NBA: Rookie Watch Vol.2 - Luka Doncic spielt in seiner eigenen Liga

Robert Arndt
26. November 201811:11
Luka Doncic überzeugte für die Dallas Mavericks bisher in seiner Rookie-Saisongetty
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Die Rookie Watch ist zurück und nach rund 20 gespielten Partien kristallisiert sich ein erstes klareres Ranking heraus. An der Spitze gibt es eine eindeutige Nummer eins, doch dahinter gibt es ein Hauen und Stechen. Außerdem: Wie schlagen sich Isaiah Hartenstein, Moritz Wagner und auch Isaac Bonga?

Die Deutschen: Moritz Wagner, Isaac Bonga und Isaiah Hartenstein

Moritz Wagner (Los Angeles Lakers), C, 25. Pick

Die gute Nachricht vorneweg: Bei der Niederlage bei den Orlando Magic gab der Erstrundenpick ein kurzes Debüt für die Lakers. Sein einziger Wurf, ein Dreier, segelte dabei auf den Ring. Mehr Spielzeit gab es für Wagner bisher nicht, der sich nach seiner Verletzung noch hinten anstellen muss.

Zusätzlich zur Verletzung spielt da mit herein, dass die Lakers mit Tyson Chandler einen weiteren erfahrenen Center verpflichtet haben und dieser viele Minuten übernimmt, die sonst potenziell an Wagner hätten gehen können.

Es dürfte in der nahen Zukunft schwierig für Wagner werden, sich zu empfehlen. Dafür sind die Ziele von LeBron James und Co. zu ambitioniert. Apropos LeBron: Der trollte Wagner zuletzt in den sozialen Medien, als Ohio State Wagner Alma Mater Michigan im Football schlug. Die Aufmerksamkeit des Königs hat der Deutsche immerhin schon einmal.

Isaac Bonga (Los Angeles Lakers), G/F, 39. Pick

Spiele (G-League)MinutenPunkteFG%3P%ReboundsAssistsSteals
826,515,148,848,54,92,41,0

Gleiches gilt auch für Bonga, der die Spielzeit bisher komplett in der G-League verbrachte. Dort fiel der ehemalige Frankfurter aber immerhin mehrfach positiv auf, auch wenn ihn zuletzt eine Knöchelverletzung stoppte.

Es überraschte vor allem, mit welcher Selbstverständlichkeit Bonga den Distanzwurf nahm, auch direkt aus dem Dribbling. Der Deutsche wird sich in der Entwicklungsliga weiter beweisen und auf Verletzungen "hoffen" müssen, wenn er eine Chance bei den Big Boys erhalten will. Hier könnt ihr derweil verfolgen, wie sich Bonga in der Zwischenzeit bei den South Bay Lakers schlägt.

Isaiah Hartenstein (Houston Rockets), PF/C, 43. Pick (2017)

SpieleMinutenPunkteFG%ReboundsBlocksTurnover
178,72,448,41,70,50,6

Spätestens seit dem Sieg der Rockets über Golden State ist der deutsche Big endgültig in der NBA angekommen. Die Warriors versuchten mehrfach, den Rookie in ein Matchup mit Kevin Durant zu zwingen, doch Hartenstein stand seinen Mann und ließ kein Field Goal des zweimaligen Finals-MVPs zu.

Obendrauf versenkte der Deutsche seinen ersten NBA-Dreier, was auch Chris Paul freute. "Er übt das, er kann wirklich werfen", beteuerte der Guard. "Ich hoffe, dass ihm das Selbstvertrauen gegeben hat, weil er dem Team mit seiner Energie extrem hilft." Auch Coach Mike D'Antoni schwärmte nach dem Spiel von seinem Rookie, zuletzt hat sich Hartenstein fest in die Rotation gespielt.

Natürlich fehlt mit Nene ein weiterer Center, doch der ehemalige Quakenbrücker hat zumindest den früheren Lottery Pick Marquese Chriss in der Hackordnung überholt und bekommt konstant die Backup-Minuten von Clint Capela.

Honorable Mentions

  • Mikal Bridges (Phoenix Suns)
  • Landry Shamet (Philadelphia 76ers)
  • Mo Bamba (Orlando Magic)
  • Josh Okogie (Minnesota Timberwolves)
  • Donte DiVincenzo (Milwaukee Bucks)
  • Mitchell Robinson (New York Knicks)
  • Hamidou Diallo (Oklahoma City Thunder)

Platz 10: Miles Bridges (Charlotte Hornets), F, 13. Pick

Letztes Ranking: Honorable Mentions

SpieleMinutenPunkteFG%3P%ReboundsAssistsSteals
1820,97,352,037,54,20,90,6

Wenn die Hornets etwas brauchen, dann sind es junge Beine - und diese hat Miles Bridges. Spätestens nach der Verletzung von Michael Kidd-Gilchrist ist er aus der Hornets-Rotation mit seinem Einsatz und seiner Defense nicht mehr wegzudenken. "Er ist schon sehr erwachsen und versteht seine Rolle. Das ist oft schwierig für junge Spieler, weil sie meist die besten Spieler ihrer Teams waren", lobte Coach James Borrego.

