NBA Playoffs - Erkenntnisse zum ersten Mavs-Sieg gegen Warriors: Feuerwerk mit dem Dubs-Rezept

Philipp Jakob
25. Mai 202210:19
Die Golden State Warriors sind das tiefere Team.getty
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Nach drei Pleiten in Folge haben sich die Dallas Mavericks den ersten Sieg in den West-Finals gesichert. Die "Anderen" liefern endlich mit dem lang ersehnten Dreierregen ab und Dallas klaut ein eigentliches Erfolgsgeheimnis der Warriors. Die Erkenntnisse.

1. Mavs vs. Warriors: Die Rückkehr der "Anderen"

30 Punkte und ein Fast-Triple - es klingt nach einem weiteren spektakulären Elimination Game von Luka Doncic. Doch der Slowene, frisch gewählter All-NBA First Teamer, war nur eins von vielen Zahnrädchen in der Mavs-Maschine auf dem Weg zum 119:109-Sieg in Spiel 4 gegen Golden State, der Dallas vor dem Sweep in den Western Conference Finals bewahrte.

Dessen war sich Doncic selbst bewusst. "Diese Jungs sind der Schlüssel zu unseren Siegen", betonte er nach der Partie. Mit "diesen Jungs" meinte er zum Beispiel Dorian Finney-Smith, Reggie Bullock und Maxi Kleber, die Rollenspieler, auf deren Unterstützung der Superstar angewiesen ist. Bisher war diese Unterstützung in der Serie kaum da, das Trio legte in den ersten drei Spielen zusammen eine Feldwurfquote von 30,5 Prozent und eine Dreierquote von 31 Prozent auf. Vor allem Kleber befand sich in den ersten drei Duellen mit Golden State auf der Suche nach seinem Wurf (2/14 Dreier).

Unterdurchschnittlich ist da noch positiv ausgedrückt. Dass die Mavs-Rollenspieler es aber besser können, das dürfte nach den ersten beiden Playoff-Runden klar gewesen sein. Und das bewiesen sie auch in Spiel 4. Finney-Smith war mit 23 Punkten zweitbester Scorer, dahinter folgte Bullock (18) und Kleber führte die Bank an (13). 12/20 Triples hämmerten die Drei durch die Reuse.

Die "Anderen", wie NBA-Legende und TNT-Analyst Shaquille O'Neal die Rollenspieler gerne mal nennt, erfüllten damit die Erwartungen aller Beobachter dieser Serie: Wenn Doncic und Jalen Brunson Unterstützung von Downtown bekommen, dann sind die Mavs gefährlich. So einfach ist Basketball manchmal. Am Ende versenkten acht Mavericks mindestens einen Dreier, die Quote von 46,5 Prozent (20/43) wurde durch das vierte Viertel sogar noch geschwächt. Das Dreierfeuerwerk in den ersten 36 Minuten war es, das Dallas den dringend benötigten Sieg bescherte.

"So sind sie einfach, das steckt in ihrer DNA", freute sich Coach Jason Kidd über das Bounce-Back-Game seiner Rollenspieler. Und Kleber erklärte: "Ich werde einfach weiterwerfen, wenn ich offen bin. Das ist die richtige Entscheidung. Ich nehme den Wurf, wie es jeder andere wohl auch machen würde, wenn sie offen stehen."

Das Thema "offen stehen" war bislang in der Serie kein Problem für Dallas. Laut nba.com/stats generierten die Mavs in den ersten drei Spielen gegen Golden State 26,7 als weit-offen deklarierte Dreier pro Partie - sie trafen aber nur schwache 33,8 Prozent davon. Das war in Spiel 4 anders. Als Doncic in Halbzeit eins noch auf der Suche nach seinem Rhythmus war (13, 4/14 FG), schweißten die Kollegen bereits munter Triple um Triple durch die Reuse und ermöglichten Dallas so eine komfortable Führung. Wie Doncic richtigerweise erkannte, die Rollenspieler sind der Schlüssel für Dallas. Und sie waren in Spiel 4 zur Stelle.

