Die Summer League 2022 ist vorbei, besonders spektakulär waren erneut die ersten Auftritte der Top-5-Picks im jüngsten Draft. Chet Holmgren lief direkt heiß, wurde dann aber von einem anderen Rookie kaltgestellt. SPOX hat die ersten Eindrücke der potenziellen, neuen NBA-Stars gesammelt.
1. Pick - Paolo Banchero, PF/C: Fußarbeit wie Melo
Banchero hat in nur zwei Partien gespielt, aber dennoch einiges gezeigt, was Fans, Mitspieler und Coaches zugleich erfreute. An seiner Athletik gab es ohnehin nie Zweifel, sie stach in Kombination mit seiner Größe jedoch auch im Summer-League-Rahmen beachtlich heraus.
Auch seine Qualitäten im Mismatch waren direkt zu sehen. Er weiß in den meisten Situationen, wann und wie er seine Schnelligkeit oder seine Kraft einsetzen muss, um zum Ring zu kommen oder sich Platz für einen guten Wurf aus der kurzen Mitteldistanz zu kreieren.
Nachdem Banchero einen Fadeaway aus der Drehung über seinen Gegenspieler verwandelte, verglich Kommentator Mark Jones (ESPN) den Top-Pick anhand seiner Fußarbeit mit Carmelo Anthony, einem Meister der Mitteldistanz.
Der 19-Jährige hat zudem in beiden Spielen jeweils sechs Assists verteilt, dafür können erstmal auch die fünf Turnover pro Spiel in Kauf genommen werden. Mit seinen verbesserten Fähigkeiten im Kreieren für sich und seine Mitspieler im letzten Jahr an der High School hat schließlich auch der Hype um Banchero angefangen.
Genau diese Fähigkeiten haben übereinstimmenden Medienberichten zufolge eine große Rolle gespielt in der Entscheidung der Magic, Banchero mit dem ersten Pick auszuwählen. Orlando braucht das zusätzliche Playmaking in der anstehenden Saison dringend.
Ob er den Dreier schon in seiner Rookie-Saison konstant genug treffen wird, um die Verteidigung zu sich herauszuziehen, ist eine große Frage für Banchero. Die ersten Anzeichen in einer Mini-Stichprobe waren vielversprechend, der Big Man hat immerhin zwei seiner vier Versuche untergebracht.
NBA Summer League: Die Statistiken von Paolo Banchero in Las Vegas
Spiele | Minuten | Punkte | Rebounds | Assists | Steals | FG% | 3FG% |
2 | 30,1 | 20,0 | 5,0 | 6,0 | 2,5 | 40,7 | 50,0 |
2. Pick - Chet Holmgren, PF/C: Spektakulär, dann unauffällig
Holmgren legte das spektakulärste Debüt des ganzen Jahrgangs hin, als er in Salt Lake City direkt mit sechs Blocks im ersten Spiel beeindruckend unter Beweis stellte, welchen Einfluss er als Ringbeschützer nehmen kann. Dazu traf er 4 seiner 6 Dreier (7/9 FG insgesamt) auf dem Weg zu 23 Punkten, schnappte sich 7 Rebounds und spielte 4 Assists bei nur 2 Turnover in gerade einmal 24 Minuten.
Zwei seiner Dreier nahm und versenkte der 2,13-Meter-Mann aus dem Dribbling, was für die meisten gegnerischen Center mit ähnlichen Maßen kaum zu verteidigen sein wird. Als er einen kleineren Gegner vor sich hatte, bekam Holmgren den Ball im Post, drehte sich um und versenkte einen Flamingo-Fadeaway in bester Nowitzki-Manier. Solange diese beide Optionen gut funktionieren, wird Holmgren auch gegen die meisten NBA-Athleten ein absolutes Mismatch sein.
Besonders vielversprechend für OKC funktionierte das Zusammenspiel zwischen Holmgren und Josh Giddey, die beiden Youngsters scheinen schon zu diesem frühen Zeitpunkt eine gute Chemie entwickelt zu haben. Seine Leistung konnte Holmgren in den folgenden Spielen wie zu erwarten nicht komplett wiederholen, gerade am offensiven Ende war er in Las Vegas recht unauffällig mit nur durchschnittlich zwölf Punkten in drei Spielen.
Holmgrens Wurfquoten blieben weiterhin gut, er fand jedoch seltener eine gute Möglichkeit zum Abschluss. Gerade im direkten Duell gegen Houstons Jabari Smith Jr. tat sich Holmgren offensiv schwer, am Nr.3-Pick vorbeizukommen oder über ihn zu werfen. Bei seinem hohen Dribbling wurde er mehrfach gestoppt oder ihm der Ball weggenommen.
Auch auf der defensiven Seite musste Holmgren sich in Las Vegas etwas häufiger geschlagen geben als bei seinem Debüt, einige Spieler - eindrücklich bewiesen von unter anderem Kenneth Lofton Jr. - konnten ihn aufgrund seines leichten Gewichts in der Zone rumschubsen. Mit 2,3 Steals und 2,0 Blocks pro Spiel war er jedoch weiterhin alles andere als erfolglos in der Defense.
