Die deutsche Nationalmannschaft hat bei der Handball-EM im eigenen Land die realistischen Erwartungen übertroffen, die Entwicklung geht in die richtige Richtung. Trotzdem sorgte Juri Knorr nach der 26:29-Niederlage gegen Dänemark mit einer unnötigen Aussage für Kopfschütteln. Ein Kommentar von SPOX-Redakteur Felix Götz.
"Nein", antwortete Knorr auf die Frage, ob er nicht trotz des Ausscheidens nach großem Kampf gegen Weltmeister Dänemark ein wenig stolz sein könne. Der Spielmacher stand in diesem Moment wie ein Häufchen Elend in den Katakomben der Kölner Lanxess Arena, war kreidebleich und restlos geknickt.
Dann holte der 23-Jährige zu einer Abrechnung mit sich selbst aus: "Es war eines der größten Spiele meiner Karriere und ich wollte es über 60 Minuten so spielen. Das war die ganz große Möglichkeit, was ganz Großes zu schaffen. Es sind schließlich schon viele Mannschaften ins Halbfinale gekommen. Ich wollte mir nichts vorwerfen müssen, aber leider werfe ich mir jetzt etwas vor. Nach der ersten Halbzeit nicht, nach der zweiten schon. Ich spreche jetzt nur über mich, dass ich in der zweiten Halbzeit nicht mehr alles gegeben habe, mich nicht noch mehr in jeden Zweikampf geworfen habe. Das werfe ich mir extrem vor, ich bin von mir enttäuscht."
Knorr hatte zuvor mit vier Toren bei acht Versuchen zwar nicht sein bestes Spiel gemacht. In der zweiten Hälfte wurde dem Mann von den Rhein-Neckar Löwen laut Bundestrainer Alfred Gislason auf eigenen Wunsch des Spielers eine Pause gegönnt, Philipp Weber lenkte stattdessen die Geschicke der DHB-Auswahl.
Einen Grund, so gnadenlos sich selbst gegenüber zu sein, gab es nun aber auch in Bezug auf das Dänemark-Spiel wahrlich nicht. "Herr Knorr, Sie reden Blödsinn", hätte man dem gebürtigen Flensburger am liebsten zugerufen.
Knorr ist mit 47 Toren hinter dem Portugiesen Martim Costa (54) und gleichauf mit dem Franzosen Dika Mem nach acht Partien zweitbester Werfer des Turniers. Er erzielte 5,8 Treffer pro Partie und lieferte mit 29 Assists die meisten Torvorlagen aller DHB-Spieler. Ein schlechtes Turnier war es von Knorr bisher also definitiv nicht, bei allem Ehrgeiz wäre ein wenig Nachsicht sich selbst gegenüber angebracht. Zumal auch sein Auftritt gegen Dänemark nichts mit einem Desaster zu tun hatte.