NBA Playoffs, Dallas Mavericks vs. Utah Jazz - Erkenntnisse zu Spiel 5: Der eigentliche Star war nicht Luka

Philipp Jakob
26. April 202210:13
Luka Doncic erlegt die Jazz in Spiel 5 mit 33 Punkten.getty
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Die Ausgangslage nach Spiel 5 könnte kaum besser sein für die Dallas Mavericks, es fehlt nur noch ein Sieg, um die zweite Playoff-Runde zu erreichen. Beim Blowout gegen Utah wischt Luka Doncic endgültig alle Sorgen um seine Wade weg. Doch der eigentliche Star des Spiels findet sich woanders. Die Erkenntnisse zum Spiel.

1. Mavs vs. Jazz: Wer soll dieses Backcourt-Duo stoppen?

Die Jazz hatten wohl befürchtet, dass es so oder so ähnlich kommen wird nach der Rückkehr von Luka Doncic. Schon in den ersten drei Partien ohne den Mavs-Superstar war die Perimeter-Defense ein Grund, warum zwei Spiele in die Binsen gingen. Bei dessen Comeback im vierten Duell profitierte Utah noch davon, dass für Dallas eine Menge schieflief. Nun aber war Utah gegen den Backcourt der Mavs hoffnungslos unterlegen.

Jazz-Fans mögen einmal kurz wegschauen, wenn wir die Zahlen der beiden Starting-Backcourts gegenüberstellen. Da sind Doncic und Jalen Brunson auf der einen Seite mit zusammengerechnet 57 Zählern und 9 Assists - und dem gegenüber stehen Donovan Mitchell und Mike Conley mit 13 Punkten und 6 Vorlagen. Auch hier, das sind bereits die kumulierten Zahlen.

Das Mavs-Duo schaffte es fast nach Belieben, die Defense des Gegners per Drive auseinanderzunehmen. Bojan Bogdanovic, der auch in Spiel 4 die defensive Hauptlast gegen Doncic schulterte, war meist auf verlorenem Posten. In 57,5 Possessions, die Bogdanovic den Slowenen in Spiel 4 und 5 verteidigte, brachte Dallas 68 Punkte aufs Scoreboard, was einem Offensiv-Rating von 118,3 entspricht.

Wirklich besser sah es für Utah nicht aus, wenn Doncic und Brunson die anderen Perimeter-Verteidiger attackierten, seien es Mitchell, Conley, Jordan Clarkson oder auch Royce O'Neale. Viel zu oft fanden die Mavs-Guards den Weg per Dribble Penetration in die Zone, wo sie entweder keine Angst vor Abschlüssen gegen Rudy Gobert hatten oder aber zum Beispiel auf Dwight Powell für leichte Dunks ablegten. Letzterer kam in den Anfangsminuten auf drei Dunks und einen Korbleger.

Wie leicht es Dallas manchmal hatte, zeigte unter anderem diese Szene gegen Ende des Spiels, als Brunson seinen Verteidiger Conley einfach wegschubste und mit einem Bank-Shot zwei leichte Punkte besorgte. Mit seinen Auftritten hat er sich nicht nur einen kräftigen Zahltag in der Offseason, sondern sogar MVP-Rufe in Spiel 5 verdient - und dabei wollte noch nicht mal der Dreier fallen (1/7).

Auch Doncic war aus der Distanz lange nicht im Rhythmus, bis dann im dritten Viertel alle Dämme brachen. Er versenkte drei Dreier kurz hintereinander (seine einzigen in der Partie bei 3/10), packte den Shimmy Shake aus und ließ die Party in Dallas komplett eskalieren. "Das war großartig. Solche Gefühle kannst du nicht beschreiben", sagte der 23-Jährige. "Die ganze Arena feuert dein Team an, das ist unglaublich."

Es sollte den Jazz auf der Rückfahrt nach Salt Lake City einiges an Kopfzerbrechen bereiten, dass Dallas mit 25 Punkten Vorsprung gewann, obwohl die Texaner insgesamt nur 27,9 Prozent von Downtown trafen. Dafür fand Utah aber eben keine Mittel gegen die Drives von Doncic und Co. in die Zone - wie schon fast die gesamte Serie über.

