"Rondo macht Mavs nicht besser"

Florian RegelmannMax MarbeiterStefan Petri
24. Dezember 201418:22
Steffen Hamann (r.) diskutiert mit den NBA-Redakteuren über Schröder, Rondo und Co.getty
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Mit Rajon Rondo haben die Dallas Mavericks endlich wieder einen Floor General. Aber war der Trade wirklich die richtige Entscheidung? Oder schadet Rondo Dallas mehr, als dass er nutzt? Sollte LeBron James das Playmaking bei den Cleveland Cavaliers übernehmen? Muss Dennis Schröder eigentlich neben Jeff Teague spielen? Sehen wir bald gleich drei neue Deutsche in der NBA? Die SPOX-Redakteure Florian Regelmann, Max Marbeiter und Stefan Petri diksutieren mit dem ehemaligen Bayern-Kapitän Steffen Hamann.

SPOX

These: Der Rondo-Trade wird Dallas mehr schaden als nutzen

Stefan Petri: Klares nein. Der Grund dafür ist ganz einfach: Mit einer Point-Guard-Rotation Nelson/Felton/Harris/Barea hätte Dallas den Titel nicht geholt. Beste Offense hin oder her - das hätte niemals gereicht. Was auch absehbar war, schließlich hatte man die ersten fünf Duelle mit Playoff-Kandidaten aus dem Westen verloren. Klar, vielleicht funktioniert es nicht. Vielleicht blockieren sich Rondo und Monta Ellis langfristig, vielleicht kann das fehlende Zielwasser des 28-Jährigen nicht kompensiert werden. Vielleicht ist auch seine Defense nicht so gut wie erhofft. Aber was hat man zu verlieren? Klar, der Verlust von Brandan Wright tut weh. Aber die Picks sind zu verschmerzen, wenn das Team unter den besten zehn der Liga bleibt, und das wird es. Es ist ein Risiko - doch wenn die Parole "Titel oder Bust" heißt, dann ergibt der Trade absolut Sinn. Goran Dragic oder Ty Lawson hätte man ohnehin nicht bekommen. Also: In Carlisle we trust!

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Florian Regelmann: Klar, kann man auf Carlisle vertrauen, für mich ist dennoch klar: Rondo macht die Mavs nicht besser. Auf keinen Fall. Dieser Hype, der nach dem Trade irgendwie entstanden ist von wegen die Mavs sind jetzt ein Titelkandidat, beste Starting-Five der NBA... Hallo, sag mal geht's noch? Die Mavs waren vor dem Trade ein solides Playoff-Team ohne Meisterschaftschancen, genau das sind sie jetzt immer noch. Die Offense war schon vor dem Trade überragend, sie braucht keinen Rondo. Nein, was ist das große Problem der Mavs? Richtig, Defense. Jetzt erklär mir mal bitte jemand, wie Rondo, Version 2014, da helfen soll? Ein Rondo in seiner Blütezeit, das wäre etwas anderes. Aber mittlerweile verteidigt Rondo schon seit Jahren nicht mehr so gut, wie sein Ruf es vermuten lässt. Rondo ist auf dem absteigenden Ast, leistet sich viel zu viele Turnover und als Schütze ist er komplett unbrauchbar, seine Freiwurf-Quote ist ja ein schlechter Witz. Außerdem hat Dallas mit Brandan Wright einen extrem wertvollen Spieler abgeben müssen, der ihnen mit seinen Finisher-Qualitäten richtig fehlen wird. Das darf man nicht unterschätzen. Der Trade sieht ganz nett aus für Dallas, aber nutzen wird er ihnen nicht.

Steffen Hamann: Das sehe ich ganz anders, Flo. Das war ein richtig guter Move der Mavs. Ich persönlich mag Rondo und seine Spielweise. Jetzt bekommt er in Dallas eine neue Herausforderung, hat wieder sehr gute Spieler um sicher herum, dazu einen Leader wie Dirk und Chandler, mit dem er sehr gut harmonieren wird. Am Ende wird es den Mavs auch helfen, einen richtig guten, reinen Point Guard zu haben. Scorer haben sie ja genug, deshalb passt Rondo sehr gut nach Dallas. In den letzten Jahren haben ihn seine Verletzungen ein wenig gebremst, am Ende ist das Team in Dallas aber besser als das in Boston, davon wird Rondo wiederum profitieren. Es ist eine Win-Win-Situation. Der große Favorit auf den Titel sind die Mavs für mich deshalb zwar noch nicht, aber es war ein Schritt in die richtige Richtung, um den einen oder anderen in den Playoffs richtig ärgern zu können. Die Problematik mit Monta Ellis sehe ich übrigens nicht. Ellis ist ein Scorer, Rondo nicht. Deshalb sollten sich bei arrangieren und Ellis am Ende auch von Rondos Passfähigkeiten profitieren.

