Die Olympischen Sommerspiele finden vom 23. Juli bis 8. August in der japanischen Hauptstadt Tokio statt. SPOX nimmt im großen Medaillencheck alle Sportarten unter die Lupe, durchforstet sie nach deutschen Medaillenkandidaten und wagt eine Prognose: Das Ergebnis von Rio de Janeiro vor fünf Jahren wird deutlich übertroffen!
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Mit ein paar Monaten "Verspätung", jeder Menge Corona-Kontroversen und ohne Zuschauer beginnen am Freitag die Spiele der XXXII. Olympiade. Endlich! Wir haben auf jeden Fall trotz allem noch Bock auf das größte Sportereignis der Welt - und die Athleten ebenso.
Rückblick: Mit 42 Medaillen landete Deutschland in Rio vor fünf Jahren auf Rang fünf des Medaillenspiegels. Das waren zwei Medaillen weniger als noch 2012 in London - und lag geraaaade noch im DOSB-Medaillenkorridor von 42 bis 71 Medaillen. Besagter Korridor wurde für Tokio übrigens abgeschafft.
Kann Deutschland das Ergebnis von Rio knacken? Na hoffentlich! Schließlich sind es zum Beispiel mit 339 Wettbewerben stolze 33 mehr als noch 2016, da müssen doch ein paar Elektroschrott-Edelmetalle für uns abfallen. Außerdem dürften die chaotischen letzten Monate für die eine oder andere Überraschung sorgen - warum sollten wir davon nicht profitieren? Und zu guter Letzt haben wir natürlich die schwarz-rot-goldene Brille auf!
Deshalb sagen wir für die Olympischen Sommerspiele 2021 in Tokio für den Deutschen Olympischen Sport-Bund genau 62 Medaillen voraus. 21 Goldene, 17 Silberne und 24 Mal Bronze. 62? SPOX, habt ihr den Schuss nicht gehört? Klar, klingt vermessen. Aber gerade in unseren Spezialdisziplinen ist diesmal richtig was zu holen. Seht selbst.
Einen Absatz aus dem Rio-Medaillencheck können wir hier übrigens direkt übernehmen: Natürlich verstehen wir, dass die einzelnen Athleten "keinen Bock" auf die Medaillenzählerei haben. Deshalb, sollte hier ein Olympionike aus Rio mitlesen: Seht es nicht als Druck, sondern als Zeichen unserer Begeisterung und Vorfreude auf das größte Sportevent der Welt. Und dann gebt euer Bestes!
Badminton (5 Entscheidungen): 1x Bronze
Irgendwie wie Tischtennis ohne Tisch, dafür aber mit der Möglichkeit der Stop-Lob-Kombination. Und wie beim Tischtennis würde man am Shuttlecock chinesische Dominanz erwarten - aber der amtierende Weltmeister Kento Momota trägt die Nippon-Farben und Platz zwei und drei der Weltrangliste werden von den Dänen Viktor Axlesen und Anders Antonsen belegt. Hättet ihr nicht gedacht, was? Auch bei den Damen gibt es nur zwei Chinesinnen in den Top 10.
Die deutschen Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Tokio sind leider noch etwas tiefer platziert. Fünf an der Zahl haben sich qualifiziert - und Mark Lamsfuß hat sogar Medaillenambitionen angemeldet. Etwas zu forsch angesichts seiner Weltranglistenplatzierung 749? Nö - gibt ja auch noch Doppel und Mixed! Ob mit Marvin Seidel oder Isabell Herttrich: Einmal kommt er durch.
Base- und Softball (2 Entscheidungen)
In London und Rio waren die männliche und weibliche Variante des Keulenballs nicht am Start, in Tokio spielt man erst einmal auf Bewährung. Passt aber wunderbar, schließlich ist Japan nach den USA Nummer zwei in Sachen Baseball-Verrücktheit.
Diese beiden Nationen sollten dann auch die Goldmedaille untereinander ausmachen, selbst wenn die MLB ihre Saison für die Spiele nicht unterbricht. Mehr noch: Für die Stars aus der größten Liga der Welt gab es sogar ein Olympia-Verbot. So fällt Werbung für den Sport schwer. Im Softball gibt es für die US-Girls keine wirkliche Konkurrenz, deutsche Teams sind nicht qualifiziert.
PS: Mann, wird das deprimierend, wenn Homeruns auf gähnend leeren Tribünen einschlagen. Scheiß Corona!
gettyBasketball (4 Entscheidungen)
Geile Sache, wie das Herrenteam vor ein paar Wochen die Olympia-Quali rockte und sich erstmals seit Peking 2008 für die Endrunde qualifizierte. Und das trotz dem unversichert fehlenden Dennis Schröder und der, hm, nun ja, unschönen Kontroverse mit Reizfigur Joshiko Saibou. Ob man in diesem Fall jetzt für zweite Chancen ist oder nicht: Besser hat er das deutsche Team auf jeden Fall gemacht.
So gut, dass sogar eine Medaille drin ist? Naja, gibt ja keine Kleinen mehr, auch die USA verlieren mit ihrer Rumpftruppe mittlerweile gefühlt jedes zweite Testspiel, Argentinien und Spanien sind nicht mehr so gut wie früher, bla bla bla. Insofern wollen wir es nicht komplett ausschließen - und haben schon einmal den Antrag gestellt, Tokio im Falle des Falles in Rödlheim umzubenennen.
Was gibt's sonst noch zu sagen? 3x3-Basketball ist diesmal auch olympisch. Spätestens jetzt sollte jedem klar sein, dass der Dreier heutzutage einfach zu dominant geworden ist!!1!!1Elf!!! Schlechter Scherz beiseite, wird sind schon gespannt, wie sich der Debütantenball so anschauen lässt, wenn auch ohne deutsche Beteiligung.
