Die Seattle Seahawks (5-2-1) haben ihr Heimspiel gegen die Buffalo Bills (4-5) knapp mit 31:25 (7:14, 21:3, 0:0, 3:8) gewonnen und bleiben damit weiter auf Playoff-Kurs. In einem extrem unterhaltsamen Monday Night Game sorgte dabei Tight End Jimmy Graham mit zwei fantastischen Touchdown-Catches für die Highlights. Dass die Aufholjagd der Bills am Ende nicht von Erfolg gekrönt war, lag aber auch an kontroversen Schiedsrichter-Entscheidungen.
Die Bills führten nach einem starken Beginn und einer konzentrierten Offensiv-Leistung schnell mit 14:7, bevor die Seahawks mit drei Touchdowns im zweiten Viertel für die Wende sorgten. Bei zwei davon gelangen Graham (8 REC, 103 YDS) sehenswerte einhändige Catches, auch Quarterback Russell Wilson (20/26, 282 YDS, 2 TD) wirkte nach zuletzt schwachen Auftritten wieder vollkommen fit.
Die Bills, die nach gleich zwei Fehlentscheidungen ein Field Goal vor dem Seitenwechsel verpassten, liefen die komplette zweite Hälfte dem Rückstand hinterher, hatten aber bis zur letzten Minute die Chance auf den Sieg. Bei Fourth Down konnte Quarterback Tyrod Taylor (27/38, 289 YDS, TD, INT, 43 RUSHING YDS, TD) den TD-Pass auf Robert Woods (10 REC, 162 YDS) aber nicht ins Ziel bringen.
Den kompletten Boxscore zum Spiel gibt es hier
Durch den Sieg führen die Seahakws die NFC West weiter vor den Arizona Cardinals (3-4-1) an, Buffalos Hoffnungen auf eine Wildcard in der AFC schmelzen dagegen trotz einer extrem couragierten Leistung weiter zusammen.
Die Stimmen:
Garrison Sanborn (Long-Snapper Bills) über das Field Goal vor der Pause: "Ich bin im Zweifel eigentlich immer für die Referees. Aber diesmal haben sie offensichtlich die Kontrolle verloren und wussten nicht, was los war."
Richard Sherman (Cornerback Seahawks): "Ich wollte den Kick blocken. Sie haben nicht gepfiffen, und ich spiele immer, bis sie pfeifen. Mein Ziel war der Ball, und wenn man den trifft, dann kommt auch keine Flagge.
Tyrod Taylor (QB Bills) über das Field Goal: "Die Refs haben das schrecklich gemanagt und hatten ein paar schreckliche Calls dabei. Wir geben ihnen nicht die Schuld, aber wir benötigen ein paar Erklärungen."
Rex Ryan (Head Coach Bills) über das Field Goal: "Lächerlich."
Der Spielfilm:
Vor dem Kick-Off: Vor der Partie wird vor allem ein Duell zwischen der starken Rushing Offense der Bills, die wieder auf Running Back LeSean McCoy zurückgreifen kann, und der starken Run Defense der Seahawks erwartet. Auf Seiten der Seahawks stellt sich die Frage, ob Quarterback Russell Wilson nach der Niederlage in New Orleans endlich wieder überzeugen kann. Der von Verletzungen geplagte QB wartet seit drei Spielen auf eine Touchdown-Beteiligung.
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1. Viertel: Horrorstart der Seahawks! Three-and-out zum Anfang, dann wird der Punt geblockt - Taylor braucht nur ein Play, um aus drei Yards für den ersten Touchdown zu sorgen. Aber Seattle kontert: Guter Kick-Off-Return von Tyler Lockett, anschließend der Deep Ball von Wilson auf Doug Baldwin für 50 Yards! Wilson rennt selbst über die Linie, 7:7 nach 2:39 gespielten Minuten. Es folgt ein bärenstarker Bills-Drive über 17 Plays und zehn (!) Minuten: Mehrere Third Downs werden bewältigt, gute Mischung aus Run und Pass. Justin Hunter fängt schließlich den Touchdown-Pass! Aber auch die Seahawks kommen noch vor Ende des ersten Viertels in die Red Zone. 14:7 Bills.
