Bengals ohne Probleme gegen Browns

Von Adrian Franke
06. November 201512:18
Bengals-Tight-End Tyler Eifert stellte mit drei weiteren Touchdowns den Franchise-Rekord eingetty
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Die Cincinnati Bengals (8-0) haben zum Auftakt in die Week 9 die "Battle of Ohio" gegen die Cleveland Browns (2-7) letztlich souverän mit 31:10 gewonnen. Die Browns machten dem Favoriten das Leben zwar zumindest über zwei Viertel schwerer als erwartet, am Ende konnte aber einmal mehr die eigene Defense den Gegner viel zu selten stoppen und leistete sich viele Fehler, während der Offense die Waffen fehlten.

Browns-Quarterback Johnny Manziel (15/33, 168 YDS, TD) hielt Cleveland mit einer starken ersten Hälfte im Spiel und bereitete Cincinnatis Defense anfangs unerwartet große Probleme. Doch die zweite Hälfte gehörte dann komplett den Bengals: Die Hausherren nahmen die richtigen Umstellungen vor, indem sie intensiver auf ihr Running Game setzten und der Pass-Rush erwischte Manziel, auch dank einiger Umstellungen in der Coverage, jetzt häufiger. Clevelands Offense war in der zweiten Hälfte nahezu komplett abgemeldet und hatte nach der Pause bis kurz vor Schluss kein First Down zu verzeichnen.

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Andy Dalton (21/27, 234 YDS, 3 TDs) lieferte eine sehr gute Partie ab und war stets Herr der Lage. Seine drei Touchdown-Pässe zu Tyler Eifert sorgten zudem für die Einstellung eines Rekordes: Eifert steht jetzt bereits bei neun TDs in dieser Saison, die bisherige Saison-Bestmarke für einen Bengals-Tight-End. Darüber hinaus ist Coach Marvin Lewis der erste AFC-North-Coach aller Zeiten, der eine Saison mit acht Siegen startet. Cincinnati hat jetzt eine Art Mini-Bye-Week, in Week 10 warten erst am Montagabend die Houston Texans.

Die Stimmen zum Spiel:

Andy Dalton (Bengals-Quarterback): "Tyler ist einer der besten Tight Ends in der NFL und deshalb funktioniert es gut auf dem Platz. Ich würde sagen, ich selbst spiele gar nicht großartig anders als in den vergangenen Jahren, die Jungs um mich herum liefern tolle Arbeit ab. Wir denken nicht an die vergangenen Jahre. Wir tun jetzt alles dafür, um uns wieder einen Playoff-Platz zu verdienen."

Mohamed Sanu (Bengals-Receiver): "Wir blieben immer ruhig und wussten, was wir machen mussten. 8-0 klingt toll, jetzt bereiten wir uns auf die Texans vor."

Mike Pettine (Head Coach Browns): "Insgesamt hat Johnny einige gute Sachen gemacht. Als wir in der zweiten Hälfte zurückgefallen sind, hat er vielleicht zu häufig Big Plays versucht, anstatt auch kurze, einfache Completions mitzunehmen. Ich würde aber auch nicht sagen, dass wir in der zweiten Hälfte um ihn herum gut genug gespielt haben, um Johnny zu einem guten Spiel zu verhelfen."

Johnny Manziel (Browns-Quarterback): "Ich denke, wir standen uns in der zweiten Hälfte selbst ein bisschen im Weg. In der ersten Hälfte haben wir das Running Game gut hinbekommen, das war ein wichtiger Faktor. In der zweiten Hälfte hatten wir kaum Running Plays. Wir haben einfach nicht genug gemacht und werden nicht nach irgendwelchen Ausreden suchen. Unser Selbstvertrauen wird derzeit auf die Probe gestellt."