Bogenschießen (5 Entscheidungen): 1x Silber
Liiiiisaaaaa! Sensationell holte Frau Unruh vor fünf Jahren Silber - und wenn der Wind im Finale damals nicht so bitterböse geweht hätte, wer weiß, was noch drin gewesen wäre. Andererseits hieß die Gegnerin im Finale Hyejin Chang und kam aus Südkorea. Zur Stärke der Koreaner am Recurvebogen kann man eigentlich nur sagen: Schaut, dass Ihr bei der nächsten Zombie-Apokalypse einen in Eurer Gruppe habt.
Diesmal hat sich neben Unruh auch ihr Göttergatte Florian qualifiziert, dazu gehören Charline Schwarz und Michelle Kroppen dem Damenteam an. Die könnten im Teamwettbewerb durchaus wieder für eine Überraschung sorgen. Also lehnen wir uns mal aus dem Fenster und sagen: Das gibt wieder Silber! Aber auch nur dann, wenn alle fleißig Fischerhüte tragen.
Boxen (13 Entscheidungen)
"Der gebürtige Armenier Harutyunyan, der übrigens auch den schwarzen Taekwondo-Gürtel trägt, hat seit über einem Jahr keinen Fight mehr verloren - wäre doch gelacht, wenn die Serie ausgerechnet in Rio reißt!"
So nachzulesen im Medaillencheck für Rio anno 2016. Natürlich verlor Harutyunyan dann im Halbfinale bekanntlich gegen Collazo Sotomayor, holte anschließend aber immerhin noch Bronze. Deshalb versuchen wir es an dieser Stelle mit umgekehrter Psychologie: Ammar Abduljabbar (91kg), Hamsat Shadalov (57kg) und Nadine Apetz (69kg), das wird doch niemals was! Packt den Mundschutz wieder ein, außer blauen Flecken ist in Tokio nichts zu holen.
Den Hipstern unter Euch sei derweil empfohlen, alle 13 Gewichtsklassen genau im Auge zu behalten, damit ihr in zehn Jahren beim fetten WM-Vereinigungskampf gelangweilt lächelnd sagen könnt, Ihr hättet den amerikanischen/kubanischen/usbekischen Herausforderer schon auf dem Schirm gehabt, als er sich noch mit Kopfschutz prügelte. Und wenn wir schon dabei sind: Herzliche Bitte an das IOC, Boxen offiziell in "Faustkämpferei" umzubenennen.
Fechten (12 Entscheidungen): 1x Gold, 1x Bronze
Back to the Roots, lieber Fechtsport: Wer zuerst am Torso blutet, hat verloren. Hält doch keiner aus mit den simultan blinkenden Ampeln und dem ständigen Umsonstgejubele der maskierten Recken. Schließlich ist der Tanz auf der Planche auch so schon spannend genug, und zwar durchgehend seit 1896. Deutschland ist mit den Säbel- und Florett-Teams der Herren vertreten, bei den Damen ist nur Florett-Künstlerin Leonie Ebert dabei.
Da sich das DFeB-Team im Vergleich zu Rio deutlich vergrößert hat (von vier auf neun), könnte diesmal auch die Bilanz besser ausfallen - damals ging man nämlich leer aus. Beide Mannschaften haben Chancen, außerdem glänzt der Säbel von Max Hartung irgendwie golden. Wir haben's im Urin!
Fußball (2 Entscheidungen): 1x Bronze
Die Popularitätswerte von Junior-Bundestrainer Stefan Kuntz sind spätestens bei der vergangenen EM noch einmal in die Höhe geschnellt. Bei seinem Team gilt seit Jahren die Maxime, dass die Mannschaft mehr wert ist als die Summe ihrer Teile. Außerdem macht das Social-Media-Team der U21 einen absoluten Bombenjob. Und der Kampf gegen Rassismus ist ohnehin ein hehres Ziel.
Umso bitterer, dass Kuntz mit einer absoluten Rumpftruppe gen Japan aufgebrochen ist. Nur 18 Spieler sind in den Flieger gestiegen, vier Plätze konnten gar nicht gefüllt werden. Okay, Max Kruse zählt mindestens doppelt, stimmt schon, und mit einer Extraportion Mannschaftsgeist im Gepäck ist wie 2016 eine Medaille drin. Trotzdem: schade.
Noch bitterer ist allerdings, dass sich die deutschen Damen, immerhin Titelverteidiger(!), nicht einmal für die Endrunde qualifiziert haben. Eine eher stiefmütterliche Behandlung des Turniers an sich und nur drei Plätze für europäische Teams machte es möglich: Die Niederlage im WM-Viertelfinale 2019 gegen Schweden bedeutete das Olympia-Aus. Deutschland und Frankreich nicht dabei, Sambia, Neuseeland und Chile aber schon. Okay, dann geht Gold halt mal wieder an die USA.
Gewichtheben (14 Entscheidungen)
Hach, was war das schön mit Matthias Steiner 2008 und seiner Goldenen bei den ganz schweren Jungs. Seitdem schauen wir auf der Bohle regelmäßig in die Röhre, reißen nichts mehr und stoßen viel zu früh an unsere Grenzen. Naja, so fällt es immerhin leichter, die Veranstaltung als glorifizierten Pharma-Vergleich abzutun, wo der Schweiß zwischen den Gewichten zu 50 Prozent aus Anabolika besteht. Deutsche Athletinnen (Sabine Kusterer/59 kg, Lisa Marie Schweizer/64 kg) und Athleten (Simon Brandhuber/61 kg, Nico Müller/81 kg) natürlich ausgenommen.
Spaß beiseite. Doping-Image hin oder her, es ist ja schon beeindruckend, was in diesen Wettbewerben alles gestemmt wird. BVDG-Präsident Florian Sperl freute sich einen Wolf darüber, dass wir im Quartett vertreten sind ("Damit haben wir nicht gerechnet.") und wir wollen diesem das Olympia-Highlight auch nicht madig machen. Nur in Sachen Edelmetall, da sind wir leider chancenlos.
