Die Dallas Mavericks haben in einem Trade mit den Houston Rockets Christian Wood nach Big D gelotst. Auf dem Papier ist das ein guter Move, allerdings schweben über dem Big Man jede Menge Fragezeichen. Der Trade in der Analyse.
Wir haben den ersten größeren Trade dieser Offseason. Während die Boston Celtics und die Golden State Warriors noch um die Championship spielen, können alle anderen Teams bereits die ersten Transaktionen durchführen. Die Dallas Mavericks und die Houston Rockets haben davon Gebrauch gemacht, insgesamt wechseln zum Draft-Tag fünf Spieler die Seiten.
Dallas erhält Christian Wood, im Gegenzug müssen Boban Marjanovic, Sterling Brown, Trey Burke sowie Marquese Chriss nach Houston. Die Rockets bekommen dazu auch noch den 26. Pick im Draft, der zuvor den Mavs gehörte.
Auf den Vollzug des Deals müssen wir jedoch noch ein wenig warten. Die Mavericks dürfen ihren Erstrundenpick erst am Draft-Tag abgeben, da ihr Pick für das kommende Jahr bereits im Zuge des Trades für Kristaps Porzingis im Frühjahr 2019 an die New York Knicks abgegeben wurde (Top-10-geschützt). Die sogenannte "Stepian Rule" besagt, dass eine Franchise nicht zwei aufeinanderfolgende First Rounder traden darf.
Der Trade im Überblick
Mavs erhalten | Christian Wood |
Rockets erhalten | Trey Burke, Boban Marjanovic, Sterling Brown, Marquese Chriss, 26. Pick Draft 2022 |
Der Trade aus der Sicht der Houston Rockets
Dass Christian Wood früher oder später die Rockets verlassen würde, war keine Überraschung. Der 26-Jährige passte nicht mehr in den Rebuild der Texaner - er unterschrieb in der Space City, als James Harden noch das Rockets-Jersey trug - dazu läuft der Vertrag des Bigs im kommenden Sommer aus. Die Frage war immer, wie hoch der Wert von Wood sein würde.
Durch den Deal haben die Rockets zwei Dinge geschafft: Einerseits wurde das Problem im Frontcourt gelöst, da die Kombination aus ihm und Alperen Sengün alles andere als optimal war. Sengün spielte eine starke erste Saison bei den Rockets und legte in durchschnittlich 20,7 Minuten 9,6 Punkte und 5,5 Rebounds auf.
Dieser Entwicklung fiel auch schon Daniel Theis zur Trade Deadline zum Opfer, nun erwischte es Wood. Der große Anreiz für die Rockets war jedoch der Draft-Pick, den sie aus Dallas erhalten werden. Natürlich ist der 26. Pick in einem nicht wirklich starken Draft nichts Besonderes, aber Houston draftete unter dem neuen GM Rafael Stone schon recht gut und bekommt so eine weitere Chance auf einen jungen Spieler.
gettyZur Erinnerung: Im Vorjahr hatten die Rockets gleich vier Erstrundenpicks, mit denen sie Jalen Green (#2), Alperen Sengün (#16), Usman Garuba (#23) und Josh Christopher (#24) zogen. In einer Woche werden die Rockets wieder dreimal an der Reihe sein (3, 17 und 26). Der Rebuild wird also konsequent fortgeführt, die Rockets werden nach der schlechtesten Bilanz im Vorjahr (20-62) auch im kommenden Jahr vermutlich keine Rolle bei der Vergabe um die Playoffplätze spielen.
Stattdessen geht es darum, so viele Talente wie möglich anzusammeln. In Jalen Green haben sie bereits einen Youngster mit Star-Potenzial, mit dem dritten Pick in diesem Draft wird ein weiterer hinzukommen (hier geht es zum SPOX-Big-Board für den Draft). Auch aus dieser Hinsicht ergibt der Wood-Trade Sinn, da die Rockets mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Big ziehen werden. Paolo Banchero und Chet Holmgren gelten als Favoriten in Houston.
Und noch kurz ein Wort zu den Neuankömmlingen aus Dallas: Sie alle haben zwar noch einen Vertrag für die kommende Saison, Teil der Zukunft werden sie sicherlich nicht sein. Für die kommende Saison stehen bereits elf Spieler fest unter Vertrag (Garrison Mathews und K.J. Martin haben nicht-garantierte Deals), dazu kommen neben den vier Mavs-Akteuren noch Free Agents wie Dennis Schröder oder Bruno Fernando sowie eben die drei Erstrundenpicks.
Da aber nur 15 Spieler in einem Roster während der Saison erlaubt sind, werden die Texaner noch einige Moves machen oder aber einzelne Spieler einfach entlassen.
Der Trade aus der Sicht der Dallas Mavericks
Auf dem Papier ist dieser Trade für die Mavs ein Gewinn. Die Playoff-Rotation blieb komplett erhalten, im Gegenzug bekommt das Team von Head Coach Jason Kidd einen Big, der in den vergangenen beiden Jahren in Houston rund 20 Punkte und 10 Rebounds im Schnitt aufgelegt hat und dazu auch noch Gefahr aus der Distanz (38 Prozent von Downtown) ausstrahlt.
