Who the fuck is Pieczkowski?

Felix Götz
05. Mai 201513:38
Dagur Sigurdsson zauberte Niclas Pieczkowski aus dem Hutgetty
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Das DHB-Team betreibt mit den Spielen gegen Spanien Werbung in eigener Sache, das EM-Ticket ist so gut wie sicher. Bundestrainer Dagur Sigurdsson zaubert einen "No Name" aus dem Hut, der dann auch noch groß aufspielt. Auf geht's in die polnische Salzmine.

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Die Partie im öffentlich-rechtlichen Fernsehen übertragen, 11.189 Fans in der Mannheimer SAP Arena aus dem Häuschen: Ein bisschen erinnerte die Atmosphäre beim 29:28-Sieg gegen Spanien - wohlgemerkt eines der absoluten Schwergewichte im Welthandball - an die guten alten Zeiten.

Das Beste an der Sache: Es war keine Wiederholung, sondern die Gegenwart. Genauer gesagt eine Bestätigung für den unter dem Strich guten Auftritt der deutschen Nationalmannschaft bei der WM in Katar.

Im Badischen stand ein echtes Team auf der Platte, das mit Herzblut, Leidenschaft, Spielwitz und vor allem Mut agierte. Eine Truppe, die einen fesselnden Auftritt hinlegte. Beispielhaft dafür ist ein gewisser Niclas Pieczkowski zu nennen.

Rotzfrecher Pieczkowski

Dem Normalo-DHB-Fan gänzlich unbekannt, den besser informierten in der HBL eher selten außergewöhnlich aufgefallen. Bis zum vergangenen Mittwoch jedenfalls. Doch dann legte der Rückraumspieler der TuS N-Lübbecke so richtig los. Rotzfrech schenkte der 25-Jährige dem Weltmeister von 2013 fünf Buden ein.

Angst? Fehlanzeige! Respekt? Pah, doch nicht vor Spanien! Die Selbstverständlichkeit, mit der Pieczkowski drei Tage nach seinem Länderspiel-Debüt gegen die Schweiz (30:18) aufdrehte, war eine wahre Freude. "Am Ende habe ich mein Ding gemacht", strahlte der Lübbecker, der als besondere Auszeichnung von den Iberern zeitweise sogar in Manndeckung genommen wurde.

Sigurdsson bleibt seiner Linie treu

Möglich gemacht hat diese schöne Geschichte Dagur Sigurdsson, der seiner Linie treu bleibt. Einmal mehr bewies der Bundestrainer mit einer Nominierung eines "No Name" Mut. Mut, der dem DHB in der Vergangenheit oft abging.

Sigurdsson schenkte Pieczkowski Vertrauen und gab ihm, wie er es immer macht, eine klare Aufgabe mit auf den Weg. Es funktionierte. Der Isländer erweist sich so immer mehr als der richtige Mann am richtigen Ort.

Dass es vier Tage später im Hexenkessel von Leon - wie immer angeführt von den unverzichtbaren Uwe Gensheimer (in beiden Spielen zusammen mit 14 Toren bester DHB-Werfer) und Steffen Weinhold (9 Treffer) - eine 20:26-Pleite setzte, ist kein Beinbruch.

Pleite als wichtige Erfahrung

Am herausragenden Hexer Arpad Sterbik, der neben der mäßigen Chancenverwertung der deutschen Mannschaft hauptverantwortlich für das Ergebnis war, ist schon manch anderer gescheitert. Außerdem fiel das Resultat um ein paar Tore zu hoch aus, Deutschland spielte keinesfalls schlecht, war in der Abwehr sogar stark.

"Für viele unserer jungen Spieler war es die erste Erfahrung in einer solchen Atmosphäre und unter einem solchen Druck. Diese Partie war eine sehr wichtige Erfahrung", brachte es Sigurdsson auf den Punkt, der in Spanien Andreas Wolff für Silvio Heinevetter und Simon Ernst für Stefan Kneer in den Kader berief.

Unter dem Strich bleibt: Die deutsche Truppe entwickelt sich und ist weiterhin auf einem guten Weg. Das Ticket für die EM in Polen ist so gut wie gelöst, die Peinlichkeit einer Wildcard bleibt diesmal erspart. "Ich bin insgesamt happy mit meinem Team", sagte Sigurdsson.

Auf in die Salzmine

Zur Qualifikation fehlt noch ein Sieg. Und in der Spanien-Verfassung ist eine Niederlage am 10. Juni in Vantaa gegen Finnland nicht vorstellbar.

Vier Tage später geht es zum Abschluss in Kiel gegen Österreich. Bereits am 20. Juni werden die Gruppen für die EM ausgelost - in der Salzmine Wieliczka bei Krakau.

Suche nach dem Boss beginnt

Neben dem sportlichen Auftreten dürfen zwei weitere Punkte positiv verbucht werden. Die HBL unterstützte das DHB-Team - was längst nicht immer der Fall war - und verzichtete auf den Spieltag am Sonntag vor dem Spiel in Mannheim, weshalb eine vernünftige Vorbereitung möglich war.

Zudem nahm die Präsidenten-Findungskommission endlich ihre Arbeit auf und stöbert nach einem Nachfolger für den zurückgetretenen Bernhard Bauer. Eine schnelle Entscheidung ist allerdings nicht zu erwarten.

Kolumne: Zum Teufel mit den Eitelkeiten

Die Landesverbandspräsidenten Lutz Rohmer, Peter Rauch und Thomas Ludewig ziehen erstmal durch die Lande, um unter den Landes- und Regionalverbandspräsidenten Kandidatenvorschläge einzusammeln.

Bleibt festzuhalten: Ein starker Bundestrainer, eine schlagkräftige Mannschaft, das EM-Ticket quasi in der Tasche, eine unterstützende HBL, die das Wichtigste im Handball - das Nationalteam - erkannt hat und hoffentlich bald auch ein geeigneter Präsident. Der deutsche Handball hat schon schlechtere Tage erlebt...