2. Mavs: Die Würfe sind weiter gut

Selbst Coach Kidd konnte sich das naheliegende Wortspiel nicht verkneifen, als er zu Beginn der zweiten Halbzeit Richtung Hallendecke starrte. Von dort tropfte durch gleich zwei Lecks Wasser auf den Court, was eine Spielverzögerung von etwas mehr als 15 Minuten nach sich zog. In Dallas stürmte es am Dienstagabend Ortszeit kräftig, vielleicht hatten aber auch einfach die Mavs ihre Finger im Spiel: "Wir haben es regnen lassen in der ersten Halbzeit ..."

Statt die Splash Brothers waren es die Mavs, die einen Dreierregen auf den Gegner niederließen. Es lief sogar so gut, dass selbst Frank Ntilikina zu den angesprochenen acht Mavericks gehörte, die von Downtown erfolgreich waren - es war sein vierter Treffer aus der Distanz in der kompletten Postseason. Doch wie gelang es den Mavs, sich so viele freie Würfe zu erspielen?

Das Geheimnis hört auf den Namen Dribble-Penetration. Dallas schaffte es, die Zone des Gegners zu attackieren und anschließend mit gutem Passing den offenen Schützen zu finden. So geschehen beim ersten Dreier von Kleber oder in diesem Beispiel: Drive Finney-Smith, Eckendreier Bullock.

Die letzte Szene verdeutlicht zudem sehr gut, dass auch die Rollenspieler sich nicht nur auf ihre Rolle als Schützen beschränkten, sondern Closeouts stark attackierten. Daraus entstand entweder ein besserer Wurf wie im Bullock-Beispiel oder so wie hier auch mal ein relativ leichter Korbleger für Finney-Smith.

"Das ganze Jahr über reden wir davon: Wenn wir in die Zone kommen, dann passieren gute Dinge", erklärte Brunson. Mehr Aggressivität sei ein Schwerpunkt für die Mavs in Spiel 4 gewesen. Finney-Smith betonte: "Wir bekommen großartige Looks. Wir müssen dann nur mit Selbstvertrauen werfen."

3. Mavs vs. Warriors: Feuerwerk mit dem Dubs-Rezept

Das dritte Viertel ist normalerweise eine Spezialität der vergangenen Warriors-Dynastie, die sich die aktuelle Version aber weitestgehend beibehalten hat. Das bekamen auch die Mavs zu spüren, die die dritten Abschnitte in den ersten drei Duellen mit -31 verloren haben. In Advanced Stats las sich das dann so: ein Offensiv-Rating von 127,1, ein Defensiv-Rating von 82,9 und ein Net-Rating von +44,3.

In Spiel 4 drehte Dallas aber den Spieß um. Der 15-Punkte-Vorsprung zur Halbzeitpause wurde mit zwei DFS-Triples blitzschnell ausgebaut und danach spielten eigentlich nur noch die Mavs. Der Durchgang ging mit 37:23 an Dallas, das allein in diesem Viertel 8 Dreier bei 13 Versuchen versenkte.

"Wir haben darüber in der Halbzeitpause gesprochen, wir mussten das dritte Viertel gewinnen. Genau das haben wir getan", zeigte sich Kidd zufrieden. "Wir haben drei Viertel lang ziemlich gut gespielt, dann haben sie im vierten Viertel ihren Lauf gestartet. Aber wir sind nicht in Panik verfallen."

Dank der hervorragenden ersten Halbzeit und des ebenso starken dritten Abschnitts hatte sich Dallas ein gutes Polster herausgespielt, um den Run der Warriors im letzten Durchgang zu überstehen.

Maxi Kleber und die Mavs-Rollenspieler haben sich mit einem Dreierregen in den West-Finals zurückgemeldet.getty

4. Warriors: Die Bank bleibt ein Plus

Allerdings nicht ohne ein paar Schweißperlen auf der Stirn. Die komfortable Führung aus dem dritten Viertel (+29) schrumpfte bis auf 8 Zählerchen zusammen, Golden State machte mit einer Anpassung in der Zonenverteidigung und einem guten Bank-Lineup den nun etwas lethargischen Mavs das Leben deutlich schwerer.

