Monte Carlo - Frederick Carlton Lewis hebt den Zeigefinger und legt los: "Gebt mir zwei Wochen, um die Welt zu retten." Der athletische Mann mit der schlanken Metallbrille grinst, die Zuhörer lachen. War doch nicht ernst gemeint, oder?
Nein, nicht wirklich: Denn einer wie Carl Lewis braucht nur 30 Minuten für so eine Rettungsaktion. "Dopingtests und Wettkampfsperren - who cares, wen kümmert das? Das ist mir egal, das ist nicht mein Thema", versichert der Welt-Leichtathlet des Jahrhunderts. "Wir müssen sie schnappen, bevor sie betrügen. Stoppt sie vorher! Das ist die Mission."
Zehn Jahre nach dem Ende seiner schillernden Karriere könnte Carl der Große glatt als Dozent durchgehen, der seinen Studenten zeigen will, dass er mit seinen 46 Jahren noch nicht zu alt für moderne Ideen ist. Und wenn es nach dem Leichtathletik-Weltverband IAAF geht, ist der neunmalige Olympiasieger aus den USA sogar ihr "Held", er war natürlich ein Stargast auf der Glamour-Gala in Monaco.
Lewis sponsert Team mit 400 Jugendlichen
Dafür hat sich der Globetrotter die Zeit genommen, die er eigentlich nicht hat. "Ich arbeite sehr hart und reise sehr viel. Das ist wirklich ein anstrengender Job", erklärt Lewis, der zwischen 1983 und 1997 im Sprint und Weitsprung Gold wie kein Zweiter scheffelte und längst eine lebende Legende ist. Zehn Olympia-Medaillen (9 x Gold) und zehn WM-Plaketten (8 x Gold) sprechen Bände.
Heute engagiert sich Lewis mit seiner Stiftung, der CL Foundation, in Kalifornien für den Nachwuchs, sponsert ein Team mit 400 Jugendlichen. Natürlich ist er auch Manager, Schauspieler, Produzent, auch als Sänger und Unternehmer hat sich der Weltbürger aus Birmingham/Alabama schon versucht.
"Wir müssen gemeinsam aktiv werden"
Und als Dozent. Dabei ist immer noch das Funkeln in den Augen, die Leidenschaft für den Sport sieht und spürt man. Marion Jones? Wie sie den amerikanischen Kids, die auch einmal große Leichtathleten werden wollen, erklären soll, warum sie gedopt hat? "Das ist nicht das Entscheidende. Am Ende des Tages hat Marion ihre Wahl getroffen. Nun steht sie vor dem Problem, wie sie es ihren eigenen Kindern mal erklärt", meint Lewis.
Die Leichtathletik habe heute eigentlich nur ein Problem - wie sie von außen wahrgenommen wird. "Wer spricht denn über den schnellsten Mann der Welt, wenn die Leute glauben, dass unser Sport schmutzig ist?", fragt Lewis. "Wir alle müssen die Welt davon überzeugen, dass die Leichtathletik sauber ist und nicht mehr betrogen wird." Um etwas zu ändern, "müssen wir gemeinsam aktiv werden: Athleten, Manager, Trainer, Meeting-Veranstalter".
Lewis selbst im Visier der Dopingfander
Wenn heute ein Athlet dopt und auffliegt, ist er der einsamste Mensch der Welt, weiß Lewis. "Sein Manager sagt dann, das ist jetzt seine Sache, und sein Trainer meint, davon habe ich nichts gewusst." Für die Leichtathletik-Fans im "Mittelalter" sind solche Ansagen eine Steilvorlage.
Schließlich ist Lewis selbst ein gebranntes Kind, nach seinem Rücktritt sollen mehrere positive Dopingbefunde des Ausnahmeathleten aus dem Jahr 1988 aufgetaucht sein. Doch damals wurde scheinbar alles vertuscht und verschwiegen, und Lewis durfte in Seoul olympisches Doppel-Gold gewinnen: Er war gerettet, die Welt (noch) nicht.
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