NBA - Pro und Contra zur Zukunft der Dallas Mavericks: Kommen die fetten Jahre oder ergeht es den Mavs wie Atlanta?

Philipp JakobRobert Arndt
27. Mai 202210:00
Kann es für die Mavs in den kommenden Jahren tatsächlich noch besser werden in den Playoffs?getty
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Die Saison der Dallas Mavericks ist vorbei - deutlich später als es die meisten vor dem Start der Playoffs erwartet hätten. Ist dies nun der Vorgeschmack auf weitere gute Jahre oder entpuppt sich der Run womöglich doch als Eintagsfliege? Das Pro und Contra.

PRO: Dallas Mavericks - Ein Vorgeschmack für die fetten Jahre

Von Philipp Jakob

Tränen der Enttäuschung dürfte man aktuell in Dallas vergeblich suchen. Das Playoff-Aus nach der 110:120-Niederlage in Spiel 5 der West-Finals hat sich angedeutet, es hätte schon eine in 75 Jahren NBA noch nie dagewesene Sensation benötigt, um den 0-3-Rückstand gegen die Warriors umzubiegen. So weit kam es nicht, der Blick in die Zukunft sollte alle Mavs-Fans dennoch strahlen lassen.

"Das ist erst der Beginn unserer Reise", versprach Head Coach Jason Kidd schon nach Spiel 3 der Warriors-Serie. Wohl wissend, dass sich der Playoff-Run 2022 dem Ende entgegen neigt, der aber eben doch nicht "das Ende" für Luka Doncic und Co. bedeutet. Stattdessen war die Postseason nur ein Vorgeschmack auf die fetten Jahre, auf die Dallas zusteuert.

Kidd selbst hat sehr gut erkannt, dass noch kein Champion vom Himmel gefallen ist. Die meisten Teams müssen auf dem Weg in den Basketball-Olymp einen Reifeprozess durchmachen, auch negative Playoff-Erfahrungen sammeln. Das hat Dallas in den vergangenen Jahren mit dem zweimaligen Scheitern in der ersten Runde bereits hinter sich, in diesem Jahr gelang der nächste Schritt. "Diese Erfahrung macht uns nur besser", ist sich Kidd sicher.

Nun gibt es natürlich keinerlei Garantien, dass daraus tatsächlich eine Championship resultiert. Doch allein Doncic macht es allen Mavs-Fans sehr schwer, pessimistisch in die Zukunft zu blicken.

Die fetten Jahre stehen noch bevor: Luka Doncic und die Mavs stehen vor einer rosigen Zukunft.getty

Mavs-Star Luka Doncic: Garant fürs Ticket in die West-Elite

In gewisser Weise ist Dallas seinem Zeitplan voraus. Nach dem Trade von Kristaps Porzingis kurz vor der Trade Deadline im Februar rechnete man nicht einmal intern mit einem solchen Playoff-Run, das sickerte in den vergangenen Wochen in verschiedenen Medienberichten durch. Doncic hat die Mavs schon früher als erwartet in die West-Elite gespült.

In Person des 23-Jährigen wissen die Texaner einen Franchise Player in ihren Reihen, wie er im Buche steht. Er vereint für jeden Gegner albtraumhaftes Scoring mit hervorragendem Playmaking, das die Mitspieler besser macht. Er ist ein zukünftiger MVP, zumindest wird sein Name in den kommenden Jahren immer in dieser Diskussion genannt werden. Das wäre vielleicht schon in dieser Saison der Fall gewesen, wenn er etwas fitter in die Spielzeit gestartet wäre.

Der Slowene wird dafür Sorge tragen, dass mit den Mavs auch in den kommenden Jahren zu rechnen ist. Um ihn herum hat sich ein starkes Grundgerüst gefunden, das selbst das mit Abstand beste Team der regulären Saison zum Fallen gebracht hat - eine erstickende Defense, starkes (aber teils inkonstantes) Shooting, viele 3-and-D-Experten, nach denen die ganze Liga sucht.

Schon jetzt haben die Mavs Playoff-Basketball verinnerlicht. Das Spieltempo ist auch in der regulären Saison eher niedrig, Doncic ist einer der besten Isolation-Scorer der Liga - der zum Beispiel beim Thema Shooting auch noch weitere Fortschritte machen kann. Und Coach Kidd hat eine Defense implementiert, die sich vor keinem Angriff der Association verstecken muss.

