Week 1 in der NFL endet traditionell mit dem Monday Night Double-Header: Los geht's in New Orleans, wo die Saints die frisch verstärkten Houston Texans empfangen. Zum Abschluss kommt es dann zum Duell der Oakland Raiders gegen die Denver Broncos mit ihrem neuen Quarterback Joe Flacco. Beide Spiele gibt's in der Nacht auf Dienstag live auf DAZN.
Preview: New Orleans Saints vs. Houston Texans (Di., 1:10 Uhr live auf DAZN)
Jan Dafeld (SPOX): Müsste ich den Coin Toss für die Texans schreiben, würde ich damit beginnen, dass die Saints ihre letzten fünf Saisonauftakt-Spiele allesamt verloren haben. Denn: Sonst spricht in meinen Augen nicht viel mehr gegen New Orleans.
Zuallererst verfügt Houston defensiv nicht über die Mittel, um Alvin Kamara UND Michael Thomas aus dem Spiel zu nehmen. Beide sind wandelnde Mismatches, die die Texans spätestens nach dem Abgang von Tyrann Mathieu im One-on-One nicht verteidigen können. Und selbst wenn es doch irgendwie gelingen sollte (was angesichts des vorhandenen Personals eine brutale Herausforderung wird, sofern man keine anderen Spieler komplett vernachlässigen will), verfügt New Orleans mit Jared Cook, Ted Ginn Jr. und Tre'Quan Smith über gute Alternativen - bessere Alternativen als im Vorjahr.
Die Offensive Line ist derweil auch ohne Center Max Unger gut genug, um das Duell an der Line of Scrimmage zugunsten der Saints zu entscheiden - spätestens seit dem Trade von Jadeveon Clowney. Das Tackle-Duo aus Terron Armstead und Ryan Ramczyk ist ligaweit vielleicht das beste überhaupt, mit Drew Brees steht zudem ein Quarterback dahinter, der jedes erdenkliche Blitz-Paket schon mal gesehen hat. Und: Taysom Hill kann der Offense eine weitere Dimension liefern - sofern es überhaupt nötig sein wird.
Houston Texans: Offensive Line bleibt eine Baustelle
Auf der Gegenseite wird die Offensive Line der Texans nach wie vor eine fette Baustelle sein. Laremy Tunsil ist gut, aber nicht überragend, aber vor allem nimmt er nun mal nur eine der fünf Positionen ein. Alle weiteren Spots sind aller Voraussicht nach immer noch mit klar unterdurchschnittlichen Spielern besetzt. Mit seinem Spielstil macht sich Deshaun Watson, der nach wie vor kein besonders gutes Gefühl für den Pass-Rush hat und den Ball noch zu oft zu lange hält, das Leben zusätzlich schwer. Cameron Jordan, Marcus Davenport und Trey Hendrickson steht ein erfolgreicher Arbeitstag bevor.
In der Secondary wird Marshon Lattimore Deandre Hopkins zwar nicht aus dem Spiel nehmen können, das muss er allerdings auch gar nicht. Als einer der wenigen Cornerbacks der Liga kann er "Nuk" One-on-one verteidigen, ohne stets Gefahr zu laufen, ein Big Play zu kassieren. Der Schlüssel wird hier sein, dass Eli Apple, im Vorjahr nicht immer ein Fels in der Brandung, gegen die Deep Threats Will Fuller sowie Kenny Stills bestehen kann. Die guten Safeties Marcus Williams und Vonn Bell und der starke Pass-Rush dürften seinen Job aber einfacher machen. Zu guter Letzt: Das Running Game der Texans gehörte schon im Vorjahr zu den schwächeren der Liga, Carlos Hyde, der bei seinen letzten drei Teams als entbehrlich eingestuft wurde, wird daran nur wenig ändern.
New Orleans ist Houston sowohl offensiv als auch defensiv überlegen, daran ändert auch der Trade für Tunsil und Stills nichts. Die Saints werden ihre Niederlagenserie zum Start der Saison beenden - und das sogar souverän.
mySPOX-User airjo:
In Houston bestimmten zwei Ereignisse das letzte Wochenende. Beide werden großen Einfluss auf die gesamte Saison und somit auch auf das Spiel gegen die Saints haben. Erstens: Der Tunsil-Trade (oder auch: Warum die Texans gegen die Saints gewinnen). Die Offense um Deshaun Watson wurde letztes Jahr vor allem durch die miese Protection gebremst. Auch wenn es Watson der O-Line durch seine Spielweise nicht immer leicht macht, musste dort Verstärkung her, am dringendsten auf der Position des Left Tackles. Durch die Akquisition von Laremy Tunsil wurde hier Abhilfe geschaffen, wenn auch zu einem sehr hohen Preis.