Golf (2 Entscheidungen): 1x Silber
Dem Golfsport geht es bei Olympia ein bisschen wie dem Tennis: Olympia-Gold ist zwar nett und alles, aber eben doch nicht vergleichbar mit einem Major. Im Gegensatz zur Filzball-Absagenflut (s.u.) sind aber die meisten Schwergewichte vertreten, von Bryson DeChambeau über Rory McIlroy bis hin zu Jon Rahm. Auf dem traditionsreichen Kasumigaseki Country Club in Saitama - estd. 1929! - wird diesmal eingelocht, und zwar ohne Cut nach den ersten zwei Runden. Die deutschen Fahnen halten Maximilian Kieffer, Hurly Long, Caroline Masson und British-Open-Championesse Sophia Popov hoch. Letztere schlägt auch diesmal zu und muss sich nur Inbee Park aus Südkorea beugen. Überhaupt, Südkorea: Von den Top 500 der Weltrangliste kommen bei den Damen stolze einhundertundfünfzig aus dem Land der Morgenstille. Was ist da los?
Olympia 2021: Die besten deutschen Athleten bei Sommerspielen
Name | Sportart | Medallien |
Birgit Fischer | Kanu | 8x Gold, 4x Silber |
Isabell Werth | Dressurreiten | 6x Gold, 4x Silber |
Reiner Klimke | Dressurreiten | 6x Gold, 2x Bronze |
Kirstin Otto | Schwimmen | 6x Gold |
Hans Günter Winkler | Springreiten | 5x Gold, 1x Silber, 1x Bronze |
Kornelia Ender | Schwimmen | 4x Gold, 4x Silber |
Roland Matthes | Schwimmen | 4x Gold, 4x Silber, 4x Bronze |
Katrin Wagner-Augustin | Kanu | 4x Gold, 1x Silber, 1x Bronze |
Kathrin Boron | Rudern | 4x Gold, 1x Bronze |
Ludger Beerbaum | Springreiten | 4x Gold, 1x Bronze |
Handball (2 Entscheidungen): 1x Bronze
Hätten Sie's gewusst? 1936 wurde Handball erstmals bei den Spielen ausgetragen - und zwar auf Rasen. Irgendwie setzte sich der Sport in dieser Form nicht durch. Komisch. 1972 ging es dann unters Hallendach - und seitdem ist Handball unter den fünf Ringen einfach geil. Man denke nur an 2004 in Griechenland, als die deutsche Truppe um Stefan Kretzschmar, Volker Zerbe und Pascal Hens im Finale den Kroaten hauchdünn unterlag.
Schon vor Jahren erklärte DHB-Vize Bob Hanning Gold in Tokio zum großen Ziel, nach der verkorksten WM 2021 wäre Wiedergutmachung auch gar nicht so verkehrt. Das Problem: Die Vorrundengruppe mit Spanien, Frankreich und Norwegen hat es in sich. Übersteht man diese, könnten Weltmeister Dänemark warten. Es braucht ein bisschen Glück und eiserne Nerven in den letzten Minuten, aber dann geht was bei Andreas Wolff, Uwe Gensheimer und Co.
Die deutschen Damen warten leider seit 2008 auf eine Olympia-Teilnahme. Kopf hoch - wir sehen uns in drei Jahren in Paris!
Hockey (2 Entscheidungen): 1x Gold, 1x Bronze
Beide deutschen Mannschaften sind wie schon in Rio mit von der Partie, vor fünf Jahren kamen Männlein und Weiblein jeweils ins Halbfinale und gewannen beide immerhin Bronze. Auch heuer können beide Teams durchaus in der Weltspitze mithalten und verloren zuletzt jeweils das EM-Finale gegen die favorisierten Oranje-Gegner.
Dieser Trend wird sich in Tokio aber umkehren, so optimistisch sind wir einfach mal. "Wir haben gemerkt, das Team ist bereits so weit, um Turniere zu gewinnen", weiß auch Herren-Bundestrainer Kais al Saadi. Es hängt eigentlich nur an der Chancenverwertung. Also fleißig Strafecken einstudieren und dann an den Finaltagen am 5. und 6. August in den Winkeln einschweißen - eigentlich ganz einfach.
Judo (15 Entscheidungen): 1x Gold, 1x Silber, 1x Bronze
Auch im Judo wird jetzt neben jeweils sieben Gewichtsklassen gemixt - allerdings nicht auf der Matte, sondern im Team. Hier ist der Deutsche Judo-Bund nicht vertreten, ebenso wie in der Frauenklasse bis 52 kg. Bei den restlichen 13 Gewichtsklassen der Am-Bademantel-ziehen-und-irgendwann-Bein-stellen-Wettbewerbe sind wir aber am Start (Google spuckt bei "Judo Bademantel" übrigens 670.000 Ergebnisse aus, nur mal so).
Einmal Bronze sprang 2016 heraus, diesmal wird es deutlich erfolgreicher. "Mein Ziel ist die Mission Gold", sagt Anna-Maria Wagner, Weltmeisterin 2021 in der Klasse bis 78 kg. Sie wird die neue Yvonne Bönisch, die 2004 in Athen sensationell Gold holte. Auch dahinter gibt es Chancen auf Edelmetall, etwa bei der WM-Dritten Theresa Stoll.
PS: 2016 haben wir Teddy Riner als Pflichtprogramm angegeben - und natürlich gewann der Koloss aus Frankreich am Ende Gold im Schwergewicht. Diesmal könnte es seine Abschiedsveranstaltung werden: Nach einer Niederlage 2020 - seiner ersten nach zehn Jahren Dominanz - ist er motivierter denn je. Und schwerer: Bis zu 150 kg bringt er auf die Waage. Na dann gut Ippon!
Kanu (16 Entscheidungen): 5x Gold, 2x Silber, 2x Bronze
Kanu, Reiten, Rudern, Bahnrad ... Deutschland ist vielleicht keine Olympia-Großmacht mehr, aber in allen Sportarten, die man im Sitzen ausüben darf, fließen die Medaillenströme immer noch. Danke, Netflix!
