LeBron James war die dominante Figur in der ersten Halbzeit, doch in der Crunchtime war es Rajon Rondo, der die Los Angeles Lakers zu einem 112:102-Sieg in Spiel 3 gegen die Houston Rockets führte. Nach einer durchwachsenen Saison hat der 34-Jährige wieder einmal unter Beweis gestellt: Playoff Rondo ist real (hier gibt es die Höhepunkte der Partie).
Er ist wieder da: Playoff Rondo! Der 34-Jährige blickt mittlerweile auf 14 Jahre in der Association zurück, vier All-Star-Teilnahmen und eine Championship 2008 mit den Boston Celtics. Doch in den vergangenen Spielzeiten, vornehmlich seit seinem unrühmlichen Ende bei den Dallas Mavericks, schienen diese Lorbeeren vergilbt.
Rondo wurde öfter abgeschrieben als er seinen Arbeitgeber wechselte (immerhin viermal in den vergangenen fünf Jahren). Und doch bäumte sich der Point Guard immer mal wieder gegen die Heerscharen an Kritikern, die ihm eine mangelnde Einstellung oder eine zu große Verliebtheit in die eigenen Assistzahlen vorwarfen, auf. Zumindest vereinzelt, in den wichtigen Momenten einer Saison. Beispielsweise wenn seine Spiele im nationalen Fernsehen zu sehen waren. Oder eben in den Playoffs.
"Ich habe es schon mal am eigenen Leib erlebt, in New Orleans. Playoff Rondo gibt es wirklich", bestätigte Anthony Davis, was schon viele seit Jahren vermuteten. Dass Rondo dann, wenn die Scheinwerfer auf ihn gerichtet sind, nochmal eine Schippe drauflegt.
"Seine Intensität nimmt zu, er trifft seine Würfe und macht die richtigen Pässen. Sein Basketball-IQ ist auf einem anderen Level. Wir haben die beiden intelligentesten Spieler im Baskteball, ihn und LeBron", lobte die Braue seinen Point Guard. Der hatte kurz zuvor in Spiel 3 der Western Conference Semifnals erneut richtig Gas gegeben.
gettyRajon Rondo führt Lakers zum entscheidenden Lauf
Vor gut einer Woche hatte die Nummer neun der Lakers überhaupt erst sein Debüt in der Disney-Bubble gegeben. Die Seeding Games sowie die erste Runde gegen die Portland Trail Blazers, die er 2018 gemeinsam mit AD und den Pelicans per Sweep in der ersten Playoff-Runde abgefertigt hatte, verpasste Rondo komplett, zunächst aufgrund eines gebrochenen Daumens, dann aufgrund von Rückenproblemen.
Pünktlich zur Serie gegen die Rockets meldete sich der Backup-Guard aber fit. Nach einer schwachen ersten Partie - viele Lakers-Fans forderten gar, dass der Point Guard gar nicht mehr spielt - machte Rondo bereits in Spiel 2 in erster Linie als Playmaker auf sich aufmerksam (10 Punkte, 9 Assists und 5 Steals). Beim 112:102-Sieg in Spiel 3 zeigte er nochmal einen Leistungssprung.
Nicht etwa LeBron James oder Davis, sondern es war Rondo, der die Lakers im Schlussabschnitt zum spielentscheidenden Lauf führte. 12 seiner 21 Punkte erzielte er in diesem Durchgang (darunter ein persönlicher 8:0-Lauf), dank mehrerer Assists (insgesamt 9) war er schlussendlich sogar an 23 der 30 Lakers-Zähler im vierten Viertel direkt beteiligt. Rondo-untypisch versenkte er zusätzlich 3/5 Dreier, auch am defensiven Ende des Courts präsentierte er sich aktiv.
"Ich habe genommen, was mir angeboten wurde", erklärte Rondo selbst seinen Sahnetag. "Es ging in der Defense für mich los. Und die Jungs haben mich gefunden, als ich offen war, und ich habe die Würfe mit Selbstvertrauen genommen. Und ich habe ein paar einfach Layups bekommen."
Rockets gegen Lakers ratlos: "Man kann nicht alles stoppen"
Die hat der Backup, der die generell starke Bank um Kyle Kuzma und Alex Caruso anführte, auch deshalb bekommen, weil die Rockets darauf fokussiert waren, LeBron und AD irgendwie einzuschränken. Das Duo hatte vor allem die erste Halbzeit dominiert, in Hälfte zwei bereitete die Lakers-Defense und deren Rollenspielern den Texanern große Probleme.