Die Transition scheint also gut gelungen, auch wenn die Zahlen nicht immer wiedergeben, welchen Einfluss Bridges hat. Gerade sein Rebounding hilft den auf Center dünn besetzten Hornets ungemein, dazu gibt es wenig athletische Spieler im Kader, die über Ringniveau agieren können. Dass Bridges damit wiederum kein Problem hat, stellte dieser mit einigen Highlight-Dunks schon mehrfach unter Beweis.

Platz 9: Allonzo Trier (New York Knicks), SG, undrafted

Letztes Ranking: Honorable Mentions

SpieleMinutenPunkteFG%3P%ReboundsAssistsSteals
2123,711,449,145,92,91,60,5

Allonzo Trier ist ein Spieler, der in der NBA immer mehr ausstirbt beziehungsweise nicht mehr gefragt ist. Als Guard mangelt es Trier am Playmaking, dafür stoppt der Ball zumeist in seinen Händen. Es ist also kein Zufall, dass der 23-Jährige mehr Turnover als Assists (1,9 zu 1,7) zu Buche stehen hat. Schon in Arizona war Trier häufiger der Kritik ausgesetzt, dass er Deandre Ayton und im Jahr davor Lauri Markkanen zu häufig ignorierte.

Aber: Trier ist eben auch ein begnadeter Scorer, auch auf dem höchsten Level. In seinen ersten Einsätzen machte er seinem Namen als Iso-Zo alle Ehre, gegen Dallas ließ er es 23 Punkte regnen, im Heimspiel gegen die Pelicans setzte der Arizona-Guard sogar noch einen drauf. Trier wird mit Sicherheit eine Zukunft in der NBA haben, wahrscheinlich ist es, dass er mal eine solide bis gute Mikrowelle von der Bank sein wird.

Platz 8: Collin Sexton (Cleveland Cavaliers), PG, 8. Pick

Letztes Ranking: 7

SpieleMinutenPunkteFG%3P%ReboundsAssistsSteals
1827,614,646,846,42,82,40,4

Die Cavs haben sich mit zwei Siegen ein wenig Rückenwind verschafft und auch Collin Sexton findet sich immer besser zurecht. Dabei tritt der No.8-Pick mehr als scorender Guard denn als Playmaker in Erscheinung, seine Quoten aus der Mitteldistanz (45 Prozent) und aus dem Dreierland rechtfertigen dies durchaus.

Dennoch gab es auch Kritik am Young Bull, der laut einigen Veteranen angeblich das Spiel nicht wirklich versteht. Ob dies tatsächlich der Fall ist, lässt sich aktuell nicht beurteilen, zu schwach sind die Cavs in dieser Spielzeit. Die Anlagen für einen guten Two-Way-Player sind bei Sexton auf jeden Fall gegeben.

Dort haperte es bisher zwar mehrfach im Team-Verbund, Sexton hatte jedoch schon einige gute Momente im Eins-gegen-Eins. Und auch hier gilt: So vogelwild, wie Cleveland zwischenzeitlich spielte, ist dies nicht nur an Sexton festzumachen.

Platz 7: Wendell Carter Jr. (Chicago Bulls), C, 7. Pick

Letztes Ranking: 9

SpieleMinutenPunkteFG%ReboundsAssistsBlocks
2025,311,247,27,22,21,7

Neben Zach LaVine ist es im Moment Wendell Carter Jr., der Chicago ein wenig Freude bereitet und mehr als vielversprechende Ansätze zeigt. Mit seinen krakenhaften Armen besitzt er bereits jetzt ein exzellentes Timing für Blocks, ohne solche Stats zu sehr zu jagen. Die Bulls-Defense ist im November deutlich besser geworden (10 Punkte pro 100 Ballbesitze weniger zugelassen) und daran hat auch Carter seinen Anteil.

Auch das Matchup gegen Deandre Ayton gestaltete der Bulls-Center ausgeglichen, auch wenn man hier anmerken muss, dass keiner der beiden den anderen vernünftig verteidigen konnte. Offensiv lässt sich bei Carter kritisieren, dass er in direkter Ringnähe noch viel liegen lässt. Dies sollte aber niemanden beunruhigen, da Carter mit Sicherheit in der Zukunft robuster werden und besser Kontakt absorbieren wird.