Dallas Mavericks: Intensiver Sommer vor der Brust

So weckte Dallas teils Erinnerungen an den magischen Finals-Run 2011. Zu oft lastet noch zu viel Druck auf den Schultern von Doncic, der als Superstar das Ding schaukeln muss, so wie LeBron James beispielsweise beim Finals-Run 2007.

Klar ist deshalb auch: Das Front Office der Mavs hat einen intensiven Sommer vor sich. Das Championship-Fenster ist jetzt offen und muss zwingend ausgereizt werden, was sicherlich nicht leicht ist. Der Westen wird eher stärker als schwächer, mit der potenziellen Verlängerung von Jalen Brunson droht eine happige Luxussteuerrechnung.

Dabei ist der Kader rund um Doncic relativ alt und viel wichtiger: Es fehlt weiterhin ein zweiter Star. Nach dem Porzingis-Trade verfügt General Manager Nico Harrison immerhin über mehrere Mittelklasse-Verträge, die in der Theorie unterschiedlich kombiniert werden könnten und Trades leichter machen sollten.

Mavs: Ein Sales Pitch, nach dem die Konkurrenz lechzt

In den vergangenen Jahren war Dallas nicht unbedingt Anlaufstelle Nummer eins für die Stars, auch das dürfte sich geändert haben. Während Dirk Nowitzki auf seine alten Tage eben wegen seines Alters nicht mehr die ganz großen Fische anlocken konnte, ist "Wir haben Luka Doncic!" ein hervorragender Start in ein Sales Pitch für unzufriedene Stars.

Die sprießen in der modernen NBA bekanntlich immer mal wieder aus der Erde, dann muss Dallas versuchen, zuzuschlagen. Doch selbst wenn nicht der ganz große Wurf gelingt, das Gerüst und vor allem Doncic als Speerspitze sind gut genug, um auch in der kommenden Saison mit einem (in diesem Fall dann weitestgehend) unveränderten Kader oben anzugreifen.

Man darf nicht vergessen, dass Dallas nicht nur in den Playoffs, sondern bereits über einen langen Zeitraum über die letzten Monate der regulären Saison hinweg zu den besten Teams der Liga zählte. Dallas wird aus dem Kampf um die West-Krone in den kommenden Jahren nicht mehr wegzudenken sein. Die rosige Doncic-Zukunft der Mavs hat schon jetzt begonnen.

CONTRA: Dallas fehlt mehr, als es das Ergebnis aussagt

Von Robert Arndt

Es ist der Fluch der guten Tat. Wie der Kollege Jakob bereits andeutete, ist Luka Doncic so gut, dass Dallas gar keinen echten Rebuild machte bzw. diesen mit der Ausnahme von Doncic auch ein wenig in den Sand setzte. Trotz all der schwachen letzten Nowitzki-Jahre ist es den Mavs nicht gelungen, ein junges Grundgerüst aufzubauen.

Dies fing bereits mit dem Draft-Flop Dennis Smith Jr. (9. Pick 2017) an, der inzwischen ernsthaft um seine Zukunft in der NBA bangen muss. Der Trade für Kristaps Porzingis sollte der zweite junge Star an der Seite von Doncic sein, wie das ausging, wissen wir alle.

Doncic, der nun in seiner vierten Saison zum dritten Mal im All-NBA First Team landete, war einfach zu gut, um längerfristig in der Lottery zu sein, um mehr Talent anzusammeln. Selbst in der ersten Spielzeit flirtete Dallas mit den Playoffs, bevor man mit dem Porzingis-Trade freiwillig auf den Einzug in die Postseason verzichtete.

Für den Letten wurden zwei Erstrundenpicks abgegeben, sodass die Mavs in Trades aufgrund diverser Protections handlungsunfähig im Bezug auf weitere Deals mit Pick-Involvierung waren. Das Team konnte nur punktuell ergänzt und verbessert werden, Reggie Bullock ist hier zu nennen.

Dallas Mavericks: Parallelen zu den frühen Cavs-Teams von LeBron James

Der 3-and-D-Spezialist ist aber auch bereits 31 Jahre alt, nur zwei Rotationsspieler sind unter 29 - Doncic und Jalen Brunson (wird im August 26), dessen Verbleib in Dallas ebenfalls nicht gesichert ist. Ein junges Team sind die Mavs also nicht, auch wenn Coach Jason Kidd dies in seiner Abschluss-PK noch einmal hervorhob. Sie waren nur unerfahren im Bezug auf die Playoffs und ihr Superstar hat die besten Jahre noch vor sich.