Max Marbeiter: Nachdem ich mich am Freitag ja schon ausführlich zu der ganzen Geschichte ausgelassen habe, dürfte meine Sichtweise halbwegs bekannt sein. Ein gewisses Risiko besteht durchaus - da gebe ich Flo Recht. Brandan Wright wird fehlen. Zudem muss Rondo erst integriert werden. Da muss man erst mal abwarten, ob das so leicht anzustellen ist. Zumal er bereits länger nicht mehr so stark verteidigt, wie es sein Ruf eigentlich vermuten lässt - auch da bin ich noch bei Flo. Aber, und das ist der Punkt, für Rondo gab es in Boston seit zwei Jahren nichts mehr zu gewinnen. Erst der Kreuzbandriss, der ihn auch nach seinem Comeback behinderte, dann das Auseinanderbrechen des Teams. Rebuild ist nichts für Rondo. Überhaupt nichts. Rondo ist eine Rampensau. Die Chance auf einen tiefen Playoff-Run wird ihn deshalb deutlich motivieren. Und die meisten wissen, wozu ein motivierter Rondo imstande ist. Ich sag' nur: bester Spieler der Conference Finals 2012 - bis Spiel sechs jedenfalls. Was ich zudem interessant finde, ist die neue Option, die Rondo den Mavs offensiv bietet. Dallas mag zwar die effektivste Offense der Liga haben, gerade gegen Topteams stockt sie bisweilen jedoch. Das System funktioniert dann nicht mehr in Perfektion. Und genau in solchen Situationen ist Rajon Rondo Gold wert. Schließlich gibt es wohl kaum einen, der derart effektiv für seine Mitspieler kreieren kann. Rondo verleiht der Mavs-Offense gewissermaßen ein zusätzliches Element, das sie am Ende noch schwerer ausrechenbar macht. Kombiniert Rick Carlisle Freigeist und funktionierendes Team effektiv, entsteht womöglich ein durchaus beeindruckendes Gesamtkonstrukt. Verteidigt Rondo dann auch noch entsprechend seines Rufs, ist Dallas sicherlich mehr geholfen als geschadet.

These 1: Der Rondo-Trade wird den Mavs mehr schaden als nutzen

These 2: Schröder muss neben Teague spielen

These 3: In 3-5 Jahren spielen Pleiß, Kleber und Zipser in der NBA

These 4: LeBron muss das Playmaking übernehmen

These 5: Mark Jackson hat großen Anteil am Erfolg der Warriors

SPOX

These: Schröder muss neben Teague spielen

Marbeiter: Die Idee gefällt mir irgendwie. Steffen, Du kennst das Spiel mit zwei Point Guards ja aus eigener Erfahrung bei den Bayern. Was ist da besonders wichtig? Wo liegen die Vorteile, wo die Schwierigkeiten?

Hamann: Ganz genau, das ist der moderne Basketball. Mittlerweile können viele Zweier auf der Eins spielen und umgekehrt. Es gibt heute immer weniger klassische, reine Point Guards. Man muss sich doch nur Heiko Schaffartzik anschauen, der beide Positionen spielen kann. Und bei Dennis sehe ich ähnliches Potential. Ich persönlich mag es allerdings lieber, wenn ein richtiger Floor General auf dem Court steht. Das hat allein schon den Vorteil, dass nach dem Rebound, jeder direkt weiß, wen er anzuspielen hat, nämlich den Point Guard. Die Flügel können sich dann darauf konzentrieren, das Feld runter zu sprinten. Du hast dann einfach eine klare Hierarchie. Wenn du aber zwei Point Guards auf dem Feld hast, musst du immer schauen, wer näher am Ball ist. Das verzögert alles ein wenig. Mit einem Point Guard hast du einfach eine klarere Struktur. Andererseits haben Spanien und Griechenland auch schon mit drei Point Guards gespielt. Da kannst wiederum alles switchen, bist flexibler. Ich persönlich finde es aber besser, wenn eine klare Struktur vorherrscht und jeder seinen festen Part hat. Wenn das Zusammenspiel passt und man das Ganze lange trainiert, kann es aber sehr sehr gut funktionieren. Auch zwischen Dennis und Teague.

