Nur noch vier Teams sind im Kampf um die NBA-Krone noch im Rennen: Indiana, Titelverteidiger Miami, San Antonio und Oklahoma City. Den Auftakt zu den Conference Finals haben am Sonntag die Heat und die Pacers (Analyse) gemacht.Mindestens genauso viel Spannung verspricht die Serie zwischen den San Antonio Spurs und den Oklahoma City Thunder. Doch wer kann sich am Ende durchsetzen?
San Antonio Spurs (1) - Oklahoma City Thunder (2)
Saisonbilanz: 4:0 Thunder
Ausgangslage: Genau wie im Osten konnten sich auch in der so spannenden und ausgeglichenen Western Conference die beiden besten Teams der Regular Season durchsetzen. Genau wie im Osten hatte ein Team dabei deutlich mehr Probleme als das andere: Oklahoma City.
Nach zwei kräftezehrenden Playoff-Schlachten gegen Memphis (7 Spiele) und die Clippers (6 Spiele) stehen die Thunder nun einem Gegner gegenüber, der - nach dem zugegeben harten Kampf gegen Dallas - in der zweiten Runde gegen die Trail Blazers locker und leicht weiterkam.
Allerdings nicht ohne sorgenvollen Mienen. In Spiel fünf zog sich Point Guard Tony Parker eine Oberschenkelverletzung zu und es bleibt die Frage: Wie fit ist der Franzose? Immerhin sieht es so aus, als ob Parker zum Auftakt der Serie dabei ist - und das wäre aus Sicht der Spurs auch dringend notwendig.
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Der Franzose nimmt mit seinem Scoring und seinen Spielmacher-Qualitäten eine unglaublich wichtige Rolle ein. Besonders in Sachen Spielkontrolle ist die Erfahrenheit und Klasse des 32-Jährigen gefragt. Denn um nicht komplett von den Thunder überrannt zu werden, müssen die Texaner die Pace des Spiels so niedrig wie möglich halten. Das wird die Hauptaufgabe von Parker sein, denn am defensiven Ende des Courts wird er es gegen Russell Westbrook schwer haben.
Ganz unabhängig vom Gegenspieler genießt Parker nicht unbedingt den Ruf, ein sehr guter Verteidiger zu sein. Und jetzt muss er sich auch noch die meiste Zeit mit Westbrook und Reggie Jackson herumschlagen, gegen die er in Sachen Athletik kein Land sehen wird.
Hier ist also das Team-Konzept von Head Coach Gregg Popovich gefragt, der für seine exzellenten Coaching-Moves und seine Flexibilität bekannt ist - ganz im Gegensatz zu seinem Gegenüber Scott Brooks. Besonders in der Crunch-Time wirkte die Offense von OKC oft viel zu eindimensional, zu berechenbar, zu abhängig von Westbrook oder Kevin Durant. Für einen Coach wie Pop sollte es also möglich sein, eine brauchbare Defensiv-Strategie zu finden.
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Als extrem schmerzhaft könnte sich für OKC dabei die Wadenverletzung von Serge Ibaka herausstellen, der aller Voraussicht nach die restlichen Playoffs verpassen wird. Denn einerseits strahlt der Spanier aus der Mitteldistanz und unter dem Korb eine Menge Scoring-Gefahr aus, und andererseits landete er nicht umsonst auf dem vierten Rang beim Voting zum Defensive-Player-of-the-Year.
Ohne Ibaka bleibt den Thunder also nur noch eine Big-Men-Rotation bestehend aus Kendrick Perkins, Steven Adams und Nick Collison, die zwar alle ihre Qualitäten haben, aber eben auch deutliche Mängel in ihrem Spiel aufweisen. Vor allem gegen Tim Duncan, aber auch gegen Tiago Splitter oder Boris Diaw, steht die OKC-Defense vor einer ganz schwierigen Aufgabe.
Das Schlüsselduell: Kevin Durant vs. Kawhi Leonard. Für Leonard steht wohl die schwierigste Aufgabe überhaupt an. Über weite Strecken der Serie wird Popovich den 22-Jährigen auf den MVP der regulären Saison ansetzen, in der Hoffnung, dass Leonard KD wenigstens ein bisschen einschränken kann. Denn stoppen lässt sich Durant mit Sicherheit von nichts und niemandem.