Der Spielfilm:

Vor dem Kick-Off: Die Cincinnati Bengals lassen in der AFC North keine Spannung aufkommen, Andy Dalton und Co. gewannen auch in Pittsburgh und dürften den Division-Sieg in dieser Saison frühzeitig perfekt machen. Die Bengals haben kaum Ausfälle, auch Linebacker Vontaze Burfict ist wieder fit - die einzige Schwachstelle bislang: Die Run-Defense, die fünf Yards pro Run-Versuch zulässt. Die Offense dagegen ist eine der vielseitigsten der Liga, und sollte ihre starke Saison auch gegen Cleveland fortsetzen.

Die Browns nämlich haben Verletzungssorgen: Die Defensive Backs Joe Haden, Donte Whitner und Jordan Poyer fallen genauso aus wie die Receiver Brian Hartline und Andrew Hawkins. Vor allem aber muss Quarterback Josh McCown passen - somit steht Johnny Manziel im Fokus. Die Vorzeichen könnten kaum schwieriger sein: Neben den Ausfällen und dem starken Gegner gab es unter der Woche vor der Trade-Deadline große interne Unruhe, weil Left Tackle Joe Thomas und Center Alex Mack angeblich kurz vor einem Wechsel standen.

8.: TOUCHDOWN! Clevelands Offense bleibt zum Start nicht lange auf dem Platz, die Defense dafür umso länger. Die Browns können weder Cincinnatis Running Game, noch das Passing Game stoppen und die Benglas marschieren fast mühelos das Feld runter. Aus neun Yards findet Dalton - wieder einmal - seinen Tight End Tyler Eifert zum Touchdown. Es ist schon Eiferts siebter TD in dieser Saison und das ging viel, viel zu einfach für Cincy. 7:0 Bengals.

26.: Cleveland antwortet mit einem sehr guten Drive, es reicht aber nur zum Field Goal: 7:3. Danach dominieren zunächst beide Defenses, bis die Bengals schließlich doch wieder in die Red Zone kommen. Da vermasseln sie eigentlich ein Fourth Down, eine Strafe gegen die Browns schenkt Cincinnati allerdings ein neues First Down. Das Resultat wenig später: Der nächste Touchdown-Pass zu Eifert, den Cleveland in der Endzone aus den Augen verliert. 14:3 Bengals.

30.: Die Browns geben sich hier allerdings nicht kampflos auf! Manziel dirigiert einen 10-Play-92-Yard-Drive und findet dann Sekunden vor der Pause Duke Johnson in der Endzone! Es ist der längste Drive für die Browns in dieser Saison und so bleibt alles offen. Beeindruckende Vorstellung bislang von Manziel und nur noch 14:10 Bengals.

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39.: Dank eines furchtbaren Punts von Andy Lee starten die Bengals zur Mitte des dritten Viertels tief in der Hälfte der Browns. Running Game und schnelle Pässe über die Mitte funktionieren bis in die Red Zone, wo Clevelands Defense schließlich standhält. Field Goal, 17:10 Bengals.

46.: Jetzt wird Cincinnati auch noch kreativ: Nachdem die Browns im 3. Viertel ohne eigenes First Down blieben, versuchen die Bengals einen Reverse Run und Mohamed Sanu läuft unberührt 25 Yards in die Endzone. Langsam wird die Luft dünn für die Browns, bei denen seit der Pause überhaupt nichts mehr klappt. 24:10 Bengals.

53.: ...und Cincinnati hält den Fuß auf dem Gas. Manziel muss zwei Mal in Folge, ein Mal davon durch einen 3-Men-Pass-Rush (!), den Sack einstecken und die Bengals marschieren sofort wieder. Die Browns haben nichts mehr entgegenzusetzen und WIEDER ist Eifert seinem Gegenspieler in der Red Zone entwischt! 19-Yard-Touchdown, der dritte für Eifert heute. Das dürfte es endgültig gewesen sein - 31:10 Bengals.

56.: Das Spiel ist durch, aber die Browns haben zumindest noch ein kleines Highlight zu bieten: Marlon Moore blockt den Punt in der gegnerischen Hälfte, gut drei Minuten vor dem Ende bekommt Cleveland dann wenig später doch noch sein erstes First Down in der zweiten Hälfte. Auch in vier Versuchen reicht es aber nicht zu einem zweiten Touchdown, es war eine defensive Gala der Bengals im zweiten Durchgang.

