Vor Spiel 3 der NBA Finals greift Klay Thompson ganz tief in die Trickkiste, um sich aus seinem "Shooting Slump" zu befreien. Die Celtics könnten derweil in einem Taktikkniff die Lösung für die Probleme aus Spiel 2 finden. SPOX blickt auf die Schlüssel vor einer richtungsweisenden Partie.
1. NBA Finals: Thompsons Geheimrezept gegen die Durststrecke
10 Treffer bei 33 Versuchen, das macht eine Wurfquote von 30,3 Prozent. So lautet Klay Thompsons Ausbeute in den ersten beiden Finals-Partien. "Danke für die Erinnerung an diese entzückende Wurfquote", scherzte der 32-Jährige am Dienstag im Gespräch mit Reportern. Scherzen ist hier das Stichwort, denn echte Sorgen bereitet ihm der aktuelle Shooting Slump nicht.
Seit seiner Rückkehr nach über zwei Jahren Verletzungspause wechseln sich beim Warriors-Guard Höhen und Tiefen beständig ab. Klay ist nicht mehr der alte Klay - mehr als verständlich nach einem Kreuzbandriss, gefolgt von einem Achillessehnenriss -, die Konstanz in der Offense ist nicht mehr da, defensiv ist er verwundbar. Doch immer wieder blitzt eben doch die alte Brillanz wieder auf.
Die entscheidenden Spiele gegen Memphis (30 Punkte in Spiel 6, 11/22 FG) oder gegen Dallas (32 Punkte in Spiel 5, 12/25 FG) sind bestes Anschauungsmaterial. Doch im Anschluss war wieder der Wurm drin, was sich auch in den Finals zeigt. In den ersten beiden Spielen gegen Boston erzielte Thompson bei den eingangs erwähnten, überschaubaren Quoten 15 beziehungsweise 11 Zähler. Selbst beim 19-Punkte-Blowout-Sieg der Dubs in Spiel 2 hatte Thompson ein Plus/Minus von 0 vorzuweisen.
In dieser Partie landeten nur 4 seiner 19 Versuche und gar nur 1 seiner 8 Dreier im Korb, dabei zeigte sich ein mittlerweile bekanntes Problem. Wenn es nicht läuft, will es Thompson zu sehr erzwingen, was in einer schlechten Wurfauswahl resultiert. Anfangs nahm er noch gute, teils offene Würfe, zum Beispiel in Transition oder nachdem er um Screens hechtete. Einige Male probierte er es mit Drives, bei denen er Pech im Abschluss hatte.
Doch zu oft forciert er schlechte Abschlüsse viel zu früh in der Shot Clock. Dann versucht er, Würfe vermehrt für sich selbst zu kreieren, anstatt im Flow der Dubs-Offense zu spielen. "Er will es so sehr, dass er manchmal schlechte Würfe nimmt", analysierte Coach Steve Kerr. Aber: "Ich mache mir deshalb keine besonders großen Sorgen." Kerr weiß genauso gut wie Thompson selbst, dass der Splash Brother jederzeit heiß laufen kann. Und das wissen auch die Celtics.
NBA Finals: Thompsons Geheimwaffe ist "Game 6 Klay"
"Er verfehlt einfach seine Würfe", sagte Jaylen Brown, der meist die Hauptlast gegen Thompson übernimmt, mit seiner eigenen Defense aber nicht sonderlich zufrieden ist. "Er kann jederzeit in Fahrt kommen, das wissen wir. Wir bereiten uns darauf vor, dass das hoffentlich nicht passiert. Aber ehrlich gesagt müssen wir einen besseren Job machen."
Was Brown damit sagen will: Selbst im Shooting Slump darf man Thompson keinen Zentimeter Freiraum schenken, wie es zu Beginn von Spiel 2 teils der Fall war. Vor allem, weil der Warriors-Star ein gutes Mittel kennt, um wieder heiß zu laufen: YouTube-Videos anschauen. Von sich selbst.
"Das Schöne an der heutigen Zeit ist, dass man einfach zu YouTube gehen und sich all seine eigenen großartigen Momente nochmal anschauen kann. Ich habe das gestern erst getan", sagte Thompson vor Spiel 3 (Donnerstag, 3 Uhr live auf DAZN). Den Trick habe er sich von College Coaches abgeschaut, die ihm während eines Shooting Slumps seine Treffer vorgespielt hätten, um ihn an seine perfekte Wurfform, den perfekten Flow zu erinnern.
Sein Go-to-Video in einem Slump wie diesem? "Puuh, wahrscheinlich einfach bei YouTube eingeben: 'Game 6 Klay'", so Thompson. "Ich hatte in meiner Karriere schon einige Momente, in denen ich unter hohem Druck gut geworfen habe. Wenn du dazu in der Lage bist, wenn du mit dem Rücken zur Wand stehst, dann solltest du eigentlich in jeder Situation treffen können. Ich muss einfach mental stark bleiben."
"Game 6 Klay" ist eine Legende, die in der aktuellen Postseason bereits den Grizzlies zu schaffen machte. Golden State könnte diesen "Game 6 Klay" nun auch schon in Spiel 3 gut gebrauchen, um einen Teil der Offensiv-Last von Stephen Currys Schultern zu nehmen - und um den Heimvorteil zurückzuholen.
2. NBA Finals: Was bedeutet schon Heimvorteil?
Apropos Heimvorteil. Die Historie spricht dafür, dass Golden State sich den tatsächlich zurückholen wird. Unter Coach Kerr haben die Dubs in jeder ihrer insgesamt 23 Playoff-Serien mindestens ein Auswärtsspiel gewonnen. Auch 2022 haben sie jeweils das erste Auswärtsspiel in jeder Serie für sich entschieden.
