THW Kiel: Die doppelte Perfect Season?

Florian Regelmann
26. August 201216:05
Der THW Kiel ist schon wieder mit dem Supercup-Sieg in die Saison gestartetGetty
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Am Freitag startet die Handball-Bundesliga in ihre neue Saison. Die erneute Meisterschaft des THW Kiel steht schon vor dem Start praktisch fest, es geht nur um die Frage, ob eine Perfect Season wiederholbar ist? Aber: Auch Kiel musste einen bitteren Abgang einstecken und steht spätestens 2013 vor einer Zäsur. Im Kampf um Platz zwei ist alles offen - die Rhein-Neckar Löwen könnten trotz weniger Mittel überraschen. Im Mittelfeld wird teilweise kräftig aufgerüstet. Ganz schwer wird es für die Aufsteiger.

1. THW Kiel

Lineup: Omeyer - Klein (Sigurdsson), Jicha, Narcisse, Zeitz (Vujin), Sprenger, Ahlm

34 Spiele. 34 Siege. 68:0-Punkte. Für die Perfect Season des THW trifft jeder Superlativ zu, den man sich nur aussuchen will. Dass Kiel dann auch noch mit den Triumphen in der Champions League und im Pokal das Triple perfekt machte, war die Krönung der Monster-Saison.

Aber das Krasseste - und Schlimmste (für die Konkurrenz) - kommt erst noch: Obwohl es der THW weit weg schiebt, ist eine Wiederholung des Wahnsinns gar nicht mal so unwahrscheinlich. Okay, die Logik mag einem sagen, dass es völlig unmöglich ist, solch eine Leistung noch einmal zustande zu bringen, aber wenn es ein Verein drauf hat, dann dieser THW.

Eine Sorge hat Kiel aber dennoch: Mit Kim Andersson hat der THW den besten Spieler der letzten Saison verloren. Das ist selbst für Kiel bitter. Andersson wechselte nach Kopenhagen, aber nach der Insolvenz des dänischen Powerhouses ist unklar, wo der Schwede in der neuen Saison auflaufen wird. Eine Rückkehr nach Kiel ist unwahrscheinlich. Andersson soll ein lukratives Angebot aus Katar vorliegen.

Als Ersatz für den Schweden kam Marko Vujin aus Veszprem. Ein Top-Mann, aber wie auch Christian Zeitz kein Andersson. Vor allem in puncto Spielverständnis rein gar nicht. Zudem wird Vujin Zeit brauchen, um die THW-Systeme zu verinnerlichen. Aber hey, zur Not kann Kiel auch mal in alter Franzosen-Manier mit drei Rechtshändern im Rückraum spielen. Es ist ein Jammern auf Mount-Everest-Niveau.

Neben Vujin sind auch Gudjon Valur Sigurdsson (Kopenhagen), Rene Toft Hansen (Kopenhagen) und Patrick Wiencek (Gummersbach) neu. Sigurdssons Rückkehr in die Bundesliga ist zweifellos ein Coup, der Isländer ist die personifizierte Torgarantie auf Linksaußen. Toft Hansen wird am Kreis einen starken Backup für Marcus Ahlm geben, ob der junge Wiencek so viel Spielanteile bekommen wird, ist fraglich. Ob es Sinn ergibt für einen jungen deutschen Nationalspieler nach Kiel zu gehen, sei an dieser Stelle mal dahingestellt.

Nach dem finanziellen Crash in Kopenhagen soll auch Niclas Ekberg noch nach Kiel kommen. Der schwedische Rechtsaußen, seines Zeichens Torschützenkönig der Olympischen Spiele, wäre dann der nächste Kracher. Keine Frage, Kiel wird auch diese Saison dominieren. Interessant wird es erst 2013, wenn unter anderem der Abschied von Über-Torwart Thierry Omeyer bevorsteht und es nach dem Andersson-Abgang eine weitere - noch deutlichere Zäsur - geben wird.