Anno 2016 waren unsere Kanuten mit sieben Medaillen - viermal Gold - Edelmetall-Lieferant Nummer eins. Das muss so bleiben. Sebastian Brendel könnte im Einer und Zweier gleich zweimal triumphieren. Dazu der Kajak-Vierer, die Oldie-Youngster-Paarung mit Max Hoff (38) und Jacob Schopf (21), und so weiter: Die Form des deutschen Aufgebots war 2021 so gut, dass die Bilanz von 2016 sogar noch getoppt werden kann. Zumal das Wasser diesmal deutlich genießbarer sein sollte als die Drecksplörre von Rio.
Ja, fünf Goldmedaillen klingen vermessen, sind aber im Bereich des Möglichen. Im Kanu-Slalom haben wir mit Sideris Tasiadis und Andrea Herzog schließlich weitere Medaillenkandidaten am Start (Uns plagt jetzt schon das schlechte Gewissen, weil Kanu-Slalom ein so geiler Sport ist, aber nach Tokio wieder ein jahrelanges Schattendasein fristen wird ...).
PS: Im Kanadier wird kniend mit einem Stechpaddel geschuftet, im Kajak sitzend mit dem Doppelpaddel. Hätten wir das auch geklärt.
Karate (8 Entscheidungen): 1x Gold
Der Kampfsport ist neu dabei und gibt vorerst ein einmaliges Gastspiel: Im Kata (Kampfdemonstration ohne Gegner) und Kumite (Eins-gegen-eins über drei Minuten) werden die Medaillen vergeben, was vor allem Gastgeber Japan freuen dürfte. Und uns, schließlich gehört zu den vier DKV-Teilnehmern auch Kumite-Welt- und Europameister Jonathan Horne aus Frankfurt. "Ich liebe es und lebe es. Dementsprechend verhalte ich mich. Der Weg ist entscheidend. Wie du ihn bestreitest", sagt er. Wahrscheinlich geklaut aus alten Van-Damme-Filmen, das Zitat. Egal, wir gönnen ihm trotzdem die Goldene! Und warten darauf, dass Drunken Boxing endlich auch olympisch wird.
Leichtathletik (48 Entscheidungen): 1x Gold, 1x Silber, 1x Bronze
Astrid Kumbernuss. Lars Riedel. Christina Obergföll. Robert Harting. Im Wegwerfen diverser geometrischer Formen war der DLV über Jahrzehnte eine Bank und sorgte für Gänsehaut an den Fernsehschirmen. Mittlerweile müssen wir den Gürtel deutlich enger schnallen: 2016 holten immerhin Christoph Harting mit dem Diskus und Thomas Röhler mit dem Speer Gold, diesmal konzentrieren sich unsere Hoffnungen angesichts der Verletzungen von Röhler und Kugel-Ass David Storl auf Dominator Johannes Vetter. Der hat die 90 Meter mit dem Speer quasi im Schlaf drin und ist absoluter Favorit auf die Goldene. Mach es wie Obelix, Johannes!
Direkt hinter Vetter reiht sich Weitspringerin Malaika Mihambo ein. Auch sie kann absolut über sieben Meter und zu Gold springen, wartet nach eigener Aussage aber noch auf den perfekten Sprung in dieser Saison und hat die richtig großen Weiten zuletzt nicht geknackt. Wir sind optimistisch: Die Weltmeisterin hat sich den perfekten Sprung eben für Tokio aufgespart.
Danach wird es trotz 90 deutscher Athletinnen und Athleten schon etwas dünn mit den Medaillen-Hoffnungen. Kommt Zehnkampf-Weltmeister Niklas Kaul rechtzeitig in Form? Was ist mit den Läuferinnen Gesa Felicitas Krause und Konstanze Klosterhalfen?
Wir drücken die Daumen - und schielen mit einem Auge auf die übrigen Wettbewerbe, die jede Menge Spannung versprechen. Auf der Tartan-Bahn ist die Ära Usain Bolt beendet, wer kann in seine Fußstapfen sprinten? Allyson Felix (schon 6x Gold, 3x Silber) strickt derweil weiter an ihrer eigenen Legende, und dann gibt es da ja auch noch Stabhochspringer Armand Duplantis, der mit Sicherheit einen Weltrekord geplant hat.
Ein Pflichttermin ist die erstmals ausgetragene 4x400-Meter-Staffel im Mixed, die jede Menge Spannung und kuriose Bilder verspricht. Und für alle, die es etwas langsamer mögen: Das 50-Kilometer-Gehen der Männer ist vorerst zum letzten Mal im Programm. Rien ne va plus sozusagen, hehe.
Moderner Fünfkampf (2 Entscheidungen): 1x Gold, 1x Bronze
Angesichts der Tatsache, dass der "Moderne Fünfkampf" mittlerweile 109 Jahre auf dem Buckel hat, sollte man vielleicht über eine Namensänderung nachdenken. Oder über neue Disziplinen. Zwar wird seit 2012 das Laufen und Schießen kombiniert - weswegen man jetzt vier Wettkämpfe in einem Fünfkampf absolviert, was ja mal so richtig bescheuert ist -, aber da geht mit Sicherheit noch mehr. Wie wäre es mit Whatsapp-Schreiben kombiniert mit einem Straßenlaternen-Slalom? Oder auch irgendwas mit TikTok. Junges Publikum anlocken und so.
So oder so ist der DVMF mit vier Startern vertreten, die eigentlich alle zum mindestens erweiterten Favoritenkreis gehören. Warum sollen da nicht zwei durchkommen? So richtig klar ist die Favoritenlage in Tokio nicht, das kann auch Kräfte freisetzen. Wir tippen mal auf die Rio-Vierte Annika Schleu und den WM-Fünften Fabian Liebig.
Radsport (22 Entscheidungen): 3x Gold, 2x Silber, 1x Bronze
Eins vorweg: Ganz, ganz großen Respekt an Kristina Vogel. Die gewann 2016 im Sprint die ersehnte Goldmedaille im Einzel, kann diese aber nicht verteidigen: Seit einem Trainingsunfall 2018 ist sie querschnittsgelähmt, geht mit der Situation aber unglaublich offen um und ist ein Vorbild für uns alle. Während der Spiele in Tokio wird sie als TV-Expertin im Einsatz sein. Chapeau!
