Chris Paul zeigt im vierten Viertel von Spiel 2 eine Machtdemonstration, Luka Doncic ist gefangen in der Point-God-Hölle. Wie die Suns eine Schwachstelle der Mavs gezielt attackierten und wer sich bei Dallas unbedingt bessern muss. Die Erkenntnisse.
1. Suns vs. Mavs: Clutch-König CP3 übernimmt Spiel 2
Beeindruckt? Sicher. Überrascht? Nicht wirklich. Devin Booker nahm das Meisterstück von Chris Paul im vierten Viertel des 129:109-Erfolgs in Spiel 2 relativ gelassen hin. Irgendwie verständlich, denn neu waren die Heldentaten des Point Gods nun wirklich nicht. Bereits zum vierten Mal in dieser Postseason hat er im vierten Viertel mindestens zehn Zähler erzielt, Bestwert in der NBA. Über seine komplette Karriere gesehen war es Nummer 24, in der Historie der Association haben nur acht Spieler mehr vorzuweisen.
Kaum jemand kann ein Team mit solch einer Präzision in seine Einzelteile zerlegen wie der Point God. Das Drama für die Mavs begann mit einem Dreier vom rechten Flügel. Nothing but net. Dieser Wurf brachte Paul ins Rollen. Es folgten ständige Attacken gegen Luka Doncic, ein Layup, ein Midrange-Jumper über Maxi Kleber, ein Floater nach hervorragendem Fake, ein Jumper über Doncic und schließlich ein mit spektakulärem Handling erarbeitetes And-One.
Innerhalb von nur vier Minuten erzielte Paul 14 Zähler bei 6/7 aus dem Feld. In dieser Zeitspanne wuchs der Suns-Vorsprung von +3 auf +15 an. Er hatte keine Lust auf eine enge Schlussphase und das ließ er Dallas spüren. "Er hat einen Schalter, den legt er halt einfach um", schwärmte Teamkollege Jae Crowder.
Phoenix gewann das vierte Viertel mit 40:26, dabei brachten die Hausherren überragende 84,2 Prozent ihrer Wurfversuche im Korb unter - ähnliches gelang in den letzten 25 Jahren nur zwei anderen Teams (Spurs 2014 und Wolves 2004). Booker setzte mit einem späten Dreierregen den Schlusspunkt, doch Paul legte das Fundament - so wie es das beste Clutch-Team der Liga schon so oft in dieser Saison und so wie es Paul schon so oft in seiner Karriere tat.
"Ich habe immer bewundert, wie er die Spiele manipuliert", sagte Booker. "Er hat einfach immer die Kontrolle. Er ist dem gegnerischen Team immer zwei, drei Schritte voraus." Booker erinnerte das Ganze an seine Kindheit, als er vor dem Fernseher saß und damals schon den Point God anhimmelte. Paul feiert am Freitag seinen 37. Geburtstag. Es ist einfach beeindruckend, wie er auch heute noch Playoff-Spiele entscheidet.
2. Suns vs. Mavs: Wie CP3 Dallas gezielt auseinandernahm
Irgendwann im vierten Viertel bezeichnete Zach Lowe (ESPN) die Suns als "unglaublich unhöfliche" Gastgeber. Grausam oder gemein hätten sich als Adjektive ebenfalls angeboten, anders ließ sich der Schlussabschnitt von Paul und Co. kaum beschreiben. Phoenix pickte sich die Schwachstelle in der Mavs-Defense heraus und attackierte diese eiskalt. Immer und immer wieder.
Diese Schwachstelle hörte auf den Namen Luka Doncic. Bereits im dritten Durchgang begannen die Suns, den Mavs-Superstar gezielt anzugreifen. In einigen Situationen kamen Booker oder auch Crowder mit ihren Drives viel zu leicht am Slowenen vorbei. Im Schlussabschnitt trieb Paul das Ganze dann auf die Spitze.
Bei drei der oben beschrieben sechs Buckets des Suns-Veteranen suchte Paul mit Hilfe von Pick'n'Rolls, die Dallas fast immer switchte, das Eins-gegen-Eins gegen Doncic. Der machte nicht immer den frischesten Eindruck, vielleicht auch deshalb, weil er in Halbzeit eins viel Offensiv-Last schultern musste.