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Marbeiter: Ausprobiert haben es die Hawks ja auch schon. Nicht häufig, aber die Option liegt auf dem Tisch. Und wie gesagt, ich finde sie interessant. Defensiv sehe ich - zumindest auf den Guard-Positionen - keine große Problematik. Dank seiner Athletik und langen Arme kann Schröder auch auf der Zwei verteidigen, für Teague würde sich nicht viel ändern. Vorne ließe sich Atlantas Spursesques Ballmovement mit zwei Point Guards wohl noch besser zelebrieren. Zumal Schröder und Teague gegnerisches Defenses unablässig attackieren, sie aus dem Gleichgewicht bringen können. Zwei derart dynamische Spieler im Backcourt sind der Albtraum einer jeden Defense. Es bliebe schließlich kaum Zeit, durchzuschnaufen. Andererseits stellt sich natürlich ein wenig die Spacing-Frage. Kyle Korver könnte auf die Drei ausweichen, nur ist Schröders Wurf eben deutlich wackliger als der DeMarre Carrolls. Zudem träfe Korver hinten ständig auf athletischere, kräftigere Gegenspieler. Gegen LeBron, Durant oder Jimmy Butler - sollte Chicago, wie häufig praktiziert, ebenfalls mit zwei Einsern spielen - könnte auch Schröder nur schwer aushelfen. So liegt das Defensive Rating einer Lineup mit Teague, Schröder, Korver, Paul Millsap und Pero Antic bei 131,6. Zugegeben, die Sample Size ist nicht sonderlich groß, aber vielleicht nutzt Coach Budenholzer Schröder und Teague auch deshalb nur in Ausnahmefällen - wenn auch, hin und wieder gegen Ende einiger Spiele. Wie gesagt, ich finde Idee interessant, andererseits funktioniert das System der Hawks hervorragend wie es ist. Schröder hat eine zentrale Rolle, deshalb kann er sicherlich hin und wieder neben Teague spielen. Aber muss er das auch? Auf keinen Fall.

Regelmann: Wie Max schon sagt, haben wir in dieser Saison ja schon gesehen, dass Coach Budenholzer auch mal ein Spiel mit Schröder und Teague im Backcourt beendet hat. Wenn sich Schröder weiter so gut entwickelt, werden wir das mit Sicherheit noch öfter sehen. Ganz entscheidend ist aber wie gesagt, dass Schröder sich dafür anbietet und vor allem seinen Schuss von draußen verbessert und kein 23-Prozent-Dreierschütze bleibt. Wenn er sich da erstmal noch steigert, kann ein Duo Teague/Schröder zu den dynamischsten der Liga gehören, ohne Frage. Steffen hat's ja gesagt: Die Entwicklung generell geht immer mehr zu einem Two- oder gar Three-Point-Guard-System wie bei den Suns, die in der Crunchtime zuletzt mit Dragic, Bledsoe und Thomas aufgelaufen sind und die Spiele gewonnen haben. Bei den Hawks bietet sich eine Teague-Schröder-Combo umso mehr an, da Atlanta mit Shelvin Mack auch dann immer noch einen sehr passablen Backup-Point-Guard auf der Bank sitzen hat. Atlanta hat eine richtig gute Mannschaft und mit Budenholzer vor allem einen richtig guten Trainer, der die Hawks mit phänomenalem Ballmovement (die meisten Assists der Liga) jetzt wirklich schon zu den Ost-Spurs gemacht hat. Atlanta hat in dieser Eastern Conference alle Chancen, ganz weit zu kommen...