Beim Blick aufs große Ganze sehen die Statistiken in dieser Saison allerdings nicht mehr so rosig aus für Golden State. In Heimspielen hatten sie in der Regular Season ein elitäres Net-Rating von +9,7, in Auswärtsspielen nur ein höchstens durchschnittliches von +1,2. In den Playoffs stehen sie dieses Jahr zudem nur bei einer Bilanz von 3-4 on the road.
Die Celtics (8-3 auswärts!) haben vor eigenem Publikum derweil nur fünf Siege bei vier Niederlagen vorzuweisen, das klingt nicht unbedingt einschüchternd. Das Team hofft auf eine überragende Atmosphäre im TD Garden. "Es wird unglaublich. Die Stimmung wird so sein, wie es noch keiner von uns erlebt hat", sagte zum Beispiel Daniel Theis voller Vorfreude.
Was dagegen wieder für die Warriors spricht: Sie haben ähnliche Stimmungen während ihren fünf Finals-Runs von 2015 bis 2019 sicherlich schon mal erlebt. "In feindseligen Umgebungen wird man besonders getestet und gepusht. Das zeigen auch unsere Erfahrungen", zeigte sich Curry deshalb unbeeindruckt. "In unserer Situation ist ein Auswärtsspiel natürlich ein Must-Win für uns, um eine Championship zu gewinnen. Wir werden für diese Aufgabe bereit sein."
3. NBA Finals - "Kein Hexenwerk": So gewinnt Boston Spiel 3
Fragt man Jayson Tatum, dann ist ziemlich klar, was Boston tun muss, um Spiel 3 zu gewinnen: weniger Ballverluste. "Turnover waren ein entscheidender Faktor", blickte Tatum auf Spiel 2 zurück. Und Recht hat er. Boston leistete sich 19 Ballverluste, die die Warriors gnadenlos in 33 direkte Punkte ummünzten.
"Ich denke, wenn wir die Turnover runterschrauben können, können wir viele dieser Punkte verhindern", kombinierte der Celtics-Star wie Monk zu seinen besten Zeiten. "Im Grunde ist es recht simpel. Wir werfen den Ball nicht weg und haben eine bessere Chance auf den Sieg. Das ist kein Hexenwerk."
Die Kelten stehen in dieser Postseason bei 12-2 in Spielen, in denen sie sich weniger als 15 Turnover erlauben. Steigt die Anzahl der Ballverluste aber über diese Marke, dann war auf einmal nur noch ein Sieg aus sechs Spielen drin. Vor allem die Live-Ball-Turnover (15!) brachen Boston in Spiel 2 das Genick.
Natürlich spielt da auch die bärenstarke Warriors-Defense eine Rolle, doch Coach Ime Udoka erkannte vor allem eigene Defizite: "Die Mehrzahl kam durch zu häufige Penetrationen und dass wir zu oft in eine Menschenmenge gelaufen sind." Auch andere Spieler merkten das schwache Spacing in Spiel 2 an, welches das Passing erschwert. Dafür gibt es eine simple Lösung ...
4. NBA Finals, Boston Celtics: Small-Ball als große Lösung?
Die Celtics starten normalerweise mit zwei Bigs auf dem Court, namentlich Al Horford und Robert Williams III. Diese großen Lineups kommen in der kompletten Postseason allerdings nur auf ein Net-Rating von +0,7. In den Finals beträgt der Plus/Minus-Wert in insgesamt 27 Minuten mit beiden Bigs -14.
Nur mit Horford sieht es schon deutlich besser aus (+8 in 33 Minuten), genauso nur mit Williams III (+7 in 11 Minuten). Vor allem Sixth Man Derrick White ist dabei ein wichtiger Faktor, um die Small-Ball-Lineups der Celtics zu entfesseln. Mehr Shooting bedeutet besseres Spacing und damit eine leichtere Offense für Boston.
Bei Williams III kommen zudem die Fragzeichen hinter seiner Fitness hinzu. Die Knieprobleme halten an, in Spiel 2 sah er defensiv aufgrund der eingeschränkten Beweglichkeit ein ums andere Mal alt aus. Letztlich stand er nur 14 Minuten auf dem Court, vor Spiel 3 wird er als "fraglich" gelistet. "Ich bin derzeit nicht so explosiv, wie ich es sonst bin", gab der 24-Jährige zu.
Womöglich könnte Coach Udoka also sogar gezwungen sein, weniger auf zwei Bigs gleichzeitig zu setzen, zumal Theis gegen Curry zumeist auf verlorenem Posten war. Stattdessen könnte Bostons Small-Ball der Schlüssel zum Sieg in Spiel 3 werden. So wie es auch schon zum Auftakt der Finals der Fall war.
NBA Finals - Warriors vs. Celtics: Die Serie im Überblick (1-1)
Spiel | Datum | Uhrzeit | Heim | Auswärts | Ergebnis |
1 | 3. Juni | 3 Uhr | Golden State Warriors | Boston Celtics | 108:120 |
2 | 6. Juni | 2 Uhr | Golden State Warriors | Boston Celtics | 107:88 |
3 | 9. Juni | 3 Uhr | Boston Celtics | Golden State Warriors | - |
4 | 11. Juni | 3 Uhr | Boston Celtics | Golden State Warriors | - |
5 | 14. Juni | 3 Uhr | Golden State Warriors | Boston Celtics | - |
6* | 17. Juni | 3 Uhr | Boston Celtics | Golden State Warriors | - |
7* | 20. Juni | 2 Uhr | Golden State Warriors | Boston Celtics | - |
*falls nötig
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