Platz 6: Marvin Bagley (Sacramento Kings), PF/C, 2. Pick

Letztes Ranking: 5

SpieleMinutenPunkteFG%3P%FT%ReboundsBlocks
2024,012,750,831,864,06,71,3

Kommen wir zum ersten Härtefall. Marvin Bagley ist in Sacramento ein wenig Opfer der Umstände, da die Kings jede Menge Bigs haben und der No.2-Pick (noch) nur von der Bank kommt. Dafür soll sich Coach Dave Joerger bereits einen Rüffel vom Management eingehandelt haben. Zuletzt bekam Bagley aber etwas mehr Minuten und konnte durchaus überzeugen.

Beim Sieg gegen die Thunder spielte der mobile Big die letzten 15 Minuten durch und auch Golden State stellte er mit seiner unglaublichen Sprungkraft vor extreme Probleme (20 Punkte, 17 Rebounds, 7 offensiv). Der Dreier, den er zu Beginn unfassbar gut traf, hat sich inzwischen zwar ein wenig eingependelt, aber Bagley schadet seinem Team nicht. Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis er starten wird, und dann dürfte er auch in diesem Ranking einen Sprung machen.

Platz 5: Trae Young (Atlanta Hawks), PG, 5. Pick

Letztes Ranking: 3

SpieleMinutenPunkteFG%3P%ReboundsAssistsTOV
2029,215,738,324,12,97,73,9

Noch schwieriger zu bewerten ist Trae Young. Seine Leistungen schwanken wie bei vielleicht keinem anderen NBA-Spieler. Auf 17 Assists gegen die Clippers folgten zwei 2/7-Auftritte gegen Toronto und Boston, was zeigt, dass der Spielmacher vor allem gegen die richtig guten Teams der Liga enorme Probleme hat, seinen Wurf anzubringen.

Im November traf Young bisher gerade einmal 17 Prozent aus der Distanz bei durchschnittlich fünf Versuchen, wofür sich sogar Antoine Walker schämen würde. Dies wird sich bestimmt mit der Zeit einpendeln, es zeigt aber auch, dass Young extrem streaky ist. Seine Range muss immer respektiert werden, die Anziehungskraft eines Stephen Curry hat er aber nicht.

Immerhin: Youngs Qualitäten als Spielmacher sind weiterhin exzellent und werden dafür sorgen, dass er mindestens eine solide NBA-Karriere hinlegen wird - auch wenn er defensiv bisher ein absoluter Minus-Spieler ist.

Platz 4: Shai Gilgeous-Alexander (Los Angeles Clippers), PG, 11. Pick

Letztes Ranking: 6

SpieleMinutenPunkteFG%3P%ReboundsAssistsSteals
1927,710,545,627,63,22,90,9

Der bisher beste reine Point Guard unter den Rookies spielt bei den Clippers und hört auf die Initialen SGA. Der Ex-Kentucky-Spieler ist reifer als erwartet und passt perfekt in das Kollektiv der Clippers. Gilgeous-Alexander verteidigt hart und bildet mit Patrick Beverley oder Avery Bradley jeweils eines der besten defensiven Guard-Duos der Liga.

Offensiv tritt SGA angenehm kontrolliert auf, wobei er gerade das Pick'n'Roll sehr souverän läuft. Dort schließt der Guard meistens selbst ab, doch die Quoten aus der Mitteldistanz (43 Prozent) und in direkter Ringnähe nach Drives (50,6 Prozent) belegen, dass dies durchaus gerechtfertigt ist. Wenn SGA dann auch noch einen Dreier in seinem Spiel etablieren kann (bisher nur 29 Versuche) und diesen einigermaßen trifft, haben die Clippers mindestens einen richtig guten Two-Way-Spieler für die kommenden Jahre.

Platz 3: Jaren Jackson Jr. (Memphis Grizzlies), PF/C, 4. Pick

Letztes Ranking: 4

SpieleMinutenPunkteFG%3P%FT%ReboundsBlocks
1925,313,151,934,972,44,62,2

Jaren Jackson Jr. fliegt ein wenig unter dem Radar, doch es gab bereits zum Draft Stimmen, die besagten, dass der Grizzlies-Rookie vielleicht einmal der beste Spieler seiner Klasse werden könnte. Ganz so weit hergeholt ist das nicht. Der Big hat sich festgebissen und den wieder fitten JaMychal Green aus der Starting Five verdrängt. JJJ fügt sich nahtlos in die Defense der Grizzlies ein und blockte im November bisher 2,3 Würfe im Schnitt, darunter gleich 7 beim Spiel gegen die Knicks.