Wir hoffen nicht nur für Kristina, dass sie eine ganze Reihe an Medaillen einzuordnen hat. Im Straßenrennen ist Maximilian Schachmann für einen Coup gut, nach dem Verzicht auf die Tour de France sollten die Beine frisch sein. "Ich fahre nach Tokio, um eine Medaille zu holen", sagt er. Na dann! Auch Emanuel Buchmann ist nicht chancenlos. Bei den Damen um Lisa Brennauer, die ebenfalls auf der Bahn antritt, ist dagegen wohl leider keine Medaille drin.
Womit wir auch schon bei der Bahn wären - da geht nämlich einiges! 17 Athleten sind vom BDR nominiert, das Damen-Trio Emma Hinze/Lea Friedrich/Pauline Grabosch gewann bei der WM in Berlin gleich vier Titel! Mit Roger Kluge ist im Madison zu rechnen, und dann gibt es ja noch die Teams, die auch nicht chancenlos sind. Medaillenregen, ick hör dir trapsen!
Nicht unter den Tisch fallen sollen Mountainbike, wo Manuel Fumic mit seinen 39 Lenzen zum fünften Mal dabei ist, und Lara Lessmann im BMX-Freestyle. Erholt sie sich komplett von ihrem Schlüsselbeinbruch im Juni, kann die 21-Jährige bei den Medaillen ein Wörtchen mitreden. Das Ergebnis von Rio (1x Gold, 1x Bronze) sollte auf jeden Fall zu knacken sein. In Sitzsportarten sind wir eben eine Macht!
Reiten (6 Entscheidungen): 2x Gold, 2x Silber, 2x Bronze
"Unsere Reiterinnen und ihre Pferde sind fast schon beängstigend gut in Form", sagt Dressur-Bundestrainerin Monica Theodorescu. Das hört man gern! Da muss im Einzel die dreimalige Olympiasiegerin Charlotte Dujardin aus Großbritannien endlich wieder zu schlagen sein. Isabell Werth und Jessica von Bredow-Werndl - die Namen im Viereck machen immer wieder mächtig was her, wobei so ein Kevin Schmidt auf Terminator II auch mal ganz famos wäre! - haben beide die Chance auf Gold, in der Mannschaft macht uns ohnehin niemand was vor. Bei der Dressur klingelt traditionell die Kasse, das wird diesmal nicht anders.
Auch im Springreiten sind wir immer vorn dabei, allerdings sind die Ausfälle von Weltmeisterin Simone Blum und Christian Ahlmann nur schwer zu kompensieren. Muss eben der Weltranglistenerste Daniel Deußer auf Killer Queen ran! Im Mannschaftswettbewerb rettet uns die Breite des ... Kaders? Stalls? Ihr wisst, was ich meine.
Bleibt noch das gute alte Military, zu Deutsch: Vielseitigkeitsreiten. Europameisterin Ingrid Klimke ist nicht dabei, aber mit Titelverteidiger Michael Jung haben wir ein ganz heißes Hufeisen im Feuer. Und natürlich die Mannschaft, versteht sich ja fast von selbst. Macht summa summarum in etwa sechs Medaillen, das Ergebnis von Rio wäre so eingestellt.
gettyRingen (18 Entscheidungen): 1x Bronze
"Hoffentlich trägt mich mein Körper noch bis zu Olympia." Dieser Satz von Altmeister Frank Stäbler (32) macht nicht sonderlich viel Hoffnung. Dazu kommt das elendige "Abkochen" von Gewicht, schließlich wurde seine Weltmeister-Klasse bis 72 kg gestrichen. Er muss nun auf 67 Kilo runter, was in der Vorbereitung eine üble Tortur bedeutet. "Die letzten Tage sind der Weg durch die Hölle. Man kann kaum Atmen und Schlafen, weil der Mund ausgetrocknet ist", sagt er. Aber auch: "Ich bin bereit, die Schmerzen für meinen Traum von Gold in Kauf zu nehmen." Auf geht's, Frank! Ein letztes Hurra - und dann nur noch Cheat Days!
Sechs weitere Deutsche sind in Tokio am Start, vor zu hohen Erwartungen muss allerdings gewarnt werden. Die Vorbereitung war aufgrund von Corona einfach nicht besonders gut. Denis Kudla und Aline Rotter-Focken könnten ins Halbfinale vorstoßen. Die Phalanx der Russen, Japaner und Kubaner ist allerdings imposant.
Frank Stäbler im Interview: "Ich esse ganz viel Chili, um das innere Feuer anzuheizen"
Rudern (14 Entscheidungen): 2x Gold, 2x Bronze
Wusstet ihr, dass Rudern eigentlich schon 1896 olympisch sein sollte? Dann war aber dummerweise das Wetter schlecht. Tja. Kannste nix machen. Ging es eben erst 1900 los. Nicht so gut läuft es auch beim Deutschen Ruderverband, der diesmal nur sieben von 14 Bootsklassen besetzt. Wahrscheinlich fehlt mittlerweile einfach der Galeeren-Nachwuchs.
Trotzdem könnte das Ergebnis von Rio, als zehn Wettbewerbe besetzt wurden, geschlagen werden. Oliver Zeidler setzt im Einer die Maßstäbe, der ruhmreiche Deutschland-Achter muss sich gegen die Boote aus Großbritannien und Holland durchsetzen. 2016 gab es nur Silber, die Scharte von damals wird ausgewetzt! Außerdem holen Jonathan Rommelmann/Jason Osborne im Doppelzweier und der Doppelvierer der Frauen Edelmetall. Sitzen und so, Ihr wisst schon ...
Ruder-Superstar Oliver Zeidler im Interview: "So stelle ich mir das Sterben vor"
Rugby (2 Entscheidungen)
Leider sind beide deutschen 7er-Teams in der Qualifikation ausgeschieden. Favorit bei den Männern sind die Fidschi-Inseln, bei den Frauen Australien und Neuseeland. Damit ist alles gesagt. Deshalb hier noch der Text zum Haka-Tanz "Kapa o Pango" der All Blacks:
"All Blacks, lasst mich eins mit dem Land werden! Das ist unser Land, das poltert! Das ist meine Zeit, mein Augenblick! Das macht uns aus als die All Blacks! Das ist meine Zeit, mein Augenblick! Unsere Dominanz Unsere Überlegenheit wird triumphieren Und hoch angesehen werden! Silberfarn! All Blacks! Silberfarn! All Blacks!"
