Im Monat Mai erleben die Cincinnati Reds den Zorn von Thor, kassieren die unmittelbare Blamge und müssen ordentlich einstecken. Ein Fan gibt alles, während wir mächtige Homeruns und merkwürdiges Base Running sehen. Und es gibt Würstchen.
Fan gibt sein Abendessen - zweimal - für einen Foul Ball
Warum geht man zum Baseballschauen ins Stadion? Also abgesehen davon, um das Spiel zu schauen. Nun, da wäre die familiäre Atmosphäre, das gute - wenn auch nicht wirklich gesunde - Essen und vielleicht auch die Chance, einen Ball zu fangen. Sei es ein Homerun oder doch nur ein "Foul Ball" - ein Ball der außerhalb des Fair Territorys (erkennbar durch die zwei Stangen am Ende der Grundlinien) auf die Tribüne geschlagen wird.
Ein Fan der Los Angeles Dodgers kombinierte zwei dieser Dinge Anfang des Monats nun auf bemerkenswerte Weise. Er hatte sogar das Glück, dass gleich zwei solcher Foul Balls in seine Richtung flogen - im selben Spiel gegen die San Francisco Giants! Vorweg: Er schnappte sich einen dieser Bälle, den ersten. Doch das ist nicht der Grund für seinen Auftritt an dieser Stelle.
Der Fan gab nämlich buchstäblich alles, sogar sein Abendessen! Beim ersten Ball in seine Richtung riskierte er Kopf und Kragen - und seine Pommes. Eine ganze Portion Pommes versenkt! Bitter! Doch objektiv betrachtet nicht ganz so bitter wie beim zweiten Ball. Denn dieses Mal hatte er eine Pizza am Start - die landete auf der Dame vor ihm. Was überraschend auch für wenig Begeisterung sorgte. Ob er sich danach noch einen Snack gönnte, ist unklar.
Thors großer Tag
Noah Syndergaard, der aufgrund seines Aussehens und des nordisch angehauchten Namens den Spitznamen "Thor" bekam, macht edem Donnergott im Heimspiel seiner New York Mets gegen die Cincinnati Reds alle Ehre!
Während der "echte" Thor in Avengers: Endgame in die finale Schlacht (Achtung, Spoiler!) nicht nur mit seinem Hammer, sondern auch seiner Axt zieht, präsentierte Baseball-Thor nun gewissermaßen das Äquivalent dazu. Er schlug die Reds mit seinem Arm und seinem Hammer, also Schläger! Beim 1:0-Sieg pitchte Syndergaard das komplette Spiel (alle neun Innings) und gab keinen Run ab. In Fachkreisen nennt man dies einen "Complete-Game Shutout"! Doch damit nicht genug: Er schlug auch noch den Homerun zum Sieg. Mehr geht wirklich nicht. Gut, er hätte sich wie im Film durch Blitze beleuchten können, aber es ging ja auch nur gegen die Reds, nicht gegen Thanos. ¯\_(ツ)_/¯
Top des Monats: Mike Fiers pitcht einen No-Hitter
Der sportliche Höhepunkt des Monats, und das jetzt mal ohne Ironie: Der No-Hitter von Mike Fiers. Gelungen ist ihm dies in Diensten der Oakland Athletics gegen die - ja, schon wieder - Cincinnati Reds.
Für die Laien kurz erklärt: Ein No-Hitter ist es, wenn eine Mannschaft oder im Idealfall ein Pitcher im Alleingang in einem Spiel keinen einzigen Hit zulässt. Einen Hit bekommt man, wenn man einen Ball so ins Spiel schlägt, dass man daraufhin mindestens auf der ersten Base landet. Das gelang keinem Reds-Spieler in dieser Partie.
Gerade in der heutigen Zeit, in der kaum noch ein Pitcher die volle Distanz geht, also alle neun Innings spielt, ist ein No-Hitter fast schon vom Aussterben bedroht. Insofern: Hut ab!
Homerun des Monats: Josh Bell erreicht Allegheny River
Josh Bell spielt bislang eine überragende Saison. Der First Baseman der Pittsburgh Pirates schlägt derzeit Monster-Homeruns am Fließband. Ein Big Fly jedoch ragt heraus: Am 8. Mai hämmerte Bell einen Pitch gegen die Texas Rangers über offiziell 472 Fuß weit über die Tribüne im Right Field. Und was ist hinter der Tribüne im Right Field des PNC Parks von Pittsburgh? Der Allegheny River natürlich! Der wunderschöne Ballpark von Pittsburgh ist buchstäblich nah am Wasser gebaut.
Einen Ball dort aber reinzuschlagen ist gar nicht so einfach. Bells Homerun war erst der vierte Ball, der seit der Eröffnung des Stadions im Jahr 2001 auf direktem Wege in den Fluss geschlagen wurde. Pure Power!
Vladimir Guerrero Jr.: Der Auserwählte ist angekommen
Kein Rookie-Debüt wurde in diesem Jahr so sehr erwartet wie das von Vladimir Guerrero Jr., dem Third Baseman der Toronto Blue Jays. Es handelt sich um den Sohn von Hall-of-Famer Vladimir Guerrero. Entsprechend groß waren die Erwartungen an den Youngster, der letzte Saison zum Minor-League-Spieler des Jahres gewählt wurde.
Nach einer langen Woche, in der Guerrero noch recht "sterblich" wirkte, legte er dann so richtig los. Am 14. Mai nämlich war es soweit: Beim Gastspiel in San Francisco schlug er gleich zwei Homeruns.
