MLB Draft 2018: High-School-Pitcher Matthew Liberatore im Porträt

Marcus Blumberg
15. Mai 201814:59
Matthew Liberatore gilt als bestes High-School-Talent im MLB Draft 2018.twitter.com/libby3232
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Matthew Liberatore gilt als verheißungsvollstes High-School-Prospect in der 2018er Klasse des MLB Drafts. Der Linkshänder wird schon jetzt mit einem etablierten Star verglichen und zeichnet sich durch seine furchtlose Einstellung aus. SPOX stellt den Jungen aus Arizona vor.

Spätestens seit Billy Beane seinen aus "Moneyball" bekannten Ansatz bei den Oakland Athletics um die Jahrtausendwende herum umsetzt, sollte man seinem Vorbild folgen und High-School-Pitcher eher kritisch beäugen.

Das Problem: Die Parameter sind völlig andere als dann im Profi-Bereich, ebenso das allgemeine Leistungsniveau. Und: Von College-Spielern gibt es sehr viel aussagekräftigere und umfangreichere statistische Daten. Die Zahlen also, auf die man heutzutage schaut, um sich einen möglichst objektiven Eindruck über das Leistungsvermögen des Spielers zu verschaffen.

In diesem Jahr gibt es aber auch wieder ein paar High-School-Spieler, die zu den Top-Prospects der ganzen Draft-Klasse zählen. Die klare Nummer eins unter den High-School-Spielern soll dabei Matthew Liberatore sein, ein linkshändiger Pitcher von der Mountain Ridge High School in Arizona.

Der Senior hat mit seinen fast 1,96 Meter Körpergröße Gardemaß für einen Pitcher. Seine 90 Kilogramm Gewicht scheinen jedoch noch ausbaufähig zu sein, momentan wirkt er noch etwas zu schlaksig.

Matthew Liberatore: Eher ein klassischer Pitcher

Was seinen Stuff betrifft, sehen Scouts in ihm einen eher klassischeren Pitcher. Er ist keiner, der extrem hart wirft, wie es dieser Tage der Trend ist. Er kann durchaus 95 bis 96 Meilen pro Stunde mit seinem Fastball erreichen, was für einen Spieler seiner Altersklasse schon ordentlich ist. Doch eigentlich bewegt er sich im Bereich von 91 bis 94 Meilen pro Stunde.

Er wirft aus einem "lockeren" 3/4-Slot und erreicht damit sogenannte "Running"-Action auf dem Fastball, der Ball drängt also zur Seite, was ihn schwerer zu schlagen macht. Er verfügt zudem über gute Kontrolle mit seinem Primär-Pitch.

Er hat außerdem einen 12-6-Curveball sowie einen Changeup, der - glaubt man so manchem Scout - in den Pros sein bester Pitch werden könnte. Die Begründung für diese These ist kurios: Den Changeup, den er aus demselben Slot wie seinen Fastball wirft und der dasselbe Movement wie der Fastball hat, bis er kurz vor der Strikezone nach unten wegbricht, wirft Liberatore ungefähr 8 bis 10 MPH langsamer als seinen Fastball.

Damit erreicht der Pitch in etwa den Bat-Speed eines normalen High-School-Hitters, weshalb er einem solchen damit sogar zum Vorteil wird. Deshalb warf er diesen Pitch auch so selten. In den Pros hingegen dürfte der Pitch gegen professionellen Bat-Speed eine Waffe werden.

Liberatore wirft seit 2018 auch einen Slider

Was Scouts im Frühjahr 2018 ebenfalls positiv auffiel, war ein neuer Slider, den sich Liberatore über den Winter angeeignet hat. Auch dieser wird auf der 20-80-Scouting-Skala aktuell als 55 eingestuft, was mehr als solide ist für einen Spieler kurz vor dem Draft. Alles ab 60 ist zu dem Zeitpunkt einer Karriere schon herausragend.

Unterm Strich könnte er also durchaus in nicht allzu ferner Zukunft mit mindestens drei "Plus"-Pitches dastehen. Zudem spricht seine Einstellung für Liberatore: Er hat keine Angst davor, auch mal rückwärts zu pitchen - also mit Off-Speed-Pitches ein At-Bat zu beginnen und erst später den Fastball zu setzen. Und auch wenn er im Count hinten liegt, wirft er ohne Furcht seinen Curveball.

Auch kommt er gut mit Druck klar, wie seine starke Vorstellung im Finale der U18-WM gegen Korea untermauerte (6 Shutout-Innings).

Doch wie bei jedem anderen potenziellen Draftpick, gibt es auch beim Linkshänder aus Arizona Dinge zu bemängeln. Die große Frage scheint zu sein, wie hoch denn seine Upside noch sein kann. Der in der heutigen Zeit eher überschaubare Fastball wird als Problem angesehen, ebenso die Abwesenheit eines Power-Breaking-Balls. Heutzutage will man von einem potenziellen Pitching Ace durchaus High-90s-Stuff sehen. Doch Liberatore wird allgemein eher als "High-Floor"-High-School-Pitcher betrachtet, was nichts Schlechtes ist.

Eine gängige Bewertung seines Ceilings ist derzeit ein Nummer-2-Starter, schlechtesten Falls eine starke Nummer 3. Das hat den Nachteil, dass Teams ihn damit eher nicht als absoluten Top-Pick betrachten könnten. Doch es hätte den Vorteil, dass ein solcher Spieler relativ schnell durch die Minors marschieren und sehr zeitnah in der MLB aufschlagen könnte.

MLB Draft: Liberatore weißt keine klaren Schwächen auf

Denn: Egal wie genau man auch hinschaut, wirklich klare Schwächen weist Liberatore nicht auf. Defizite wie seinen Fastball-Speed, der durchaus mit mehr Muskelmasse noch gesteigert werden kann - den Frame dazu hätte er - darf man auch als Meckern auf hohem Niveau ansehen. Der nicht vorhandene Power-Breaking-Ball ist da schon eher problematisch, aber auch nicht gravierend schlimm.

Manch ein Scout verglich ihn bereits mit Cole Hamels, der ähnliche Anlagen vorweist wie Liberatore. Und Hamels fand sich seinerzeit schnell zurecht in der Liga, was nicht zuletzt sein World Series MVP Award 2008 in seiner damals erst dritten Saison eindrucksvoll untermauert.

Letzten Endes geht Liberatore aber ohnehin ohne Druck in den Draft. Wird er aus seiner Sicht nicht hoch genug gepickt oder erhält keinen angemessenen Signing Bonus, dann geht er eben aufs College in Arizona, wo er bereits ein Stipendium bei den Wildcats sicher hat.

Es kommt eher selten vor, dass ein Spieler aus der High School als sichere Bank für Erfolg angesehen wird im MLB Draft, doch in diesem Jahr könnte es mit Matthew Liberatore durchaus einen solchen Spieler geben.

Dieser Artikel wurde ohne vorherige Ansicht durch die Major League Baseball veröffentlicht.