Petri: Ganz genau. Deshalb: Den Hawks gute Ratschläge geben? Nach dem fantastischen Saisonstart? Ganz sicher nicht. Atlanta steht unter den Top drei Teams im Osten, und selbst wenn man dieses Tempo nicht halten kann - der Schedule war bisher überschaubar - macht die Entwicklung des Teams richtig Laune. Und da schließe ich unseren Dennis mit ein. Gerade deshalb würde ich an seiner Rolle nicht rütteln: Schröder ist einer der wichtigsten Männer von der Bank, ist richtig aufgeblüht. Wenn er einen guten Tag erwischt, spielt er viele Minuten, wenn es mal nicht so läuft, rücken eben andere an die Front. Perfekt für die Entwicklung des 21-Jährigen. Acht Punkte und 4 Assists hatte ich vor der Saison vorgeschlagen - läuft doch super (8,6 Punkte, 3,4 Assists). Deshalb finde ich es unerheblich, ob er nun neben Teague spielt oder nicht. Mit Teague, Millsap und Korver hat Mike Budenholzer gleich drei All-Star-Aspiranten im Team. Da muss sich Schröder hinten anstellen. Never change a winning Team.

These 1: Der Rondo-Trade wird den Mavs mehr schaden als nutzen

These 2: Schröder muss neben Teague spielen

These 3: In 3-5 Jahren spielen Pleiß, Kleber und Zipser in der NBA

These 4: LeBron muss das Playmaking übernehmen

These 5: Mark Jackson hat großen Anteil am Erfolg der Warriors

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These: In 3-5 Jahren spielen Pleiß, Kleber und Zipser in der NBA

Petri: Gehen wir sie der Reihe nach durch: Pleiß-Aktien würde ich kaufen. Der Wechsel nach Barcelona war ein logischer Schritt, und auch wenn es dort bisher nicht immer reibungslos läuft, wird ihn die starke Konkurrenz nur noch stärker machen. 2,16 Meter groß, gerade 25 Jahre geworden, Euroleauge-erfahren. Für solche Spieler ist Platz in der NBA. Ich glaube, dass er in ein paar Jahren irgendwo von der Bank kommen wird. Maxi Kleber ist in der Entwicklung noch nicht ganz so weit, aber eben auch noch ein paar Jahre jünger. Rund 12 Punkte und 7 Rebounds sind es derzeit für Obradoiro - das passt. Bevor ein Wechsel in die NBA absehbar ist, muss er allerdings erst noch den Schritt zu einem großen Klub in Europa machen. Was Zipser angeht: Gebt dem Jungen Zeit. Er ist ein Riesentalent, aber man sollte ihm den Kopf noch nicht mit der NBA verwirren. Das Gute für ihn: Er spielt schon bei einem Klub mit berechtigten Ambitionen. Zuerst Bayern, dann die ganze Welt.

Regelmann: Ganz schwierige Frage. Um mit Pleiß anzufangen: Ganz ehrlich, ich verstehe seinen Karriereweg einfach nicht. Wenn wir alle sehen, dass Steven Adams der Starting-Center der Oklahoma City Thunder ist, dann muss uns das aus deutscher Sicht wehtun. Das könnte jetzt auch Pleiß sein, falsch, es müsste Pleiß sein. Tibor muss das eigentlich am meisten wehtun. Adams hat in Pitt ein Jahr am College gespielt und war ein riesiges Talent, aber noch unfassbar roh. Wie er sich jetzt in nicht mal zwei Jahren bei den Thunder entwickelt hat, ist bemerkenswert und deutet auch an, was der offensiv deutlich begabtere Pleiß an der Seite von Durant und Co. ausrichten könnte. Jetzt ist Pleiß dritter Center bei Barca hinter Tomic und Lampe, was soll ihm das bringen? Er hätte den Schritt in die NBA schon längst gehen sollen. Maxi Klebers Zukunft sehe ich eindeutig am positivsten. Als ich vor zwei Jahren beim Draft war, bei dem Schröder gezogen wurde, haben einige Leute nach Kleber gefragt. Wenn er nicht dieses unglaubliche Verletzungspech gehabt hätte, wäre er ein potenzieller First-Rounder gewesen. In Spanien spielt er jetzt mehr als ordentlich und legt gute Zahlen auf. Wenn er den richtigen Klub findet, wird Kleber ein guter Rotation-Spieler in der NBA werden, ganz sicher, vielleicht sogar mehr, wer weiß. Karasev startet jetzt plötzlich für die Nets, das zeigt ja, wie schnell das alles gehen kann. Bei Zipser ist es für eine Prognose noch zu früh, er hat sicher die Anlagen, vor allem seine Variabilität ist bemerkenswert. Aber ich kenne ihn zu wenig, um einschätzen zu können, ob er den unbedingten Willen hat, in die NBA zu kommen. Talent haben sie alle, der Wille ist entscheidend.