Schießen (15 Entscheidungen): 1x Gold, 1x Silber, 1x Bronze
Mit drei Goldmedaillen belegten die deutschen Schützen mit dreimal Gold und einmal Silber hinter den Kanuten Rang zwei im Medaillenspiegel. Ganz so glitzernd wird es diesmal kaum werden, schließlich reist der Schützenbund mit nur acht Athleten an - in Rio waren es noch 15. Christian Reitz und Co. können mit ihren Schießeisen aber immer noch ganz hervorragend umgehen: Gerade an der Pistole sind gleich mehrere Medaillen möglich. Am Gewehr und der Flinte ist weniger drin, dafür muss dann wohl doch wieder die Wehrpflicht eingeführt werden.
Genau wie neue Wettbewerbsformen, um die Call-of-Duty-Generation endlich vom überteuerten Gaming-Stuhl runter zu kriegen. Paint Ball und dann Capture the Flag, King of the Hill ... die Möglichkeiten sind endlos, die Einschaltquoten würden stimmen. Los jetzt, IOC!
gettySchwimmen (39 Entscheidungen): 1x Gold, 2x Silber
Im Tokyo Aquatics Centre werden 35 Goldmedaillen vergeben, dazu kommen zwei im Odabai Marine Park in der Bucht von Tokio. Im Becken feiert auch hier eine Mixed-Staffel Premiere, geschwommen werden die 4x100 m Lagen.
Alles wie immer im Wasser? Die USA und Australien dominieren, dazu ein bisschen Japan und Russland, Caeleb Dressel wird der neue Michael Phelps und Katie Ledecky gewinnt fünf Goldmedaillen? Mag ja alles sein, aber: Florian Wellbrock, Freunde! Oder auch "Gold-Flo", wie wir ihn in drei Wochen hoffentlich rufen werden. Der 23-Jährige kann nicht nur die 10 km im Freiwasserschwimmen gewinnen, sondern ist auch über die 1500 m im Becken heißer Kandidat auf Gold. Ein historisches Double, das ihm schon bei der WM 2019 gelang - und die 800 Meter Freistil, die diesmal auch dabei sind, haben wir noch gar nicht erwähnt! 2016 gingen die deutschen Schwimmer komplett leer aus - das wird Wellbrock im Alleingang verhindern.
Und weil es so schön ist, packt seine Verlobte Sarah Köhler auch noch zu, als Vizeweltmeisterin gehört sie über 1500 Meter zu den Favoritinnen. Danach wird es deutlich schwieriger, aber es könnte auch sein, dass die leeren Ränge die Favoriten aus den USA und Down Under mehr bremsen als das deutsche Aufgebot. Eine vierte Medaille aus dem Nichts? Das bleibt wohl ein schöner Traum.
Ach ja richtig. Aufmerksame Leser werden bemerkt haben, dass zwei Medaillensätze noch fehlen. Dabei handelt es sich ums liebe Synchronschwimmen, wo Titel im Duett und mit der Mannschaft vergeben werden. Hier halte ich es mit meinem ehemaligen Schulkollegen Tobi Z., der in der Deutsch-Oberstufe eine besonders garstiges Lesestück mit folgendem Bonmot bedachte: "Es ist mir egal, wenn ich null Punkte kriege - zu dem Sch*** hab ich einfach nichts zu sagen!" Obwohl, eins hab ich tatsächlich: Russland gewinnt wieder alles.
Segeln (10 Entscheidungen): 1x Gold, 1x Bronze
2016 rissen wir in der Vorschau angesichts miserabler Wasserbedingungen vor Rio de Janeiro noch Pandemie-Witze. Konnte ja keiner ahnen ... Deshalb diesmal ganz artig: Philipp Buhl holte 2020 im Laser den WM-Titel und will jetzt in Tokio nachlegen: "Ich möchte eine Medaille gewinnen. Das ist mein Ziel. Der WM-Sieg hat mich auf dem Weg dahin ruhiger, aber nicht weniger entschlossen werden lassen." Das Duo Erik Heil/Thomas Plößel, das in Rio im 49er die einzige Medaille für Deutschland gewann, ist wieder dabei, dazu kommt unter anderem das 49erFX mit Tina Lutz und Susann Beucke. Klingt nach mindestens zweimal Edelmetall.
Skateboard (4 Entscheidungen)
How do you do, fellow Kids!? In Tokio und Paris sind die Skater erstmals olympisch, fahren aber noch auf Bewährung. Geskatet wird in den Disziplinen Street und Park, also keine Halfpipe oder sonstiger altmodischer Kokolores. Dementsprechend jung sind die Teilnehmer: Die deutschen Farben vertreten Lilly Stoephasius (14) und Tyler Edtmayer, mit 20 praktisch schon ein Grufti. Um Medaillen wird es bei beiden nicht gehen, eher ganz gechillt um Spaß haben und Werbung für den Sport und so. Richtig ernst wird es für Lilly dann vielleicht in Paris in drei Jahren. Wir sind gespannt, genau wie auf Sky Brown. Die Amerikanerin ist erst 13 und könnte im Park mal eben die jüngste Olympiasiegerin der Geschichte werden. Also offiziell - bei den Turnerinnen aus China und so weiß man ja nie so genau ...
