Die Dallas Mavericks waren im Vorjahr eine der großen Überraschungen, doch eine Wiederholung der Conference Finals dürfte ungleich schwerer werden. In Houston und Utah richtet sich der Blick dagegen gen Lottery. SPOX macht den Check.
Die neue NBA-Saison kommt mit schnellen Schritten immer näher. In unserer zehnteiligen Vorschau-Serie schauen wir uns die Situation bei jedem Team ganz genau an. Hier gibt es eine Übersicht mit allen bisher erschienen Previews.
NBA-Saisonvorschau: DALLAS MAVERICKS
Dallas Mavericks: Die Transaktionen
Neuzugänge
- Draft: Jaden Hardy (#37)
- Trade: Christian Wood (Rockets)
- Free Agency: JaVale McGee (Suns), Tyler Dorsey (Olympiakos Piräus)
Abgänge
- Trade: Boban Marjanovic, Trey Burke, Marquese Chriss, Sterling Brown (alle Rockets)
- Free Agency: Jalen Brunson (Knicks)
Dallas Mavericks: Die wichtigsten Statistiken 2021/22
Bilanz Regular Season | Offensiv-Rating | Defensiv-Rating | Net-Rating |
52-30 (Platz 4 im Westen) | 112,5 (14.) | 109,1 (7.) | 3,5 (7.) |
Dallas Mavericks: Die Strategie in der Offseason
Direkt nach dem Ausscheiden gegen die Golden State Warriors betonten so ziemlich alle Mitglieder der Mavs, dass die Free Agency von Point Guard Jalen Brunson höchste Priorität genießen würde. Dieser hatte zu diesem Zeitpunkt seinen Abgang Richtung Knicks vermutlich schon lange beschlossen und verließ nach vier Jahren und starken Playoffs die Mavs, welche das vorzeitige Binden des Guards schlichtweg verschlafen hatten.
Einen echten Ersatz für Brunson gibt es nicht. Spencer Dinwiddie dürfte eine wichtigere Rolle einnehmen, dazu wird wohl noch ein Spielmacher zum Team stoßen (Facundo Campazzo?). Stattdessen holten sich die Mavs mehr Länge in den Kader, obwohl gerade der Small Ball mit Maxi Kleber auf der Fünf in den Playoffs so hervorragend funktionierte.
Via Trade kam mit Christian Wood ein offensiv sehr talentierter Big, der mit Luka Doncic prächtig harmonieren sollte. Wood kann vor allem aber auch selbst für sich kreieren, weswegen er als Sixth Man eingeplant ist. Starten wird dagegen JaVale McGee, der nach sieben Jahren nach Dallas zurückkehrt und ein Upgrade zu Dwight Powell darstellt, der im Vorjahr immer beginnen durfte.
Mit 34 Jahren ist er zwar nicht mehr der Jüngste, in limitierten Minuten kann McGee aber auf beiden Seiten des Feldes hilfreich sein. Die Neuen zeigen vor allem eines, das Team wurde mehr an die Wünsche von Head Coach Jason Kidd angepasst. In seiner Zusammenstellung erinnert vieles an die Lakers von 2020, bei denen Kidd als Assistant Coach unter Frank Vogel arbeitete.
Dallas Mavericks: Die Schwachstellen
Die offensichtliche Schwäche ist die Lücke, welche Brunson hinterlassen hat. Das Scoring ist hier gar nicht mal das Problem, dieses sollte durch Wood und Hardaway Jr. aufgefangen werden. Aber: Der 26-Jährige blühte als sekundärer Spielmacher an der Seite von Doncic auf und half mit, dass Dallas über 48 Minuten gutes bis überragendes Point-Guard-Play hatte. Doncic wird wieder mehr Last schultern müssen, insbesondere im Hinblick auf die Postseason. Bis dahin kann beim Kader aber noch vieles passieren.
Auffällig ist auch, dass dieser Kader zwar nun breiter aufgestellt ist, aber mehr schwache Defensivspieler featured. Das fängt bei Rückkehrer Hardaway Jr. an und muss insbesondere bei Wood (spielt auch für einen neuen Vertrag) angemerkt werden. Mit 27 Jahren spielt der Big Man erstmals wichtige Minuten bei einem Team mit Ambitionen. Wie wird er darauf reagieren, vor allem wenn die Leine kürzer wird? Im Vorjahr war der Zusammenhalt die große Stärke der Mavs, nun müssen wieder einige "bunte" Charaktere integriert werden.
