NBA Playoffs - Erkenntnisse zur Pleite der Dallas Mavericks in Spiel 1 vs. Suns: Abschied vom Schlaraffenland

Philipp Jakob
03. Mai 202210:55
Deandre Ayton stellte die Mavericks in Spiel 1 vor große Probleme.getty
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Die Dallas Mavericks sind mit einer Niederlage in die Western Conference Semifinals gestartet - eine Pleite, die vor allem Jalen Brunson klargemacht hat: Die Phoenix Suns sind nicht die Utah Jazz und Deandre Ayton ist nicht Rudy Gobert! Wie können die Mavs reagieren? Die Erkenntnisse zu Spiel 1.

1. Mavs vs. Suns: Abschied vom Schlaraffenland

Das schöne Schlaraffenland namens Jazz-Perimeter-Defense ist nicht mehr, aus diesem Traum ist Jalen Brunson beim 114:121 in Spiel 1 der West-Semis unsanft geweckt worden. Die Zeiten, in denen der 25-Jährige gefühlt ohne Gegenwehr in eine verwaiste Zone ziehen kann, sind vorerst vorbei. Die Suns werden ihm keine Geschenke machen, wie es noch Mike Conley, Donovan Mitchell und Co. in der ersten Playoff-Runde viel zu häufig getan haben.

Gegen den West-Primus wurden Brunsons Drives zumeist sehr gut von Devin Booker oder den physisch deutlich überlegenen Jae Crowder und Cameron Johnson abgefangen. Oder Deandre Ayton machte dem Mavs-Guard mit seinen langen Armen bei Mitteldistanzwürfen zu schaffen.

So stand Brunson in Spiel 1 gegen die Suns bei mageren 2/6 in der Restricted Area (und 5/13 in der Zone), gegen Utah hatte er noch 70 Prozent seiner 20 Versuche in der Restricted Area getroffen. Seine generelle Bilanz mit 13 Zählern, 3 Assists und 6/16 aus dem Feld liest sich ohnehin extrem mager, 8 Punkte davon kamen im vierten Viertel, als Phoenix nicht mehr mit allerhöchster Intensität agierte.

Da auch Spencer Dinwiddie abtauchte (8, 3/8 FG) hatte der 45 Punkte starke Luka Doncic viel zu wenig Unterstützung an seiner Seite. "Wir brauchen einfach noch jemanden, der sich der Party anschließt", brachte Head Coach Jason Kidd das Dilemma auf den Punkt. Brunson ist so einer, den er damit gemeint haben dürfte.

Dessen 27,8 Punkte in Runde eins gegen Utah schienen zu bestätigen, dass Brunson in der abgelaufenen Saison als zweiter Ballhandler und Scorer große Fortschritte gemacht hat. Spiel 1 war nun ein Rückschritt und für manche eine Erinnerung an die Postseason 2021, als er gegen die langen Verteidiger der Clippers kaum Land sah.

Brunson ist ein besserer Spieler als vor einem Jahr, das muss er nun auch gegen die Suns beweisen. Was Mut macht: Unter den Fehlwürfen war auch der eine oder andere weit offene Jumper, der an einem guten Tag problemlos durch die Reuse flutscht. Die Mavs müssen darauf hoffen, dass Brunson schon in Spiel 2 in der Nacht auf Donnerstag einen deutlich besseren Abend erwischt.

2. Mavs vs. Suns: Mit dem falschen Bein ins Spiel gestartet

Hilfreich aus Mavs-Sicht wäre es auch, wenn die Texaner den Start nicht komplett verschlafen würden, wie sie es in Spiel 1 getan haben. Das Play-by-Play der Mavs-Offense in den ersten Minuten las sich folgendermaßen: Doncic Turnover, Doncic Fehlwurf, Doncic Schrittfehler, Dorian Finney-Smith Turnover, Brunson Fehlwurf.

