Der Countdown läuft: 52 Tage vor der Entscheidung über die deutsche Olympia-Bewerberstadt gibt Hamburg die bessere Figur ab. Berlin startete am Freitag mit seiner Lichtshow am Brandenburger Tor eine Woche nach der Hansestadt in die heiße Phase und zeigte damit ein unglückliches Timing.
Auch die weiteren Olympia-Aktionen, die Berlin am Freitag ankündigte, zeugten nicht gerade vom Ideenreichtum einer Kreativ-Metropole, als die sich die Hauptstadt gerne feiern lässt. Aufkleber auf Bussen, Häuser-Illuminationen und Diskussions-Foren sind wenig originell, in der Hansestadt stimmt Ähnliches die Bürger schon seit Tagen auf das mögliche Sport-Spektakel ein.
Jüngste Bürgerumfragen stützen den Eindruck. Infratest Dimap ermittelte Mitte Januar, dass die Olympia-Begeisterung an der Elbe wachse. Demnach begrüßten 62 Prozent Olympia in Hamburg. Im September waren es nur 53 Prozent. "Wir tun alles, um die Bürger weiter zu informieren und in dem Prozess mitzunehmen", sagte Frank Reschreiter, Sprecher für Inneres und Sport, dem SID am Freitag.
Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller sieht die Hauptstadt im Olympia-Rennen dennoch nicht im Hintertreffen. Darauf angesprochen, ob Berlin eine gewisse Olympia-Müdigkeit zeige, meinte der Wowereit-Nachfolger: "Hier läuft ja auch schon einiges. Wir sind ja schon viel unterwegs. Die Sportvereine und Verbände werben bei den Mitgliedern, die Wirtschaftsverbände unterstützen uns."
Für Müller habe Berlin durch sein großes internationales Renommee gegenüber Hamburg sogar Vorteile. "Ich setze darauf, dass der DOSB sagt, mit welcher Stadt können wir international punkten", sagte der Wowereit-Nachfolger mit Blick auf die Entscheidung durch den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) Mitte März: "Berlin hat international einen tollen Namen."
Slogan: "Wir wollen die Spiele"
Müller selbst drückte den Startknopf für die Lichtillumination des Brandenburger Tores und tauchte das bekannte Wahrzeichen in ein Farbenmeer. Zu sehen war auch das Werbelogo mit dem Slogan: "Wir wollen die Spiele." Nicht zu sehen waren die Olympischen Ringe, die Berlin auch international auf jedem Foto und jedem TV-Bild sofort mit Olympia in Verbindung gebracht hätten.
Mit ihrem Olympia-Konzept glaubt die Hauptstadt auch, der Agenda 2020 von IOC-Präsident Thomas Bach für kostengünstigere Spiele zu folgen. "Wir haben die Sportstätten, die müssen nicht neu erfunden werden. Wir können ein olympisches Dorf bauen, weil wir die Flächen dafür mitten in der Stadt haben. Das ist insgesamt ein gutes und rundes Konzept", sagte Müller.
Sollte sich Berlin beim DOSB Mitte März durchsetzen, wird es im September zur Bürgerbefragung kommen. Nicht unbedingt begeistert zeigte sich Müller darüber, erst die Stadt zu bestimmen und dann die Bürger zu befragen: "Ach, das ist jetzt so. Mann muss sich jetzt an diesen Regeln orientieren. Ob die Befragungen zum Schluss den Ausschlag geben und wenn ja, ob das glücklich ist, ist eine müßige Diskussion."