Usain Bolt hat im schnellsten 100-Meter-Rennen der Geschichte in London einen weiteren Schritt in Richtung Legende gemacht. Dabei ist diese Strecke eigentlich nur ein Nebenprodukt. Aber Bolt hatte etwas zu beweisen.
Der schnellste Mann der Welt kann so unendlich langsam sein. Er kann für die ersten 100 Meter des olympischen Abends in London 9,63 Sekunden brauchen und auf den zweiten 75 Minuten lang hängen bleiben.
So ist das, wenn man ohnehin schon der schillernde Star der Leichtathletik ist und dann auch noch mit der zweitschnellsten jemals gelaufenen Zeit seinen Olympiasieg über die legendären 100 Meter verteidigt.
Bolt stichelt gegen Kumpel Blake
Man muss danach Gott und der Welt Rede und Antwort stehen. Aber Bolt tut das gerne. Er ist ein Showman und selbst nach bestimmt über hundert Antworten in verschiedenste TV-Kameras in der Mixed Zone der schreibenden Journalisten immer noch so gut gelaunt, dass er über mehrere Meter hinweg gegen Silbermedaillen-Gewinner Yohan Blake stichelt.
"Ich habe dir gesagt, dass ich dir diesen Sieg nicht überlassen kann. Ich brauchte ihn, um zur Legende zu werden", rief Bolt seinem Kumpel und Trainingspartner mit einem Augenzwinkern zu.
Pleite gegen Blake war "ein Weckruf"
Legende ist Bolts Lieblingswort. Es ist der Antrieb seines Tuns. "Das war ein weiterer Schritt in Richtung Legende", sagte Bolt über den Gewinn seiner vierten olympischen Goldmedaille.
Seiner bisher wichtigsten. "Der Sieg bedeutet mir mehr als in Peking, weil die Leute an mir gezweifelt haben. Denen habe ich jetzt zweifelsfrei bewiesen, dass ich der Beste bin", sagte Bolt und spielte damit auf Unkenrufe nach den Trials in Jamaika an, bei denen er gegen Blake verloren hatte.
"Die Trials-Pleite war ein Weckruf für mich. Yohan hat mich wach gerüttelt und mir klar gemacht: Hey Mann, es ist Olympia", sagte Bolt. "Nach den Trials bin ich zu meinem Coach gegangen und habe ihm gesagt, dass er sich keine Sorgen machen soll. Ich wusste, was schief gelaufen war."
Über 200 Meter "lasse ich es richtig krachen"
Und er änderte es so erfolgreich, dass er nach diesem olympischen Rekord über 100 Meter auch für die doppelte Distanz als unschlagbar gelten müsste. Noch unschlagbarer als über die kurze Sprintstrecke.
Denn: "Das ist meine Hauptstrecke. Yohan wird mich dort nicht schlagen können, dazu braucht er noch eine ganze Menge Rennen mehr an Erfahrung. Ich hoffe, auf den 200 Metern werde ich mich besser fühlen. Dann lasse ich es richtig krachen."
Wenn 9,63 Sekunden nur das lockere Aufwärmprogramm für die 200 Meter waren, dann könnte der eigene Weltrekord von 19,19 Sekunden wackeln. Schnell genug für eine neue Bolt-Bestmarke scheint die Bahn in London auf jeden Fall zu sein.
Schnellstes 100-Meter-Rennen aller Zeiten
Das zeigt allein die Tatsache, dass das 100-Meter-Finale das schnellste aller Zeiten war. Sieben von acht Läufern blieben unter zehn Sekunden und Asafa Powell wäre ohne seine Verletzung garantiert der achte gewesen. Tyson Gay ging mit einer Zeit von 9,80 Sekunden als Vierter ohne Medaille nach Hause!
"Diese Jungs bringen das Spiel auf ein anderes Level. Ich habe schon vorher gesagt, dass das eines der schnellsten 100-Meter-Rennen aller Zeiten werden wird. Es war eine Ehre für mich, gegen die Besten der Besten anzutreten", lobte Bolt seine Konkurrenten.
Bolt-Show vor dem Rennen ist Pflicht
Es herrscht großer Respekt voreinander, wenngleich es Zeiten gab, in denen die Mätzchen, die Bolt vor seinen Starts mit dem Publikum macht, seinen Gegnern gehörig auf die Nerven gegangen sind. Jetzt haben sie sich entweder daran gewöhnt oder sie verkneifen sich aus Respekt vor Bolts Können jeglichen Kommentar.
Abbringen könnten sie ihn von seiner Bolt-Show sowieso nicht, denn er zieht sie aus Überzeugung ab. "Ich liebe es, den Leuten mein Vergnügen zu vermitteln und ihnen vor den Rennen eine Show zu bieten", sagte der 25-Jährige. "Das lenkt mich nicht ab, denn das Rennen geht für mich erst mit dem Kommando 'auf die Plätze' los. Dann beginnt die Konzentration."
Startet Bolt auch über 4 x 400 Meter?
Die gilt in den kommenden Tagen neben den 200 Metern vor allem der Staffel. Denn dort geht es wieder ins Prestige-Duell gegen die US-Boys. "Es ist immer auch ein Kampf zwischen den USA und Jamaika", bestätigte Bolt und stellte vorerst fest: "Wir haben gezeigt, dass wir die Besten sind."
Wenn alles normal läuft, wird Bolt also noch zwei Gelegenheiten haben, olympische Medaillen aus London mitzunehmen. Aber sogar eine dritte will er nicht ganz ausschließen.
Angesprochen auf einen möglichen Start in der jamaikanischen 4 x 400-Meter-Staffel antwortete Bolt: "Ich glaube nicht, aber man kann so etwas nie ganz ausschließen. Wenn mein Land mich braucht, werde ich da sein."
Die Konkurrenz wird gebannt auf seine Entscheidung warten.
Olympia 2012: Der Medaillenspiegel
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