Als Doncic seinen ersten Treffer markierte, stand es bereits 9:0 für Phoenix, deren Offense die Gäste komplett überrollte und den Suns bereits im ersten Viertel einen zwischenzeitlichen 15-Punkte-Vorsprung einbrachte. Dass den Mavs das Spiel nicht komplett aus der Hand glitt, hatten sie dem heißen Händchen von Maxi Kleber (19, 5/8 Dreier) sowie natürlich Doncic zu verdanken.

"Maxi und Luka haben uns in der ersten Halbzeit am Leben gehalten", erkannte auch Kidd. "Wir hätten zur Halbzeitpause auch locker mit 39 Punkten hinten liegen können, aber Maxi und Luka haben gut gespielt. LD war auch in der zweiten Halbzeit stark."

Wie erwartet sah sich Doncic die meiste Zeit dem Suns-Edelstopper Mikal Bridges gegenüber - über 38 Possessions laut nba.com/stats, in denen Doncic 10 und die Mavs insgesamt 30 Punkte erzielten -, Dallas verstand es aber recht gut, diesen mit guten Screens mehr oder weniger abzuschütteln beziehungsweise Switches zu erzwingen. "Er hat alles bekommen, was er wollte", so Kidd - außer gegen das stadtbekannte Lock-Down-Monster JaVale McGee.

Die vielleicht beste Nachricht dabei: Der Slowene stand 44:23 Minuten auf dem Parkett, schnupperte an Kobe-Bryant-Bestwerten (Doncic ist der jüngste Spieler mit mindestens 45 Punkten/10 Rebounds in einem Playoff-Spiel seit der Black Mamba 2001) und scheint die Waden-Probleme aus der ersten Runde komplett hinter sich gelassen zu haben: "Ich fühle mich großartig. In Utah habe ich mich deutlich schlechter gefühlt, vielleicht lag das an der Höhe. Aber jetzt fühle ich mich toll."

3. Mavs vs. Suns: Ayton ist nicht Gobert

Die Suns sind nicht die Jazz und Deandre Ayton ist nicht Rudy Gobert. Spätestens nach Spiel 1 weiß das Brunson, aber Coach Kidd war sich dieser recht offensichtlichen Einschätzung eigentlich schon vor dem Auftaktmatch der Serie bewusst. Echte Antworten für Ayton hatte Dallas dann aber trotzdem nicht parat.

"Wir müssen uns anpassen, denn unser Game Plan gegen Utah wird nicht gegen die Suns funktionieren", hatte Kidd schon vor wenigen Tagen erklärt. "Wir wissen um ihre Stärke in der Mitteldistanz. Sie können dir in der Zone wehtun. Das sind nicht Gobert und [Hassan] Whiteside. Diese Jungs können den Ball in den Korb bringen, auf unsere Bigs wartet ein großer Test."

Nach (zumindest in den ersten drei Vierteln hocheffizienten) 25 Zählern von Suns-Topscorer Ayton muss man festhalten, dass die Mavs-Bigs diesen ersten Test nicht bestanden haben. Der 23 Jahre alte Center, der im Draft 2018 an erster Stelle und damit zwei Picks vor Doncic gedraftet wurde, wurde im ersten Viertel mehrfach im Post gesucht, wo er unter anderem einen butterweichen Fadeaway gegen den etwas kleineren Kleber präsentierte. Ein deutlicher Kontrast zu den Duellen mit Gobert.

Der Stifle Tower schickte in der kompletten ersten Runde gegen Dallas 33 Wurfversuche auf die Reise - bei Ayton waren es allein in Spiel 1 20 Stück. Vor allem im Pick'n'Roll nach Switches bestraften die Suns die kleineren Ayton-Gegenspieler mit Lob-Anspielen, aber auch dessen vereinzelte Hakenwürfe, Fadeaways oder Jumper saßen in den meisten Fällen.

Über die ersten 36 Minuten stand der 2,11-Meter-Mann bei 12/16 aus dem Feld und +17, im vierten Abschnitt setzte er dann alle vier Versuche daneben. Ähnliche Probleme machten sich aber im gesamtem Team breit, sodass der eigentlich dominante Erfolg am Ende nur als Sieg mit 7 Punkten Differenz in den Büchern steht. Warum? "Wir haben unsere Prinzipien verloren", so Ayton.