NBA Summer League: Die Statistiken von Chet Holmgren in Las Vegas
Spiele | Minuten | Punkte | Rebounds | Assists | Blocks | FG% | 3FG% |
3 | 27,0 | 12,0 | 7,7 | 2,3 | 2,0 | 46,4 | 42,9 |
3. Pick - Jabari Smith Jr., PF: Der Wurf fällt nicht
Für Smith Jr. waren die fünf Spiele in der Summer League offensiv fast das genaue Gegenteil zu seiner Zeit bei Auburn. Sein sonst so zuverlässiger Sprungwurf aus dem Dribbling oder Catch-and-Shoot fiel weder aus der Mitteldistanz noch von der Dreierlinie, sein Scoring war mit 14,4 Punkten bei Wurfquoten von 37,7/25,9/76,5 nicht das Gelbe vom Ei.
Erfolg hatte er jedoch regelmäßig beim Zug zum Korb, was eigentlich als Schwäche seines Spiels gilt. Das ist vielversprechend für die Rockets, die sich vermutlich keine Sorgen darum machen, ob Smith Jr. wieder seinen Touch bei Jumpshots findet.
In der Defense stellte Smith Jr. seine exzellente Fußarbeit unter Beweis, immer wieder stoppte er den gegnerischen Ballhandler und hielt ihn außen am Perimeter. Besonders erfolgreich war er damit gegen Holmgren, allerdings wurden dem 19-Jährigen gegen OKC auch selbst die Ketten angelegt von einem Top-Rookie. Jalen Williams ließ Smith Jr. kaum zum Korb kommen.
Von Smith Jr. kann man in der NBA defensiv erstmal mehr erwarten als offensiv, das hat sich auch in der Summer League gezeigt. Er kann alle fünf Positionen verteidigen und in verschiedenen Defensivtaktiken funktionieren, auf der anderen Seite des Balls könnte er erstmal nur im Pick'n'Pop konstant punkten. Seine Fähigkeit, für sich und seine Mitspieler zu kreieren, muss noch verbessert werden.
NBA Summer League: Die Statistiken von Jabari Smith Jr. in Las Vegas
Spiele | Minuten | Punkte | Rebounds | Assists | Blocks | FG% | 3FG% |
5 | 29,7 | 14,4 | 9,4 | 1,8 | 1,4 | 37,7 | 25,9 |
4. Pick - Keegan Murray, SF: Bereit für einen Blitzstart?
Murray war nicht der spektakulärste Rookie in der Summer League, aber vielleicht der beste. Sowohl in drei Spielen beim California Classic als auch in vier Spielen in Las Vegas näherte sich Murray elitären Wurfquoten von 50/40/90 an - bei hohem Volumen wohlgemerkt. In Las Vegas traf er 40 Prozent seiner 8,8 Dreierversuche.
In der Sin City legte er 23,3 Punkte in 31,9 Minuten pro Spiel auf, von der Dreierlinie zeigte er schon mehr Variabilität im Abschluss als bei den Iowa Hawkeyes. Murray ließ den Ball aus dem Catch-and-Shoot im Stillstand oder nach dem Rennen um Screens fliegen, auch aus dem Dribbling hielt er drauf - und traf. Auch mit dem Zug zum Korb war Murray konstant erfolgreich.
Murray zeigte sich wie bereits im College sehr geschickt und intelligent in seinen Bewegungen abseits des Balls, um regelmäßig einfache Punkte nach Cuts oder im Fastbreak zu erzielen. Das könnte im Zusammenspiel mit De'Aaron Fox und Domantas Sabonis sehr wertvoll werden. Dieses Duo aus exzellenten Playmakern könnte Murrays Schwäche gut auffangen, der bald 22-Jährige ist zu diesem Zeitpunkt nämlich kein guter Spielmacher.
Defensiv bringt Murray Gardemaß für einen Flügel mit sowie das Spielverständnis und die Athletik, um ein exzellenter Teamverteidiger zu sein, auch das deutete er in der Summer League bereits an. Es sollte niemanden überraschen, falls Murray sich unter den Rookies als Erster an das NBA-Spiel gewöhnt.
NBA Summer League: Die Statistiken von Keegan Murray in Las Vegas
Spiele | Minuten | Punkte | Rebounds | Assists | Steals | FG% | 3FG% |
4 | 31,9 | 23,3 | 7,3 | 2,0 | 1,3 | 50,0 | 40,0 |
5. Pick - Jaden Ivey, SG: Mit Volldampf voraus
Ivey hatte unter den Top-5-Picks den unglücklichsten Auftritt in der Summer League, da er sich früh im zweiten Spiel eine Knöchelverletzung zuzog und anschließend von den Pistons geschont wurde. Zuvor zeigte jedoch auch er mit insgesamt 31 Punkten in 37 Minuten, warum er so hoch gedraftet wurde.
Mit seiner Geschwindigkeit und Explosivität aus dem Dribbling erinnerte er an John Wall zu dessen besten Zeiten und war kaum vom Ring fernzuhalten, der schnelle Spielstil in Las Vegas war perfekt für ihn. Auch aus der Mitteldistanz fielen seine Würfe.
Zudem hat Ivey direkt drei seiner sechs Distanzwürfe versenkt und acht Assists gespielt, hinter diesen zwei Aspekten stehen beim 20-Jährigen noch Fragezeichen mit Blick auf die anstehende Saison. Neben Cade Cunningham sollte Ivey jedoch jede Menge Möglichkeiten bekommen, eine rotierende Defense anzugreifen und damit Erfolg haben.
NBA Summer League: Die Statistiken von Jaden Ivey in Las Vegas
Spiele | Minuten | Punkte | Rebounds | Assists | FG% | 3FG% |
2 | 18,8 | 15,5 | 3,0 | 4,0 | 50,0 | 50,0 |
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