NBA Playoffs - Erkenntnisse zum Mavs-Sieg in Spiel 3 gegen die Suns: Brunsons Aggressivität und eine neue Kleber-Facette

Robert Arndt
07. Mai 202211:15
Jalen Brunson erzielte in Spiel 3 gegen Phoenix 28 Punkte.getty
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Die Dallas Mavericks haben den ersten Sieg in der Playoff-Serie gegen die Phoenix Suns errungen (103:94) und auf 1-2 verkürzt. Das gelang, weil Jalen Brunson explodierte und Coach Jason Kidd einen alten Kniff gegen Chris Paul anwandte. Außerdem: Maxi Kleber zeigt eine neue Seite seines Spiels.

1. Jalen Brunson findet für Dallas die Lücken

Jalen Brunson war in den ersten beiden Spielen nicht der Jalen Brunson aus der Serie gegen die Utah Jazz. Der 25-Jährige hatte in Phoenix nur acht seiner 22 Würfe aus dem Feld (32 Prozent) für insgesamt 22 Zähler getroffen. Auf heimischem Parkett legte der Guard nun 28 Punkte auf und lieferte diesmal die Hilfe für Luka Doncic, die dieser so dringend benötigte.

"Furchtbar, ich war einfach nur schrecklich", so lautete Brunsons Bewertung seiner ersten beiden Spiele. Der 25-Jährige hatte Probleme, gegen die bessere Defense der Suns (Devin Booker!) zu scoren, in Spiel 3 fand er selbst Lösungen und wurde gleichzeitig von Coach Jason Kidd in bessere Positionen gebracht.

So schön es auch ist, dass Luka Doncic früh seinen Rhythmus findet, so essentiell ist dies auch für Brunson. Dieser hatte gerade im ersten Viertel den Ball häufiger in der Hand und konnte so früher in der Shot Clock operieren. Mit 10 Punkten in den ersten zwölf Minuten setzte Brunson ein kleines Statement, endlich konnte er Booker auch im Eins-gegen-Eins schlagen und auch seine Floater verwandeln, die zuvor noch das Ziel verfehlt hatten.

"Das war das erste Mal in dieser Serie, dass er aggressiv aufgetreten ist und nicht nur zugeschaut hat", freute sich auch Kidd, der nach den ersten beiden Spielen seinen Guard sogar öffentlich kritisiert hatte. Brunson zeigte eine starke Reaktion und erspielte sich Selbstvertrauen. Das brauchte er auch, schließlich lag im dritten Viertel plötzlich wieder die Last auf seinen Schultern.

Dallas führte Mitte des Abschnitts mit 16 Zählern, als Doncic sein viertes Foul kassierte und Phoenix wieder etwas Morgenluft witterte. Brunson erstickte dies mit 8 Zählern in drei Minuten aber im Keim und erzielte auch im Schlussabschnitt vier Zähler durch Drives, als die Suns vier Minuten vor dem Ende wieder auf -9 verkürzt hatten.

Laut Second Spectrum zog Brunson im Spiel 26-mal zum Korb, in den ersten beiden Spielen waren es zusammengerechnet nur 23 solcher Aktionen. Die Mavs scoren 1,3 Punkte pro Possession aus solchen Situationen, das ist ein elitärer Wert. Gleichzeitig reagierten die Suns auch nicht angemessen. Coach Monty Williams beorderte zu spät Mikal Bridges zurück zu Brunson, zeitweise durften sich zuvor Cam Payne und Landry Shamet gegen den Mavs-Guard versuchen. Nicht optimal.

2. Doncics Bully Ball gegen die Phoenix Suns

Aus Suns-Sicht ist Bridges gegen Brunson wahrscheinlich ohnehin die beste Option, da Doncic so oder so auf seine Zahlen kommt. Der Slowene verpasste mit 26 Zählern, 13 Rebounds und 9 Assists haarscharf ein Triple-Double und agierte diesmal vermehrt aus dem Post, wo er nicht zu stoppen war.

Ob Bridges, Booker oder Jae Crowder, es spielte im zweiten Viertel keine Rolle, welcher Verteidiger gegen den Star der Mavs gestellt wurde. Die Kombination aus Physis, Fußarbeit, Abschlussstärke und Spielintelligenz ist ein riesiges Plus für Doncic in diesen Situationen, auch weil Phoenix keine Hilfe schicken konnte oder wollte. Das Post Play kam immer dann zur Geltung, wenn Dallas mit Maxi Kleber oder Dorian Finney-Smith auf der Fünf spielte und damit die Suns-Center aus der Zone lockte.

