Schanzer, Chaos, kultige Rückkehrer

SPOX
25. Dezember 201413:38
Zettel-Ewald is back, Groß rockt die Liga, für Ismael läuft's so mittelgetty
Werbung

Auch die 2. Liga hat sich in die Winterpause verabschiedet. Was ist in den ersten 19 Spielen der Saison passiert? Wer sind die Aufsteiger und Enttäuschungen der Hinrunde? Und wer ist denn nun die größte Skandalnudel der Liga?

Die Aufsteiger der Hinrunde

Der FC Ingolstadt war bereits in den letzten Jahren immer genannt worden, wenn es um mögliche Aufstiegskandidaten der Liga ging. Aber erst mit der Amtsübernahme von Ralph Hasenhüttl bei den Oberbayern wurden die finanziell durchaus vorhandenen Mittel auch in die richtigen Bahnen gelenkt.

Der von der VW-Tochter Audi ordentlich alimentierte Klub hat eine überragende Vorrunde hingelegt, mit tollem Fußball elf Siege bei nur einer Niederlage eingefahren. Zur Belohnung thronen die Schanzer sieben Punkte vor der Konkurrenz, die Herbstmeisterschaft war bereits am 15. Spieltag perfekt. Alles andere als der Aufstieg wäre nach so einer dominanten Halbserie eine ziemliche Enttäuschung.

Voll durchgestartet ist auch Darmstadt 98. Der Aufsteiger galt im Vorfeld der Saison als erster Abstiegskandidat. Was aber seit den Playoffs gegen Arminia Bielefeld beim SVD passiert, gleicht einem Märchen. Die Last-Minute-Qualifikation im irrsten Relegationsspiel der Zweitliga-Geschichte in Bielefeld war der Startschuss zu einer fulminanten Saison. SPOX

Die Mannschaft von Dirk Schuster ist die Überraschung der Vorrunde und mittlerweile gibt es nicht wenige, die den Darmstädtern in dieser ausgeglichenen Liga sogar den direkten Durchmarsch in die Bundesliga zutrauen.

Überhaupt sind die drei Aufsteiger bisher bockstark unterwegs. Auch RB Leipzig als Siebter und der FC Heidenheim als Neunter haben die Liga zeitweise ordentlich aufgemischt - beiden ging aber in der Schlussphase der Hinrunde etwas die Puste aus.

Die Enttäuschungen der Hinrunde

Wieder einmal waren es die üblichen Skandalnudeln, die auch in dieser Hinrunde für die größte Aufregung sorgten. Unangefochtener Spitzenreiter in der Kategorie "Chaos-Klub" der Vorrunde dürfte der FC St. Pauli sein.

Die Hamburger wechselten im September und im Dezember den Cheftrainer, beförderten einen ehemaligen Trainer zum Sportdirektor, installierten einen neuen Präsidenten, der an einem Montag verkündet: "Nun wieder handelnde Personen auszutauschen und für noch mehr Verunsicherung zu sorgen, wäre das völlig falsche Signal", um dann 24 Stunden später an einem Dienstag den Sportdirektor zu feuern und durch den ehemaligen Trainer zu ersetzen.

Weniger dramatisch, aber nicht minder turbulent ging es mal wieder in München-Giesing zu. Ricardo Moniz tönte vor der Saison nicht nur vom Aufstieg, sondern nahm ganz selbstbewusst sogar die Zweitliga-Meisterschaft ins Visier.

Nach 86 Tagen im Amt musste Moniz dann beim TSV 1860 seine Koffer packen. Die Löwen standen auf Platz 13, weit entfernt von Meisterschaft und Aufstieg. Insgesamt haben übrigens fünf Klubs ihren Trainer gewechselt (St. Pauli gleich doppelt) - tabellarisch verbessert hat sich dadurch aber nur der 1. FC Nürnberg.

Der Club taumelte unter Valerien Ismael nur so durch die Liga und sah sich Mitte November plötzlich im Abstiegskampf angekommen. Ismael, mit großen Vorschusslorbeeren bei seiner ersten Profi-Station gestartet, hat aber die speziellen Bedingungen in Nürnberg mit einem Klub im totalen Umbruch völlig unterschätzt.

Der Franzose, dessen Ziel als Trainer nichts weniger als die Bundesliga ist, ist nach wenigen Wochen schon brutal auf dem Boden der Tatsachen gelandet.