NBA-Preview: Der Kader der Dallas Mavericks
Point Guard | Shooting Guard | Small Forward | Power Forward | Center |
Luka Doncic | Tim Hardaway Jr. | Reggie Bullock | Dorian Finney-Smith | JaVale McGee |
Spencer Dinwiddie | Jaden Hardy | Josh Green | Maxi Kleber | Christian Wood |
Frank Ntilikina | Theo Pinson | - | Davis Bertans | Dwight Powell |
Tyler Dorsey* | - | - | - | - |
*Two-Way-Contract
Dallas Mavericks: Der Hoffnungsträger
Wie die Zeit doch verfliegt. Luka Doncic steht bereits vor seinem fünften NBA-Jahr und ist laut Wettanbietern zum dritten Mal in Folge der Preseason-Favorit auf den MVP-Award. In den vergangenen beiden Jahren war er davon weit entfernt, vor allem weil er jeweils übergewichtig und außer Form in die Saison startete.
In dieser Preseason sieht der Slowene deutlich fitter aus und das ist auch nötig. Dallas braucht Doncic in MVP-Form, um im Westen nicht früh in Probleme zu geraten. Wenn Doncic aber eines im Vorjahr unterstrich, dann den Umstand, dass er in den Playoffs ein absoluter Killer bleibt und ganze Franchises in die Krise schießen kann (Utah, Phoenix). Nun ist es an ihm, das annähernd auch über 82 Spiele zu liefern.
Dallas Mavericks: Fazit
Die Toleranz für Fehler ist in Dallas gering. Teams wie Denver und die Clippers drängen von hinten, die direkte Playoff-Teilnahme darf nicht als Selbstverständlichkeit angesehen werden. Vereinfacht gesagt könnte eine Doncic-Verletzung über 10-15 Spiele in Sachen Seeding enorm schmerzen, weil der Kader eben kaum Alternativen beim Playmaking bietet.
Auf der anderen Seite hat Dallas nun auch einen Big Man, der zumindest für sich selbst kreieren und eine veritable zweite Waffe neben Doncic sein kann. In den vergangenen Playoffs hatte Kidd nur noch 7 Spieler (Starter plus Dinwiddie und Kleber), denen er vertraute, inzwischen hat er gerade auf den großen Positionen mehr Optionen. So gibt es auch das Szenario, dass dieses Team besser als im Vorjahr ist, wenn die Neuen sich nahtlos in das so erfolgreiche Defensivkonzept integrieren. Bei aller Doncic-Brillanz war dies der Hauptgrund für den Einzug in die Conference Finals.
NBA-Saisonvorschau: HOUSTON ROCKETS
HOUSTON ROCKETS: Die Transaktionen
Neuzugänge
- Draft: Jabari Smith Jr. (#3), Tari Eason (#17), TyTy Washington Jr. (#29)
- Trade: Boban Marjanovic (Mavericks), Derrick Favors (Thunder)
Abgänge
- Trade: Christian Wood (Mavericks), David Nwaba (Thunder)
- Free Agency: Dennis Schröder (Lakers), John Wall (Clippers)
Houston Rockets: Die wichtigsten Statistiken 2021/22
Bilanz Regular Season | Offensiv-Rating | Defensiv-Rating | Net-Rating |
20-62 (Platz 15 im Westen) | 108,1 (26.) | 116,4 (30.) | -8,3 (29.) |
Houston Rockets: Die Strategie in der Offseason
Die Rockets arbeiten weiter konsequent am Rebuild. Mit Dennis Schröder und John Wall verließen weitere Veteranen das Team, sodass nur noch Eric Gordon aus der Harden-Ära verbleibt. Der Guard ist natürlich weiter ein Trade-Kandidat, noch hat Houston nicht den Erstrundenpick gefunden, den man für den exzellenten Schützen gerne haben möchte.
Stattdessen hat GM Rafael Stone nach dem Harden-Trade eine erstaunliche Kollektion von jungen Spielern zusammengepfercht. Kurzfristig wird dies keinen Erfolg bringen, aber das hat in H-Town auch keine Priorität. Ex-Nr.2-Pick Jalen Green steigerte sich in der zweiten Saisonhälfte enorm, Alperen Sengün wird sich nun als Starter auf der Fünf beweisen können.
Der Türke dürfte vor allem offensiv hervorragend mit Nr.3-Pick Jabari Smith Jr. harmonieren, in Houston hofft man, dass die beiden auch langfristig die Lösung sind. Nicht zu unterschätzen ist auch Nr.17-Pick Tari Eason, der vor dem Draft ein Analytics-Darling war und in der Preseason auf der Drei einen ganz starken Eindruck machte.
Eason wird sicherlich genug Möglichkeiten bekommen, um sich zu beweisen. Das gilt vermutlich auch für Usman Garuba, der große Teile seiner Rookie-Saison verpasste, dann aber für Spanien eine bärenstarke EuroBasket absolvierte. Der Big Man ist offensiv limitiert, dafür aber einer der besten Defensivspieler im Team. Dazu sollte man auch Jae'Sean Tate zählen, der zu den älteren Spielern im Kader gehört. Der 26-Jährige erhielt im Sommer eine Vertragsverlängerung über 3 Jahre und rund 20 Millionen Dollar.