2. Rhein-Neckar Löwen

Lineup: Stojanovic - Gensheimer, Ekdahl Du Rietz, Schmid, Petersson, Groetzki, Myrhol

Es war Jahr für Jahr das gleiche Bild: Die Löwen pumpen Geld in den Kader, pumpen noch mehr Geld in den Kader - und es kommt nichts dabei heraus. Die Löwen wollten Kiel angreifen und Titel holen, geklappt hat es rein gar nicht. Und auf den ersten Blick kann es jetzt auch in Zukunft nicht mehr klappen.

Denn nach Jahren des Investierens ist es in Baden vorbei mit der finanziellen Herrlichkeit. Der einstige Großinvestor Jesper Nielsen ist Geschichte - als Folge musste der Etat um zwei Millionen zurückgefahren werden. Großverdiener wie Börge Lund (Berlin), Krzysztof Lijewski, Karol Bielecki, Ivan Cupic (alle Kielce) sind alle weg, obwohl sie noch Verträge gehabt hätten.

Dennoch setzt SPOX die Löwen im Ranking mutig auf 2. Verrückt? Ja, ein wenig. Aber die Truppe der Löwen hat trotz geringerem Etat enorm viel Potenzial. Im Tor gibt es in der gesamten Bundesliga kein besseres Trio. Neben Goran Stojanovic stehen Niklas Landin (Bjerringbro-Silkeborg) und Ausnahmetalent Jonas Maier zur Verfügung.

Die Verpflichtung von Rückraumshooter Alexander Petersson (Berlin) verdient die Note sehr gut. Der Isländer verkörpert absolutes Weltklasse-Niveau. Auch der Schwede Kim Ekdahl Du Rietz (Nantes/Rückraum links) wird voll einschlagen. Die deutsche Flügelzange mit Star-Linksaußen Uwe Gensheimer und Patrick Groetzki ist ohnehin eine Waffe. Und mit Marius Steinhauser rückt auf Rechtsaußen schon das nächste Toptalent nach. Kurzum: Diese junge Löwen-Mannschaft wird überraschen - und diesmal positiv!

3. HSV Hamburg

Lineup: Beutler - Petersen, Lackovic, Duvnjak, M. Lijewski, Lindberg, Vori

Es ist keine einfache Situation in Hamburg. Wie bei den Löwen sind finanzielle Schwierigkeiten aufgetreten. Jetzt soll sogar das Gehalt der Profis um 20 Prozent gekürzt werden. "Ich mache mir Sorgen um meinen HSV", sagt Kapitän Pascal Hens in der "Bild".

Auch sportlich gibt es Sorgen. Besonders hart ist der lange Ausfall von Toto Jansen (Knieverletzung), mit Fredrik Petersen (Kopenhagen) konnte der HSV allerdings auf die Schnelle noch guten Ersatz finden. Ansonsten ist Schwedens Kreisläufer-Talent Andreas Nilsson (Skövde) der namhafteste Neuzugang.

SPOXspox

Es gibt nach der verkorksten letzten Saison viele Fragezeichen in Hamburg. Wie kann der Abgang der Gille-Brüder Bertrand und Guillaume (Chambery) verkraftet werden? Nicht nur sportlich, sondern vor allem als Leader. Was wird aus dem Dauerverletzten Oscar Carlen? Gelingt es Mimi Kraus endlich, sein Potenzial konstant abzurufen?

Klar ist aber auch, dass im HSV nach wie vor eine Menge Weltklasse steckt. Sobald Jogi Bitter wieder fit ist, bildet er mit Dan Beutler ein exquisites Torhüter-Gespann. Blazenko Lackovic, Domagoj Duvnjak, Hans Lindberg, Igor Vori, dazu Martin Schwalb wieder full-time als Coach - Platz zwei hinter Kiel ist da absolut drin.