Als Dallas in einer späteren Szene sich schließlich dazu entschied, den Ball per Double-Team aus den Händen Pauls zu zwingen, bestrafte Phoenix die daraus resultierende Überzahl in der rechten Ecke mit starkem Ball-Movement und einem guten Drive von Bridges. Das Resultat waren auch hier zwei einfache Punkte für Phoenix. Doncic gab selbstkritisch zu Protokoll, er müsse besser verteidigen, "das ist alles". Mavs-Coach Jason Kidd gab aber zu, dass Dallas als Team seinen Superstar in diesen Situationen besser beschützen müsse.
Das gesamte Ausmaß der Suns-Attacken gegen Doncic hat ESPN zusammengefasst. Laut Second Spectrum hat Phoenix demnach den Mavs-Guard in der zweiten Halbzeit ganze 19-mal als Screen-Verteidiger ins Visier genommen - und erzielte in diesen Situationen 1,81 Punkte pro Play!
Diesem Erfolgsrezept wird das beste Team der regulären Saison sicherlich auch in den kommenden Duellen hinterherjagen. Es wird spannend sein, wie Dallas darauf reagiert. Weniger Switches? Mehr Double-Teams, sollte einer der Suns-Star heiß laufen? Coach Kidd muss sich etwas ausdenken.
3. Suns vs. Mavs: Hilfe für Luka Doncic dringend gesucht!
Nicht nur defensiv, auch auf der anderen Seite des Courts muss Dallas seinem Superstar mehr Hilfe anbieten. "Er hatte ein großartiges Spiel, aber niemand sonst ist aufgetaucht", analysierte Coach Kidd, nachdem Doncic 35 Punkte (aber nur noch 11 in Halbzeit zwei) auflegte und ansonsten nur noch Reggie Bullock (16) und Spencer Dinwiddie (11) die Double-Digits knackten.
"Wir müssen unsere Jungs dazu bringen, besser zu treffen. Wir können nicht gewinnen, wenn nur [Doncic] 30 Punkte pro Abend auflegt - nicht in den Playoffs", so Kidd weiter. "Wir spielen gegen das beste Team der Liga, wir müssen unsere anderen Jungs ins Rollen bringen." Gegen diese Suns-Defense, die meist Doncic seine Sachen machen lässt und dafür den Rest des Teams abschaltet, ist das aber eben nicht leicht.
Kidd nannte explizit die Namen Jalen Brunson und Dinwiddie, auf die Dallas in dieser Serie angewiesen sei. Von diesem Duo muss zwingend mehr kommen als die zusammengerechnet 41 Zähler bei 32,6 Prozent aus dem Feld in den ersten beiden Partien der Serie. Gerade Brunson war in Runde eins gegen die Utah Jazz noch eine Macht, hat nun aber mehr Probleme mit der Suns-Defense.
Dinwiddie spielte eigentlich eine gute erste Halbzeit, scorte nach dem Seitenwechsel aber auch nur noch ein mickriges Pünktchen. Gerade als Doncic im dritten Viertel selbst Schwierigkeiten hatte, kam vom Supporting Cast zu wenig. Kidd betonte auch, dass es wichtig sei, Dorian Finney-Smith auf dem Court zu halten, aufgrund von Foulproblemen spielte er nur 20 Minuten.
4. Suns vs. Mavs - Schaut her, Mavericks: So geht's!
Tiefe ist bei den Suns dagegen eins der Zauberworte. Center Deandre Ayton stand ebenfalls aufgrund von Foulproblemen nur 18 Minuten auf dem Court, sein eigentlicher Backup JaVale McGee nur 10 Minuten mit 5 Fouls. Dafür konnte Coach Monty Williams problemlos Bismack Biyombo ins Geschehen werfen.
