Dirk Nowitzki startet in wenigen Wochen mit den Dallas Mavericks in die 21. Saison seiner NBA-Karriere. Vor dem Auftakt sprach der Deutsche im Interview mit SPOX über Loyalität in der besten Basketballliga der Welt, den Zuwachs an deutschen Spielern in der NBA und seine Erwartungen an die Saison 2018/19.
Außerdem: Wie ihn der Titel 2011 verändert hat und wer die nächste Ära bei den Dallas Mavericks prägen soll.
SPOX:Herr Nowitzki jetzt beginnt bald die 21. Saison in Dallas. Sie sind der erste Spieler, der das bei einer Franchise schafft - werden Sie auch der letzte sein? Der Trend geht zu mehr Wechseln im Laufe der Karriere.
Dirk Nowitzki: Die Zeiten haben sich auf jeden Fall etwas geändert, aber ich würde jetzt nicht ausschließen, dass so etwas trotzdem nochmal passieren wird. Bei Russell Westbrook zum Beispiel dachten vor einigen Jahren ja auch viele, dass er gehen würde, stattdessen hat er einen Riesenvertrag bei Oklahoma City unterschrieben. Mich würde es freuen, wenn noch mehr Spieler bei einem Team bleiben würden, aber da gehört natürlich viel dazu.
SPOX: Mittlerweile ist das ja sowieso längst vom Tisch, aber gab es jemals in Ihrer Mavs-Zeit einen Moment, als Sie dachten, dass auch Sie getradet werden könnten oder als Free Agent woanders hingehen könnten?
Nowitzki: Das einzige Mal, als ich kurz überlegt habe, war der Sommer 2006, nachdem wir in den Finals gescheitert sind. Da hatte ich drüber nachgedacht, aber da ist zum Glück nichts draus geworden. 2010 war ich Free Agent und habe mich sofort für einen Verbleib bei den Mavs entschieden. Wir haben ja dann auch den Titel direkt im ersten Jahr geholt und danach gab es die Frage für mich nicht mehr. Ich wollte meine Karriere immer in Dallas beenden und bin sehr froh, dass es so geklappt hat.
Dirk Nowitzki über LeBron James und den Titel 2011
SPOX: Durch die Finals 2011 werden Sie ein Stück weit immer mit LeBron James verbunden sein, mittlerweile spricht er von Ihnen als einem seiner Lieblingsspieler. Wie erleben Sie ihn heutzutage, vielleicht auch im Vergleich zu früher?
Nowitzki: Wir sagen uns vor den Spielen Hallo und wünschen uns viel Erfolg für die jeweiligen Saisons, aber ansonsten haben wir nicht wirklich miteinander zu tun. Es ist natürlich eine Ehre, dass er so über mich spricht und so viel Respekt dafür aufbringt, was ich in meiner Karriere geleistet habe. Mein Eindruck von ihm ist, dass er immer noch jedes Jahr besser werden will und alles für den Erfolg tut. Was er in den letzten Jahren mit Cleveland erreicht hat, ist schon Wahnsinn. Die Niederlage damals hat ihn meiner Meinung nach stärker gemacht, sowohl mental als auch im spielerischen Bereich. LeBron ist ein Fighter, der es hasst, zu verlieren. Deswegen hat ihm das damals sicher auch einen gewissen Ansporn gegeben.
SPOX: Wie haben Sie sich selbst, rückblickend, durch diesen Erfolg 2011 verändert?
Nowitzki: Man wird etwas lockerer, nachdem man das, wofür man sein ganzes Leben so hart arbeitet, endlich erreicht hat. Vor allem nach der Pleite 2006, die uns alle ein bisschen verfolgt hat. Durch den Sieg ist von mir mit Sicherheit einiges abgefallen. Die fünf Jahre zuvor hat man automatisch immer wieder zurückgedacht, weil man ja nicht wusste, ob es nochmal so eine Chance gibt.
SPOX: Wären Sie unzufrieden mit Ihrer Karriere, wenn es diesen Titel nicht gegeben hätte?