Der Star des Spiels: Andy Dalton. Alles in allem schlicht und ergreifend ein fehlerfreies Spiel von Dalton, der, wie sein komplettes Team, in der zweiten Hälfte nochmals eine Schippe drauf packte. Wenn es doch einmal eng wurde, hatte Dalton im Passing Game mit einigen perfekten Pässen Antworten parat und darüber hinaus verteilte er den Ball gut auf seine verschiedenen Receiver. Dalton hat jetzt in vier Spielen in dieser Saison drei Touchdown-Pässe geworfen - in der Vorsaison gelang ihm das nur ein Mal.

Der Flop des Spiels: Clevelands Defense, im Komplettpaket. Die Run-Defense war einmal mehr fast nie existent, gleiches galt für den Pass-Rush. In Kombination damit leistete sich die Secondary Kommunikationsfehler und individuelle Patzer - eine ungesunde Kombination. Nicht wirklich besser: Clevelands Receiving-Corps. Viele einfache Drops machten einer ohnehin wackligen Offense (und damit Manziel) das Leben ungemein schwer.

Das fiel auf:

  • Manziel lieferte eine beachtliche erste Hälfte ab. Er reagierte gut auf den Pass-Rush, verließ die Pocket (nur) wenn er musste und war dabei dann überaus effizient. Mehrere First Downs gingen so direkt auf sein Konto. Außerdem bekam er den Ball schnell weg, Cleveland nutzte dafür immer wieder Screens und kurze Pässe. Auch unter Druck behielt er das Feld im Auge und lief nicht panisch los. Mehrfach war er darüber hinaus in der Shotgun mit weit außen postierten Receivern. So hatte er den nötigen Platz, um notfalls ein paar Yards erlaufen zu können.

  • Wirklich auffällig: Wenn Cincinnati von außen blitzte, musste Manziel in der Pocket bleiben und dann war mehrfach Sand im Passing-Game-Getriebe der Browns - zu häufig war in diesen Situationen kein Receiver frei und Manziel konnte dann die Spielzüge nicht lange genug am Leben erhalten. Warf er außerhalb der Pocket, wie häufig im ersten Durchgang, wurde es meist deutlich gefährlicher.
  • Trotzdem gaben die Bengals Manziel mit 4-Men-Rushes und Druck über die Mitte anfangs immer wieder Zeit und der nutzte das wiederum überraschend effektiv aus. Cincinnati spielte defensiv zunächst zu konservativ, änderte das aber in der Halbzeit unter anderem mit aggressiverer Coverage und prompt war für die Browns-Offense nichts mehr zu holen - unter anderem aber auch deshalb, weil Cleveland aus unerfindlichen Gründen die Rollouts einstellte.
  • Cincinnati konnte sein Running Game über Jeremy Hill (15 ATT, 52 YDS) und Gio Bernard (13 ATT, 72 YDS) von Beginn an problemlos aufziehen. Clevelands Front Seven hatte hier massive Probleme und stoppte die Bengals kaum einmal im Backfield oder an der Line of Scrimmage. Es war fast etwas verwunderlich, dass Cincinnati nicht früher noch mehr aufs Running Game setzte.
  • Die Browns mit ihrer angeschlagenen Secondary bekamen vor allem Bengals-Receiver Marvin Jones gar nicht unter Kontrolle. Jones war in mehreren Situationen schlicht ungedeckt, weil es in der Defense Fehler gab.
  • Viel wurde über Manziels deutlich verbessertes Verständnis der Offense und seine seit Monaten steigende Lernbereitschaft gesprochen. Soweit das von außen nachvollziehbar ist, konnte man das wenigstens teilweise bestätigen: Manziel trug kein Armband mit den Spielzügen und sagte die Plays im Huddle an. Aber: Cleveland setzte auf weniger Dropback-Passing-Spielzüge, als das zuletzt unter McCown der Fall war.

Week 9 im Überblick