Der dritte Center sah in den bisherigen Playoffs insgesamt gerade einmal 15 Minuten Einsatzzeit, die toppte er dann allein in Spiel 2 (18 Minuten). Er wusste das Vertrauen durchaus mit solider Produktion zu rechtfertigen. Biyombo vollendete die Anspiele der Teamkollegen verlässlich (9 Punkte, 4/4 FG), schnappte sich 3 Rebounds sowie 1 Block und stand bei +12. Fähige Backup-Bigs hatten Phoenix beim Finals-Run im Vorjahr noch gefehlt, das ist nun keine Schwachstelle mehr.
Zusätzlich ist auch ein Jae Crowder, ein Mikal Bridges oder ein Cam Johnson offensiv zur Stelle. Es war nicht allein Paul und Booker zu verdanken - auch wenn sie als Scorer und Playmaker natürlich die Hauptlast trugen -, dass Phoenix einen überragenden True-Shooting-Wert von 75,7 Prozent (Shooting-Splits: 64,5 FG/52,0 3FG/85,7 FT) zusammenbrachte - laut ESPN Stats & Info der zweitbeste Wert in der Playoff-Historie hinter den Clippers 2020, ebenfalls gegen die Mavs (77,8 Prozent True Shooting).
5. Suns vs. Mavs: Physis, Fouls und Beschimpfungen
Zwischenzeitlich mutierte Spiel 2 zu einem Foul-Festival, was für die Fans vor den Bildschirmen nicht immer ansehnlich war. "Basketball ist ein physisches Spiel und das ist auch in Ordnung. Aber ich glaube, niemand will drei Stunden lang Freiwürfe sehen", sagte Kidd schon vor dem Spiel. Er hatte da wohl so eine Vorahnung.
Insgesamt wurden 54 Fouls gepfiffen, darunter ungewöhnlich viele Offensiv-Fouls. Sicherlich hätte man davon nicht alles abpfeifen müssen, aber immerhin im vierten Viertel entspannte sich die Lage etwas. Hitzig war es dagegen die vollen 48 Minuten auch auf den Rängen.
Doncic wurde offenbar von den Suns-Fans mehrfach beschimpft, in einer Szene während des dritten Viertels musste er auf dem Weg in die Katakomben gar von einem Mavs-Mitarbeiter zurückgehalten werden, als sich ein Fan mit ihm anlegte. "Wenn es etwas Normales gewesen wäre, dann hätte ich nicht mal hingeschaut, denn das ist mir egal. Aber manchmal bist du in einer schlechten Stimmung und sie sagen böse Sachen. Da ist es normal, dass man sich umdreht. Wir sind auch nur Menschen", sagte Doncic angesprochen auf die Aussagen des Fans.
Immerhin können Doncic und Co. die Suns-Fans und die Wüste Arizonas erst einmal hinter sich lassen. In der Nacht auf Samstag steht Spiel 3 zurück in der texanischen Heimat auf dem Programm (ab 3.30 Uhr live auf DAZN). "Die Stimmung ist in Ordnung", sagte Doncic über das 0-2-Loch, in dem sich die Mavs befinden. "Wir glauben an uns. Sie müssen vier Spiele gewinnen, es ist also noch nicht vorbei. Wir dürfen jetzt nach Hause, unsere Fans sind der Wahnsinn." Sie sollen dabei helfen, dass die Mavs nächste Woche doch nochmal zurück nach Phoenix dürfen.
NBA Playoffs: Suns vs. Mavs - Die Serie im Überblick (2-0)
Spiel | Datum | Uhrzeit | Heim | Auswärts | Ergebnis |
1 | 3. Mai | 4 Uhr | Phoenix Suns | Dallas Mavericks | 121:114 |
2 | 5. Mai | 4 Uhr | Phoenix Suns | Dallas Mavericks | 129:109 |
3 | 7. Mai | 3.30 Uhr | Dallas Mavericks | Phoenix Suns | - |
4 | 8. Mai | 21.30 Uhr | Dallas Mavericks | Phoenix Suns | - |
5* | 11. Mai | TBD | Phoenix Suns | Dallas Mavericks | - |
6* | 13. Mai | TBD | Dallas Mavericks | Phoenix Suns | - |
7* | 16. Mai | TBD | Phoenix Suns | Dallas Mavericks | - |
*falls nötig
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