Es erinnert ein wenig an die ersten Jahre von LeBron James in Cleveland, der die Cavs bereits in seiner vierten Saison mit einer Armada an Rollenspielern und No Names in die Finals führte (gönnt Euch noch einmal diesen Kader!). Auch James fehlte ein Co-Star, der ähnlich jung war, stattdessen gaben sich später alternde Veteranen wie Antawn Jamison, Ben Wallace oder ganz am Ende Shaq die Klinke in die Hand.

Ganz so schlimm sieht es in Dallas nicht aus und wie bereits erwähnt, haben die Mavs jede Menge Mittelklasse-Verträge, um diese für Trades einzusetzen, der eindeutige Weg zu einem Contender für viele Jahre ist aber nicht so klar ersichtlich wie zum Beispiel in Memphis, die mit Ja Morant, Desmond Bane und Jaren Jackson Jr. einen Kern besitzen, der für fünf, sechs Jahre in Stein gemeißelt sein könnte.

Dallas Mavericks: Das Doncic-Konzept scheiterte bereits mehrmals

Stattdessen ist Dallas' Toleranz für Fehler bedeutend geringer. Schon die Brunson-Situation könnte delikat werden, dazu muss der nächste Trade für einen (Super)Star sitzen. Viel mehr Chancen werden die Mavs nicht bekommen, die Frage ist nur, wer dieser prominente Name sein könnte.

Fakt ist aber auch, dass Dallas trotz der deutlichen 1-4-Pleite gegen die Warriors näher am Titel war, als dies viele erträumten. Ein wenig mehr Wurfglück hier, ein paar andere Coaching-Entscheidungen dort (Spiel 2!) und womöglich wären die Mavs zum dritten Mal in ihrer Franchise-Historie in die Finals eingezogen.

Ob das mit Doncic und Rollenspielern replizierbar ist, bleibt anzuzweifeln. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass dieses Modell über 16 Spiele in der Postseason nicht funktioniert. James Harden in seiner Prime schaffte das nicht, gleiches gilt für LeBron James. Man kann hier in Richtung der Mavs 2011 deuten, doch neben Nowitzki spielten mit Jason Kidd, Shawn Marion oder Tyson Chandler mehrere Ex-All-Stars und elitäre Rollenspieler, die ihn entlasten konnten.

Dallas Mavericks: Der Westen wird im nächsten Jahr stärker

Solch einen Luxus hat Doncic elf Jahre später nicht, dazu dürfte der Westen im kommenden Jahr eher stärker als schwächer werden. Die Warriors werden nicht einfach verschwinden, Teams wie die Clippers, die Dallas zweimal in Folge ausschalteten, oder Denver erwarten für das kommende Jahr ihre verletzten Starspieler zurück und irgendwo werden auch Lakers-Fans schreien, dass sie immer noch LeBron James und Anthony Davis in ihrem Kader haben.

Es ist also keineswegs gesichert, dass die Mavs auch im kommenden Jahr um den Titel spielen. Man nehme nur die Atlanta Hawks, die im Vorjahr einen ähnlichen Run hinlegten und sogar noch einen Sieg näher an den Finals waren, um dann eine enttäuschende Regular Season zu spielen und von den Miami Heat in der ersten Playoff-Runde abgeschossen wurden.

Nun sind die Mavs nicht die Hawks, aber es ist eine Sache, einen erfolgreichen Lauf hinzulegen, eine andere ist es, diesen auch zu bestätigen. Der Grundstein ist gelegt, mit Doncic hat man den Top-5-Spieler, den es braucht, um um Titel mitzuspielen, doch es braucht weiterhin einen zusätzlichen Creator und noch den einen oder anderen zumindest passablen Big, damit Dallas auch wirklich ein Team hat, welches nicht nur auf die Brillanz von Doncic angewiesen ist. Denn: Nur mit dem Slowenen in der Offense und gerade einmal sechs Playoff-tauglichen Spielern in der Rotation wird Dallas nicht mehr als ein Semi-Contender bleiben.

Warriors vs. Mavericks: Die Serie im Überblick

SpielDatumUhrzeitHeimAuswärtsErgebnis
119. Mai3 UhrGolden State WarriorsDallas Mavericks112:87
221. Mai3 UhrGolden State WarriorsDallas Mavericks126:117
323. Mai3 UhrDallas MavericksGolden State Warriors100:109
425. Mai3 UhrDallas MavericksGolden State Warriors119:109
527. Mai3 UhrGolden State WarriorsDallas Mavericks120:110