Durch die Verpflichtungen von Kenny Stills und Duke Johnson wurden zudem Optionen für ein Kurzpassspiel geschaffen, die Watson bisher so nicht hatte und die Offensive Line zusätzlich entlasten sollten. Ich wünsche mir auch, dass Bill O'Brien endlich wieder mehr Pre-Snap-Motions und Fake-Spielzüge einbaut, wie in Watsons kurzer Rookie-Saison. Wenn die Saints-Defense von Beginn an auf diese Plays achten muss, wird die Texans-Offense nur schwer zu stoppen sein. Dann kommt es auf die Defense an.
Houston Texans: Irgendwie Michael Thomas aus dem Spiel nehmen
Und damit kommen wir zu dem Clowney-Trade (oder: Warum die Texans trotzdem gewinnen können). Im Gegensatz zum zuvor genannten Ereignis war der Clowney Trade auf der ganzen Linie einfach nur dämlich. Die Defense wurde geschwächt und es gab nicht mal einen vernünftigen Gegenwert dazu. Kann die Defense denn trotzdem gegen die Saints bestehen?
Ja, unter Umständen. Die da wären:
Defensive Coordinator Romeo Crennel muss es schaffen, auch ohne Clowneys Präsenz Druck auf den QB zu erzeugen. Mit JJ Watt und Whitney Mercilus hat er da das richtige Personal, aber auch geschickt eingesetzte Blitzes durch z.B. Bernadrick McKinney sollten ein probates Mittel sein. Letzte Saison hatte Crennel noch Probleme, alle seine Pass-Rusher in das Scheme einzubauen. Durch Clowneys Abgang sind die Rollen nun eindeutiger verteilt.
Außerdem: Die Texans müssen irgendwie Michael Thomas aus dem Spiel nehmen. Gegen Running Backs im Passing Game waren sie letztes Jahr stark (Platz drei laut Football Outsiders), weshalb Thomas und nicht Kamara für mich die größte Gefahr darstellt. Crennel wird eine gute Kombi aus Jonathan Joseph oder Bradley Roby zusammen mit Safety Justin Reid brauchen, um Thomas' Wirkungskreis bestmöglich einzuschränken.
Wenn das gelingt, sollte die Defense die Saints bei gerade so wenig Punkten halten, dass die Offense das Spiel gewinnen kann. Alles in allem sind das verdammt viele Wenn's - aber hey, wir schreiben hier schließlich einen Coin Toss, also bin ich mal optimistisch.
Preview: Oakland Raiders vs. Denver Broncos (Di., 4:20 Uhr live auf DAZN)
Jan Dafeld (SPOX): Ja, das Duell der Raiders-O-Line mit Kolton Miller, Jordan Devey und Denzelle Good gegen die Broncos-D-Line mit Von Miller, Bradley Chubb und Derek Wolfe geht in neun von zehn Fällen an Denver. Aber: Dieses Duell muss keineswegs entscheidend werden. Jon Gruden und auch Derek Carr sind in der Lage, ein effektives Kurzpassspiel aufzuziehen und so den Pass-Rush weitestgehend aus dem Spiel zu nehmen, das hat die Vergangenheit gezeigt.
Und: Das Personal für eine solche Offense ist mit Hunter Renfrow, Josh Jacobs und Darren Waller auch nach der Entlassung von Antonio Brown vorhanden - in jedem Fall eher als für eine vertikale Offense. Zudem haben die Broncos auf der Linebacker-Position klare Schwächen und auch Vic Fangios Quarters-Defense scheint eher underneath verwundbar zu sein. Gruden wird hier zeigen müssen, dass er seinen Ruf als genialer offensiver Playcaller nicht zu Unrecht hat.
Denver Broncos: Joe Flacco wird die Offense nicht tragen können
Auf der Gegenseite würde ich dem Duell an der Line of Scrimmage aus Broncos-Sicht zudem nicht ganz so enthusiastisch entgegenblicken. Connor McGovern, als Center absolut zentral für das Running-Game von Denvers Offense, ist alles andere als eine sichere Bank. Zudem sah Left Tackle Garrett Bolles in der Preseason überhaupt nicht gut aus. Mit Clelin Ferrell und Jonathan Hankins verfügt Oakland über das Personal, um das Running Game der Broncos nicht zur Entfaltung kommen zu lassen.
Tritt dieser Fall ein, wird es an Joe Flacco liegen, die Broncos-Offense zu Punkten zu führen. Dass das nicht (mehr) unbedingt ein allzu erfolgsversprechender Game-Plan ist, zeigte der 34-Jährige in den Vorjahren bei den Baltimore Ravens zur Genüge. Flacco wirft zu viele Checkdowns, sein Deep Ball erinnert viel zu selten an den aus der Super-Bowl-Saison. Halten die Linebacker der Raiders im Kurzpassspiel (zugegeben, ein dickes Fragezeichen), könnten die guten Safeties Lamarcus Joyner, Jonathan Abram und Karl Joseph mit ein oder zwei Picks nach Hause gehen.