Seite 1: Aufsteiger und Enttäuschungen

Seite 2: Die Typen - und sonst so?

Die Typen der Hinrunde

Pascal Groß ist der Spieler der Vorrunde. Mit 15 Scorerpunkten führt der Ingolstädter zusammen mit Heidenheims Marc Schnatterer die Scorerliste der Liga an. Besonders bemerkenswert sind die zehn Assists von Groß, der sich als überragender Standardspezialist einen Namen gemacht hat und längst auf dem Zettel einiger Bundesligisten steht.

Rubin Okotie hat in einer verunsicherten Mannschaft, in einem schwierigen Umfeld und unter verschiedenen Trainern bewiesen, dass er für die zweite Liga offenbar doch überqualifiziert ist. Der Löwe hat zwölf Treffer erzielt und ist damit für die Hälfte aller Münchener Tore überhaupt verantwortlich. SPOX

Ähnlich bemerkenswert hat Leipzigs Yussuf Poulsen auf sich aufmerksam gemacht. Der Däne gilt wie Okotie als Juwel, auch beim 20-Jährigen steht eine ganze Reihe an Interessenten Schlange. Abgeben will RB seinen Mittelstürmer aber nicht.

Der auffälligste Defensivspieler der Hinrunde dürfte Braunschweigs Benjamin Kessel sein. Gerade in der Schlussphase der Saison drehte der Rechtsverteidiger brutal auf. Ein Typ der ersten Saisonhälfte ist auch Unions Trainer Norbert Düwel.

Der folgte im Sommer ohne Reputation im Profifußball auf die Union-Institution Uwe Neuhaus und rasierte als eine der ersten Amtshandlungen die Klub-Ikone Thorsten Mattuschka. Union hielt aber trotz heftigen Widerstands und einer völlig verkorksten Anfangsphase an Düwel fest und wurde mittlerweile wenigstens teilweise dafür belohnt. Die Eisernen haben sich aus dem Keller ins gesicherte Mittelfeld gearbeitet.

Und sonst so?

Was sonst noch los war? Jede Menge. Der spektakulärste Trainerwechsel sah mal wieder Peter Neururer in einer Hauptrolle. Die Demission des Bochumer Übungsleiters bleibt als das Theater der Hinrunde hängen - Ausgang noch offen.

Mit einer in jeglicher Beziehung ungewöhnlichen Ansprache hat sich Aues Präsident Helge Leonhardt angemeldet. Seine Pressekonferenz zum Amtsantritt von Neu-Trainer Tomislav Stipic hat jetzt schon ähnlichen Kult-Status wie die Monologe seines Zwillingsbruders Uwe, vor einigen Jahren selbst noch Präsident bei Wismut.

Wenn die Trainerposse auf St. Pauli auch etwas Positives mit sich brachte, dann die Rückkehr von Ewald Lienen in den bezahlten deutschen Fußball. Typen wie Lienen machen die Liga unabhängig von dessen sportlichen Erfolg attraktiv.

Aus der "Rubrik Zahlen" noch zwei Auffälligkeiten: Der VfR Aalen hat offenbar erhebliche Probleme in der Verwertung von Elfmetern. Von sechs Strafstößen (Ligaspitze) in dieser Saison verschossen die Aalener gleich drei (Ligaspitze). Leonardo gelang dabei das Kunststück, zwei seiner drei Versuche zu versemmeln (Ligaspitze).

Der 1. FC Nürnberg ist der Zuschauer-Krösus der Liga. Im Schnitt sahen 32.434 Fans die teilweise wenig ansehnlichen Heimspiele des Clubs - dabei war das Stadion am Valznerweiher noch nie ganz ausverkauft, auch nicht beim Derby gegen Fürth. Schlusslicht in dieser Kategorie ist der übrigens der SV Sandhausen mit 5444 Zuschauern.

Apropos Zuschauer: Bei jeder Partie von RB Leipzig kam es zu mehr oder minder lautstarken Protesten gegen den Brauseklub. RB hat sich als Feindbild schnellstens eingelebt. Aber vielleicht sind die Bullen ja in ein paar Monaten gar nicht mehr Mitglieder der 2. Liga. Dann wäre das Problem auch gelöst.

Seite 1: Aufsteiger und Enttäuschungen

Seite 2: Die Typen - und sonst so?