Die Oakland Athletics sind mit dem amtierenden Champion Houston Astros in der American League West gleichauf. Und das allein dürfte schon eine der größten Überraschungen dieser Saison sein. SPOX beleuchtet die Situation in der Bay Area.
Schaut man sich jedoch die Zeit seit dem All-Star-Break Mitte Juni an, überrascht dieser Fakt nicht mehr ganz so sehr. Seit dem 16. Juni nämlich sind die A's 41-14, was die beste Bilanz im Baseball in diesem Zeitraum darstellt.
Mithilfe dieser heißen Serie hat das Team aus Oakland einen Rückstand von sagenhaften zwölf Spielen auf die Astros aufgeholt. Mehr noch: Ihre 75-50-Bilanz ist die drittbeste in den Majors und ihre beste nach 125 Spielen seit 1992.
Doch wie ist dieserLeistungssteigerung in dieser Saison nach dem überschaubaren Vorjahr (75-87) zu erklären?
Da es sich hier um die Oakland A's handelt und Billy Beane nach wie vor die Geschicke hinter den Kulissen leitet, liegt es nahe, "Moneyball" ins Spiel zu bringen. Jedoch ist der Ansatz heutzutage keineswegs mehr so innovativ wie zur Jahrtausendwende. Heutzutage setzt jedes Team teils extrem auf Analytik, weshalb dieser einstige Vorteil lange passe ist.
Vielmehr tun sie in Oakland genau das, was auch anderswo betrieben wird: Gutes Scouting, was zu einem starken Farmsystem führte, auf dessen Grundlage das äußerst konkurrenzfähige Team in dieser Saison entwickelt wurde.
Oakland A's: Matt Chapman als neues Gesicht der Franchise
Bereits im Vorjahr schafften die Corner-Infielder - und Eckpfeiler des Teams - Matt Chapman und Matt Olson endgültig den Sprung in die MLB. Chapman entwickelte sich überdies zum Gesicht der Franchise und spielt entsprechend stark auf.
Zudem ist es Outfielder und Designated Hitter Khris Davis irgendwie gelungen, trotz kaum vorhandener Medienaufmerksamkeit zum Star zu werden. Wie schon in den vergangenen zwei Jahren wird er mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auch 2018 wieder mehr als 40 Homeruns schlagen und das trotz der Mehrzahl seiner Spiele im gigantischen Coliseum von Oakland. Er ist damit der einzige Spieler, dem dies mit Ende dieser Saison drei Mal in Serie gelungen sein wird.
Des Weiteren produzieren die Veterans im Team teilweise besser als zuletzt und das auf durchweg hohem Niveau. Second Baseman Jed Lowrie etwa hat mit seinen 19 Homeruns schon jetzt eine neue persönliche Bestmarke gesetzt, während auch Stephen Piscotty nach durchwachsenem letzten Jahr in St. Louis wieder aufblüht.
Piscotty wiederum zählt zu den gezielten Verstärkungen, die Beane und sein Front Office in der Offseason, vor allem jedoch während dieser Saison, vorgenommen haben.
Oakland A's: Gutes Händchen bei Verstärkung des Kaders
Dabei bewies Oakland eigentlich durchweg ein gutes Händchen bei der Verstärkung des Teams. Piscotty kam für vergleichsweise wenig Gegenwert von den Cardinals und ist im Right Field gesetzt. Rookie-Left Fielder Nick Martni wiederum darf man getrost als Steal bezeichnen.
Nach sechs Jahren im Farmsystem der Cardinals wurde er im Winter Free Agent und kam per Minor-League-Vertrag nach Oakland. Mittlerweile startet er zumeist gegen Rechtshänder und kommt auf eine starke 143 OPS+. Ein ebenso beeindruckender Mann ist zweifelsohne Ramon Laureano, der im November via Trade aus Houston kam und als Center Fielder der Zukunft gilt.
Als weiterer Neuzugang ist Catcher Jonathan Lucroy zu nennen, der zwar offensiv wenig mitbringt, dafür aber die erhoffte Bereicherung bei der Führung und Entwicklung des Pitching Staffs geworden ist.
