Dennis Schröder ist stark in seine dritte Saison bei den Atlanta Hawks gestartet. Im Exklusiv-Interview spricht der Point Guard über missverstandene Wechselgerüchte, die Kritik an seiner Person und das Leben als Geschäftsmann. Darüber hinaus zieht er auch einen Vergleich zu LeBron James.
SPOX: Das Ende der vergangenen Saison verlief mit der Playoff-Pleite gegen die Cavaliers nicht so, wie Sie es sich vorgestellt hatten. Wie sind Sie damit umgegangen?
Dennis Schröder: Natürlich war ich - wie das gesamte Team - im ersten Moment traurig. Das ist klar. Wir hatten eine riesige Chance und haben sie vertan. Dann wurde uns aber schnell bewusst, was wir eigentlich erreicht hatten. Wenn man bedenkt, wie viel sich bei den Hawks in kürzester Zeit verändert hat, dann ist das, was wir in der letzten Saison gezeigt haben, absoluter Wahnsinn. Wir haben uns einen sehr guten Namen verschafft und viele andere Teams überrascht. Und ganz nebenbei haben wir Geschichte geschrieben - das war für Atlanta als Stadt und Sport-Standort sehr wichtig.
SPOX: Hat sich dadurch die Herangehensweise des Teams, der Anspruch, geändert?
Schröder: Nein. Wir wollen weiterhin in jedem Spiel, bei jedem Ballbesitz, alles geben. Wir können und dürfen nicht davon ausgehen, dass wir nach dem Erfolg im letzten Jahr jetzt automatisch in die Playoffs kommen und dort erfolgreich sind. Nur wenn wir weiterhin so hart arbeiten, haben wir eine erfolgreiche Saison vor uns.
SPOX: Auf dem Court hat sich dennoch einiges verändert. Sie haben zum Beispiel Pero Antic und DeMarre Carroll abgegeben und dafür unter anderem Tiago Splitter und Justin Holiday verpflichtet. Wie wirkt sich das auf Ihr Spiel aus?
Schröder: Insgesamt weniger als man vielleicht glaubt. Coach Budenholzer weiß ganz genau, welche Spieler zu uns und unserem System passen und hat dahin gehend verpflichtet. Tiago ist sicherlich ein anderer Spielertyp als Pero, aber er war mit den Spurs sehr erfolgreich und kann die Rolle mehr als nur ausfüllen. Auch die übrigen Verpflichtungen sind eher punktuelle Verstärkungen und kein System-Bruch.
SPOX: Gibt es dennoch eine Veränderung, die Ihnen besonders auffällt?
Schröder: Wenn überhaupt, dann haben wir noch mehr Qualität in der Tiefe gewonnen. Wenn ein Spieler aus der Starting Five einen schlechten Tag hat, oder ein Spiel pausieren muss, dann ist immer jemand da, der das auffangen kann.
SPOX: Warum ist das für ein Team wie die Hawks besonders wichtig?
Schröder: Das liegt an unserer Mentalität, unserer Spielweise. Wir wollen jede Sekunde 110% geben. Egal ob in der Defensive oder Offensive. Wir wollen mit vollem Einsatz spielen. Das strengt an, da müssen wir wechseln, da muss von der Bank was kommen.
SPOX: Was hat sich für Sie persönlich verändert? Vor der Saison haben Sie gesagt, dass das dritte Jahr extrem wichtig ist, dass Sie in naher Zukunft Starting Point Guard sein wollen - und, dass Sie deshalb Atlanta vielleicht sogar verlassen könnten...
Schröder: Das ist völliger Quatsch. Zu dem Thema würde ich am liebsten gar nichts mehr sagen, denn zuletzt wurden mir da meine Worte ganz schnell im Mund umgedreht. Natürlich will ich irgendwann starten, das ist doch klar. Ich habe aber nie gesagt, dass ich Atlanta verlassen werde, wenn ich hier nicht bald in der Starting Five stehe.
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SPOX: Sondern?