"Man kann nicht alles stoppen", analysierte James Harden etwas angefressen. "Wir müssen ihre wichtigsten Spieler stoppen - oder es versuchen - und gleichzeitig den Rollenspielern nicht einfach offene Würfe und Feel-Good-Körbe erlauben." Im vorigen Spiel bekam die vor allem Markieff Morris (16 Punkte in Spiel 2), nun war es Rondo. Oftmals wurde er an der Dreierlinie absichtlich stehen gelassen, trotz einer Karriere-Dreierquote von 31,6 Prozent bestrafte er dies eiskalt.
Auf der anderen Seite des Courts war Harden in der Schlussphase kein Faktor mehr. Zwar hatte der Bärtige am Ende 33 Zähler vorzuweisen (hier gibt es seine Highlights im Video), im vierten Viertel sammelte er aber nur noch 5 Pünktchen. Die Lakers machten einen sehr guten Job, mit Double-Teams den Ball aus seinen Händen zu zwingen.
Dass Russell Westbrook mit 30 Punkten sein bisher bestes Spiel in den Playoffs hinlegte, machte keinen Unterschied mehr, da von den restlichen Rockets zu wenig kam. Head Coach Mike D'Antoni führte eine gewisse Müdigkeit bei seinen Spielern als einen der Gründe für den späten Einbruch seines Teams an. Das und die starke Lakers-D wird wohl den Ausschlag gegeben haben, dass Houston nach 33 im ersten und 31 Zählern im zweiten Viertel in der kompletten zweiten Hälfte nur noch 38 Punkte aufs Scoreboard brachte.
LeBron trinkt aus dem Jungbrunnen - Rondo liefert die Hilfe
Einen großen Anteil daran hatte auch LeBron. In Halbzeit eins dominierte er noch die Offense mit seinem facettenreichen Scoring: Butterweiche Fade-Aways, krachende Dunks, kraftvolle Layups, Stepback-Dreier, alles war dabei. Nach dem Seitenwechsel führte er die Defense mit 4 teils spektakulären Blocks an. Insgesamt legte der 35-Jährige 36 Punkte (13/23 FG), 7 Rebounds, 5 Assists und eben jene 4 Rejections auf.
"Er trinkt aus dem Jungbrunnen. Er kommt immer noch an den Ring, nimmt immer noch die wichtigen Würfe und spielt immer noch sehr physisch", zeigte sich Davis von seinem Teamkollegen beeindruckt. Auch Coach Frank Vogel lobte seinen Superstar: "Niemand beeinflusst Erfolge mehr als LeBron James."
Niemand außer vielleicht Playoff Rondo, würden die hartgesottenen Fans des Point Guards, der die wichtige Rolle als zweiter Playmaker neben LeBron übernimmt und so den King entlastet, vielleicht in den Raum werfen. Allerdings wird Rondo erst noch beweisen müssen, dass er solche Leistungen konstant abrufen kann.
In Spiel 4 in der Nacht von Donnerstag auf Freitag (ab 1 Uhr live auf DAZN) wird daher eher die Defense entscheidend sein, wenn die Lakers die 3-1-Führung übernehmen und damit einen großen Schritt Richtung Conference Finals machen wollen. Für die Lakers ist es aber sicherlich gut zu wissen, dass von Zeit zu Zeit Playoff Rondo wieder an die Tür klopfen kann.
Los Angeles Lakers vs. Houston Rockets: Die Serie im Überblick
Spiel | Datum | Uhrzeit | Team 1 | Team 2 | Ergebnis |
1 | 5. September | 3 Uhr | Los Angeles Lakers | Houston Rockets | 97:112 |
2 | 7. September | 2.30 Uhr | Los Angeles Lakers | Houston Rockets | 117:109 |
3 | 9. September | 3 Uhr | Houston Rockets | Los Angeles Lakers | 102:112 |
4 | 11. September | 1 Uhr | Houston Rockets | Los Angeles Lakers | |
5 | 13. September | 3 Uhr | Los Angeles Lakers | Houston Rockets | |
6* | 15. September | tba | Houston Rockets | Los Angeles Lakers | |
7* | 17. September | tba | Los Angeles Lakers | Houston Rockets |