4. Füchse Berlin

Lineup: Heinevetter - Nincevic, Christophersen, Jaszka, Igropoulo, Richwien, Laen

Die Füchse sind zu einem Vorzeigeklub der HBL geworden. Sinnvolle Personalpolitik plus hervorragende Nachwuchsarbeit und Einbindung der aufstrebenden Youngster wie Johannes Sellin oder Colja Löffler in den Bundesliga-Kader - vor allem dank Manager Bob Hanning hat sich Berlin als Top-Adresse etabliert. Man darf nicht vergessen: Im Final Four der Champions League waren die Füchse nahe dran, Kiel ein Bein zu stellen.

Der Abgang von Petersson zu den Löwen ist allerdings brutal schmerzhaft, gerade in der Abwehr, auch wenn die Füchse mit Konstantin Igropoulo (Barcelona) guten Ersatz im rechten Rückraum gefunden haben. Der Russe wird die HBL nach einer Eingewöhnungsphase mit seiner Firepower bereichern. Dazu kam mit Börge Lund ein erfahrener Mittelmann von den Löwen, der Bartlomiej Jaszka entlasten wird. Positiv: Sven-Sören "Smöre" Christophersen ist einer der wenigen Deutschen, die bei einem Topklub eine Leistungsträger-Rolle ausfüllen. Das Torhüter-Duo um Silvio Heinevetter und den ebenso starken Petr Stochl bleibt ein Trumpf. Zwischen Platz 2 und 5 ist wie bei den Löwen, Hamburg und Flensburg alles möglich.

5. SG Flensburg-Handewitt

Lineup: Andersson - Eggert, Kaufmann, Mogensen, Glandorf, Svan Hansen, Knudsen

Mit dem Vizemeister ist auch diesmal wieder zu rechnen. Die SG verfügt über eine sehr eingespielte Mannschaft, die mit Steffen Weinhold (Großwallstadt) und Maik Machulla (Hamm) im Rückraum sinnvoll ergänzt wurde. Gerade Weinhold wird der Schritt nach Flensburg gut tun. Der Linkshänder kann auch auf der Mitte spielen und hat das Potenzial, in der Nationalmannschaft zukünftig eine wichtige Rolle zu spielen.

Hinzu kommt die ausgeprägte Heimstärke, Weltklasse-Keeper Mattias Andersson (statistisch der beste Keeper der HBL in der letzten Saison) und ein Coach (Ljubomir Vranjes), der als extrem guter Analytiker gilt. Offen ist, wie schnell Holger Glandorf nach seiner Infektion im linken Fuß und drei (!) folgenden Operationen wieder der Alte sein wird. Und ob Flensburg die Champions-League-Belastung so einfach meistern wird. Der lange Ausfall von Jungstar Petar Djordjic tut zudem immens weh. Als Ersatz kam jetzt der Isländer Arnor Atlason.

6. Frisch Auf Göppingen

Lineup: Rutschmann - Oprea, Horak, Haaß, Markovic, Schöne, Späth

Hinter Kiel kämpfen vier Teams um Rang zwei, danach klafft erst mal eine ordentliche Lücke. Daran wird sich auch in der neuen Saison nichts groß ändern. Gute Chancen, "Best of the Rest" zu sein, hat Frisch Auf. Zwar konnte man zum zweiten Mal in Folge den EHF-Cup gewinnen, aber in der Liga reichte es letzte Saison nur zu Rang acht. Es sollte wieder bergauf gehen. Schade ist es aus Göppinger Sicht nur, dass die eigentlich schon eingetütete Verpflichtung von Weltklasse-Keeper Darko Stanic aus Skopje doch nicht geklappt hat, weil der Serbe plötzlich nicht mehr wollte. Stanic hätte Frisch Auf enorm verstärkt, so liegt die Last im Tor auf Bastian Rutschmann, der aber schon bewiesen hat, dass er Nummer-eins-Potenzial besitzt.

