Nach der Entlassung von Markus Baur und Daniel Stephan beim TBV Lemgo regen sich zahlreiche kritische Stimmen. Unterdessen steht mit Volker Mudrow bereits ein Nachfolger fest.
Die unerwartete Entlassung von Trainer Markus Baur und dem sportlichen Leiter Daniel Stephan beim TBV Lemgo schlägt hohe Wellen. "Unglaublich, das ist ja fast wie im Fußball", sagte Bundestrainer Heiner Brand, der aus seiner Empörung keinen Hehl machte.
Nachfolger des Anfang Januar von Pfadi Winterthur nach Lemgo gekommenen Baur wird Volker Mudrow, der bereits am Donnerstag gegen Magdeburg auf der Bank sitzt.
Mudrow kennt Lemgo
Mudrow hatte den Verein bereits von 2002 bis 2007 trainiert, er holte 2003 die deutsche Meisterschaft und 2006 den EHF-Pokal.
Offenbar hat die von TBV-Geschäftsführer Volker Zerbe als Auslöser für die Trennung von Baur und Stephan angeführte verpasste Qualifikation für die Champions League am vergangenen Wochenende im spanischen Leon ein längst volles Fass zum Überlaufen gebracht.
Zerbe: "Riss zwischen Mannschaft und Team nicht mehr zu kitten
"Die Entscheidungsträger des Vereins haben sich nach dem Turnier in Leon zusammengesetzt und sich zu diesem Schritt entschieden", lässt Zerbe in der offiziellen Stellungnahme des TBV wissen.
"Der Riss zwischen Mannschaft und Trainer ließ sich nicht mehr kitten", ergänzte Lemgos einflussreiches Beiratsmitglied und Ex-Manager Fynn Holpert.
Angst vor dem Absturz ins Nichts
Die Klubspitze war vor der Partie gegen Magdeburg auf Tauchstation gegangen, Fragen wurden keine beantwortet. Ein Grund für die Entlassungen dürfte die Angst vor dem Absturz ins sportliche Niemandsland sein.
Sechs Jahre nach dem zweiten und bislang letzten Meistertitel bangt Lemgos Hauptsponsor und Mehrheitsgesellschafter nach dem Verlust von 500.000 Euro für die Champions-League-Teilnahme und miserablen Ergebnissen in der Vorbereitung um die Erfolgsaussichten in der gerade angebrochenen Saison.
Gerüchte über Disziplinlosigkeiten einiger Spieler bei den Vorbereitungsturnieren kamen hinzu
TBV hofft auf kurzfristige Wirkung
Auch Stephan wurde von der Entwicklung, die Holpert in seiner Funktion als Sportmanager des TBV-Hauptsponsors maßgeblich beeinflusst haben soll, wohl völlig unerwartet getroffen.
Noch Stunden vor seinem Rauswurf hatte das TBV-Urgestein, das in Lemgo 14 Jahre seiner Karriere verbracht hatte und dort zum Welthandballer aufgestiegen war, eine Wende zum Positiven angekündigt. "Die Selbstkritik ist da, alle haben den Ernst der Lage erkannt. Es gab ein reinigendes Gewitter", hatte Stephan versichert.
Abgedroschene Durchhalteparole auf der Homepage
Der Doppelschlag in Lemgo sprengte auch das hochgelobte Trio Zerbe/Baur/Stephan aus der "goldenen Generation" der Nationalmannschaft, das 2004 maßgeblich an EM-Titel und Olympiasilber beteiligt gewesen war. Zerbe gab seine Betroffenheit unumwunden zu: "Natürlich nimmt mich die Situation mit."
Für das Spiel gegen Magdeburg hoffte der TBV jedenfalls auf die kurzfristige Wirkung der nicht unbedingt populären Maßnahme.
Auf der Homepage des Klubs fanden User eine abgedroschene Durchhalteparole: "Nichts heilt ja bekanntlich Wunden so schnell wie sportlicher Erfolg." Der ist in Lemgo nun fast Pflicht.
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