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Marbeiter: Ganz ehrlich: Wir sollten die Jungs einfach in Ruhe lassen. Man muss jetzt nicht schon wieder davon anfangen, ob dieser oder jener demnächst in der NBA spielt und so unnötig Druck aufbauen. Wenn es klappt, schön, aber dann klappt es eben auch ohne derlei Diskussionen im Vorfeld. Nehmen wir nur mal Paul Zipser: Der Junge hatte in letzter Zeit unfassbares Verletzungspech, kämpft sich jetzt erst wieder in die Rotation der Bayern. Wieso muss man da direkt wieder von der NBA anfangen? Das Potenzial ist hervorragend und ich persönlich mag Zipsers Spiel wirklich. Lasst ihn sich aber erstmal über einen längeren Zeitraum in der Euroleague beweisen, was danach passiert, ist ohnehin nicht abzusehen. Steffen, du hast ja mit ihm gespielt. Wie schätzt du ihn allgemein ein?

Hamann: Ich bin ein Riesenfan von Paul. Ich durfte seine Entwicklung ja direkt miterleben und er bringt wirklich alles mit, was ein guter Basketballer haben muss. Egal, ob das nun die physischen Voraussetzungen, seine Einstellung oder das Spielverständnis sind. All das ist enorm gut. Klar war es nach seinem Wechsel aus Heidelberg zu Bayern nicht ganz einfach. Er hat nicht viel gespielt, dafür aber sehr sehr hart und viel trainiert. Das zahlt sich nun aus. Die Verletzungen gehören natürlich leider dazu, dadurch hat er sich körperlich allerdings noch mal verbessert, war viel im Kraftraum. Und in den letzten Wochen sehen wir, welch großes Potenzial in ihm steckt. Allerdings bin ich da bei Max. Ich bin kein Freund von irgendwelchen Vorhersagen, dass dieser oder jener in einigen Jahren in der NBA spielen wird. Es gab schon viele neue Nowitzkis. Die Jungs sollen sich auf das Wesentliche, auf die Spiele, auf das Training konzentrieren. Was am Ende dabei rumkommt, liegt dann ihrer Verantwortung. Wenn sie gut sind, reicht es für die NBA. Allerdings sollten sie sich nicht zu viele Gedanken darüber machen. Ich persönlich bin eh ein riesiger Fan der Euroleague. Wenn du dort bei einem guten Team viele Minuten bekommst, bringt dir das mehr als in der NBA auf der Bank zu sitzen.

Marbeiter: Übrigens möchte ich Flo noch einmal entschieden widersprechen. Pleiß' Weg ist alles andere als merkwürdig. Ich bin mir sogar zu hundert Prozent sicher, dass wir ihn kommende Saison in der NBA sehen. Als ich kürzlich mit ihm gesprochen habe, meinte er, dass er sich ständig kleinere Ziele setzt, um diese Schritt für Schritt erreichen zu können. Da war Barca der logische Schritt. Und auch die Rolle als dritter Center kann durchaus lehrreich sein. Speziell, da Pleiß bei OKC sicherlich auch nicht direkt 20 plus Minuten sehen würde. Tibor tut alles, um es in die NBA zu schaffen und hat sich zu einem der besten Center der Euroleague entwickelt. Er ist kräftiger als früher, verteidigt besser, beherrscht das Pick-and-Roll und hat noch dazu einen guten Touch. Pleiß verfolgt einen Plan und der wird ihn in die NBA führen. Ganz sicher.