Und: Wenn Stanic schon nicht nach Göppingen wechselte, kam dafür immerhin Zarko Markovic aus Skopje. Der Linkshänder könnte einer der neuen Stars der Liga werden. Zudem bekommt Frisch Auf Regisseur Michael Haaß, unersetzbarer Leader im Team von Velimir Petkovic, nach dessen langer Verletzungspause zurück. Auf Rückraum links bilden Pavel Horak und der in der Rückrunde explodierte Momir Rnic ein wurfgewaltiges Duo.

7. SC Magdeburg

Lineup: Eijlers - Grafenhorst, Kneer, Tönnesen, Schäpsmeier, Weber, Jurecki

Die Magdeburger sind der größte Gegner der Göppinger im Kampf um Rang sechs. Wie alle guten Mannschaften ist auch der SC im Tor (Gerrit Eijlers, Björgvin Gustavsson) stark aufgestellt. Einer der größten Pluspunkte bleibt außerdem die Festung Bördelandhalle. Mit Stefan Kneer und Moritz Schäpsmeier, die beide aus Großwallstadt kamen, wurden die Halbpositionen im Rückraum gut verstärkt. Negativ: Coach Frank Carstens hat noch nicht den gesamten Kader zur Verfügung, einige Rekonvaleszenten müssen erst wieder aufgebaut werden.

8. MT Melsungen

Lineup: Sandström - Allendorf, Stenbäcken, Fahlgren, Vasilakis, Kapiridis, Danner

Aufgepasst auf Melsungen! Diese Mannschaft ist nicht mehr weit davon entfernt, um in den Kampf um Europapokal-Plätze einzugreifen. Das Rezept: Schweden und Griechen. Per Sandström und Neuzugang Mikael Appelgren (Skövde) bilden ein gutes Torhüter-Duo, dazu kommt eine Schweden-Achse im Rückraum mit Jonathan Stenbäcken (Füchse) und Patrik Fahlgren. Was Savas Karipidis auf Rechtsaußen zaubern kann, ist eh bekannt. Das entscheidende Plus im Team von Michael Roth soll aber die Abwehr werden. Dort hat man sich mit Defensivstratege Daniel Kubes aus Kiel hervorragend verstärkt.

9. TBV Lemgo

Lineup: Lichtlein - Bechtloff, Dietrich, Strobel, Hermann, Kehrmann, Preiß

Schwierig einzuschätzen, was vom TBV in der neuen Saison zu erwarten ist. Nach dem Ausstieg des langjährigen Trikotsponsors und Hauptgesellschafters ist man in Lemgo froh, dass es überhaupt weitergeht mit Bundesliga-Handball. Nachdem die Insolvenz vermieden wurde, geht der TBV mit einer talentierten, aber vor allem sehr jungen Mannschaft in die Saison. Besonders im Fokus stehen zwei Youngster, die 2011 Junioren-Weltmeister wurden, und sich jetzt in der HBL durchsetzen wollen: Kreislauf-Talent Hendrik Pekeler und Linksaußen Patrick Zieker. Hirn des Teams bleibt Martin Strobl, der neben seiner Vorarbeiter-Rolle auch im Abschluss immer mehr Verantwortung übernimmt.

Platz 10-18: Von Gummersbach bis Neuhausen

10. VfL Gummersbach

Lineup: Rezar - Mahe, Putics, Schindler, Pfahl, Zrnic, Kopco

Nach der katastrophalen Vorrunde legte Gummersbach eine ziemlich beeindruckende Rückrunde hin. Dass man noch mal in den Abstiegskampf hinein gezogen wird, ist angesichts der Stärke des Kaders eigentlich ausgeschlossen. Die Deckung ist zwar ein riesiges Problemfeld, aber im Angriff (Nr. 6 der HBL) hat Gummersbach beachtliche Stärken. Da wäre zum Beispiel Rückraum-Ass Adrian Pfahl, der in seine letzte Saison beim VfL geht, bevor er zum HSV wechselt. Und auch der französische Shootingstar Kentin Mahe, der sowohl auf Linksaußen als auch auf der Mitte spielen kann, wird wohl spätestens nach Ablauf seines Vertrags 2014 nach Hamburg gehen. Pfahl, Mahe, Rechtsaußen Vedran Zrnic - genügend Klasse ist vorhanden. Am Kreis konnte man sich mit dem Slowaken Michal Kopco (Presov) verstärken.

