Die Situation vor dem letzten Spieltag in der Handball-Bundesliga (JETZT im LIVETICKER) ist völlig verrückt und verspricht Dramatik pur! Mit der SG Flensburg-Handewitt und dem THW Kiel streiten sich zwei Teams um die Meisterschaft. Vier Klubs kämpfen um zwei Europapokal-Plätze und im Tabellenkeller, wo noch kein einziger Absteiger feststeht, kommt es zu einem Endspiel.
Welche Entscheidungen sind bereits gefallen?
Die SG Flensburg-Handewitt und der THW Kiel kämpfen um die Meisterschaft. Aller Wahrscheinlichkeit nach spielen die beiden Klubs aus dem Norden daher auch in der kommenden Saison in der Champions League.
Zwar erhält ab der Saison 2019/2020 nur noch der Deutsche Meister ein definitives Startrecht für die Königsklasse. Es kann aber nach der Saison bei der European Handball Federation (EHF) ein zweiter Startplatz beantragt werden. Und es gilt als ausgeschlossen, dass dieser Startplatz nicht an die HBL und damit an den Vizemeister gehen wird.
Gesichert ist, dass der SC Magdeburg (3. Platz, 52:14 Punkte, +136 Tore) und die Rhein-Neckar Löwen (4. Platz, 50:16 Punkte, +111 Tore) in der kommenden Spielzeit am EHF-Cup teilnehmen werden. Unabhängig davon, welcher der beiden Vereine nach dem letzten Spieltag Dritter oder Vierter ist.
Um die letzten beiden verbleibenden EHF-Cup-Plätze streiten sich die MT Melsungen, die Füchse Berlin, der Bergische HC und Frisch Auf Göppingen.
Im Tabellenkeller geht es noch verrückter zu. Bislang steht noch kein einziger Absteiger in die 2. Bundesliga fest. Klar ist lediglich, dass es aus dem Trio VfL Gummersbach, SG BBM Bietigheim und Eulen Ludwigshafen zwei Teams erwischen wird.
Dagegen ist entschieden, wer den Aufstieg in die HBL geschafft hat. Die "Gallier von der Alb" von der HBW Balingen-Weilstetten sind nach zwei Jahren zurück in Deutschlands Eliteklasse. Die HSG Nordhorn-Lingen ist erstmals seit der Saison 2008/2009 wieder dabei.
Wer wird deutscher Meister?
Eigentlich ist es total verrückt: Kiel (Platz 2, 60:6 Punkte) hat diese Saison 30 seiner 33 HBL-Spiele gewonnen, zuletzt sogar 13 in Serie. Diese Bilanz hätte in den vergangenen sechs Jahren immer zur Meisterschaft gereicht. 2019 langt es wahrscheinlich nicht.
Der Grund: Flensburg (Platz 1, 62:4 Punkte) war noch besser und hat nur zwei Partien verloren. Die Titelverteidigung ist zum Greifen nah, Kiel wäre derweil mit sechs Minuspunkten der beste Vizemeister aller Zeiten.
Holt die Mannschaft von Trainer Maik Machulla beim Bergischen HC mindestens einen Zähler, ist ihr der Titel nicht mehr zu nehmen. Sollte die SG aber eine Pleite kassieren, hätte der THW, dem definitiv nur ein Sieg eine Restchance lässt, tatsächlich die Möglichkeit auf die erste Meisterschaft seit 2015.
Dafür müssen die "Zebras" im letzten Spiel unter Trainer Alfred Gislason, der sich nach elf Jahren von der Förde verabschiedet, zeitgleich die TSV Hannover-Burgdorf bezwingen. Bei Punktgleichheit hätte auf jeden Fall Kiel die Nase vorn, weil der THW das bessere Torverhältnis (+208) gegenüber Flensburg (+187) hat.
"Meister sind wir erst, wenn wir auch die letzte Hürde übersprungen haben", warnte SG-Geschäftsführer Dierk Schmäschke. Zurecht! Der BHC spielt als Aufsteiger nämlich eine grandiose Saison, hat noch die Chance auf das internationale Geschäft, wurde dem Tabellenführer bereits beim Hinspiel in Flensburg (23:25) gefährlich und hat sechs seiner letzten sieben Heimspiele gewonnen.
Platz | Verein | Punkte | Tore |
1 | SG Flensburg-Handewitt | 62:4 | +187 |
2 | THW Kiel | 60:6 | +208 |
Allerdings steigt die Partie nicht in Solingen oder Wuppertal, wo der Bergische HC sonst seine Heimspiele austrägt. Für den ultimativen Showdown zieht der BHC in den ISS Dome nach Düsseldorf um, um durch die dort viel höheren Zuschauereinnahmen noch einmal die Kasse klingeln zu lassen.