Abgesehen von der Defense muss Leonard den Small Forward der Thunder auch in der Offense beackern, um Durant an beiden Enden des Courts hart arbeiten zu lassen, sodass dieser sich keine Ruhepausen gönnen kann. Dass auch diese Aufgabe relativ schwierig werden wird, steht allerdings außer Frage: Leonard ist ein Scorer der sporadischen Sorte.
In den vier Aufeinandertreffen in der Regular Season ließ Durant darüber hinaus viele seiner Gegenspieler überhaupt nicht zur Entfaltung kommen und zwang sie zu einer miserablen Wurfquote von 27 Prozent (6/22 FG) und nur zu zusammengerechnet 14 Punkten in insgesamt 40 Minuten - egal, ob es gegen Leonard, Danny Green, Manu Ginobili oder Marco Belinelli ging.
Der X-Faktor: Reggie Jackson. Wie bereits erwähnt müssen die Thunder unbedingt ihren Vorteil in Sachen Athletik gegen die alten Herren aus Texas ausnutzen. Jackson könnte dabei eine wichtige Rolle spielen, denn nach dem Ausfall von Ibaka ist ein Small-Ball-Lineup mit Jackson und Westbrook gemeinsam auf dem Feld durchaus denkbar. Dieser Backcourt strahlt eine unglaubliche Gefahr für die Spurs aus.
Die Qualitäten eines Reggie Jackson mussten Popovich und Co. bereits in der regulären Saison kennenlernen, als der 24-Jährige 21,3 Punkte pro Partie auflegte und damit für die so wichtige Bench-Production auf Seiten von OKC sorgte. Die Reservisten werden auch in dieser Serie mal wieder eine wichtige Rolle spielen, wobei hier der Vorteil klar bei San Antonio liegt - außer Jackson dreht wieder auf.
Prognose: In gewisser Weise ist es ein Duell der Generationen. Die jungen Wilden um Durant und Westbrook wollen die altgedienten Herren aus San Antonio endlich und für alle Zeiten vom Thron im Westen stoßen. Allerdings haben die Spurs noch einiges dagegen einzuwenden. Zwar wird es schwierig, Durant und Westbrook zu verteidigen, aber Popovich sollte den Rest der Thunder mehr oder weniger kontrollieren können. Besonders der Ausfall von Ibaka wiegt schwer und könnte letztlich der entscheidende Faktor sein. Spurs in 7.
Indiana Pacers (1) - Miami Heat (2)
Saisonbilanz: 2-2
Ausgangslage: Da ist es also! Das Duell, auf das die ganze Basketball-Welt fast ein ganzes Jahr gewartet hat, steht endlich vor der Tür. Schon vor dem eigentlichen Start der regulären Saison war für viele Experten klar: Die Pacers und die Heat werden um die Krone im Osten kämpfen. Und sie sollten Recht behalten.
Trotz der Vielzahl an Problemen, mit denen die Pacers im Laufe der Saison zu kämpfen hatten, trotz eines Roy Hibbert, der teilweise nur ein Schatten seiner selbst war, trotz der so oft nicht vorhandenen Offense, trotz der schwierigen und kräftezehrenden Serien gegen Washington und Atlanta steht Indiana nun dem Titelverteidiger gegenüber.
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Der wiederum hatte auf dem Weg ins vierte Conference Final in Folge keine allzu großen Probleme. Die Charlotte Bobcats wurden weggefegt, und auch die Nets konnten LeBron James und Co. nicht vor ernsthafte Schwierigkeiten stellen. Folgt nun die erste große Herausforderung auf dem Weg Richtung Three-peat?
Es spricht zumindest vieles dafür. In der regulären Saison verlangten die Pacers alles von Miami ab - selbst nach dem All-Star-Break, als es eigentlich nicht mehr sonderlich gut lief. Doch gegen die Heat schien das Team von Head Coach Frank Vogel immer topmotiviert zu sein.
Immerhin konnten die Pacers zwei der vier Spiele 2013/14 für sich entscheiden, die Bilanz in den letzten 14 Aufeinandertreffen ist ausgeglichen (7-7). Aber: Das Heimteam hatte jeweils den Vorteil klar auf seiner Seite und gewann zwölf dieser Partien.
