opfer von Beleidigungen durch gegnerische Fans geworden war.
FIFA-Präsident Gianni Infantino forderte in diesem Zusammenhang zuletzt mehrfach ein härteres Vorgehen gegen die Täter. Rassisten müssten "aus den Stadien auf der ganzen Welt verbannt werden", so Infantino. Ob eine solche Vorgehensweise auch funktioniert, wenn die Beleidigungen von gegnerischen Spielern ausgehen, ist fraglich. Das zeigt das aktuelle Beispiel.
"Vielleicht ist es an der Zeit, dass wir uns die Regeln ansehen", betonte Neuseelands Verbandschef Pragnell am Montag und prangerte an, dass im Spiel trotz "mehrerer Zeugen" nichts unternommen worden sei. Beim Gegner aus Katar sahen sie das anders. "Der Schiedsrichter hat den Austausch nicht gehört", sagte Nationaltrainer Carlos Quieroz, "die Bänke, die Trainer, niemand hat etwas gehört. Es war nur ein Streit zwischen zwei Spielern". Seine Mannschaft habe den Beschluss gefasst, "unseren Spieler zu unterstützen." Neuseeland habe dagegen, so Queiroz, "beschlossen, das Spiel ohne Zeugen abzubrechen."