Bryce Harper hat mit seinem 13-Jahresvertrag über 330 Millionen Dollar den größten jemals ausgeschütteten Vertrag in der Geschichte des US-Sports abgeschlossen. Eine Woche zuvor unterschrieb bereits Manny Machado für 300 Millionen und zahlreiche weitere MLB-Spieler erhielten in der Vergangenheit Verträge, die jene anderer Ligen in den Schatten stellen. Doch warum ist dem so? Warum erhalten MLB-Spieler die meiste Kohle im US-Sport?
Harpers Vertrag ist der größte, der jemals im US-Sport ausgehandelt wurde, Machados neuer Kontrakt hielt zuvor den Rekord für den höchstdotierten Free-Agent-Deal im US-Sport. Und Nolan Arenado wiederum brach den Rekord für das höchste Durchschnittsgehalt eines Positionsspielers mit 32,5 Millionen Dollar (8 Jahre/260 Millionen Dollar) im Baseball durch seine Vertragsverlängerung bei den Colorado Rockies.
Vergleicht man diese Wahnsinnsverträge nun mit den Top-Deals anderer Ligen, dann wird schnell klar, dass keiner wirklich mithalten kann in Sachen Gesamtvolumen bei Spielerverträgen. In der NBA hält "The Beard" James Harden den Rekord mit 228 Millionen Dollar über sechs Jahre. Verträge in NFL und NHL dagegen kommen nicht mal in die Nähe dieser Summen.
Doch warum ist das so? Warum verdienen Spieler in der beliebtesten Sportliga der USA, der NFL, so wahnsinnig viel weniger Geld als Baseball- und Basketballspieler, zudem in großen Teilen ungarantiert? Die Antwort liefert ein Blick auf die Vertragsstrukturen der einzelnen Ligen.
gettyNHL: Ovechkin unterschrieb für 13 Jahre bei den Capitals
Der Rekordhalter der NHL ist Alex Ovechkin, der einen 13-Jahresvertrag im Wert von 124 Millionen Dollar - oder 206 Millionen Dollar weniger als Harper über einen identischen Zeitraum - von den Washington Capitals unterschrieben hat. Das war allerdings noch vor dem aktuell gültigen CBA. Mittlerweile sind solche Deals - auch mit Verlängerungen - nicht mehr möglich. Die NHL hat einen stringenten Hard Salary Cap, der keine Ausnahmen zulässt.
Heißt für Spieler: Sie dürfen maximal 20 Prozent des jährlichen Salary Caps verdienen. Zudem können Free Agents maximal für sieben Jahre unterschreiben, Verlängerungen wiederum sind maximal für acht Jahre zulässig. 2018/19 etwa liegt die Gehaltsobergrenze bei 79,5 Millionen Dollar pro Team. Nebenbei sei erwähnt, dass Teams sich auch an einen Salary Floor - die Mindestsumme, die Teams ausgeben müssen - halten müssen. Dieser liegt in der laufenden Spielzeit bei 58,8 Millionen Dollar.
Hard Salary Cap in der NFL
Die NFL wiederum setzt auch auf einen Salary Cap, der ebenfalls "hart" ist. Auch hier gibt es keine Ausnahmeregelungen, aber dafür die Möglichkeit, nicht genutzten Cap Space in die folgende Spielzeit mitzunehmen. Begrenzungen für Spielergehälter oder Vertragslängen hingegen gibt es keine.
2018 lag die Gehaltsobergrenze bei 177,2 Millionen Dollar, 2019 wird sie voraussichtlich bei 190 Millionen Dollar liegen. Allerdings lassen sich Verträge auf diverse Weisen manipulieren, um Jahr für Jahr "unter dem Cap" zu landen. Einen Salary Floor hat auch die NFL, allerdings nicht bezogen auf ein Jahr, sondern auf die Laufzeit des Collective Bargaining Agreements insgesamt. Teams müssen unterm Strich über mehrere festgelegte Zeitperioden einen bestimmten Prozentsatz ihres Cap Space investieren. Von 2013 bis 2016 etwa lag dieser Anteil bei 89 Prozent des Gesamt-Cap-Spaces.
Der höchstdotierte Vertrag, der jemals in der NFL unterschrieben wurde, war der von Andrew Luck von den Indianapolis Colts, der 2016 für sechs Jahre und etwas über 139 Millionen Dollar verlängert hat.
Weitaus längere Verträge ergeben in der NFL dagegen keinen großen Sinn. Zum einen ist die Verletzungsgefahr der Spieler ein zu großes Risiko für die Teams, zum anderen sind Verträge zumeist ohnehin nicht voll garantiert. Es lohnt sich also auch für Spieler nicht, sich sehr lange an ein Team zu binden, wenn sie wissen, dass sie meist schon zur Hälfte des Kontrakts ohne große Probleme wieder entlassen werden können.
Soft-Cap in der NBA
Das wohl komplexeste Salary-Cap-Konstrukt im gesamten US-Sport findet sich wiederum in der NBA. Im Gegensatz zu NFL und NHL setzt die NBA auf einen "Soft Cap", das heißt, es gibt zwar eine Gehaltsobergrenze, aber auch diverse Möglichkeiten, die Summe durch Ausnahmen jeglicher Art zu überbieten.
Offiziell liegt die Gehaltsobergrenze der NBA 2018/19 bei 101,869 Millionen Dollar. Doch durch zahlreiche Ausnahmen wie die "Larry Bird Exception", die "Early Bird Exception" und diverse andere Zusatzregeln lässt sich das Gesamtniveau deutlich steigern. Allerdings verlangt die Liga ab einer gewissen Summe eine Luxussteuer von Teams, die deutlich mehr ausgeben als erlaubt.