2. Viertel: Kaum geht es weiter, gibt es das nächste Highlight: Wilson mit dem Rainbow-Pass auf Graham in die Endzone, der mit dem einhändigen Catch zum Ausgleich! Buffalo antwortet erneut mit einem starken Drive, richtig gutes Blocking, sogar die Wildcat-Formation mit Shady McCoy kommt zum Einsatz. Aber dann wird Taylor bei Third Down gesackt, es wird nur ein Field Goal. Es folgen Punts auf beiden Seiten, dann bekommt Lockett beim Return einen Monsterblock von Ty Powell, Baldwin zieht wenig später die Pass Interference von Ronald Darby kurz vor der Endzone. Christine Michael läuft unbedräng über die Linie, Seattle führt! Die Bills punten erneut, dann kommt die Graham-Show! Zuerst überspringt der Tight End einen Verteidiger, dann fängt er erneut einen Touchdown-Pass - und zwar erneut einhändig! Den Bills bleibt eine Minute, aber nach einer kontroversen Schlussphase (siehe unten) verpasst Carpenter das Field Goal aus 54 Yards. Halbzeit: 28:17 Seahawks.
3. Viertel: Vielversprechender Beginn der Bills, McCoy sieht richtig gut aus. Aber dann der erste große Fehler von Taylor: Missverständnis mit seinen Receivern, er wirft in die Endzone und findet dort nur Cornerback Richard Sherman. Vier Minuten nehmen die Gastgeber von der Uhr, dann punten sie. Die Bills kommen vor Ablauf der Uhr an die gegnerische 14-Yard-Linie. 28:17 Seahawks.
4. Viertel: Nach einem Catch des glänzend aufgelegten Robert Woods rennt Mike Gillislee aus kurzer Distanz über die Linie, die Two-Point-Conversion verwandelt Taylor per Draw zum 25:28. Bitter: Bills-Center Eric Wood verletzt sich und muss raus - bei ihm wurde ein gebrochenes Bein festgestellt. Seattle sieht sich bei Third Downs nun immer wieder Blitzes ausgesetzt. Zuerst zieht Baldwin im Eins-gegen-Eins die lange Pass Interference, wenig später verpasst Jermaine Kearse aber den Catch kurz vor der Endzone. So wird es nur ein Field Goal aus 49 Yards, knapp zehn Minuten noch zu spielen. Die Bills kommen bis über die Mittellinie und punten dann, bekommen nach ihren Timeouts den Ball aber an der eigenen 40-Yard-Linie zurück, 2:41 bleiben. Ein Run von McCoy bringt nichts ein, dann wird Taylor von Bobby Wagner gesackt! Third and 21! Tyrod Taylor entkommt dem Pass Rush und feuert aus dem Lauf auf Woods. Monster-Catch mit den Zehenspitzen noch auf dem Feld, dazu noch ein late Hit gegen Taylor! Macht zusammen 37 Yards Raumgewinn! Die Bills kommen bis kurz vor die Goalline, dann bei Third Down der Sack - und bei Fourth Down verpasst Taylor Woods knapp. Game over! 31:25 Seahawks.
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Der Star des Spiels: Jimmy Graham. Bobby Wagner und seine 16 Tackles könnte man erwähnen, oder Russell Wilson und Doug Baldwin (6 REC, 89 YDS). Aber die Highlights an diesem Abend setzte ganz klar der Tight End. Acht Catches für 103 Yards, die beiden einhändigen Touchdown-Catches waren absolute Highlights, und dann benutzte er Stephon Gilmore auch noch als menschliche Hürde. Sein 13. NFL-Spiel mit mehr als einem Touchdown, und 344 Tage nach seinem Patellasehnen-Riss ist die Athletik offenbar auch wieder vollständig zurück.