Gerade der Pitching Staff wurde indes in den letzten 15 Monaten quasi generalüberholt. Den Anfang machte der Abgang von Starter Sonny Gray, der für zahlreiche Talente nach New York geschickt wurde. Hinzu kamen seither eine ganze Reihe hochveranlagter Arme.
Allein fünf Reliever kamen seit November 2017 per Trade, darunter der in Washington in Ungnade gefallene Shawn Kelley sowie die Closer-Kaliber-Rechtshänder Jeurys Familia und Fernando Rodney seit diesem Juli. Abgegeben hat Oakland dafür erstaunlich wenig.
Pitching Rotation der Oakland Athletics: Alles neu hinter Sean Manaea
Was die Starting Rotation betrifft, wurde auch hier kräftig aufgerüstet. Mit Ausnahme von Ace Sean Manaea, der im April einen No-Hitter gegen die Boston Red Sox gepitcht hat, war keiner der aktuellen Starter im Vorjahr schon in der Bay Area. Die einstiegen Eigengewächse Trevor Cahill und Brett Anderson kamen als Free Agents im März. Im Juni wurde Edwin Jackson gewissermaßen von der Straße geholt und im August gab es den Trade für Mike Fiers, der seither rockt (280 ERA+).
Umso bemerkenswerter ist die aktuelle Entwicklung vor dem Hintergrund, dass Beane erst im letzten Juli verkündet hatte, dass sich die A's im x-ten Rebuild befänden. Damals mit dem Zusatz, dass dieses Mal das "End Game" eine erfolgreiche Mannschaft mit erhöhter Payroll sei - wenn denn tatsächlich ein neues Stadion gebaut würde. Davon allerdings sind die A's noch ein gutes Stück entfernt.
MLB: Saisons der Oakland A's seit 2012
Jahr | Platzierung AL West | Siege | Niederlagen | Siegquote | Playoffs? |
2012 | 1. | 94 | 68 | .580 | ALDS (2-3) |
2013 | 1. | 96 | 66 | .593 | ALDS (2-3) |
2014 | 2. | 88 | 74 | .543 | Wildcard |
2015 | 5. | 68 | 94 | .420 | - |
2016 | 5. | 69 | 93 | .426 | - |
2017 | 5. | 75 | 87 | .463 | - |
Und so weiß freilich niemand, wie lange die Franchise dazu in der Lage - und ob sie gewillt sein wird -, dieses vielversprechende aktuelle Team zusammenzuhalten. Doch zumindest für den Rest dieser Saison sind die A's in der aktuellen Verfassung ein klarer Contender in der hart umkämpften American League (West).
Das Bemerkenswerte dabei: Die A's haben ihr Schicksal 37 Spiele vor Saisonende absolut selbst in der Hand. Im Kampf um die AL West treffen sie noch dreimal auf die Astros und sieben Mal auf die Seattle Mariners, die beide direkte Konkurrenten auf den Division-Titel sind. Zudem geht es im Kampf um die Wildcard Anfang September noch dreimal zuhause gegen die Yankees, ansonsten stehen nur noch Spiele gegen Teams bei oder unter .500 an.
Oakland A's: Erste Playoff-Teilnahme seit 2014 fest im Visier
Damit scheint ein Erreichen der Playoffs keine Utopie mehr zu sein. Ob nun via Division-Sieg oder Wilcard sei dahingestellt, aber Oktober-Baseball ist für Oakland in greifbarer Nähe. Es wäre der erste Postseason-Auftritt für die A's seit 2014, als man im Wildcard Game den Kansas City Royals unterlag.
Auf die Beine stellen die A's diese insgesamt beeindruckende Leistung im Übrigen mit einer Payroll von etwas mehr als 79 Millionen Dollar - Platz 28 in der MLB. Nur die Tampa Bay Rays und Chicago White Sox geben derzeit weniger für ihr Team aus.
Die Tatsache, dass es angesichts dessen doch zur Postseason reicht, macht diese Organisation - einmal mehr - zur wohl effizientesten im gesamten Major League Baseball. Moneyball mag zwar heute seine Einzigartigkeit verloren haben, doch die Umsetzung des Grundgedankens gelingt in Oakland scheinbar immer noch besser als anderswo.
Dieser Artikel wurde ohne vorherige Ansicht durch die Major League Baseball veröffentlicht.