GM Nico Harrison hatte noch nach dem Ausscheiden angemerkt, dass die Mavs dringend einen weiteren Big Man bräuchten, nachdem man in den Playoffs ausschließlich Dwight Powell und Maxi Kleber vertraute. So sahen selbst Forwards wie Dorian Finney-Smith und Davis Bertans Minuten auf der Fünf. "Wir haben einige Spiele unter den Brettern verloren", erklärte Harrison.
"Wir brauchen jemanden, der uns Rebounds holt und den Korb beschützen kann. Wir arbeiten hier an einer Lösung." Diese Lösung scheint zunächst einmal Wood zu sein, der in der kommenden Saison noch 14 Millionen Dollar kassiert, bevor sein Vertrag ausläuft. Laut Bobby Marks von ESPN könnte Wood bereits diesen Sommer eine Vertragsverlängerung über vier Jahre und 77 Millionen Dollar unterschreiben. Ob Dallas das offeriert, ist fraglich.
In der Tat bekommen die Mavs mit Wood einen talentierten Big Man, der für sich selbst kreieren, als Roll Man eingesetzt werden und auch seine Sprungwürfe treffen kann. Er bietet Dallas' Offense mehr Optionen und sollte Doncic etwas entlasten können. Ein guter Verteidiger ist Wood hingegen nicht und könnte in dieser Hinsicht ein Problem darstellen.
Christian Wood: Seine Stats der vergangenen drei Jahre
Saison | Team | Spiele | MIN | PTS | FG% | 3P% | REB | AST |
19/20 | Pistons | 62 | 21,4 | 13,1 | 56,7 | 38,6 | 6,3 | 1,0 |
20/21 | Rockets | 41 | 32,3 | 21,0 | 51,4 | 37,4 | 9,6 | 1,7 |
21/22 | Rockets | 68 | 30,8 | 17,9 | 50,1 | 39,0 | 10,1 | 2,3 |
Gleichzeitig ist es für den 26-Jährigen bereits das sechste Mal, dass ein Team ihn abgibt und das hat Gründe. Bereits im Draft 2015 galt Wood als potenzieller Erstrundenpick und wurde schließlich überhaupt nicht gepickt, weil Teams seinen Charakter anzweifelten. Auch in Houston gab es immer mal wieder Ärger, unter anderem Anfang des Jahres, als Wood einen COVID-Test verpasste, dann nur von der Bank kam und aufreizend lustlos spielte.
Es kam Medienberichten zufolge in der Halbzeit zu Streitereien in der Kabine, es folgte eine Suspendierung für ein Spiel. Aus dieser Hinsicht ist der Move der Mavs gewagt, schließlich wurden die Spieler nicht müde zu betonen, dass die Team-Chemie bei den Mavs so gut sei. Auch Marjanovic hatte als bester Freund von Luka Doncic daran seinen Anteil, er wurde jetzt trotz seines minimalen Inputs auf dem Feld geopfert.
Gleichzeitig verschaffen sich die Mavs mehr Flexibilität. Durch Wood nimmt Dallas zwar noch einmal rund 3 Millionen zusätzliches Gehalt auf, dafür hat man nun noch vier freie Roster-Spots unter der Annahme, dass Dallas die Verträge von Kleber und Frank Ntilikina garantiert.
Tim Mac Mahon (ESPN) sprach davon, dass Dallas nun drei Prioritäten für die Offseason habe. Die Verlängerung mit Jalen Brunson, die Addition eines Flügelspielers für die Playoff-Rotation sowie die Verlängerung von Theo Pinson, der als Maskottchen an der Seitenlinie Aufmerksamkeit erhielt.
Mit Wood wurde die erste Baustelle geschlossen, wenn auch nicht ohne ein gewisses Risiko. Der Big Man erhält in Dallas die Chance, zu beweisen, dass er nicht nur leere Zahlen bei einem schlechten Team auflegen kann (Wood hat noch keine einzige Playoff-Minute auf dem Buckel) und er besser als sein Ruf ist. Mit seiner nahenden Free Agency hat Wood auch genug Ansporn, um sich voll ins Zeug zu legen.
Und wenn es nicht klappt? Dann lässt sich Wood vermutlich wieder traden. Der Big ist nun der achte Spieler in Dallas, der zwischen 9 und 20 Millionen Dollar kassiert. So viele berechtigte Zweifel es an Wood auch gibt: Die Mavs haben vier "leere" Kaderplätze sowie einen niedrigen Erstrundenpick in einen mehr als passablen Rotationsspieler umgewandelt. Das kann man durchaus als Gewinn werten.
Der Kader der Dallas Mavericks in der Übersicht
Point Guard | Shooting Guard | Small Forward | Power Forward | Center |
Luka Doncic | Jalen Brunson* | Reggie Bullock | Dorian Finney-Smith | Dwight Powell |
Spencer Dinwiddie | Tim Hardaway Jr. | Josh Green | Maxi Kleber** | Christian Wood |
Frank Ntilikina** | Davis Bertans |
* Free Agent, ** Vertrag nicht garantiert