Grün ist nur die Zone: Das Shotchart der Dallas Mavericks in Spiel 5.nba.com/stats

2. Luka Doncic: Weg mit der Problemwade

Kleine Geschichtsstunde am Rande: Doncic hat in seiner jungen Karriere nun 15 Playoff-Partien auf dem Buckel, mit 499 erzielten Punkten ballerte er sich auf Platz 5 der besten Playoff-Scorer aller Zeiten in den ersten 15 Auftritten. Seine neunte und zehnte Performance mit 30+ Punkten kamen nach seiner Verletzung, die ihn noch die ersten drei Spiele gekostet hatte. Aber der Problemwade scheint es gut zu gehen.

Das bestätigten nicht nur die gezeigten Leistungen, sondern auch Doncic selbst auf der Pressekonferenz: "Ich habe mich großartig gefühlt. Im ersten Spiel nach der Verletzung habe ich mich noch ein wenig minderwertig gefühlt." Dafür gab es nach Spiel 5 nun wirklich keinen Grund mehr.

Coach Jason Kidd verzichtete allerdings noch darauf, Doncic in seine gewohnte Rotation zu schicken. In der Regular Season spielte er meist das komplette erste Viertel durch, in seinen ersten beiden Playoff-Einsätzen ging es bereits nach etwa acht Minuten auf die Bank. Er scheint aber schon verdammt nah an 100 Prozent zu sein.

"In seinem zweiten Spiel sieht es so aus, als würde er schon die komplette Serie spielen", freute sich Coach Kidd. "Seine Kondition, sein Einsatz in der Defense oder auch beim Rebounding. In dieser Hinsicht ist er einer der besten bei uns und das hat er heute gezeigt."

Tatsächlich hatte Dallas über weite Teile der Serie Probleme beim Rebounding gegen Gobert, Doncic' Gespür für die Abpraller half (13 Rebounds), dass das in Spiel 5 kein Faktor war. Und die 33 Punkte waren natürlich auch nicht schlecht.

3. Mavs vs. Jazz: Der eigentliche Star von Spiel 5

Man muss sich die Zahlen nochmal vergegenwärtigen, denn nach Spiel 5 wirken sie schier unglaublich. Utah stellte in der regulären Saison die mit Abstand beste Offense der Liga, Cleaning the Glass führte sie bei einem Offensiv-Rating von 117,6 Punkten pro 100 Possessions ohne Garbage Time. Die Jazz schickten die zweitmeisten Dreier auf die Reise und versenkten die zweitmeisten (14,5 Distanztreffer pro Partie).

Und nun blickte Coach Quin Snyder auf ein historisches Shooting-Debakel. Noch nie in der Playoff-Historie der NBA traf ein Team bei mindestens 25 Versuchen schlechter aus der Distanz als die Jazz, bei denen gerade einmal 3 der 30 Versuche (10 Prozent) das Nylon sahen. Insgesamt standen die Gäste bei 37,7 Prozent aus dem Feld, im zweiten Viertel blieben sie sechs Minuten und acht Sekunden ohne eigenen Zähler. Das Resultat war ein Offensiv-Rating von 83,7!

Gefragt nach den Gründen betonten die Jazz fast unisono die starke Defense der Mavs, die selbst Championship-Held Tyson Chandler ins Schwärmen brachte. Tatsächlich ist vor allem die Perimeter-Verteidigung keine Eintagsfliege. Über die Serie kommen die Jazz aus der Distanz auf 40 Treffer bei 144 Versuchen (27,8 Prozent), die eigentliche Stärke hat Utah komplett verlassen.

"Es verlangt dir viel ab, wenn Teams dich kontinuierlich an der Dreierlinie jagen und sie machen einen guten Job. Sie sorgen dafür, dass wir uns unwohl fühlen", gab Mitchell zu, der die Partie mit 0/7 Dreiern beendete. Dieses ständige Gefühl des Unwohlseins führt dann offenbar auch dazu, dass Utah selbst offene Dreier danebenlegt. In den ersten vier Duellen traf Utah nur schwache 31 Prozent der von der NBA als "weit offen" deklarierten Versuche. Auch in Spiel 5 ließen die Jazz einige gute Möglichkeiten liegen.

