Andre Pollmächer hat bei der EM in Zürich für die beste deutsche Platzierung seit 28 Jahren gesorgt, für Sabrina Mockenhaupt endeten die Titelkämpfe in der Schweiz hingegen im Krankenhaus.
Während Pollmächer mit Platz acht für das ersehnte Lebenszeichen der seit Jahren schwächelnden deutschen Langstreckler sorgte, stieg die verletzte Mockenhaupt unter Tränen aus.
"Ich hab gekämpft wie ein Schwein und bin irgendwie durchgekommen. Ich bin so happy, das ist unglaublich", sagte Pollmächer nach seinem 2:14:51 Stunden langen Kraftakt am Zürichsee.
Gegen Ende des Rennens hatte der 31-Jährige aus Düsseldorf richtig aufgedreht und war auf den letzten sieben Kilometern noch von Platz 13 in die Top 10 gestürmt. "Diese Härte und diesen Kampf habe ich trainiert, und ich bin so froh, dass sich das ausgezahlt hat. Rio ist jetzt das große Ziel", sagte er im "ZDF".
Zuletzt gab es 1986 eine bessere deutsche Platzierung in einem EM-Marathon. Damals hatten Herbert Steffny und Ralf Salzmann in Stuttgart Rang drei und vier belegt. Dabei war Pollmächers Start in Zürich lange fraglich gewesen. Er hatte einen Verzicht in Betracht gezogen, um einen der lukrativen Stadtläufe zu bestreiten.
Diskussionen mit dem DLV
"Da ich in Düsseldorf nicht ins Preisgeld gelaufen bin, kann ich es mir nicht leisten, einen Herbst-Marathon zugunsten der EM wegzulassen. Irgendwie muss ich ja auch meine Miete zahlen", hatte Pollmächer, der keiner Sportfördergruppe angehört, dem Internetportal "laufen.de" gesagt. Nach Diskussionen mit dem DLV hatte er sich letztlich doch zum Start in Zürich entschieden.
Europameister wurde dort souverän in 2:11:08 Stunden der Italiener Daniele Meucci, der sich vor dem Polen Yared Shegumo (2:12:00) und dem Russen Alexei Reunkow (2:12:15). Titelverteidiger Viktor Röthlin aus der Schweiz wurde in seinem letzten Marathon in 2:13:07 Stunden Fünfter.
Bitteres Aus für Mockenhaupt
Das Frauen-Rennen am Samstag hatte zuvor für Sabrina Mockenhaupt ein bitteres und vorzeitiges Ende genommen. Bis zur Hälfte der Distanz hatte sich die 33-Jährige von der LG RheinSieg unter Schmerzen durchgeschleppt, lag aber schon fast neun Minuten hinter der Spritze.
Nach ihrem Ausstieg war Mockenhaupt nur noch ein Häuflein Elend, wurde sofort von Helfern betreut und zur Untersuchung in die Klinik gebracht.
"Ein MRT hat darüber Aufschluss gegeben, dass ich mir beim 10.000-m-Rennen am Dienstag eine Prellung in der Ferse zugezogen habe und das rechte Fußgelenk absolut überlastet war", berichtete Mockenhaupt.
"Die Schmerzen im Fuß wurden von Kilometer zu Kilometer mehr. Um Schlimmeres zu verhindern, bin ich zum ersten Mal bei einem Marathon nicht ums Aussteigen herumgekommen."
Deutsche weit abgeschlagen
Keine Chance auf eine vordere Platzierung hatten auch die beiden anderen Deutschen. Mona Stockhecke (Hamburg), die in Zürich lebt und im April den dortigen Stadtmarathon gewonnen hatte, kam in 2:35:44 Stunden auf Platz 22. Katharina Heinig (Frankfurt) wurde 28. (2:40:11).
Den Sieg sicherte sich die Französin Christelle Daunay. Die 39-Jährige setzte sich in Meisterschafts-Rekordzeit von 2:25:14 Stunden vor Vize-Weltmeisterin Valeria Straneo aus Italien (2:25:27) durch.