Der frühere 200-m-Vizeeuropameister Manfred Ommer schießt kurz vor der Leichtathletik-WM scharf gegen Usain Bolt und sieht Jamaikas Superstar als Auslöser für Doping-Praktiken. Im Fußball hält er Dopingkontrollen allerdings für unnütz.
"Der verarscht doch die Leute", sagte Ommer: "Die deutschen Sprinter, die laufen sich warm, die machen Gymnastik, und der kommt in Badelatschen ins Stadion, guckt ein bisschen blöd in der Gegend rum, dann zieht der seine Spikes an und läuft im Vorlauf mal locker 9,8. Das ist doch Verarsche. Dann kann es passieren, dass der deutsche Athlet irgendwann auch sagt: Pass mal auf, wenn ich deine Pillen hätte, wäre ich auch so schnell."
"Darüber lacht sich Bolt doch kaputt"
Im Gegensatz zu Ommer, der bereits 1977 Doping eingeräumt hatte, gilt Bolt als sauber. Ommer glaubt aber: "Irgendwann werden sie Bolt aus dem Verkehr ziehen. Es ist nicht ohne diese leistungssteigernden Mittel machbar."
Die moderne Leichtathletik sei nicht mit Ommers Ära vergleichbar: "Heute kannst du da Millionär werden, wir haben nicht mehr diese Zuckerwatte von Anfang der 70er Jahre, das Anabolika. Da lacht sich der Usain Bolt doch kaputt drüber."
Der finanzielle Anreiz verleite laut Ommer vor allem Sportler aus ärmeren Ländern zur Manipulation: "Wir reden hier gerade über Sprinter aus Jamaika, Trinidad und von den Bahamas. Und die stellen sich natürlich die Frage: Nehme ich jetzt die Pille und werde Millionär oder bleibt die Blechhütte bis zum Lebensende mein Zuhause?"
"Flächendeckendes Doping unrealistisch"
Ein flächendeckendes und wirksames Anti-Doping-System hält Ommer für nicht realistisch: "Wieviel Pipi soll denn jeden Tag durch die Welt geflogen werden in die Dopinglabore? Es gibt Verbände, die hätten kein Geld mehr, um an Wettkämpfen teilzunehmen, weil die Kosten für die Dopingkontrollen dann nichts mehr hergeben."
Er selbst habe mit Doping angefangen, um im Vergleich mit ostdeutschen Sprintern mitzuhalten: "Bei meinem ersten Länderkampf, der EM 1971 in Helsinki, saßen wir auf der Tribüne, und wir konnten das Scheißlied nicht mehr hören, das war die Hymne der DDR. Dann gehst du zu deinem Arzt und sagst: Warum haben wir nicht die Pillen?"
Keine Kontrollen im Fußball
Im Gegensatz zur Leichtathletik, sieht Ommer im Fußball allerdings keine Notwendigkeit für Dopingkontrollen: "Ich brauche keine Blutkontrolle im Fußball. Wo ist denn das Problem? Es ist doch alles in Ordnung. Laufen da welche mit Schaum vorm Mund rum oder treten die Leute tot? Da gewinnt Bayern München 8:0, aber einer hat aus Versehen ein Grippemittel genommen. Und dann hat der Gegner 2:0 gewonnen? So soll die Meisterschaft entschieden werden? Brauche ich nicht. Fußball - wunderbar, alles bestens."
Der 62-Jährige ist der Meinung, dass Leistungen im Fußball generell nicht hinterfragt werden: "Im Stadion hast du diese Diskussion nicht. Der schießt drei Tore und keiner sagt: Na ja, ob der jetzt aber clean war? Besser als der deutsche Fußball dasteht in der Welt, kannst du nicht dastehen."
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