Dass Hannover-Burgdorf den Kielern gefährlich werden kann, glaubt derweil niemand. Die Recken belegen lediglich Rang 12 und haben ihren letzten Bundesliga-Auswärtssieg im Februar in Minden geholt.
Wer qualifiziert sich für den EHF-Cup?
Wie bereits erwähnt werden Flensburg und Kiel aller Voraussicht nach 2019/2020 in der Champions League vertreten sein. Da der THW in dieser Saison den EHF-Cup gewonnen hat, erhält die HBL einen weiteren Startplatz in diesem Wettbewerb. Das bedeutet, dass neben Magdeburg und den Löwen auch der Fünfte und Sechste der Tabelle dabei sein wird.
Der MT Melsungen (5. Platz, 40:26 Punkte, +18 Tore) genügt bereits ein Remis gegen den TBV Lemgo, um sicher qualifiziert zu sein. Sollten die Nordhessen aber verlieren und gleichzeitig die Füchse Berlin (Platz 6, 38:28 Punkte, +27 Tore) gegen die HSG Wetzlar sowie der Bergische HC (Platz 7, 38:28 Punkte, +14 Tore) in Flensburg gewinnen, würde Melsungen in die Röhre schauen. Zumindest, wenn es dem BHC gelingt, das um vier Treffer schlechtere Torverhältnis wettzumachen.
Wird Melsungen mindestens einen Zähler holen, wovon auszugehen ist, bliebe das Fernduell zwischen Berlin und dem BHC. Die Rechnung ist einfach: Der Bergische HC muss am letzten Spieltag mehr Zähler als die Füchse holen oder - sollte Berlin gewinnen - in Flensburg ein aberwitziges Schützenfest abliefern.
Platz | Verein | Punkte | Tore |
5 | MT Melsungen | 40:26 | +18 |
6 | Füchse Berlin | 38:28 | +27 |
7 | Bergischer HC | 38:28 | +14 |
8 | Frisch Auf Göppingen | 36:30 | +9 |
"Wir würden auch ein Jahr ohne Europa überstehen. Aber es wäre mit einem wirtschaftlichen Einschnitt verbunden", sagte Füchse-Manager Bob Hanning im Podcast Kreis Ab: "Wir brauchen aber Europa, um in Berlin wahrgenommen zu werden."
Selbst Göppingen (Platz 8, 36:30 Punkte, +9 Tore) hat noch eine minimale Chance, Rang sechs zu erobern. Dazu müssten Berlin und der BHC verlieren, während die Göppinger den SC Magdeburg aus der Halle schießen müssten.
Wer steigt aus der Bundesliga ab?
Der Abstiegskampf in der HBL ist in diesem Jahr nichts für schwache Nerven. Vor dem letzten Spieltag steht noch kein Absteiger fest. Doch es ist noch dramatischer: Mit der Partie zwischen der SG BBM Bietigheim (Platz 17, 13:53 Punkte, -174 Tore) und dem VfL Gummersbach (Platz 16, 13:53 Punkte, -154 Tore) steht ein echtes Abstiegs-Endspiel auf dem Programm.
Der Sieger der Partie bleibt erstklassig, der Verlierer steigt ab. Sollte es ein Unentschieden geben, wäre Bietigheim ebenfalls sicher abgestiegen. Doch Gummersbach wäre deswegen keineswegs gerettet. In diesem Fall würde Schlusslicht Eulen Ludwigshafen (Platz 18, 12:54 Punkte, -154 Tore) ein Sieg gegen Minden zum Klassenerhalt reichen.
Die meisten Fans in Deutschland werden wohl dem ruhmreichen VfL Gummersbach die Daumen drücken, der nach 53 Jahren Erstliga-Zugehörigkeit in Folge diesmal absteigen könnte und aus dem Handball-Legenden wie Heiner Brand oder Andreas Thiel entsprungen sind.
Platz | Verein | Punkte | Tore |
16 | VfL Gummersbach | 13:53 | -154 |
17 | SG BBM Bietigheim | 13:53 | -174 |
18 | Eulen Ludwigshafen | 12:54 | -154 |
"Die hohe nervliche Belastung wäre mir zu viel", erklärte Ex-Bundestrainer Brand, warum er am Pfingstsonntag nicht nach Bietigheim reisen wird. Kult-Torhüter Thiel ist entspannter: "Es ist erst vorbei, wenn es vorbei ist. Es hat doch immer irgendwie geklappt."
Gummersbach wurde in seiner ruhmreichen Historie 12 Mal Meister und gewann fünf Mal den Europapokal der Landesmeister. In den letzten Jahren ging es aber immer steiler bergab beim "Bundesliga-Dino" aus dem Oberbergischen Land.
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