Schröder: Das Gegenteil ist der Fall. Ich habe gerade mit den Hawks verlängert und kann es kaum erwarten, für die kommenden Jahre ein Teil der Mannschaft zu sein. Ich habe großartige Teamkollegen, alle haben mich gut aufgenommen und mir immer den Rücken gestärkt. Es ist Wahnsinn hier zu spielen und ich bin sehr zufrieden mit der Situation.
SPOX: Gab es wegen der Medienberichte denn Aufruhr im Team?
Schröder: Nein. Ich habe sofort mit allen Beteiligten gesprochen und ihnen die Situation erklärt. Zum Glück kennen mich das Team gut genug kennt, um zu wissen, dass ich nicht der Typ bin, der so etwas machen würde. Das Team weiß, dass ich in Atlanta sehr glücklich bin, und dass sich an der Situation nichts ändern muss.
SPOX: Die Wechsel-Gerüchte waren aber nicht der einzige Aufreger in den letzten Wochen und Monaten. Es wurde auch immer wieder Kritik an Ihrem Auftreten laut...
Schröder: Wenn du gut spielst, dann gibt es Lob. Wenn du schlecht spielst und deine Würfe nicht triffst, dann kommen die Kritiker. Da spielt es dann auch keine Rolle, ob du vielleicht andere Dinge gemacht hast, die deinem Team geholfen haben. Für mich ist das aber kein Problem. Dass immer irgendwas von den Medien kommt, gehört zum Sport und ist bei jedem Spieler so. Ich ziehe einfach mein Spiel weiter durch und hoffe, dass ich meinem Team dadurch helfen kann. Das ist wichtiger als das Medien-Echo.
SPOX: Wie waren während dieser Zeit die Reaktion der Fans?
Schröder: Grundsätzlich positiv. Besonders während der Saison ist es aber schwierig, sich so intensiv um die Fans zu kümmern, wie ich es gerne würde. Manchmal kann ich am Rande der Spiele eine Hand voll treffen, für mehr ist aber meistens keine Zeit. Im Gegenzug bin ich dann aber auf Social Media aktiv. Damit möchte ich erreichen, dass die Fans wenigstens online mitverfolgen können, was ich mache.
SPOX: Und da haben Sie auch keine Scheu, Ihr Privatleben offen zu legen...
Schröder: Absolut nicht. Egal ob ich irgendwo mit meiner Familie bin oder mein neues Auto abhole - ich bin ganz offen. Das habe ich früher schon so gemacht und das werde ich jetzt auch nicht ändern, nur weil ich in der NBA spiele. Das gefällt den Fans.
SPOX: Trotzdem gibt es besonders auf Instagram immer wieder kritische Stimmen wenn Sie zum Beispiel mit einem Ihrer Autos posieren...
Schröder: Ja, das passiert. Aber das geht jedem Profi-Sportler so. Schau' Dir nur mal LeBron James an. Er ist der beste Spieler der Welt und trotzdem gibt es immer wieder genug Leute, die meinen, etwas Negatives unter jeden seiner Posts schreiben zu müssen. Man kann das nicht kontrollieren und sollte auch nicht darauf hören.
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SPOX: Ein Teil der Kritik bezog sich auch darauf, dass Sie abseits des Courts sehr geschäftig sind. Eine eigene Mode-Linie und bald wohl auch eine "Golden Patch Lounge" in Atlanta. Woher kommt dieser Antrieb, sich schon jetzt so breit aufzustellen?
Schröder: Man kann einfach nicht früh genug anfangen, sich abzusichern. Die Realität ist: Wenn es gut läuft, spielst du bis Mitte oder Ende 30. Danach musst du dir etwas Anderes suchen, willst dabei aber trotzdem deinen Lebensstandard halten. Also muss man schon zu Beginn der Karriere viel für das spätere Leben vorsorgen.
SPOX: Haben Sie keine Angst, dass diese Investments nach hinten losgehen?
Schröder: Natürlich muss man geschickt sein und genau überlegen, wie man sein Geld investiert. Bei allem, was ich mache, hole ich deshalb immer zuerst den Rat meiner Familie und auch meiner Teamkollegen ein. Das gibt mir Sicherheit.