11. TUS N-Lübbecke

Lineup: Blazicko - Tluczynski, Niemeyer, Vukovic, Svensson, Wilke, Löke

Die größte Veränderung gab es in Lübbecke auf der Trainerposition. Markus Baur ist weg, um erstens DHB-Juniorennationaltrainer zu werden und zweitens bei seiner Familie am Bodensee wohnen zu können, dafür hat Gennadij Chalepo (früher Spieler in Nettelstedt) das Kommando übernommen. Auch unter seiner Regie bleibt Lübbecke auf einen Mittelfeld-Platz gebucht. Rechtsaußen Dennis Wilke kam aus Balingen und sollte wie Rückraumspieler Jens Schöngarth (Melsungen) eine Verstärkung darstellen. Star des Teams bleibt der kroatische Mittelmann Drago Vukovic, der gemeinsam mit Shooter Arne Niemeyer die Mannschaft anführt.

12. TSV Hannover-Burgdorf

Lineup: Ziemer - Lehnhoff, Szücs, Olsen, Mocsai, Johanssen, Andreu

Es mag zunächst etwas seltsam klingen, aber kaum jemand hat im Sommer so auf dem Transfermarkt zugeschlagen wie Hannover-Burgdorf. Im Umfeld wird schon das Wort Europapokal in den Mund genommen. So weit wird es in dieser Saison noch nicht kommen, aber es tut sich was. So kamen mit Torwart Martin Ziemer (Balingen), den Kreisläufern Juan Andreu (Leon) und Joakim Hykkerud (Kristianstad) und den Rückraumspielern Tamas Mocsai (Flensburg) und Mait Patrail (Lemgo) immerhin fünf Nationalspieler. Mittelmann Morten Olsen ist zudem noch nicht am Ende seiner Entwicklung. Sehr spannend, was in Burgdorf passiert...

13. HSG Wetzlar

Lineup: Marinovic - Schmidt, P. Müller, Fridgeirsson, M. Müller, Reichmann, Tiedtke

Nach Platz 15 in der Vorsaison muss dieses Mal etwas mehr drin sein. Mit dem Abstieg darf das Team nichts zu tun haben. Michael Müller ist nach seiner unglücklichen Zeit bei den Löwen bereit für einen Neuanfang und wird sofort eine Führungsrolle ausfüllen. Er ist klar der Hoffnungsträger. Interessant: Im Rückraum wird er an der Seite von Zwillingsbruder Philipp spielen. Als Spielmacher ist Neuzugang Fannar Fridgeirsson (Emsdetten) vorgesehen. Mit Rechtsaußen Tobias Reichmann (Kiel) und Kreisläufer Jens Tiedtke (Großwallstadt) wurden Akteure mit Bundesliga-Erfahrung dazu geholt. Die Abwehr hinter dem Keeper-Duo Nikola Marinovic/Nikolai Weber ist die große Stärke (letzte Saison Rang 3 hinter Kiel und Berlin).

14. TV Großwallstadt

Lineup: Galia - Holst, Graubner, Köhrmann, Thiede, Spatz, Larsson

Weinhold weg. Kneer weg. Tiedtke weg. Neuzugang Runar Karason: Kreuzbandriss. Der TVG wird es extrem schwer haben. Viel Last liegt auf den erfahrenen Spielern: Martin Galia im Tor, Sverre Jakobsson in der Abwehr, Oliver Köhrmann auf der Mitte und Torjäger Michael Spatz auf Außen. Fraglich ist, ob der aus Göppingen gekommene Michael Thiede als Alleinunterhalter im rechten Rückraum ausreicht und wie stark sich der Schweizer David Graubner im linken Rückraum bewährt. Ein Hoffnungsschimmer beim Neuaufbau: Der junge Linksaußen Max Holst, den auch Bundestrainer Martin Heuberger weiter genau beobachten wird.

