Timo Bolls Olympia-Nominierung sorgt in der deutschen Tischtennis-Szene wegen der gleichzeitigen Degradierung von Patrick Franziska zum Paris-Ersatzmann für Debatten. Außer Fans in Internetforen kritisiert auch Franziskas Verein 1. FC Saarbrücken die Entscheidung von Bundestrainer Jörg Roßkopf.
"Wir sind enttäuscht und haben beim Deutschen Tischtennis-Bund auch erwähnt, dass wir die Entscheidung nicht zu 100 Prozent nachvollziehen können", sagte Saarbrückens Teammanager Nicolas Barrois in der Süddeutschen Zeitung.
Der frühere Weltranglistenerste und zweimalige WM-Dritte Boll war am vergangenen Dienstag vom DTTB neben dem als gesetzt geltenden Duo mit Europameister Dang Qiu und dem Tokio-Dritten Dimitrij Ovtcharov für eine Berufung ins dreiköpfige Tischtennis-Team für Paris vorgeschlagen worden.
Befürworter einer Franziska-Berufung argumentieren, dass der WM-Dritte im Doppel erst kürzlich Chinas legendären Topspieler Ma Long und auch zweimal Ovtcharov besiegen konnte.
Boll, mit 43 Jahren zwölf Jahre älter als Franziska und im Vorjahr monatelang wegen einer Schulterverletzung außer Gefecht, war jedoch seit Jahresbeginn auch mit mehreren Siegen über Top-10- und Top-20-Spieler auf den Zug zu seinen siebten Sommerspielen aufgesprungen.
Roßkopf bringt nach der "schwersten Entscheidung meiner Laufbahn als Trainer" durchaus Verständnis für gegenteilige Ansichten auf. "Es war klar, dass es für einen Spieler sehr hart werden muss. Ich habe letztlich nach Bauchgefühl entschieden, und bisher bin ich damit immer gut gefahren", sagte der frühere Doppel-Weltmeister dem SID.