Johnson-Show! Arizona schlägt 49ers

Von Adrian Franke
07. Oktober 201607:23
Running Back David Johnson überzeugte auch gegen San Franciscogetty
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Die Arizona Cardinals (2-3) halten ihre Playoff-Hoffnungen am Leben, zum Auftakt in Week 5 schlagen die Cards die San Francisco 49ers (1-4) mit 33:21 (0:0, 7:7, 14:7, 12:7) BOXSCORE. Das Duell zweier angeschlagener Teams war lange das erwartet defensive Spiel - doch in der zweiten Halbzeit wachen die Offenses auf und Running Back David Johnson zerlegt die Niners-Defense.

Drew Stanton (11/28, 124 YDS, 2 TD), der den verletzten Carson Palmer vertrat, machte derweil nach einer desolaten ersten Halbzeit gerade genug, um aus den Turnovern der Niners Punkte zu produzieren. Ansonsten aber verließen sich die Cardinals vor spärlich besetzten Rängen in Santa Clara endlich mehr auf ihr starkes Running Game.

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Niners-Quarterback Blaine Gabbert (18/30, 162 YDS, TD, 2 INT ; 10 ATT, 70 YDS, TD) dirigierte einige gute Drives, hatte aber gegen einen starken Pass-Rush große Probleme. Von den Fans hörte man vermehrt Rufe nach Colin Kaepernick. San Franciscos Turnover waren letztlich der große Unterschied, denn Stanton auf der anderen Seite konnte über weite Strecken keine längeren Drives aufstellen und war vor allem in der ersten Hälfte wahnsinnig ungenau.

Die Stimmen:

David Johnson (Running Back Cardinals): "Wir waren heute bereit, unser Running Game aufzuziehen. Die O-Line hat mir das Leben wahnsinnig erleichtert, auch die Receivers und die Tight Ends haben toll geblockt. Wir haben ein sehr gutes Team und hatten nicht den Start, den wir wollten. Vor allem ich selbst, ich habe einige Fehler gemacht und die wollte ich korrigieren."

Chip Kelly (Head Coach 49ers): "Wir hatten offensiv einige gute Drives. Aber es war nicht genug, um dieses Spiel zu gewinnen."

...über die Quarterback-Frage: "Niemand hat heute gut genug gespielt. Wir werden uns jede Position anschauen."

Der Spielfilm:
Vor dem Kick-Off: Verletzungssorgen prägen das Bild auf beiden Seiten: Die Cardinals müssen für mehrere Wochen ohne Tyvon Branch und ohne Chris Johnson auskommen, vor allem aber steht Quarterback Carson Palmer heute nicht zur Verfügung: Palmer hatte während der Pleite gegen die Rams eine Gehirnerschütterung erlitten und wurde nicht rechtzeitig fit.

Den 49ers auf der anderen Seite geht es nicht wirklich besser: NaVorro Bowman hat in der Vorwoche einen Achillessehnenriss erlitten, für San Franciscos wichtigsten Spieler ist die Saison vorzeitig beendet. Heute außerdem nicht mit dabei: Safety Jimmie Ward und Defensive Lineman DeForest Buckner.

1. Viertel: Die Cardinals starten mit einem guten Kick-Off-Return von J.J. Nelson und auch das Running Game funktioniert von Anfang an - David Johnson verzeichnet 35 Yards bei seinen ersten fünf Laufversuchen. Doch Bruce Arians geht wieder früh aufs Passing Game und Drew Stanton ist extrem ungenau, während es sein Gegenüber Blaine Gabbert nur bedingt besser macht - im Gegenteil, Gabbert überwirft mehrfach offene Receiver. Das Ergebnis sind vier Punts in Folge über die ersten Spielminuten, wann immer beide Offenses ins Passing Game gehen, gibt es kaum Raumgewinn. Folgerichtig gibt es keine Punkte im ersten Viertel, keines der beiden Teams war bisher auch nur in der Red Zone. Stattdessen haben beide zusammengenommen mehr Punts (6) als Completions (5). 0:0.