Nowitzki: Es hätte sich schon etwas verändert. Ich hätte wahrscheinlich ein Leben lang an 2006 gedacht, wo wir 2-0 vorne liegen, alles in der Hand haben und dann Dwyane Wade eine absolut perfekte Serie spielt, im Gegensatz zu uns. Das wäre mir sicherlich immer im Hinterkopf geblieben. Es war schon etwas Besonderes, dass wir uns diesen Traum 2011 auch als Franchise erfüllen konnten. Es gibt die Mavs seit 1980 und bis heute ist das die erste Meisterschaft, die nach Dallas geholt wurde. Es war unglaublich, Teil davon zu sein.
Dirk Nowitzki über den Zuwachs an deutschen Spielern in der NBA
SPOX: Anderes Thema: Letzte Saison gab es schon einen Rekord, jetzt werden noch einmal mehr deutsche Spieler in den NBA-Kadern stehen. Wie sehen Sie diese Entwicklung?
Nowitzki: Es ist schön zu sehen, dass jetzt so viele Spieler den Sprung in die NBA schaffen. Zumal ich denke, dass die Jungs alle eine Zukunft haben und eine längere Zeit eine gute Rolle für ihre jeweiligen Teams spielen können. Ich hoffe, dass es sogar noch mehr werden. Der Basketball in Deutschland hat sich gut entwickelt und das sieht man an den Jungs, die sich jetzt hier durchsetzen.
SPOX: Würden Sie sich wünschen, dass es diese Welle ein paar Jahre eher gegeben hätte? Gerade auch im Hinblick auf die Nationalmannschaft ...
Nowitzki: Das wäre interessant gewesen, aber auch wir hatten immer eine gute Mannschaft und haben gute Sachen zusammen erreicht, wehmütig oder so bin ich deswegen also nicht. Aber jetzt haben wir um Dennis [Schröder] und Maxi [Kleber] schon eine sehr gute Mannschaft zusammen, viele junge Spieler, die gerne zusammenspielen wollen. Ich hoffe, dass das über ein paar Jahre wachsen kann und dass sie den deutschen Basketball noch weiterbringen.
SPOX: Was sind Ihrer Meinung nach die Gründe dafür, dass es jetzt auf einmal so viele Spieler schaffen, während Sie so lange der einzige Deutsche in der NBA waren?
Nowitzki: Das ist einfach das Resultat einer deutlich verbesserten Jugendarbeit in Deutschland und vielleicht auch einer besseren Präsenz. Talente sehen jetzt schon im ganz jungen Alter die Chance, in die NBA zu kommen, und geben alles für diesen Traum. Außerdem ist das Niveau in Deutschland und Europa insgesamt besser geworden. Das sieht man ja hier zum Beispiel auch an Luka [Doncic], der schon einige Jahre in Madrid gespielt hat und jetzt trotzdem erst 19 ist.
SPOX: Wenn Sie vergleichen, wie Sie vor 20 Jahren nach Dallas kamen und wie weit entwickelt Doncic jetzt wechselt - wo sehen Sie die größten Unterschiede?
Nowitzki: Er ist 19 und hat trotzdem schon mehrere Jahre auf Top-Niveau hinter sich, er ist super professionell. Und er spricht viel besseres Englisch als ich damals. Kurz gesagt: Obwohl er so jung ist, wirkt er schon total bereit, das war bei mir nicht so. Er hat eine Spielübersicht, die ich bei so einem jungen Spieler selten gesehen habe, und einen Ehrgeiz, der seinesgleichen sucht.
Dirk Nowitzki über die nächste Ära bei den Dallas Mavericks
SPOX: Wussten Sie schon vorher, dass es diesen Trade für Doncic geben würde oder wurden Sie auch davon überrascht?
Nowitzki: Ich wusste, dass wir sehr interessiert waren, dachte aber, dass nichts daraus wird, als wir in der Lottery auf Platz 5 zurückgefallen sind. Es hat sich erst im Draft Room ergeben, dass wir dann doch eine Chance auf ihn bekommen haben, und danach war die Freude dann natürlich umso größer. Wir wussten alle, was für einen Spieler wir dadurch bekommen.
SPOX: Denken Sie, dass die Mavs um ihn und Dennis Smith eine neue erfolgreiche Ära starten können?