Die kamen meist deshalb zustande, weil Dallas versuchte, in der Zone eine Wand aufzubauen. Durch gute Closeouts und teils einfach Pech konnten die Mannen vom Salzsee dies nicht bestrafen. Gleichzeitig gehört aber auch zur Wahrheit, dass Utah sich selbst im Weg steht: "Wir nehmen schlechte Würfe und sie spielen großartige Defense. Wir müssen den Ball besser bewegen", meckerte Bogdanovic, womit er Recht hatte.

Deshalb will sich auch Dallas nicht auf den bisher guten Ergebnissen in der Defense ausruhen. "Wir dürfen in Spiel 6 nicht nochmal darauf setzen", sagte Brunson angesprochen auf die vielen Jazz-Fehlwürfe. "Das sind ziemlich gute Zahlen. Die Jungs waren bereit, Defense zu spielen und es dem Gegner schwer zu machen. Aber wir müssen noch besser werden."

4. Es bleibt der Mut der Verzweiflung

"Sie werden angriffslustig sein, wenn sie wieder zuhause spielen", fügte Brunson auch noch an, bevor sich der Mavs-Tross auf den Weg zu Spiel 6 nach Salt Lake City machte (Freitag, 4 Uhr deutscher Zeit). Dass Utah aber wirklich nochmal was reißen kann in dieser Serie, dafür fehlte nach diesem zermürbenden Auftritt der Glaube.

Conley ist bereits die komplette Serie über ein Schatten seiner selbst, Mitchell defensiv angreifbar und offensiv unbeständig. Nun könnte er auch noch mit einer Oberschenkelblessur angeschlagen sein, auch wenn Spida bereits ankündigte, dass er für Spiel 6 "in Ordnung" sein werde.

Doch die Körpersprache und die gesamten Auftritte des Teams ließen in Spiel 5 nur wenig Hoffnung aufkommen. Clarkson ist als Sixth Man aktuell die einzige konstante Offensiv-Gefahr, ansonsten schaltete Dallas alle Waffen hervorragend ab.

Klar kann Utah von Downtown heiß laufen, doch Dallas macht dieses Unterfangen so schwierig wie aktuell kaum ein Team mit Ausnahme der Celtics. Und in Spiel 5 haben eben auch die Mavs unterdurchschnittlich aus der Distanz getroffen, auch die Texaner haben also noch Potenzial nach oben.

Mavs vs. Jazz: Wer hat Angst vor der 3-2-Führung?

Oder auf einen Einbruch der Mavs hoffen. So wie im vergangenen Jahr. Auch 2021 hatte Dallas in der ersten Runde eine 3-2-Führung in der Hinterhand, damals gegen die L.A. Clippers. Die nächsten beiden Spiele gingen bekanntermaßen verloren, die Mavs warten weiterhin seit 2011 auf den Gewinn einer Playoff-Serie.

"Ich erinnere mich daran nicht", sagte Dorian Finney-Smith mit einem verschmitzten Lächeln. "Ich kann mich an die letzte Saison überhaupt nicht erinnern. Aber wir haben uns in eine großartige Position gebracht. Wir müssen jetzt in Utah nur noch unsere Hausaufgaben erledigen."

NBA Playoffs - Mavericks vs. Jazz: Die Serie im Überblick (3-2)

SpielDatumUhrzeitHeimAuswärtsErgebnis
116. April19 UhrDallas MavericksUtah Jazz93:99
219. April2.30 UhrDallas MavericksUtah Jazz110:104
322. April3 UhrUtah JazzDallas Mavericks118:126
423. April22.30 UhrUtah JazzDallas Mavericks100:99
526. April3.30 UhrDallas MavericksUtah Jazz102:77
629. April4 UhrUtah JazzDallas Mavericks-
7*1. MaiTBDDallas MavericksUtah Jazz-

*falls nötig