2. Viertel: Arizona bleibt bei unerklärlich vielen Pässen, so folgt der nächste schnelle Punt - und Stanton steht zu diesem Zeitpunkt bei 3/10 für 23 Yards. Umgekehrt läuft Arizonas Defense-Front zunehmend heiß, die Offenses außerhalb von David Johnson haben hier bisher wenig zu melden. Selbst Larry Fitzgerald reiht sich in die Reihe der Drops ein und beendet so den nächsten Cards-Drive in diesem Viertel. Es folgt der mit Abstand beste Drive dieses Spiels bisher und der gehört SF: Gabberts Pässe kommen deutlich besser, zudem bereitet er Arizona als Runner Probleme und in der Red Zone findet er sein bisheriges Lieblingsziel Jeremy Kerley zum Touchdown! Doch kurz vor der Pause schlägt dann Arizonas Defense zu: Calais Campbell schnappt sich den von Jones abgeblockten Wurf tief in der Niners-Hälfte zur Interception und direkt beim nächsten Play findet Stanton einen komplett offenen Fitzgerald in der Endzone. 7:7 zur Halbzeit.

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3. Viertel: Das dritte Viertel startet mit einem Knall: Die 49ers erhalten den ersten Ballbesitz, doch Momah schlägt Davis den Ball beim Kick-Off aus der Hand und schnappt sich den Fumble selbst. Dann aber bekommen die Cards in der Red Zone kein First Down hin - und die Niners rennen beim Field Goal Kicker Chandler Catanzaro über den Haufen! Dieses Mal lässt sich Johnson nicht zwei Mal bitten, Touchdown. Arizonas Defense dominiert derweil weiter, offensiv rückt das Running Game mehr und mehr in den Fokus und selbst Stanton findet langsam seinen Rhythmus: Fitzgerald schlägt seinen Gegenspieler in der Route erneut und Stanton findet sein heutiges Top-Ziel zum zweiten Mal in der Endzone! Doch die Vorentscheidung ist das noch nicht, denn im Gegenzug bereiten Gabberts Runs der Defense wieder große Probleme und aus einem Yard hämmert Hyde den Ball über die Goal Line! 21:14 Cardinals.

4. Viertel: Aber auch das Schlussviertel beginnt aus Niners-Sicht denkbar schlecht: Die Offense hat mit dem erneuten Touchdown-Drive gerade Tempo aufgenommen, das Running Game funktioniert immer besser. Dann aber wirft Gabbert einen Pass, bei dem er den Cornerback underneath komplett übersieht - und Marcus Cooper schnappt zu, Interception, Arizona münzt den Pick in ein Field Goal um. Anschließend sorgt der Pass-Rush für einen schnellen Punt und dann liefert die Offense den Knock-Out: Auf dem Rücken von David Johnson marschiert Arizona zu seinem besten Drive das Feld runter, der komplett dominante Johnson sichert sich aus einem Yard seinen zweiten Touchdown. San Francisco legt daraufhin nochmals einen guten Drive hin, Gabbert trägt die Option in die Endzone und steht jetzt bei 70 Rushing-Yards. Den anschließenden Onside Kick sichern sich die Cards und nach schnellem Punt beendet Arizona das Spiel per Safety. 33:21 Cardinals.

Der Star des Spiels:David Johnson. Es war eine weitere beeindruckende Leistung von Arizonas Running Back. Johnson (27 ATT, 157 YDS, 2 TD) zeigte seine Beweglichkeit, seine Cuts, seine Geduld hinter der Line of Scrimmage und verschaffte sich Raum und Zeit, selbst wenn beides nicht gegeben war. So konnte Arizona, auch als beide Guards verletzt raus mussten, an seinem Running Game festhalten. Der Fokus auf das Run Game und die Effizienz dabei muss Cardinals-Fans gefallen haben. Darüber hinaus zeigte Fitzgerald bei beiden Touchdown-Routes seine ganze Klasse. Defensiv dominant: Markus Golden und Calais Campbell.