Hamann: Ganz genau, Tibor ist schon weiter als die anderen beiden. Ich kenne ihn ja schon etwas länger und er hat sich die NBA immer als Ziel gesetzt. Deshalb muss man auch den Hut vor seiner Entwicklung ziehen. Er hat sich in Bamberg durchgebissen, die Meisterschaft gewonnen, dann vergangene Saison in Spanien einen Riesenschritt nach vorne gemacht, sich auch körperlich sehr gut entwickelt. Das war enorm wichtig. Mental ist er ebenfalls weiter, ist erwachsener und hat klare Vorstellungen vom Leben. Und dann ist er gefühlt auch noch vier Meter groß. Damit hat er großes Potenzial, tatsächlich in der NBA zu landen. Und, sorry Flo, ich finde seinen Weg ebenfalls sehr gut und richtig. Sich in der spielstärksten Liga Europas durchzusetzen, ist eine Ansage und für Barca darf ja auch nicht jeder spielen. Am Ende wird sich Tibor auch dort durchsetzen. Lampe und Tomic sind zwar brutal stark, allein jeden Tag mit diesen Jungs zu trainieren, bringt ihn aber schon extrem weiter. Er ist auf dem richtigen Weg, seinen großen Traum zu erfüllen.

These 1: Der Rondo-Trade wird den Mavs mehr schaden als nutzen

These 2: Schröder muss neben Teague spielen

These 3: In 3-5 Jahren spielen Pleiß, Kleber und Zipser in der NBA

These 4: LeBron muss das Playmaking übernehmen

These 5: Mark Jackson hat großen Anteil am Erfolg der Warriors

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These: LeBron sollte das Playmaking übernehmen

Regelmann: Klares Ja. Die Cavaliers haben gar keine andere Wahl. Es ergibt überhaupt keinen Sinn, das Playmaking in die Hände von Kyrie Irving zu geben. Man zwingt Irving damit dazu, ein Spieler zu sein, der er einfach nicht ist. Irving ist kein Floor General, das sagt ja allein schon die Statistik aus, dass er keine 6 Assists pro Spiel auflegt in seiner Karriere. Irving ist niemand, der immer nach dem freien Mann schaut und der seine Mitspieler um sich herum besser macht. Hat er nie, wird er niemals tun. Das beste Erfolgsrezept ist und bleibt, James den Ball zu geben und den Court mit Schützen breit zu machen. Mit Love, mit den Millers dieser Welt, aber eben auch mit Irving. Besonders Irving kann mit seinen herausragenden Shooting-Qualitäten enorm davon profitieren. Warum nicht einfach James den Point Guard machen lassen und Irving von irgendwelchem Playmaking-Druck befreien und ihn einfach Scorer sein lassen? Nur so kann man aus dem aktuellen Cavs-Kader das Beste rausholen.

Petri: Eine müßige Frage in meinen Augen. LeBron James wird immer Playmaker, immer mehr "Magic" als "Michael" sein. Dass er das auch in Cleveland sein muss und sein wird, war klar, schließlich ist Kyrie Irving zuallererst ein Scorer. Aber so ist LBJ ja auch am stärksten: Als "Hansdampf in allen Gassen", der immer da zur Stelle ist, wo es gerade brennt. Wenn sich das Leder nur in den Händen von Irving befindet, während LeBron auf der Weakside eine ruhige Kugel schiebt, werden die Cavs ihr Potenzial nicht abrufen. Bestes Szenario: Beide übernehmen das Playmaking, wie jüngst gegen die Grizzlies geschehen. Allerbestes Szenario: Auch Kevin Love übernimmt seinen Part im Playmaking. Love spielt mir persönlich noch zu sehr die "Chris Bosh 2010"-Stieftochter-Rolle. Dabei ist er aus dem Post doch auch ein hervorragender Passer.