Houston Rockets: Die Schwachstellen
Die größte Schwäche des Kaders ist die fehlende Erfahrung, insbesondere auf den Guard-Positionen. Weder Porter noch Green sind gelernte Spielmacher, das zeigte sich bereits im Vorjahr, als kein Team den Ball häufiger wegschmiss als Houston. Viel ändern wird sich daran nichts, auch wenn die beiden nun etwas mehr Spiele auf dem Buckel haben.
Das andere große Thema dürfte Defense sein, auch hier waren die Rockets im Vorjahr Letzter. Immerhin: Smith Jr. gilt als solider Verteidiger, gleiches gilt für Tate - auf beide wartet Schwerstarbeit, da es auf Guard und auch Center jede Menge Probleme geben wird. Die Rockets werden damit leben können, die allgemeine Entwicklung der Talente steht schließlich im Fokus.
gettyNBA-Preview: Der Kader der Houston Rockets
Point Guard | Shooting Guard | Small Forward | Power Forward | Center |
Kevin Porter Jr. | Jalen Green | Eric Gordon | Jabari Smith Jr. | Alperen Sengün |
Daishen Nix | Josh Christopher | Tari Eason | Jae'Sean Tate | Bruno Fernando |
TyTy Washington Jr. | Garrison Mathews | K.J. Martin | Usman Garuba | Derrick Favors |
- | - | - | - | Boban Marjanovic |
Houston Rockets: Der Hoffnungsträger
Ein klarer Franchise Player hat sich im Rebuild noch nicht herauskristallisiert, wenn dieser aber schon im Kader ist, dürfte es vermutlich Jalen Green sein. Der Nr.2-Pick von 2021 ist ein phänomenaler Scorer, der werfen, zum Korb ziehen und dort elitär abschließen kann. Einiges in seiner Entwicklung erinnert an Anthony Edwards von den Wolves, der in seiner Rookie-Saison eine ähnliche Lernkurve hatte und dann in Jahr zwei explodierte.
Green hat zumindest offensiv die Tools, um über Jahre eine der besten Scorer der NBA zu sein. Hin und wieder zeigte er auch beim Playmaking Ansätze, in seiner Sophomore-Saison darf aber gerne mehr gezeigt werden. Auch defensiv wäre eine Steigerung wünschenswert, zeitweise lief Green hier wie Falschgeld über das Feld. So ist es aber häufig bei jungen Guards.
Houston Rockets: Fazit
Die Houston Rockets werden ein weiteres Jahr in der Lottery verbringen, dafür muss man kein großer Prophet sein und im Hinblick auf die Zukunft könnte sich das für die Franchise lohnen. Es dürfte mitunter etwas chaotisch werden, aber diese Rockets könnten Spaß machen und sich zu einem League-Pass-Liebling entwickeln.
Dennoch werden die Rockets zusammen mit OKC, Utah und den Spurs um die schlechteste Bilanz im Westen spielen. Alles andere wäre eine faustdicke Überraschung.
NBA-Saisonvorschau: UTAH JAZZ
Utah Jazz: Die Transaktionen
Neuzugänge
- Trade: Malik Beasley, Leandro Bolmaro, Jarred Vanderbilt, Walker Kessler (alle Timberwolves), Talen Horton-Tucker, Stanley Johnson (alle Lakers), Collin Sexton, Lauri Markkanen, Ochai Agbaji (alle Cavs), Kelly Olynyk (Pistons)
- Free Agency: Simone Fontecchio (Saski Baskonia)
Abgänge
- Trade: Rudy Gobert (Timberwolves), Donovan Mitchell (Cavs), Bojan Bogdanovic (Pistons), Royce O'Neale (Nets)
- Free Agency: Juancho Hernangomez (Raptors), Danuel House (Sixers), Eric Paschall (Timberwolves), Hassan Whiteside, Trent Forrest (Hawks)
Utah Jazz: Die wichtigsten Statistiken 2021/22
Bilanz Regular Season | Offensiv-Rating | Defensiv-Rating | Net-Rating |
49-33 (Platz 5 im Westen) | 116,2 (1.) | 110,0 (10.) | 6,2 (3.) |
Utah Jazz: Die Strategie in der Offseason
'What's going on in Utah?' war das Meme des NBA-Sommers, gut drei Monate später wissen wir alle genau, was der Plan in Salt Lake City ist. Mit Rudy Gobert, Donovan Mitchell, Bojan Bogdanovic und Royce O'Neale wurden vier Starter für jede Menge Picks verscherbelt. Mit Mike Conley und Jordan Clarkson stehen nur noch zwei Spieler im Kader, die in Spiel 6 der ersten Playoff-Runde gegen die Dallas Mavericks zum Einsatz kamen.