Nowitzki: Auf jeden Fall. Die Stimmung ist super, wir hatten jetzt ein paar nicht so gute Jahre, aber mit den jungen Spielern und natürlich auch DeAndre Jordan ist jetzt eine gewisse Aufbruchstimmung da. Von dem, was ich bisher von Luka und Dennis sehen konnte, kann ich nur sagen, dass wir an beiden viel Spaß haben werden, nicht nur nächste Saison, sondern auch in Zukunft. Beide können mit Tempo spielen und sind sehr versiert. Von Dennis konnten wir letzte Saison ja schon viele spektakuläre Plays sehen und je erfahrener er wird, desto mehr wird er leisten. Er hat jetzt schon wieder einen Schritt nach vorne gemacht.
SPOX: Muss Jordan wegen 2015 eigentlich mit dem einen oder anderen Spruch rechnen?
Nowitzki: Nein, das ist vergessen und ich freue mich riesig, dass er hier ist. Jordan ist ein sehr angenehmer Typ und wird auf und neben dem Court großartig für uns sein. Er wird uns unterm Korb stärker machen und ist eine Präsenz, die wir seit Tyson Chandler so nicht mehr hatten. Seitdem klar war, dass DeAndre kommt, war mir außerdem klar, dass ich wahrscheinlich von der Bank kommen werde, was auch eine Herausforderung sein wird, aber ich bekomme das schon hin - und für unser Team ist es einfach nur positiv, so einen Center zu haben.
Die NBA-Statistiken von Dirk Nowitzki in den letzten drei Jahren
Saison | Spiele | Minuten/Spiel | Punkte/Spiel | Rebounds/Spiel | Assists/Spiel |
2017/18 | 77 | 24,7 | 12 | 5,7 | 1,6 |
2016/17 | 54 | 26,4 | 14,2 | 6,5 | 1,5 |
2015/16 | 75 | 31,5 | 18,3 | 6,5 | 1,8 |
Karriere | 1471 | 34,4 | 21,2 | 7,7 | 2,5 |
Dirk Nowitzki über seine Erwartungen an die neue NBA-Saison
SPOX: Wie sieht es bei Ihnen selbst aktuell aus? Sie haben im Sommer viel Arbeit in die Reha gesteckt - sind Sie zum Saisonstart fit?
Nowitzki: Ich bin voll im Plan für den Saisonstart und hoffe, dass ich bald auch wieder komplett einsteigen kann. Ich bin in engem Kontakt mit Vince [Carter], der die gleiche Verletzung vor ein paar Jahren auch hatte. Er hat mir ein paar Tips ergeben, was mich da noch erwartet. Ich bin guter Dinge, dass mir der Fuß nochmal eine gute Saison ermöglichen wird. Es gab zwar im Mai und Juni ein paar Phasen, wo es nicht so schnell lief und ich auch etwas genervt war, aber das gehört dazu. Es sieht so aus, dass bis zur Saison alles gut sein wird.
SPOX: Was haben Sie sich für das kommende Jahr vorgenommen?
Nowitzki: Ich will einfach gesund bleiben und eine gute Rolle spielen, zumal es ja eine neue Rolle sein wird. Letztes Jahr habe ich 80 Spiele gemacht, wenn ich das wieder schaffen sollte, wäre ich total zufrieden. Natürlich will ich außerdem den jungen Spielern helfen und sie unterstützen.
SPOX: Der Westen ist stark, sogar noch tiefer als letztes Jahr. Was können die Mavericks erreichen?
Nowitzki: Der Westen ist wirklich wieder sehr gut besetzt, LeBron ist jetzt auch noch am Start und es wird jeden Abend ein Kampf werden. Es wäre toll, wenn wir um die Playoffs mitspielen könnten, die letzten zwei Jahre waren nicht so gut und auch frustrierend. Wenn du viel verlierst, macht es einfach nicht so viel Spaß. Ich hoffe einfach, dass wir besser werden und die vielen knappen Spiele, die wir zuletzt verloren haben, jetzt wieder öfter für uns entscheiden können. Ein guter Start kann extrem wichtig sein und ich hoffe, dass wir am Ende wieder zu den acht Mannschaften gehören, die reinkommen.
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