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Hamann: Jungs, langsam. Kyrie ist ein unfassbar guter Spieler, aber eben noch sehr jung und muss deshalb noch seine Erfahrungen sammeln, um zu verstehen, wie er ein Team zu führen hat. Da ist es doch klar, dass LeBron gerade zu Beginn ein wenig Verantwortung übernimmt. Klar kann LeBron den Ball bringen, für mich ist er auf der Drei aber einfach besser aufgehoben. Kyrie hat so unglaublich viel Talent und wird es deshalb auch irgendwann auf die Reihe bekommen. Es hat sich ja genug getan bei den Cavs, da braucht es ein wenig, bis es klickt. Aber das ist nur eine Frage der Zeit. Es ist ja auch nicht ganz so einfach, neben solchen Superstars zu spielen. Ganz ehrlich, mich überrascht es nicht, dass sie nicht von Anfang an dominieren. Entscheidend ist aber ohnehin die zweite Saisonhälfte. Wenn sie erstmal ins Rollen kommen, jeder seine Aufgabe, seine Rolle gefunden hat, wenn jeder weiß, wann er Verantwortung zu übernehmen hat, werden die Cavs noch mal einen großen Schritt machen - und rechtzeitig zu den Playoffs voll da sein. Dabei wird auch Kyrie von LeBron und seiner Erfahrung profitieren. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es einfach ein paar Spiele braucht, bis die Abstimmung da ist. Das ist vor allem für einen Point Guard nicht leicht. Du musst auch einige Spiele verlieren, um zu sehen, wie jeder einzelne darauf reagiert. Dann setzt man sich zusammen, spricht sich aus. Natürlich kennst du als Point Guard die Stärken und Schwächen deiner Mitspieler, damit musst du dich schon vorher auseinandersetzen. Bis die finale Abstimmung da ist, dauert's aber einfach einige Wochen.

Marbeiter: Eben. Ich bin in der Hinsicht ohnehin eher altmodisch veranlagt. Der Playmaker ist für mich auf der Eins zuhause. Im Normalfall. Und LeBron ist nun mal nicht der Normalfall. Ganz so drastisch wie Flo oder Stefan würde ich das Ganze allerdings nicht formulieren. Kyrie mag kein klassischer Playmaker sein - aber wie soll er das auch? Playmaking stand während seiner ersten drei Saisons schließlich nicht ganz oben auf der Liste. Irving musste die Angriffe einleiten und abschließen. Das sieht erst seit dieser Saison anders aus. Also sollten wir Irving, wie Steffen sagt, auch einen gewissen Lernprozess zugestehen. Zumal selbiger offensichtlich auch eingesetzt hat. Die Assist Ratio ist, verglichen mit Saisonbeginn, schon mal von 17,4 auf 25,2 gestiegen. Das sieht für mich nicht so aus, als sei bei Kyrie in Sachen Playmaking jegliche Hoffnung verloren, Flo. Für mich muss Irving sogar primärer Playmaker sein, soll den Cavs der ganz große Erfolg gelingen. Das heißt aber nicht, dass er es allein übernehmen muss. LeBrons Pass- und Playmaking-Fähigkeiten sind einfach zu gut, als dass man sie nicht nutzen sollte. Da bin ich wieder bei Flo und Stefan. Irvings Shooting prädestiniert ihn dazu, zeitweise auch abseits des Balls zu spielen. Am Ende geht es um die richtige Mischung, aber nochmal: Irving ist Clevelands Point Guard und sollte deshalb auch primärer Playmaker sein.

These 1: Der Rondo-Trade wird den Mavs mehr schaden als nutzen

These 2: Schröder muss neben Teague spielen

These 3: In 3-5 Jahren spielen Pleiß, Kleber und Zipser in der NBA

These 4: LeBron muss das Playmaking übernehmen

These 5: Mark Jackson hat großen Anteil am Erfolg der Warriors

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These: Mark Jackson hat großen Anteil am Erfolg der Warriors

Marbeiter: Es ist doch ganz einfach: Ohne Mark Jackson stünden die Warriors nicht dort, wo sie heute stehen. Jackson hat einen Prozess begonnen, den Kerr nun nutzt und verfeinert. Bei allem Lob für Golden States Defense dürfen wir nicht vergessen, dass Jackson es sich einst zur Aufgabe machte, die Warriors in ebendieser Hinsicht zu verbessern. So stark wie in dieser Saison war sie unter Jackson zwar nicht, aber der ehemalige Coach hat gewissermaßen das Feld bestellt. Der neue erntet nun, beziehungsweise mischt eigene Zutaten dazu, die das Endergebnis noch ansehnlicher machen. Zudem gäbe es diesen unglaublichen Teamgeist ohne Jackson wohl nicht. Der hat nämlich diese "Wir gegen alle"-Mentalität eingeführt, das Team so zusammengeschweißt. Davon profitiert Kerr nun. Irgendwie war Jackson aber auch an seine Grenzen gestoßen. Sollte mehr Erfolg her, musste sich etwas verändern. Und mit Kerr hat man genau den richtigen gefunden. Er gilt ja nicht umsonst als unglaublich intelligenter Vertreter seiner Zunft. Das beweist er nun, indem er seinen Spielern die nötigen Freiräume gibt, ihnen gleichzeitig jedoch exakt die richtigen taktischen Richtlinien mit auf den Weg zu geben scheint. Was unter Jackson gut war, ist unter Kerr noch besser. Aber ich bleibe dabei: Ohne Jackson wäre Golden States derzeitiger Erfolg nicht möglich.