Mehrfach narrte Doncic seine Gegenspieler mit einem Arsenal von Moves, auch wenn einige Suns-Spieler mehrfach Offensiv-Fouls in den Aktionen des Guards sahen. Die Referees ließen in diesen Fällen das Spiel aber meist laufen, was vermutlich die richtige Entscheidung war. Einzig Chris Paul zog einmal das Offensiv-Foul, der kleine Spielmacher machte als Post-Verteidiger sogar noch den besten Eindruck gegen Doncic.

Die Arbeit im Post kostet gleichzeitig auch Kraft und ist so über ein ganzes Spiel nicht umsetzbar. Aber es ist dennoch deutlich effizienter als so manche Dribbel-Orgie. Bei aller offensiver Brillanz neigt Doncic trotzdem weiter dazu, gute Würfe zu verweigern - meist in der Hoffnung auf einen besseren Wurf. Auch in diesem Spiel blieb irgendwann nur noch der verteidigte Stepback-Dreier mit herunterlaufender Uhr.

Das ist nicht ideal, aber einer von wenigen Mängeln im Offensivspiel des Slowenen. Müdigkeit spielte diesmal keine Rolle, auch weil Kidd ob der Fouls gezwungen war, Doncic mehr Pausen als sonst zu geben. Da Dallas in diesen Phasen mit Ausnahme des vierten Viertels einigermaßen mithalten konnte, ist es eine Überlegung wert, dies auch in den kommenden Spielen zu praktizieren, vor allem wenn Phoenix Spieler wie Payne und/oder Shamet auf dem Court hat.

3. Doncic in der Defense verbessert - für drei Viertel

Zu erwähnen ist aber auch, dass Doncics Defense im vierten Viertel überaus problematisch war. Natürlich hatte der All-Star zu dieser Zeit fünf Fouls auf dem Konto und jeder in der Halle wusste das auch, dennoch hilft es auch dem Team nicht, wenn der 23-Jährige dann komplette Alibi-Defense spielt.

Es gibt zahlreiche Beispiele in den letzten Minuten dafür, schließlich attackierten die Suns den Mavs-Star fast exklusiv. Es ist einerseits lobenswert, dass Dallas keine einfachen Switches hergeben wollte, aber auch kontraproduktiv, wenn dann Sachen wie diese dabei herauskommen. Phoenix' Stärke ist es, den besten Wurf zu finden, wenn die Defense einmal kollabiert. Das passierte am Ende ständig, weil Dallas überspitzt gesagt Vier-gegen Fünf verteidigte.

Offene Dreier waren die Folge und es darf die Frage gestellt, ob dann nicht ein verteidigter Wurf von Doncic gegen Paul aus der Isolation die bessere Variante gewesen wäre?

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4. Reggie Bullock nimmt Chris Paul den Rhythmus

Am Ende spielte es keine Rolle, weil Dallas vor allem in den ersten 36 Minuten überragend verteidigte. Neun Playoff-Spiele in Serie hatten die Suns mindestens die Hälfte ihrer Würfe getroffen, diesmal wurden es magere 44,7 Prozent. 94 Zähler waren für die Suns ein Tiefstwert für die Regular Season und Playoffs in dieser Spielzeit. Dazu forcierten die Mavs 17 Ballverluste, die zu 22 Punkten führten.

Alleine 12 Turnover davon gingen auf das Konto des Backcourts um Chris Paul und Booker. CP3 hatte 7, alle in Halbzeit eins, was einen Playoff-Tiefstwert für das Geburtstagskind (Paul wurde 37 Jahre alt) darstellte. "Wir waren aktiv, unsere Hände waren überall", fasste Kidd das Geschehen treffend zusammen. In den ersten beiden Spielen hatte der Point God gerade einmal vier Ballverluste begangen, diesmal übten die Mavs deutlich mehr Druck aus.

Die Vorlage dafür hatten die New Orleans Pelicans gegeben, die mit Jose Alvarado und Herb Jones dem Oldie auf die Nerven gegangen waren. Für Dallas machte dies Reggie Bullock (6 Deflections), der in der zweiten Halbzeit mit einer Rippenprellung auf die Zähne biss und im Schlussabschnitt auch noch drei Distanzwürfe versenkte. "Wir wollten den Druck so hoch wie möglich halten", sagte Maxi Kleber zur Strategie gegen CP3 und diese ging auf. Paul nahm nur 9 Würfe und verteilte lediglich 4 Assists, in der Zone nahm er nur einen einzigen Abschluss.

