Nach dem "Fall Goldmann" wollen nun weitere ehemalige Leichtathletik-Trainer der DDR Stellung zu ihrer Dopingvergangenheit beziehen. Eine zeitnahe Lösung ist angedacht.
Gut ein halbes Dutzend Leichtathletik-Trainer mit Dopingvergangenheit in der DDR wollen offenbar in die Offensive gehen. Sie bereiten derzeit eine Erklärung vor, in der sie einräumen, ins Staatsdoping-System der ehemaligen DDR eingebunden gewesen zu sein.
"Wir haben als Verband angeregt, dass sich die Trainer über die Problematik von Werner Goldmann und die Frage der Vergangenheitsbewältigung verständigen", sagte Eike Emrich, Vizepräsident Leistungssport des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), dem Sport-Informations-Dienst "sid".
"Wir haben keinen Termin gesetzt, aber ich denke, es wird eine zeitnahe Lösung geben."
DLV fordert zeitnahe Lösung
Der DLV will die Problematik deutlich vor der Heim-WM in Berlin (15. bis 23. August) lösen. "Wenn sich ein Trainer heute für einen sauberen Leistungssport engagiert, dann muss ich wissen, wie er zu seiner Vergangenheit steht", meint DLV-Präsident Clemens Prokop.
Derzeit beschäftigt der Verband laut Prokop noch sieben von einst 32 hauptamtlichen Bundestrainern mit DDR-Vergangenheit.
"Es ist aber kein Problem der Leichtathletik oder von Werner Goldmann, sondern ein Strukturproblem des deutschen Sports", sagt Prokop, der die vorzulegende Erklärung prüfen und dann über das weitere Vorgehen mit Deutschem Olympischen Sportbund (DOSB) und Bundesinnenministerium (BMI) beraten will.
"Eine Generalamnestie halte ich aber nicht für möglich." Diese war vom Vorsitzenden des Bundestags-Sportausschusses angeregt worden.
Goldmann nur der Stein des Anstoßes
Anlass der Debatte ist die Entlassung von Kugelstoß-Bundestrainer Werner Goldmann auf Empfehlung der unabhängigen Dopingkommission des DOSB. Goldmann war von DDR-Dopingopfer und Stasi-Spitzel Gerd Jacobs beschuldigt worden, ihm Anfang der 80er Jahre Dopingmittel verabreicht zu haben.
Gegen die Entlassung protestierten 20 Sportler in einem offenen Brief, darunter der Diskus-WM-Zweite Robert Harting (Berlin) und die dreimalige Diskus-Weltmeisterin Franka Dietzsch.
Goldmann kämpft gerade vor dem Arbeitsgericht in Darmstadt für seine Wiedereinstellung. Eine vom DLV angestrebte gütliche Einigung lehnte die Goldmann-Seite vor einer Woche ab.
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