Sportklettern (2 Entscheidungen)
Und noch so ein Debütant. Deshalb erklären wir kurz die Regeln: Zuerst geht es in der Disziplin "Speed" so schnell wie möglich eine 15 Meter hohe Wand hinauf, dann das klassische "Bouldern" wie an jeder örtlichen Kletterwand, nur ein bisschen schwerer wahrscheinlich. Und schließlich noch "Lead": In sechs Minuten eine bis zu 20 Meter hohe Wand hinauf, also so schnell bzw. hoch wie möglich, die Konkurrenz darf dabei nicht abgucken. Die Ergebnisse werden kombiniert und voila! stehen die Olympiasieger fest. Aus deutscher Sicht klettern Jan Hojer und Alexander Megos mit. Man sollte sie mal nach ihrer Meinung zu Reinhold Messner befragen. Der erklärte vor einigen Jahren, angesprochen auf die neue Olympia-Sportart: "Das findet an einer Plastikwand statt! Mit Plastikgriffen! Was soll das? Jeder Affe ist schneller da oben."
Surfen (2 Entscheidungen)
Zum ersten Mal dabei? Na klar! Hippe Sportarten mit S haben es schon immer leichter im Leben gehabt. Zum Einsatz kommt das Shortboard am Tsurigasaki Surfing Beach vor Chiba, ein gutes Stück südöstlich von Tokio. Auch hier gibt es natürlich einen deutschen Verband, nämlich den der Wellenreiter (DWV). Auch hier soll Werbung für die eigene Sportart gemacht werden. Übernehmen muss das Leon Glatzer, der hat sich nämlich als einziger deutscher Starter für das Feld der besten 20 qualifiziert. Die Medaillen werden aber nach Brasilien, USA oder Australien gehen. Also wenn die Wellen mitspielen. Vorsorglich hat man die komplette erste Olympia-Woche geblockt.
Taekwondo (8 Entscheidungen): 1x Bronze
Vorsicht, liebe Kampfsportler: Plötzlich spielen die Karatekas auch mit im Kampf um weltweiten Glanz und Glorie - da ist man schneller ausgestorben, als einem lieb ist.
Nicht komplett weg vom Fenster ist die Deutsche Taekwondo-Union - aber ein Ein-Mann-Team ist nicht das, was man sich erhofft hat. Das weiß auch Bundestrainer Georg Streif: "Es ist bitter für alle Beteiligten. Für die Sportler, für das Umfeld und auch für die Fans." Über die Gewichtsklasse bis 80 kg geht Alexander Bachmann an den Start, aber der war immerhin mal Weltmeister. "Ich werde in Tokio alles geben, um nicht mit leeren Händen nach Hause zu kommen", sagt der 27-Jährige, der es bis Halbfinale schaffen müsste, um Bronze sicher zu haben. Das ist absolut möglich. Die Goldenen machen dann die Südkoreaner und Iraner unter sich aus.
Tennis (5 Entscheidungen): 1x Silber, 1x Bronze
Wimbledon verlief nicht wirklich nach seinem Geschmack, die French Open mit der knappen Niederlage gegen Stefanos Tsitsipas sowieso nicht. Muss sich Alexander Zverev eben in Tokio den Frust von der Seele schmettern. Was nicht ganz einfach wird: Zwar hat das olympische Turnier eine wahre Absagenflut ereilt - Federer, Nadal, Berrettini, Kerber, Serena Williams, und und und -, aber in der Spitze stehen die Herren spätestens seit der Zusage von Golden-Slam-Anwärter Novak Djokovic sehr gut da. Landet Zverev, Platz vier der Setzliste, nicht in dessen Hälfte, könnte er das Finale durchaus anpeilen - und über drei Sätze auf Hartplatz hat er auch schon den Djoker geschlagen. Und im Doppel mit Jan-Lennard Struff? Das hat doch Becker/Stich-Potenzial!
Bei den Damen ist nach Kerbers Absage nur Laura Siegemund übrig geblieben, sie wird ganz klassisch von Runde zu Runde planen. Spannend wird die Rückkehr von Naomi Osaka zu beobachten sein. Wimbledon ließ sie aus, ihre Querelen mit der Presse sind bekannt. In Tokio wird der Druck ungeheuer groß sein. Andererseits ist sie auf Hartplatz die beste Spielerin der letzten Jahre.
Tischtennis: (5 Entscheidungen): 2x Silber, 1x Bronze
Das Mixed ist neu am Start - ist ja nicht so, als würde China nicht schon genügend Medaillen abstauben. 28 von möglichen 32 Goldenen seit der Olympia-Premiere 1988. Die Duelle mit Gastgeber Japan könnten episch werden, aber der Heimvorteil fehlt ja leider.
Das Aufgebot des DTTB wird mal wieder von Timo Boll und Dimitri Ovtcharov angeführt, bei den Damen ist zuallererst Europameisterin Petrissa Solja zu nennen. Bei der EM im Juni räumte die deutsche Mannschaft fast alle Titel ab, in Tokio kommt viel auf die Auslosung an - den Chinesen so lange wie möglich aus dem Weg gehen, lautet die Devise. Dann können es alle drei Mannschaften ins Finale schaffen, und auch für Boll/Ovtcharov ist im Einzel was drin. Gerade für den 40 Jahre alten Boll ist es wahrscheinlich die letzte Chance auf die erste Olympia-Einzelmedaille. Das muss doch endlich klappen! Muss!
gettyTriathlon (3 Entscheidungen): 1x Silber
Schade, dass die Olympischen Spiele nicht im Ironman-Modus ausgetragen wird, am besten in Hawaii. Wir würden uns vor Medaillen kaum retten können. So treten über die olympische Distanz (1,5 km Schwimmen, 40 km Radfahren, 10 km Laufen) unter anderem Sprint-Europameisterin Laura Lindemann an, die im Juni den EM-Titel holte, dazu kam Silber im Mixed. "Das Ziel für Tokio hat sich nicht verändert. Ich will nach wie vor eine Medaille. Das ist mein Traum, dafür tue ich immer noch alles", betonte sie gegenüber dem SID. In einer der beiden Disziplinen kommt sie durch, auch wenn die ganz großen Favoriten wohl eher aus den USA stammen. Bei den Männern ist die Chance auf Edelmetall verschwindend gering. Da vielleicht doch lieber nochmal den Weltrekord von Jan Frodeno gucken?