Was Spielerverträge betrifft, gilt mittlerweile, dass Free Agents maximal für vier Jahre unterschreiben können, während eine Verlängerung je nach Status des Spielers bis zu sechs Jahre gehen kann.
In der Regel können Veteranen nur über fünf Jahre verlängern, doch nach den Massenabgängen von Star-Spielern, die sich lieber zu Superstars zusammenschlossen anstatt bei ihren "Originalteams" zu bleiben, rief die NBA eine neue Ausnahme-Regel ins Leben, die sogenannte "Designated Veteran Extension" oder "Kevin Durant Rule".
Ohne zu sehr ins Detail zu gehen, sei gesagt, dass ein Spieler, der diese Verlängerung unterschreibt, bestimmte Kriterien erfüllen muss und damit ein Maximalgehalt von 35 Prozent des Salary Caps über maximal fünf Jahre erhält. Harden etwa unterzeichnete seine Verlängerung zwei Jahre, bevor der ursprüngliche Vertrag ausgelaufen wäre, um zusätzliche 4 Jahre und knapp 170 Mio. Dollar, woraus sich das obige Gesamtvolumen speiste. Länger als sechs Jahre kann man auch mit der DPVE nicht bei einem Team unter Vertrag stehen.
MLB verzichtet auf Salary Cap
Ist das Gehaltssystem der NBA ultra-komplex, dann handelt es sich im Fall der MLB hingegen eher um die wohl trivialste Rechnung von allen. Es gibt keine Gehaltsobergrenze und keine Untergrenze. Zudem gibt es keine Beschränkungen, wie lange Verträge laufen dürfen oder wie viel Spieler verdienen können.
Was es gibt, ist eine Luxussteuer, die Teams bestraft, die mehr als eine vorgegebene Summe in einem Jahr ausgeben. In der Saison 2019 liegt diese Grenze bei 206 Millionen Dollar.
Zudem gibt es zumindest eine Richtlinie, die besagt, dass Teams einen Mindestanteil von 30 bis 40 Prozent ihrer jährlichen Einnahmen ins Team investieren müssen. Wer sich nicht daran hält, wird letztlich vom Revenue Sharing - alle Einnahmen aus nationalen TV-Geldern, Sponsoren, Merchandising-Verkäufen über den offiziellen Liga-Fanshop und diverse weitere Quellen werden geteilt - ausgeschlossen.
Das führt dann letztlich dazu, dass Baseballspieler naturgemäß das meiste Geld verdienen können, gerade im Vergleich zu den anderen Ligen.
Alle US-Ligen einig: Rookie-Verträge haben Limits
Eine Gemeinsamkeit, die alle Ligen teilen, ist die Regelung, Rookie-Gehälter zu regulieren. War es früher Gang und Gäbe, dass Rookies ihre Verträge selbst aushandeln durften, sind diese jetzt klar festgelegt, gemessen an der Höhe des jeweiligen Draftpicks, mit dem sie gezogen wurden.
Dies gilt für NBA und NFL. Die MLB hat eine ähnliche Regelung, die aber zumindest ein wenig Verhandlungsspielraum erlaubt. Draftpicks erhalten keine MLB-Verträge, sondern "nur" ein Handgeld, das auch anhand eines Slotsystems gemessen am Draftpick gestaffelt ist. Allerdings können Teams durchaus auch mehr oder weniger Geld ausgeben, müssen aber mit Sanktionen wie etwa der starken Begrenzung künftiger Handgelder leben.
In der NHL wiederum gibt es sogenannte Entry Level Contracts, deren Länge sich am Alter der Spieler orientiert. 18 bis 21-Jährige unterschreiben für drei Jahre, Spieler im Alter von 22 bis 23 Jahren bekommen Zweijahresverträge und Einjahresverträge bekommen Spieler mit 24 Jahren. Darüber hinaus sind solche Verträge zur Deckelung der Ausgaben für Rookies und Entwicklungsspieler nicht erforderlich.
Solche Entry-Level-Spieler verdienen im Jahr maximal 925.000 Dollar, alles darunter ist Verhandlungssache.
US-Sport: NFL als Krösus
Betont werden muss allerdings, dass sich diese Ausgaben-Restriktionen - oder das Fehlen solcher - nicht unbedingt in Einklang bringen lassen mit den exorbitanten Einnahmen der jeweiligen Ligen. Die NFL-Einnahmen werden etwa auf ca. 16 Milliarden Dollar geschätzt, während die bei der MLB bei rund 10 Milliarden im Jahr 2018 lagen. Die NBA wird auf fast 7 Milliarden geschätzt, die NHL auf etwa 4,5 Milliarden Dollar.
Die Einnahmen jedoch suggerieren, dass jede Liga über immense finanzielle Ressourcen verfügt, die Bereitschaft, diese dann auch an die Spieler auszuschütten, aber nicht bei allen dieselbe ist. Die MLB scheint am ehesten bereit, Spielern "stupid Money" zu zahlen, wie es Phillies-Teameigner John Middleton vor kurzem so treffend formuliert hatte. Andere Ligen - die NBA muss man hier eigentlich rausnehmen, da sie mit ihren Super-Max-Deals zumindest in Sachen durchschnittliches Jahresgehalt alle Rekorde sprengt - sind da eher zurückhaltender unterwegs, was die Bezahlung ihrer (Top-)Spieler betrifft.
Dieser Artikel wurde ohne vorherige Ansicht durch die Major League Baseball veröffentlicht.