Und es würde niemanden verwundern, wenn beide in den nächsten Wochen und Monaten ebenfalls eine neue Heimat haben werden. Jazz-Boss Danny Ainge ertradete sich innerhalb kürzester Zeit acht Erstrundenpicks, drei Pick-Swaps sowie die erst kürzlich gezogenen First Rounder Walker Kessler (#22) und Ochai Agbaji (#14). Dazu kommen Youngster wie Collin Sexton, Jarred Vanderbilt oder der schon etwas ältere Finne Lauri Markkanen (25), der bei der EuroBasket groß aufspielte.
Es ist ein Schnitt, wie man ihn selten bei einem Team sieht, doch Utah geht ihn mit aller Konsequenz. Blickt man derzeit aber auf den Kader, ist dieser weiter nicht komplett verheerend. Conley, Clarkson, Sexton, Beasley, Vanderbilt, Markkanen, Olynyk - das sind zwar alles keine Stars, aber gewissermaßen gestandene Rollenspieler, die wissen, wie der Hase in der NBA läuft.
Was sie aber auch (fast alle) eint, ist eine gewisse Affinität für den eigenen Wurf sowie teils fragwürdige Defense. So oder so, Utah wird Wege finden, um genügend Spiele zu verlieren, vor allem nach der Trade Deadline. Mal sehen, wie dann der Kader wirklich aussieht ...
twitterUtah Jazz: Die Schwachstellen
Wie bereits angesprochen, dürfte Utah zu den schlechtesten Defensiv-Teams der Liga zählen. Es fehlen durch den Umbruch Automatismen, dazu mangelt es schlichtweg an Personal, um konstant Stops zu generieren. Man wird es billigend in Kauf nehmen.
Dazu bleibt die Frage, wie all diese Spieler wirklich zusammenpassen. Wie viel werden zu Beginn die Veteranen spielen, wie wird die Minutenverteilung überhaupt aussehen? Klare Rollen gibt es bisher nicht, stattdessen werden sich die Strukturen erst im Laufe der Saison abzeichnen. Diese Saison dürfte als Casting für alle Spieler anzusehen sein, sei es für die Jazz oder eine andere Franchise.
NBA-Preview: Der Kader der Utah Jazz
Point Guard | Shooting Guard | Small Forward | Power Forward | Center |
Mike Conley | Collin Sexton | Malik Beasley | Lauri Markkanen | Kelly Olynyk |
Jordan Clarkson | Nickeil Alexander-Walker | Simone Fontecchio | Jarred Vanderbilt | Walker Kessler |
Jared Butler | Talen Horton-Tucker | Stanley Johnson | Rudy Gay | Udoka Azubuike |
- | Leandro Bolmaro | Ochai Agbaji | - | - |
Utah Jazz: Der Hoffnungsträger
Spötter würden an dieser Stelle den Namen von Victor Wembanyama nennen, doch bekanntlich ist Utah nicht das einzige Team, welches für den Franzosen so viele Spiele wie möglich verlieren möchte. Überhaupt ist völlig unklar, ob in drei bis vier Jahren noch einer der Spieler im Kader in den Planungen eine Rolle spielt.
Am ehesten könnte das noch auf Collin Sexton zutreffen, der für Donovan Mitchell via Sign-and-Trade (4 Jahre, 71 Mio.) an den Salzsee wechselte. In den vergangenen Jahren war er ein vorbildlicher Tank Commander für die Cavs, allerdings verbesserte sich der "Young Bull" Jahr für Jahr und scorte sehr effizient. Seine Größe wird ein Problem bleiben, aber wenn seine Playmaking-Instinkte auch noch besser werden, kann Sexton langfristig auch bei einem guten Team ein Starter sein.
Utah Jazz: Fazit
Die Jazz sind mit dem Umkrempeln ihres Teams erst am Anfang. Stand jetzt hat man weiter eine komische Mischung aus Veteranen und Youngstern im Kader, das sollte sich im Laufe der Saison noch ändern. Nach sechs Playoff-Teilnahmen am Stück (nur Boston hat mit acht mehr) warten erst einmal dünne Jahre auf die Franchise vom Salzsee.
Nach einigen frustrierenden Postseason-Auftritten ist dies aber längst überfällig und wohl auch notwendig. Wie auch die Rockets wird Utah um die schlechteste Bilanz der NBA spielen, in der Hoffnung, mit Wembanyama den Hauptpreis zu ziehen. Die Historie mit französischen Centern ist schließlich nicht so schlecht.