Am Ende könnte also genau dieser Heimvorteil für die Pacers entscheidend sein. Die Heat aber werden dies gar nicht erst zulassen wollen. Denn besonders auf der Bank ist man besser bestückt als der Gegner, hat mit Ray Allen jemanden, der Spiele im Alleingang entscheiden kann - und noch einen weiteren Trumpf in der Hinterhand.
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Udonis Haslem musste gegen Brooklyn - abgesehen von ganzen 58 Sekunden - nahezu die komplette Serie lang auf der Bank schmoren. Nun könnte der 33-Jährige aber eine wichtige Rolle übernehmen. Mit seinem durchaus respektablen Midrange-Jumper stellt er ein Matchup-Problem für Hibbert dar. Das hat der Veteran bereits beim 98:86-Sieg der Heat am 11. April unter Beweis gestellt. NBA
11 Punkte und 9 Rebounds steuerte Haslem zu diesem Erfolg bei und beeindruckte ebenfalls mit starker Defense gegen den gefühlt drei Köpfe größeren Center aus Georgetown. In den Conference Finals wird man Haslem also öfters auf dem Parkett erwarten können, ganz im Gegensatz zu den Reservisten aus Indiana.
Die Starting Five der Pacers um George Hill, Lance Stephenson, Paul George, David West und Roy Hibbert hat mit 257 Minuten mit Abstand die meisten Minuten in dieser Post-Season abgerissen. Außerdem hat Indiana bereits 13 Partien auf dem Buckel, während Miami nur 9 Spiele absolviert hat. Der Titelverteidiger wird also etwas ausgeruhter in diese Serie gehen.
Das Schlüsselduell: LeBron James vs. Paul George. Das Superstar-Duell der beiden Small Forwards wird wohl eins der spannendsten und intensivsten Matchups der gesamten Postseason werden. Beide sind hervorragende Verteidiger, beide exzellente Offensiv-Spieler - und beide verlangen sich gegenseitig immer alles ab.
In den vier Aufeinandertreffen der regulären Saison verteidigten sich LBJ und PG24 die meiste Zeit gegenseitig, allerdings mit dem besseren Ende für den vierfachen MVP. George traf nur 6 seiner 20 Wurfversuche aus dem Feld und erzielte nur 17 Punkte, wenn er von James gedeckt wurde. Der hat gegen George jedoch eine Effective-Field-Goal-Percentage von 53 Prozent und eine erhebliche höhere Punkteausbeute (45) vorzuweisen. Wer dieses Duell für sich entscheidet, könnte auch die Serie zu Gunsten seines Teams entscheiden.
Der X-Faktor:Roy Hibbert. Der 2,18-Meter-Hühne erarbeitete sich in den letzten Jahren den Ruf als hervorragender Rim-Protector - nur um in den letzten Saisonmonaten alles wieder zunichte zu machen. Was bei Hibbert (und dem gesamten Team) schief lief und zu dem fatalen Einbruch führte, darüber kann man nur spekulieren. Tatsache ist aber, dass er trotz seiner Probleme den eigenen Korb immer noch exzellent verteidigen kann. Wenn der 27-Jährige direkt am Ring steht, dann finden in den bisherigen Playoffs nur 39,8 Prozent der gegnerischen Würfe den Weg durch die Reuse.
Starke Defense allein reicht aber gegen Miami nicht aus. Vielmehr muss Hibbert auch mit seiner Offense überzeugen, einem Gebiet, in dem er in den Playoffs bisher noch große Probleme hatte. Auf dem Papier liegt der Vorteil unter dem Brett aber definitiv auf Seiten der Pacers. Hibbert muss daraus zwingend Profit schlagen.
Prognose: Es geht gegen die Heat, den Titelverteidiger, den ärgsten Rivalen im Osten. Dementsprechend werden die Pacers mit viel Energie und Leidenschaft spielen - was in den Runden zuvor passiert ist, zählt jetzt nicht mehr. Dennoch macht die eigene Offense Sorgen. Und Miami ist nicht umsonst zweimaliger Champion. Außerdem kann sich Heat-Coach Erik Spoelstra auf eine starke Bank verlassen und hat immer noch den vielleicht besten Spieler der Welt in seinen Reihen. LeBron James wird letztlich den Unterschied ausmachen. Miami in 6.