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Petri: So sieht's aus. Jackson hat das Team nach einer Dürreperiode wieder in die Playoffs geführt. Er hat aus Curry und Thompson die Splash Brothers gemacht, ihnen das Selbstvertrauen für große Taten eingeimpft. Jackson ist nicht umsonst auch als Prediger aktiv - in punkto Verhältnis zu den Spielern und deren Motivation gab es bekanntlich sehr viel weniger Probleme als mit dem Front Office. Also kann man dem früheren Weltklasse-Point Guard eine Rolle im Aufstieg der Warriors nicht absprechen. Gleichzeitig sieht es aber auch so aus, als würde Kerr, dank seiner Erfahrungen als Spieler unter Pop und Jackson, das Produkt auf dem Court noch weiter veredeln. Ob Jackson diesen nächsten Schritt auch hätte machen können, ist fraglich. Bevor ein abschließendes Urteil gesprochen wird, würde ich aber gerne noch die Playoffs abwarten. Erst dann trennt sich bekanntlich die Spreu vom Weizen.

Regelmann: Bis zu einem gewissen Punkt habt Ihr schon Recht. Jackson hat natürlich einen gewissen Anteil, weil er beim Aufbau des Teams entscheidend beteiligt war, aber einen großen Anteil hat er nicht. Den größten Anteil hat meiner Meinung nach eindeutig Steve Kerr, der auf dem Weg zum Coach of the Year ist. Kerr macht bislang einfach alles richtig. Klar, er hatte das Glück, ein Team zu übernehmen, das in der letzten Saison 51 Siege eingefahren hat. Das ist ein Geschenk für jeden Coach. Aber es ist trotzdem herausfordernd. Kerr musste das Vertrauen seines Superstars Steph Curry gewinnen, der ein enges Verhältnis zu Jackson hatte. Das hat er geschafft. Kerr hat es außerdem verstanden, sich zurückzunehmen und als Neuling nicht riesige Veränderungen durchführen zu wollen. Die Warriors waren schon ein gutes Team, es ging nur um das Finetuning. Das gelingt Kerr bis jetzt perfekt. Er hat seine Prinzipien, aber er lässt seinem Team auf dem Feld auch viele Freiheiten, weil er weiß, welches Talent und welch hohen Basketball-IQ seine Jungs haben. Ein weiterer Faktor ist natürlich auch, dass Kerr mit Alvin Gentry und Ron Adams zwei Assistenten an Bord geholt hat, die ihr Handwerk verstehen. Wenn man an die Warriors denkt, denkt man sofort an die Splash Brothers und eine Super-Offense, was ja auch stimmt. Aber das beeindruckendste ist eigentlich, wie dieses Team Defense spielt. Kein Team hält den Gegner bei einer so niedrigen Quote wie die Warriors. Auch das zeigt, wie gut die Chemie ist. Und das ist, sorry Max, in erster Linie Kerrs Verdienst.

Hamann: Am Ende habe ich viel zu wenig Einblick, um zu wissen, was intern wirklich abläuft. Ich weiß aber, dass ich für mich persönlich von jedem Trainer etwas mitgenommen habe. Es bleibt viel hängen, auch was die Philosophie angeht. Was ich für wichtig angesehen habe, habe ich versucht, in meinem neuen Team miteinzubringen. Man sollte einfach von jedem etwas mitnehmen. Am Ende erfindet niemand das Spiel neu - auch nicht Kerr oder Jackson - aber man vergisst auch nicht alles, was unter einem alten Coach gut war, nur weil ein neuer da ist.

These 1: Der Rondo-Trade wird den Mavs mehr schaden als nutzen

These 2: Schröder muss neben Teague spielen

These 3: In 3-5 Jahren spielen Pleiß, Kleber und Zipser in der NBA

These 4: LeBron muss das Playmaking übernehmen

These 5: Mark Jackson hat großen Anteil am Erfolg der Warriors

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