Die deutsche Sprinterin Gina Lückenkemper hat sich nach ihren zuletzt starken Auftritten über die 100 Meter gegen überharte Kritik zur Wehr gesetzt. Sie sei in den letzten Jahren "oft durch den Dreck gezogen" worden.
Endlich - mit diesem Wort brachte Gina Lückenkemper ihre Gefühlslage auf den Punkt. Lang anhaltende sportliche Krisen liegen hinter der Sprinterin, nun meldet sie sich mit ihrer besten Zeit seit fast vier Jahren über die 100 m im "Superjahr" der Leichtathletik zurück. Und das im wahrsten Sinne des Wortes "mit links".
In 11,04 Sekunden stürmte die 25-Jährige am Samstag in Wetzlar zur WM-Norm. Zuletzt war sie beim EM-Finale 2018 schneller gelaufen, als sie in Berlin in 10,98 Sekunden Silber holte. Was sich geändert hat? Statt mit dem rechten Bein startet Lückenkemper nun einfach mit dem linken Bein vorne.
"Die biomechanischen Auswertungen beim Staffeltraining in Florida haben gezeigt, dass ich besser ablaufe, wenn das linke Bein vorn ist", erklärte Lückenkemper in ihrem Podcast "30 Minuten Fliegend".
Im Training habe sie sich gefühlt "wie der erste Mensch, weil ich das so lange nicht mehr gemacht habe", sagte Lückenkemper. Aber: "Ich bin bedeutend schneller aus dem Quark gekommen." So auch in Wetzlar, wo die gebürtige Westfälin bereits im Vorlauf mit 11,07 Sekunden glänzte.
Ihre Leistung sorgte bei Lückenkemper für Tränen "vor purem Glück" und Erleichterung - endlich, wie sie auf Instagram betonte: Endlich würden sich "Geduld und harte Arbeit" auszahlen, "endlich sind mein Körper, mein Kopf und ich uns wieder einig und können endlich wieder das zeigen, wofür ich die letzten Jahre bereits hart gearbeitet habe."
In den letzten Jahren sei sie "oft durch den Dreck gezogen", sagte sie gegenüber leichtathletik.de. "Aber dadurch durfte ich viel über mich und mein Umfeld lernen, auch wenn es teilweise echt nicht einfach war. Endlich sind mein Körper und mein Kopf uns wieder einig und können endlich wieder das zeigen, wofür ich die vergangenen Jahre hart gearbeitet habe."
Und das pünktlich vor der WM in Eugene/Oregon (15. bis 24. Juli) und der Heim-EM in München (15. bis 21. August). Mit 11,04 Sekunden ist Lückenkemper, die für den SSC Berlin startet, bislang die zweitschnellste Europäerin nach der Britin Dina Asher-Smith (10,98 Sekunden) in diesem Jahr.
Früher sei sie auch schon mit links gestartet, erklärte Lückenkemper im Podcast. 2017 habe sie dann aber die Position verändert. "Das lief ja auch sehr, sehr gut." Allerdings scheine es so, "als würde es auf der anderen Seite im Moment besser laufen."