Zusammengefasst: Einer allzu effektiven Broncos-Offense sehe ich skeptisch entgegen, selbst gegen eine mit einigen Fragezeichen versehenen Raiders-Defense. Gelingt es Gruden und Carr auf der Gegenseite, durch ein sicheres Kurzpassspiel und einige gute Runs von First-Round-Pick Josh Jacobs Drives am Leben zu erhalten, ist eine kleine Überraschung für Oakland absolut drin. Die angebliche Ablenkung durch Antonio Brown ist für mich sowieso kein entscheidender Faktor.
mySPOX-User SoEinSatansbraten:
Neuer Coach, neue Assistenten, neuer Quarterback: Neue (und doch alte) Besen kehren gut? Die Denver Broncos gehen die aktuelle Saison mit dem Konzept an, mit dem sie vor gar nicht so langer Zeit Super-Bowl-Champion geworden sind. Eine durchschnittliche Offense soll wie in der Saison 2015 von einer starken Defense zum Erfolg getragen werden.
Ob dieses Projekt erfolgsversprechend oder wie in den letzten beiden Jahren zum Scheitern verurteilt ist, wird sich schon gegen die Chaostruppe aus Oakland zeigen. Bei all dem Medienrummel um den Gegner muss Denver schauen, dass man sich davon nicht einlullen lässt und sich auf die eigenen Stärken besinnt. Das Matchup gegen den Divisionsrivalen spricht auch ungeachtet dessen auf beiden Seiten des Feldes für die Broncos.
In der Offense wird Joe Flacco hinter einer soliden O-Line zeigen, dass er noch das Zeug für NFL-Durchschnitt besitzt. Unter Neu-Offensive-Coordinator Rich Scangerello wird Denvers Angriff wieder unberechenbarer und flexibler agieren. Sowohl Shooting-Star Phillip Lindsay als auch der ebenfalls ins zweite Ligajahr gehende Royce Freeman sind in der Lage, das primär auf Outside-Zone-Running ausgelegte Laufspiel erfolgreich zu gestalten. Gegen eine personell kaum verbesserte Raiders-Defense, die bereits letzte Saison Probleme in der Laufverteidigung hatte, wird es Denver frühzeitig gelingen, hinter "establish the run" einen Haken zu setzen. Dadurch werden Joe Flacco Räume im Passspiel geboten werden, die er mit Bootlegs, Play Action, Rollouts und kurzen Pässen nutzen wird.
Obwohl das Wide-Receiver-Corps hinter dem wieder genesenen Emmanuel Sanders und Sophomore Courtland Sutton nicht tief besetzt ist, sollte die Qualität hier reichen, um das Duell gegen die Defensive Backs der Raiders zu gewinnen. Hier war Oakland letztes Jahr sogar noch schwächer als gegen den Lauf. Auf den Safety-Positionen hat man zwar ehemalige First Rounder (Karl Joseph, Jonathan Abram) im Einsatz, vor Daryl Worley, Gareon Corley und Joyner müssen Denvers Receiver trotzdem keine Angst haben. Der zahme Pass-Rush der Raiders potenziert das Problem um ein Vielfaches. Denvers O-Line sollte keine Probleme haben, Flacco genug Zeit zu verschaffen, um aus einer sauberen Pocket zu agieren.
Raiders vs. Broncos: Der gefährlichste Spieler ist aus dem Rennen
Obwohl Denvers Offense gegen die Defense von Oakland im Vorteil ist, findet sich der Hauptgrund für einen Auswärtssieg auf der anderen Seite des Balls. Die dezimierte (Right Guard Gabe Jackson ist verletzt, Left Guard Richie Incognito suspendiert) O-Line wird gegen das Pass-Rush-Duo Miller/Chubb seine liebe Mühe haben. Carr hat letztes Jahr gezeigt, dass er aus seiner sauberen Pocket zwar souverän spielen kann, bei Druck aber zu einem fehleranfälligen Quarterback verkommt. Gegen Fangios Abwehr muss er den Ball schnell aus den Händen kriegen, ansonsten bahnt sich ein Desaster an.
Einen möglichen Ausweg für Carr, und ein potenzielles Problem für Denver, stellt Tight End Waller dar: Er ist stark, er ist schnell, er kann Bälle fangen. Denvers Defense war in den letzten Jahren stets ein Fantasy-Paradies für gegnerische Tight Ends. Hier wird sich Vic Fangio etwas einfallen müssen.
Der gefährlichste Spieler für die Broncos hat sich selbst aus dem Rennen gebracht: Brown hat mit seinen Eskapaden die Geduld der Mitspieler und Trainer strapaziert. Nur folgerichtig war seine Entlassung. Mit den restlichen Receivern sollten Chris Harris, Bryce Callahan und Kareem Jackson keine nennenswerten Probleme haben.
Insgesamt sprechen einfach zu viele Argumente für Denver. Neben der fehlenden sportlichen Qualität schafft sich Oakland auch abseits des Feldes Probleme. Davon werden die Broncos profitieren.
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