15. HSG Balingen-Weilstetten

Lineup: Puhle - Ettwein, Schlinger, Herth, Tubic, Billek, Theuerkauf

Wer an Balingen denkt, denkt an Dr. Rolf Brack! Der Coach ist mit seiner Art, Handball spielen zu lassen, eine Attraktion an sich. Da wird einfach mal wie beim Eishockey komplett im Block gewechselt, da wird auch mal mit drei Kreisläufern und drei Rückraumspielern agiert, unkonventionelle Deckungssysteme sind Standard. Dank Brack und der Heimstärke wird Balingen erneut die Klasse halten, trotz so mancher Sorgen. So fallen Kapitän Wolfgang Strobel (Kreis) und das kroatische Toptalent Mario Vuglac (Rückraum rechts) verletzt die komplette Hinrunde aus. Mit Nationalspieler Christoph Theuerkauf ist auf der anderen Seite aber auch eine Verstärkung für den Kreis gekommen. Schlüsselspieler ist der Österreicher Roland Schlinger (Rückraum links), der das Team führen muss.

16. GWD Minden

Lineup: Vortmann - Schmidt, Oechsler, Doder, Klesniks, Svitlica, Svavarsson

Ganz klar, von den drei Aufsteigern hat Minden noch die besten Chancen, die Klasse zu halten. Ein Hauptgrund dafür: Dalibor Doder. Dass der schwedische Regisseur jetzt überhaupt mehrere Jahre schon in der 2. Liga gespielt hat, ist kaum zu glauben. Instinkt-Handballer Doder ist ein überragender Mittelmann, das hat man jetzt auch bei den Olympischen Spielen wieder gesehen. Der 33-Jährige ist die große Führungsfigur in Minden. Mit dem Dänen Anders Oechsler (Kolding) hat Doder im Rückraum jetzt Verstärkung bekommen. Oechsler soll vor allem auch die Abwehr stabilisieren.

17. TUSEM Essen

Lineup: Kulhanek - Handschke, Böhm, Pöter, Lindt, Rahmel, Lenders

Der Turn- und Sportverein Essen-Margarethenhöhe is back! Wer erinnert sich nicht an die glorreichen alten Zeiten mit Stefan Hecker, Jochen Fraatz und Co.? Dreimal war Essen deutscher Meister, dreimal sogar Europapokalsieger. Nun ist TUSEM nach Jahren in den Niederungen zurück in der Beletage - und das früher als eigentlich geplant. Wahrscheinlich zu früh. Der Kader von Coach Maik Handschke (Ex-Kreisläufer in Essen) scheint zu schwach besetzt, um die Klasse zu halten. Hoffnungsträger sind Mittelmann Philipp Pöter und Rechtsaußen Ole Rahmel, der mit 22 Jahren ein riesiges Talent ist und in der 2. Liga Torschützenkönig war.

18. TV 1893 Neuhausen

Lineup: Bauer - Schiller, Büdel, Seitle, Bader, Keinath, Becker

Für alle, die sich fragen, wo Neuhausen überhaupt liegt: Neuhausen ist ein Ortsteil (4000 Einwohner) von Metzingen. Nach 35 Jahren kehrt der TVN nun in die erste Liga zurück. Aber leider nicht für lange. Auch wenn das Team von Coach Markus Gaugisch zu Überraschungen fähig ist (siehe Pokalsieg gegen Göppingen letzte Saison), muss man ehrlich sagen: der Klassenerhalt würde an ein Wunder grenzen. Aufpassen sollte man auf Linksaußen Marcel Schiller, der mit seinen Trickwürfen zuweilen an Gensheimer erinnert.

Der Spielplan der neuen HBL-Saison