Auch Booker (18, 6/13) blieb für seine Verhältnisse erstaunlich blass, Finney-Smith und Frank Ntilikina (!) machten gegen den Shooting Guard ihre Sache verdammt gut. Der Franzose erhielt diesmal echte Rotationsminuten und verdrängte so Josh Green auf die Bank. Für den früheren Knicks-Spieler wurden in 12 Minuten zwar nur 2 Fouls und 1 Steal (Plus-Minus: -8) notiert, und doch nahm "Frankie Smokes" Einfluss auf das Geschehen.

In der Serie verteidigte Ntilikina in 17 Possessions gegen Booker, dieser traf in diesem Matchup nur einen von acht Würfen und erlaubte sich 6 Turnover. Die Stichprobe ist natürlich klein, aber niemand verteidigte den Suns-Star in den Playoffs bisher besser als Ntilikina.

Womöglich ändert sich das auch wieder in Spiel 4. Die Suns ließen für ihre Verhältnisse vieles liegen. "Nach unseren Berechnungen haben wir am Korb 20 Würfe vergeben, die wir normalerweise machen", gab Suns-Coach Monty Williams zu Protokoll. Damit hat der Coach nicht ganz unrecht, übertrieb damit aber auch, weil Phoenix in der Zone überhaupt nur exakt 20 Würfe vergab (16/36).

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5. Maxi Kleber zeigt für Dallas mehr Facetten

Ein Faktor für die vergebenen Würfe war definitiv Kleber (14, 6/9, 3 Blocks), der sich erneut für einen möglichen Start auf der Center-Position in Spiel 4 bewarb. Der Würzburger verteidigte insgesamt 14 Würfe der Suns, die zweitmeisten hatte Finney-Smith mit 5. Kleber gab immer wieder Hilfe und schlug sich auch gegen Ayton richtig gut.

An dieser Stelle muss auch Doncic hervorgehoben werden, der unter den Brettern mit Boxouts gegen Ayton aushalf, wenn Kleber seine Position verlassen musste. Nur 2 Fouls in 33 Minuten waren ebenfalls ein wichtiger Faktor für Dallas. Aber auch im Angriff konnte Kleber Punkte sammeln - wortwörtlich.

Zwei seiner vier Dreier fielen, interessanter waren aber vielmehr die vier Field Goals aus dem Zweierbereich. So ziemlich jeder Scouting Report der NBA besagt, dass Kleber zum Dribbeln gezwungen werden soll - und das taten die Suns auch. Trotzdem konnte der Deutsche es bestrafen und zeigte dabei ungewohnte Qualitäten als Pullup-Shooter aus dem Zweierbereich.

SPOXNBA.com/stats

"Ich weiß natürlich, dass meine Gegenspieler gegen mich harte Closeouts laufen, ich muss das also mit 'Plays off the catch' bestrafen", sagte Kleber dazu und verriet, dass er mit Brunson oft solche Situationen im Training geübt hatte. "Er ist der Experte, dank ihm hat es funktioniert", erklärte der 30-Jährige mit einem Lächeln.

Die Stimmung war entsprechend gut im Mavs-Camp, noch ist die Serie gegen den Top-Seed nicht verloren. Bereits am Sonntagabend deutscher Zeit (21.30 Uhr) steigt bereits Spiel 4 im American Airlines Center und dann braucht es eine ähnliche Leistung: "Wir müssen das im Kollektiv erledigen - vorne wie hinten", sagte Finney-Smith völlig richtig. In Spiel 3 war das der Fall.

Suns vs. Mavs: Die Serie im Überblick

SpielDatumUhrzeitHeimAuswärtsErgebnis
13. Mai4 UhrPhoenix SunsDallas Mavericks121:114
25. Mai4 UhrPhoenix SunsDallas Mavericks129:109
37. Mai3.30 UhrDallas MavericksPhoenix Suns103:94
48. Mai21.30 UhrDallas MavericksPhoenix Suns-
511. MaiTBDPhoenix SunsDallas Mavericks-
6*13. MaiTBDDallas MavericksPhoenix Suns-
7*16. MaiTBDPhoenix SunsDallas Mavericks-

*falls nötig