Stefan Kretzschmar kennt Alfred Gislason gut - genauso gut, wie die Motivations-Tricks des Handball-Bundestrainers. "Manchmal holt er isländische Helden-Sagas raus, um die Jungs irgendwie zu kriegen", verriet der frühere Nationalspieler im Interview mit dem Sport-Informations-Dienst (SID) vor der anstehenden Heim-EM (10. bis 28. Januar): "Er kann ihnen aufgrund seines Erfahrungsschatzes natürlich auch viel mitgeben und er weiß, mit welcher Aggressivität und welchem Fokus man in Länderspiele gehen muss. Er ist jemand, zu dem man einfach aufschaut."
Laut Kretzschmar, einst selbst Spieler unter Gislason beim SC Magdeburg, könne der Isländer "auf jeden Fall eine Mannschaft hinter sich und einer Idee vereinen". Er sei "ein sehr autoritärer Trainer, der in seinem Leben alles schon gesehen und jedes Spiel schon gespielt hat. Er hat ein unheimliches Handballfachwissen und einen großen Erfahrungsschatz", sagte Kretzschmar und ergänzte schmunzelnd: "Ein Experte des Smalltalks ist er nicht."
Seinem ehemaligen Coach und der deutschen Nationalmannschaft traut Kretzschmar bei der EM den Sprung unter die Top Vier zu. Wenn die Euphorie das DHB-Team im Laufe des Turniers trage, "dann können wir durchaus vom Ziel Halbfinale sprechen", sagte er. Dabei gehe er davon aus, dass die Rekordkulisse im Eröffnungsspiel gegen die Schweiz am Mittwoch (20.45 Uhr/ZDF und Dyn) die Mannschaft "eher pusht und die Atmosphäre sie beflügeln wird".
Der Dimension im Düsseldorfer Fußballstadion, wo mehr als 50.000 Zuschauer erwartet werden, sei man sich "noch gar nicht bewusst und das wird sicherlich auch beeindruckend sein", sagte Kretzschmar: "Aber ich glaube, dass dort eine hitzige Atmosphäre erst einmal nicht aufkommt. Das wird uns entgegenkommen."