Auch der Dreier beginnt langsam zu fallen. Über 43 Prozent im November sind ein starker Wert (2 Versuche pro Spiel) und garantieren Memphis genug Shooting, um mit zwei Bigs, in einem ohnehin verdammt langen Team, bestehen zu können. Ebenso erfreulich ist, dass JJJ nicht vor Kontakt in der Zone zurückschreckt. Trotz eines guten Touches geht der Rookie dahin, wo es wehtut und attackiert aus dem Post den gegnerischen Korb, wo er sowohl mit der linken als auch mit der rechten Hand sehr annehmbar abschließt.

Und wenn dein potenzieller Center der Zukunft dann auch noch solche Spin-Moves in Transition gegen einen Guard zeigt, dürfte dies allen Verantwortlichen in Tennessee ein großes Lächeln ins Gesicht zaubern.

Platz 2: Deandre Ayton (Phoenix Suns), C, 1. Pick

Letztes Ranking: 2

SpieleMinutenPunkteFG%ReboundsAssistsBlocks
1932,316,962,410,42,80,7

Es kommt langsam aber sicher ein bisschen Licht ins Dunkel bei Ayton, der weiterhin nette Zahlen auflegt, aber eigentlich wenig Einfluss auf die Performance seiner Mannschaft hat. Das hat mehrere Gründe und ist natürlich nicht nur an Ayton festzumachen. Ein gutes Beispiel war die Partie gegen die Sixers mit Joel Embiid.

Der Kameruner scorte zwar 33 Punkte, doch nur 19, wenn Ayton auf dem Feld stand. Der Top-Pick verteidigte Embiid bei 27 Ballbesitzen, in denen der Sixers-Center nur 2/5 aus dem Feld traf. Das Problem waren aber die Fouls, wovon der Suns-Big gleich vier kassierte und sich somit selbst aus dem Spiel nahm.

Ansonsten ist Ayton noch wenig eingebunden bei den (Point Guard-losen) Suns, die Usage Rate liegt mit 20 Prozent eher im Mittelfeld bei den Centern der Liga (Platz vier im eigenen Team). Dabei hat er offensiv eigentlich einiges auf dem Kasten. Aus der Mitteldistanz trifft er mehr als anständige 42 Prozent, bei Hakenwürfen sind es sogar fast 60. Coach Igor Kokoskov wird dies sicher auch bemerkt haben, es ist damit zu rechnen, dass Ayton bald mehr Touches bekommt, erst recht, wenn Phoenix (wenn nicht jetzt schon) nur noch um die Lottery spielt.

Platz 1: Luka Doncic (Dallas Mavericks), G/F, 3. Pick

Letztes Ranking: 1

SpieleMinutenPunkteFG%3P%ReboundsAssistsTOV
1833,719,145,339,66,64,33,8

Die Mavs sind wieder ein ernstzunehmendes Team im wilden Westen und das hat zu einem großen Teil mit Luka Doncic zu tun. Die Bezeichnung "Rookie" hat der Slowene eigentlich gar nicht mehr verdient, so überlegt, so bedacht ist sein Spiel. Doncic ist eine Klasse für sich in einer ohnehin dichten Rookie-Klasse an der Spitze. Gerade die Turnover-Problematik der ersten Spiele hat er einigermaßen in den Griff bekommen. In den vergangenen sechs Partien waren es immer genau 3, das ist völlig in Ordnung bei seiner hohen Usage Rate.

Ansonsten liefert Doncic konstant ab, wenn man mal die Partie gegen die verdammt unangenehmen Grizzlies ausklammert. Seine größte Waffe, der Stepback-Dreier, fällt weiterhin exzellent und ist für sein Spiel extrem wichtig, da dieser es Doncic ermöglicht, auch mit etwas limitierter Athletik jederzeit seinen Wurf anzubringen. 33,3 Prozent Quote bei solchen Stepback-Dreiern klingt vielleicht nicht beeindruckend, doch selbst ein James Harden, der diesen Wurf quasi patentiert hat, ist in dieser Disziplin nicht viel besser (36 Prozent).

Viel wichtiger ist aber, dass Doncic sich diese Würfe überhaupt zutraut. In den vergangenen Jahren hatten die Mavs immer große Probleme in der Crunchtime, da es an einem Go-to-Guy fehlte. Der Slowene soll dies nun sein und zeigte bereits Ansätze, dass er diese Rolle ausfüllen kann, nicht zuletzt zu sehen beim knappen Erfolg über die Warriors, als er die Mavs mit einem Floater auf die Siegerstraße brachte und dann eiskalt seine Freiwürfe versenkte. Doncic ist bisher sogar noch besser als angekündigt.