Vor allem die Rookies Jonathan Kuminga und Moses Moody überzeugten mit guten Minuten. Auch wenn es letztlich nicht zum Comeback-Sieg reichte, dürfte Golden State doch sehr glücklich darüber sein, dass die Zukunft der Franchise schon heute wichtige Erfahrungen auf der Playoff-Bühne sammelt. Kuminga erzielte 10 seiner 17 Zähler im Schlussabschnitt, Moody 8 von 10.

Dreieinhalb Minuten vor Schluss brachte Warriors-Coach Steve Kerr sogar seine Starter nochmal zurück. "Wir hatten das Gefühl, dass wir noch eine Chance hatten. Die [Bank-Spieler] haben einen großartigen Run hingelegt, vielleicht wurden sie etwas müde. Wir haben also die Entscheidung getroffen und wollten sehen, ob wir das Wunder noch schaffen." Das gelang nicht, weil Doncic nach seiner Rückkehr genügend Antworten fand.

Aber noch kurz ein Wort zur Zonenverteidigung der Warriors. Die hebelte Dallas in der ersten Halbzeit teils aus, indem es eine Seite der Defense mit Schützen überlud und anschließend mit einem High Pick'n'Roll offene Würfe generierte. Gerade im vierten Viertel passten die Rotationen bei den Warriors aber besser und die Mavs kamen seltener zu einfachen Abschlüssen aus der Distanz.

5. Warriors: Wieder zu lax in einem Closeout Game

Den Warriors ereilte ein ähnliches Schicksal wie schon in der ersten und zweiten Playoff-Runde, als Golden State jeweils die erste Chance auf ein vorzeitiges Serienende verschenkte. Bei einer 3-0-Führung gegen Denver rettete Nikola Jokic seine Farben, mit einer 3-1-Führung im Rücken gegen Memphis gingen die Dubs mit 95:134 komplett baden. Auch das erste Closeout Game gegen Dallas drohte lange Zeit, zum Debakel zu werden.

"Wir waren in der Defense nicht wachsam. Wir waren nicht aufgeweckt genug", kritisierte Coach Kerr die Einstellung seines Teams. "Wir haben sie in einen Groove kommen lassen. Wenn ein solches Team erst mal in einen Groove aus dem Dreierland kommt, dann ist es schwer, sie da rauszubringen."

Die Mavs haben nun wieder Blut geleckt. In ganz Dallas glaubt man an das Wunder, den einstigen 0-3-Rückstand noch umbiegen zu können. "Ich glaube immer noch, dass wir gewinnen können", sagte zum Beispiel Doncic, Kleber sieht weiterhin den Druck nur bei den Warriors. "Wir haben nichts zu verlieren."

Kerr betonte, dass Dallas in Spiel 4 "großartig" gespielt und den Sieg verdient habe. "Sie haben mit mehr Power gespielt. Das sind die Conference Finals, so sollte es auch sein." Mehr Power wird er nun in Spiel 5 vor eigenem Publikum (Freitag, 3 Uhr live auf DAZN) auch von seinen Mannen erwarten. Immerhin zeigte Golden State sowohl gegen Denver als auch gegen Memphis eine gute Reaktion und beendete die Serie im darauffolgenden Spiel. Die Mavs haben da aber auch noch ein Wörtchen mitzureden.

Mavs vs. Warriors: Die Serie im Überblick (1-3)

SpielDatumUhrzeitHeimAuswärtsErgebnis
119. Mai3 UhrGolden State WarriorsDallas Mavericks112:87
221. Mai3 UhrGolden State WarriorsDallas Mavericks126:117
323. Mai3 UhrDallas MavericksGolden State Warriors100:109
425. Mai3 UhrDallas MavericksGolden State Warriors119:109
527. Mai3 UhrGolden State WarriorsDallas Mavericks-
6*29. Mai3 UhrDallas MavericksGolden State Warriors-
7*31. Mai2 UhrGolden State WarriorsGolden State Warriors-

* falls nötig