Der Flop des Spiels: Viel können sich die Bills an diesem Abend nicht vorwerfen. Die größte Schwachstelle waren insgesamt noch die Cornerbacks Stephon Gilmore und Ronald Darby, die bei den Blitzes ihre Receiver im Eins-gegen-eins zu oft nicht oder nur unsauber stoppen konnten. Das Resultat waren Big Plays oder aber Pass-Interference-Strafen (insgesamt elf Penalties für 115 Yards). Der größte Sündenbock werden nach dieser Partie aber zweifellos die Offiziellen sein.
Das fiel auf:
- Über das Chaos in den drei Sekunden vor der Pause wird man noch lange reden - und da sahen die Referees nicht gut aus: Beim Field-Goal-Versuch von Carpenter aus 53 Yards Entfernung stand Sherman offside, der rannte los und Kicker Dan Carpenter über den Haufen! Roughing the Kicker? Nein, weil der Spielzug offiziell gar nicht angepfiffen worden war - und die "Unnötige Härte"-Flagge kam zum Unverständnis aller auch nicht. Carpenter musste auf dem Feld behandelt werden und deswegen für mindestens ein Play runter vom Feld. Außerdem zählte die Behandlung als viertes Timeout. War die Halbzeit also vorbei? Nein, obwohl die Spieler vom Feld gingen: "The half is not over!" rief Referee Walt Anderson. Was nun? Die Bills spikten clever den Ball und hatten so noch eine Sekunde, in der Carpenter doch kicken durfte. Aber der Ref gab den Ball mit nur noch wenigen Sekunden auf der Uhr frei, es folgte ein Delay of Game, dann verfehlte Carpenter aus 54 Yards. Rex Ryan war an der Seitenlinie fuchsteufelswild. Eigentlich hätte Carpenter nach der 15-Yard-Strafe gegen Sherman aus 38 Yards Entfernung kicken müssen. Und bei einem Treffer hätte am Ende ein Field Goal zum Ausgleich gereicht ...
- Vor dem Spiel war nicht gerade mit vielen Punkten gerechnet worden. Doch die Skeptiker wurden von beiden Teams mit guten Offensiv-Vorstellungen Lügen gestraft. Bei den Bills war die O-Line richtig stark, gerade Richie Incognito blockte immer wieder Lanes für den extrem spritzigen Shady McCoy (insgesamt 120 Yards Raumgewinn) frei. Auch im Passing Game präsentierte man sich gegen die Legion of Boom gut aufgelegt, Robert Woods stahl sich immer wieder frei - auch gegen Sherman. Die Seahawks konterten ihrerseits mit einem Wilson, der endlich fit wirkte und mehrere Big Plays auf Baldwin und Graham ablieferte.
- Von der gefürchteten Seahawks-Defense hatte man sich insgesamt mehr erwartet. Das lag einerseits an den guten Bills, aber gerade bei Third Down (12/17) konnte man weder die kurzen Runs noch die Pässe von Taylor stoppen, der oft viel Zeit in der Pocket hatte. Als die Bills im zweiten Viertel endlich punten mussten, war das der erste Punt eines Gegners nach 70 Minuten und 27 Sekunden. Neun Drives in Folge mit Punkten gegen die Seahawks, auch der letzte Drive der Bills hätte beinahe zum Desaster geführt. In der Schlussphase setzte aber besonders der Pass Rush noch einen drauf und kam mehrmals zu Taylor durch. Der erinnerte in seinem Spiel oft an Wilson und ließ die Seahawks so ihre eigene Medizin schmecken.
- Immer wieder hatte es in diesem Jahr Kritik an den Primetime-Games gegeben, die nicht das erhoffte Niveau bieten wollten. Diese Partie gehörte definitiv nicht zu den Enttäuschungen: Big Plays auf beiden Seiten, offensiv wie defensiv, eine Menge Punkte, Highlight-Catches, Drama und Kontroverse - der Zuschauer wurde richtig gut unterhalten.