Turnen (18 Entscheidungen): 1x Bronze
In der rein weiblichen rhythmischen Sportgymnastik und am Trampolin wird ohne deutsche Beteiligung geturnt, beim "richtigen" Turnen richten sich alle Augen auf Simone Biles. Die Rekordweltmeisterin ist längst eine lebende Legende - und erfindet mittlerweile aus Spaß Übungs-Elemente, die dann vom Weltverband abgelehnt werden, weil sich Normalsterbliche dabei sämtliche Knochen brechen würden. Biles wird im Mehrkampf zu Gold spazieren, auch bei den einzelnen Elementen mehrere Medaillen holen und dann in den Sonnenuntergang reiten. 24 ist im Damenturnen schließlich ein fast schon biblisches Alter. Klare Sache: Biles' Auftritte werden eines der absoluten Highlights dieser Spiele.
Bei den Herren will Japans Volksheld Kohei Uchimura am Reck die Nachfolge von Fabian Hambüchen antreten, der in Rio ja so sensationell triumphiert hatte - wir verdrücken allein bei der Erinnerung an seinen Wettkampf ein paar sentimentale Tränchen. Ohne ihn ist Gold für den deutschen Turnverband nur ein Wunschtraum, aber beide Mannschaften haben sich qualifiziert. Realistische Medaillenchancen haben Elisabeth Seitz am Stufenbarren und vielleicht Lukas Dauser am Barren, wenn wirklich alles passt.
Volleyball (4 Entscheidungen): 1x Bronze
Hach, was waren das für Highlights: Brink/Reckermann mit der Goldmedaille in London 2012 - und 2016 setzte das Duo Ludwig/Walkenhorst an der Copacabana von Rio noch einen drauf. Gänsehaut! Wer setzt diese Serie fort? Laura Ludwig wird ihren Titel an der Seite von Ex-Hallenspielerin Maggie Kozuch verteidigen, aber in Gold-Form war das Duo in letzter Zeit eher selten. Karla Borger und Julia Sude sind kein unbeschriebenes Blatt, bei den Herren hat es mit Julius Thole und Clemes Wickler nur ein Duo geschafft. Wobei: Die beiden sind immerhin Vizeweltmeister! Die Konkurrenz ist zwar stark, aber ein Team bringen wir in die Medaillenränge.
In der Halle sieht es leider zappenduster aus: Den Damen und den Herren fehlte in der Quali im Januar jeweils noch ein Sieg, es sollte aber nicht sein. "Wir haben alles getan, um das Ticket zu den Olympischen Spielen zu holen", sagte Sportdirektor Christian Dünnes geknickt: "Mir tut es für alle Athleten sehr leid, trotzdem können wir stolz sein." In drei Jahren dann aber!
Wasserball (2 Entscheidungen)
Leute, so wird das nichts. 1984 hatte der DSV in Los Angeles noch Bronze geholt. Und jetzt? 2012 nicht qualifiziert, 2016 nur zugeschaut - und diesmal gab es in der Quali für die deutschen Herren mal eben fünf Pleiten in fünf Spielen. Die Frauen waren sogar noch nie bei den Spielen dabei. Was soll's: Schauen wir eben den Italienern, Ungarn oder Amerikanern zu, wie sie sich unter Wasser gegenseitig fies die Badebuchse in die Ritze ziehen.
Wasserspringen (8 Entscheidungen): 1 Bronze
Hand aufs Herz: Hättet Ihr gewusst, dass Patrick Hausding erst 32 Jahre alt ist? Gefühlt stemmt sich der Rekord-Europameister (17 Titel!) schon seit 1992 alle vier Jahre der Übermacht der Chinesen entgegen, und das in allen Höhen und Disziplinen, die der Sprungturm so hergibt. Tokio werden seine letzten Spiele sein - nach Silber 2008 und Bronze 2016 fehlt eigentlich nur noch ... ja gut, da müssten die Chinesen schon plötzlich ihre Badehosen daheim vergessen. Und die könnten wahrscheinlich auch in Jeans perfekte vierfache Auerbach-Saltos zeigen.
Oder stapeln wir hier tatsächlich mal ausnahmsweise etwas zu tief? "Wir werden um die Medaillen mitkämpfen, wir sind gut vorbereitet", tönt Hausding, der beim Synchron vom Dreier mit Lars Rüdiger die besten Chancen hat. In Rio hatte er neben der Bronze-Medaille im Einzel noch zwei undankbare vierte Plätze belegt. Also gut, Patrick, dann schreiben wir dir eine Medaille auf. Hinter ihm stehen mehrere Europameister im Aufgebot, darunter Tina Punzel (3-m-Brett, Synchron). Die Weltelite ist für die meisten aber ein bisschen zu weit weg.
Endergebnis: 21x Gold, 17x Silber, 24x Bronze
Olympia: Die Olympischen Sportarten und Disziplinen
Sportart | Disziplinen |
Badminton | |
Base- und Softball | Baseball und Softball |
Basketball | Basketball und 3x3-Basketball |
Bogenschießen | |
Boxen | |
Fechten | |
Fußball | |
Gewichtheben | |
Golf | |
Handball | |
Hockey | |
Judo | |
Kanusport | Kanurennsport und Kanuslalom |
Karate | Kata und Kumite |
Leichtathletik | |
Moderner Fünfkampf | |
Radsport | Bahn, BMX (Freestyle und Race), Mountainbike, Straße |
Reiten | Dressur, Springen, Vielseitigkeit |
Ringen | Freistil und Griechisch-römisch |
Rudern | |
Rugby | 7er-Rugby |
Schießen | |
Schwimmsport | Freiwasserschwimmen, Schwimmen, Synchronschwimmen, Wasserball, Wasserspringen |
Segeln | |
Skateboard | Park-Skaten und Street-Skaten |
Sportklettern | |
Surfen | Shortboard |
Taekwondo | |
Tennis | |
Tischtennis | |
Triathlon | |
Turnsport | Kunstturnen, Rhythmische Sportgymnastik, Trampolinturnen |
Volleyball | Beachvolleyball und Volleyball |