Der Flop des Spiels: San Franciscos Offensive Line. Natürlich muss man Gabbert für einige bittere Fehlwürfe kritisch betrachten, doch hielt er mit seinen Runs mehrere Drives am Leben. Aber San Franciscos Quarterback bekam auch wenig Hilfe von seiner Protection: Insgesamt sieben Sacks und noch weitere Hits steckte Gabbert ein, viel zu häufig musste er direkt nach dem Snap in der Pocket Cardinals-Verteidigern ausweichen. Und genauso erging es auch Carlos Hyde im Running Game. Ebenfalls schwach: Cornerback Tramaine Brock, der wieder bei einem gegnerischen Touchdown-Pass ganz alt aussah.

Das fiel auf:

  • Es dürfte zu großen Teilen an Palmers Verletzung gelegen haben, doch endlich verließ sich Arians stärker auf das Running Game. Letztlich standen 35 Laufversuche 28 Pass-Versuchen gegenüber, die Cards verzeichneten 4,9 Yards pro Run und setzten hier ihre starken Auftritte aus den vergangenen Wochen fort. Der große Unterschied: Arians hielt dieses Mal im Laufe des Spiels am Run Game fest - und wurde belohnt. Es ist ein Ansatz, den er auch mit Palmer beibehalten sollte.
  • Wie zuvor bereits angekündigt kehrte Tyrann Mathieu in seine gewohnte Rolle im Slot zurück - infolge seines Kreuzbandrisses hatte er die ersten vier Spiele weitestgehend als Free Safety bestritten. Dabei merkte man von Anfang an, dass er sich in der Nähe der Line of Scrimmage wohler fühlt, direkt beim ersten Drive erzwang er eine Incompletion bei Third Down. Mathieu wurde auch prompt wieder als Blitzer eingesetzt, was der Defense alles in allem merklich gut tat. Gleichzeitig aber sah man in seinen Bewegungen auch, dass er noch nicht bei 100 Prozent ist. Insbesondere mit Jeremy Kerley hatte er mehrfach Probleme.
  • Eine weitere defensive Auffälligkeit aufseiten der Gäste: Die Cardinals setzten erneut mehrfach ihr neues Front-Package ein, das drei Outside Linebacker kombiniert mit Calais Campbell an der Line of Scrimmage vorsieht. Chandler Jones und Markus Golden setzten ihre starke Saison fort, sowohl im Pass-Rush, als auch in der Run-Defense. In der Folge war Arizonas Front die dominierende Einheit dieses Spiels, das Tackling war deutlich verbessert und der Pass-Rush wird immer mehr zu einer Waffe.
  • Bei den 49ers war schnell klar, wie die Offense aussehen soll: Schnelle Pässe über die Mitte, gepaart mit Inside Runs von Carlos Hyde. Der große Profiteur davon war Jeremy Kerley, der allein im ersten Viertel sieben Targets sah - bisher hatte kein Spieler in dieser Saison mehr im ersten Viertel. Am Ende standen für ihn acht Catches für 102 Yards und einen Touchdown.
  • Darüber hinaus setzte San Francisco auch auf Zone Reads, etwas, womit Arizona in dieser Saison bereits Probleme offenbar hat. Nicht selten waren es so Gabberts Runs, auch per Scramble, die der Cardinals-Defense mehr Probleme bereiteten, als die Passspielzüge und mehrfach erhielt die Offense so dank Gabbert neues Leben.
  • Die Cardinals blieben ohne einen Punkt im ersten Viertel - wieder einmal. Damit ist Arizona das einzige Team, das in dieser Saison noch punktlos im ersten Viertel ist.
  • Die Verletzungen: Arizona verlor im Laufe des Spiels beide Starting-Guards wegen Knöchelverletzungen.

Week 5 im Überblick