Das Besondere daran: Ausgerechnet in San Francisco hatte der damals achtjährige Vladdy Jr. seinem Papa dabei zugesehen, wie er das Homerun Derby 2007 gewann. Nun schlägt er die Bälle selbst aus dem Oracle Park. Herrlich!
Der Kämpfer des Monats: Bryce Harper
Sicher, Bryce Harper hat auch im Mai den einen oder anderen beeindruckenden Homerun geschlagen. Doch das ist sein täglich Brot, wenn man so will.
Was man nicht vergessen sollte: Der 330-Millionen-Dollar-Mann ist auch als Right Fielder ein ganz großer! In einem Heimspiel gegen die Milwaukee Brewers riskierte er Kopf und Kragen und krachte mit den Füßen voraus in die Mauer der Tribüne im Right Field - samt Ball im Handschuh. Er musste sogar kurz behandelt werden, ehe es weiterging.
Und das war gut so, denn wenig später und im selben Inning segelte erneut ein Ball an diese Stelle. Harper kannte keinen Schmerz und setzte direkt zum nächsten Slide nach Vollsprint an. Erneut fing er den Ball und krachte in die Mauer. Dieses Mal bremste er aber etwas früher und stand recht schnell wieder. Ein brutaler Typ!
Der Crash des Monats: Yasiel Puig
Harper hatte das Glück, dass er zumindest etwas bremsen konnte, ehe es in die Mauer ging. Leidensgenosse Yasiel Puig von den Cincinnati Reds - schon wieder die Reds ... - jedoch hatte diesen Luxus nicht. Ausgerechnet beim Heimspiel gegen seinen Ex-Klub, die Los Angeles Dodgers, marschierte er für einen Catch an der Mauer ungebremst in selbige.
Der Kubaner schnappte sich ebenfalls den Ball, musste kurz nach dem Crash aber mit Schmerzen raus. Kurz darauf ging es ihm wieder gut, sodass sich keiner sorgen muss. Beeindruckend war diese Selbstaufgabe aber allemal.
Der Beinahe-Crash des Monats: Eugenio Suarez und die Würstchen
Von den Reds kommen wir heute nicht mehr los. Beim Gastspiel der Reds in Milwaukee kam es beinahe zu einem tragischen Unfall. Beim Würstchen-Rennen - stay with me! - wurde Third Baseman Eugenio Suarez beinahe von den galoppierenden Frankfurtern über den Haufen gerannt. Doch der Athlet zeigte seine Beweglichkeit und wich gekonnt allen anlaufenden Würstchen aus. Krise abgewendet!
Okay, jetzt noch für die Nicht-Eingeweihten: Der Blumberg schreibt hier keinen Quatsch, in Milwaukee gibt es in der Tat ein Würstchen-Rennen oder Sausage Race in einer der Pausen. Es gibt fünf Kandidaten, die sogenannten "Famous Racing Sausages": "Brat a.k.a Bratwurst", "Polish Sausage", "Italien Sausage", "Hot Dog" und "Chorizo". Noch Fragen?
mlb.comBase Running Fail des Monats: Robinson Cano
Geneigte Leser werden sich erinnern: Im April präsentierten wir an dieser Stelle die Baserunning-"Künste" von Justin Bour von den Angels, der mittlerweile in die Minor Leagues geschickt wurde (nein, nicht deshalb). Robinson Cano von den New York Mets wollte Bour aber wohl in nichts nachstehen und leistete sich einen unglaublichen Fauxpas.
Was war passiert? Die Mets besuchten die traurigen Marlins (schlechteste Bilanz im Baseball) und hatten einen Läufer auf der ersten Base mit Cano an der Platte. Cano schlug den Ball auf den Boden. Genau genommen prallte er hinter die Home Plate und sprang von dort vorwärts ins Fair Territory und kullerte Richtung rechter Foul Line ...
Catcher Chad Wallach war voll im Bilde, schnappte sich den Ball und feuerte ihn zur zweiten Base - zur Erinnerung: wenn ein Ball "im Spiel" ist und ein Läufer auf 1 steht, dann muss dieser zur zweiten Base laufen. Der Ball kam dort früher an und der Läufer war out. Zudem sorgte dann der Shortstop für das zweite Out (ein Double Play) an der ersten Base, weil Cano zur Sicherheit mal an der Platte stehen blieb und sich die ganze Aktion gemütlich von dort anschaute.
Die Zeitlupe zeigt, dass Cano genau beobachtete, wo der Ball hin rollte und somit sah, dass dieser "fair" war. Warum also sprintete er dann nicht zur ersten Base, wie es ein professioneller Baseballspieler tun sollte? Schwierig ...
Gleyber Torres bringt Kommentator zur Verzweiflung
In der MLB ist es so, dass jedes Spiel irgendwo im Fernsehen übertragen wird, zumindest mal in den Heimat-Märkten der jeweiligen Teams. Das hat auch zur Folge, dass es für den Großteil der Spiele zwei TV-Feeds samt eigener Kommentatoren gibt. Und diese neigen größtenteils dazu, recht parteiisch zu sein.
Als Yankees-Shortstop Gleyber Torres neulich zum vierten Mal in dieser Saison zwei Homeruns (zehn insgesamt) gegen die Baltimore Orioles schlug - mehr zur historischen Dominanz von Torres über die O's lest ihr hier -, wurde es O's-Kommentator Gary Thorne zu bunt. Er gab auf, brachte aber, Profi der er ist, immerhin noch seinen Standard-Homerun-Call "Goodbye, Homerun" heraus.