"Ich bin froh, dass es so früh [in der Serie] passiert ist. Das hat uns die Augen geöffnet, dass diese Jungs nicht aufgeben werden. Wir müssen das verdammte Gaspedal durchtreten, es zerstören. Nicht den Fuß runternehmen", führte Ayton weiter aus.

4. Mavs-Defense: Small-Ball die Lösung?

Einen anderen Grund für das späte Comeback sah Mavs-Coach Jason Kidd in seinem Small-Ball-Lineup. Den Schlussabschnitt spielten Doncic, Brunson, Dinwiddie und Finney-Smith durch, dazu gesellten sich zum Großteil Reggie Bullock oder Josh Green. Finney-Smith agierte dabei als Center.

Kidd gab nach der Partie zu Protokoll, dass man den Small-Ball der Mavs in den kommenden Spielen wohl deutlich häufiger zu sehen bekommt. Ihm habe gefallen, was er von dem Lineup mit Finney-Smith auf der Fünf sah. Phoenix traf im letzten Durchgang nur noch 28 Prozent aus dem Feld, zur Wahrheit gehört aber eben auch, dass die Suns nach einer 21-Punkte-Führung den von Ayton angesprochenen Fuß vom Gaspedal nahmen.

"Wir haben ein solides Spiel gemacht und dann sind sie klein gegangen. Ab dem Zeitpunkt haben wir es verpasst, daraus unseren Vorteil zu ziehen", analysierte Suns-Coach Monty Williams. In den letzten fünf Minuten der Partie nahm Ayton nur noch einen Abschluss, das Mismatch gegen den zehn Zentimeter kleineren Finney-Smith würde Phoenix in Zukunft wohl gezielter attackieren. Zudem schnappte sich Phoenix allein im vierten Viertel 7 seiner 13 Offensiv-Rebounds.

Was Dallas dennoch aus dem vierten Viertel mitnehmen kann? "Wir haben mit viel mehr Hartnäckigkeit und Kampf gespielt. Jeder hat sich bewegt und miteinander gesprochen. So muss es das gesamte Spiel über sein", sagte Finney-Smith. Und Doncic legte nach: "Unser Start in der Defense war schrecklich und das müssen wir ändern. Ich weiß, dass wir defensiv viel besser spielen können und ich weiß, dass wir das auch werden."

Luka Doncic und die Dallas Mavericks müssen nach Spiel 1 gegen due Suns an einigen Stellschrauben drehen.getty

5. Phoenix Suns: Historische Playoff-Offense

Die Aufgabe für die Mavs-Defense ist natürlich keine leichte, schließlich hat kein Team so wenig Schwachstellen wie die Suns, die den Gegner auf vielfältige Art und Weise attackieren können. Im nun siebten Spiel in dieser Postseason hat Phoenix zum siebten Mal in Folge mindestens 50 Prozent seiner Feldwurfversuche getroffen - das ist die zweitlängste Serie in der Shot-Clock-Ära, nur die Lakers 1984 sammelten laut ESPN Stats & Info mehr solcher Spiele am Stück (10).

Und für den letzten Erfolg der Mavs gegen die Suns muss man bis ins Jahr 2019 zurückgehen, die letzten zehn Aufeinandertreffen gingen allesamt an Phoenix. Der West-Primus wird alles daran setzen, dass beide Serien in Spiel 2 in der Nacht auf Donnerstag fortgesetzt werden.

NBA Playoffs: Suns vs. Mavs - Die Serie im Überblick (1-0)

SpielDatumUhrzeitHeimAuswärtsErgebnis
13. Mai4 UhrPhoenix SunsDallas Mavericks121:114
25. Mai4 UhrPhoenix SunsDallas Mavericks-
37. Mai3.30 UhrDallas MavericksPhoenix Suns-
48. Mai21.30 UhrDallas MavericksPhoenix Suns-
5*11. MaiTBDPhoenix SunsDallas Mavericks-
6*13. MaiTBDDallas MavericksPhoenix Suns-
7*16. MaiTBDPhoenix SunsDallas Mavericks-

*falls nötig