NFL: Cook, Hooker, Johnson: Diese Free Agents könnten Steals werden

Von Adrian Franke
08. März 202110:45
SPOX-Redakteur Adrian Franke blickt auf angehende Free Agents, die unter dem Radar fliegen könnten.getty
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Auch in diesem Jahr wird es in der Free Agency für einige Spieler einen kräftigen Zahltag geben - trotz des schrumpfenden Salary Caps. Doch welche Optionen bieten sich dahinter? Wo könnten Teams mit deutlich weniger Ausgaben einen möglichen Volltreffer landen? SPOX blickt auf einige Free Agents, die unter dem Radar fliegen.

Spieler werden in der Free Agency für mehr Geld verpflichtet als ihr sportlicher Wert nahelegen würde. Das liegt gewissermaßen in der Natur der Sache - solange mehr als ein Team interessiert ist, kann der Preis des verfügbaren Spielers in die Höhe klettern.

Wenn mehrere Franchises sich auf ein Wettbieten einlassen, kann der Preis auch mal alle erwartbaren Dimensionen sprengen. Der Fünfjahresvertag über 70 Millionen Dollar, den Robert Quinn letztes Jahr in Chicago erhielt, könnte in diese Kategorie fallen. Oder der 63-Millionen-Dollar-Deal, welchen Carolina Teddy Bridgewater anbot, weil die Panthers dringend einen neuen Starting-Quarterback brauchten und in Bridgewater die - wenn auch nur vorübergehende - Lösung sahen.

Denkt man diesen Gedanken weiter, dann muss man zumindest in vielen Fällen zu dem Schluss kommen, dass es weniger das Zeugnis eines guten General Managers ist, wenn ein Team einen der besten Free Agents auf dem Markt verpflichtet, sondern eher ein Anzeichen der Bereitschaft, finanziell weiter zu gehen als die Konkurrenz.

Und natürlich spielen weitere Faktoren mit rein, wie die sportliche Situation, das Umfeld, der Trainerstab, womöglich die Stadt selbst. Doch unter dem Strich gilt in der Free Agency: Money talks. Wer einen der dicksten Fische haben will, muss nur tief genug in den Geldbeutel greifen, dann ist man in den meisten Fällen zumindest mal im Rennen.

Die Qualität in der Kaderzusammenstellung in dieser Zeit des Jahres liegt eher darin, die Spieler auszumachen, die nicht jeder auf dem Zettel hat. Spieler, die günstig zu haben sind, aber in einer spezifischen Rolle einen am Preis gemessen deutlich Impact haben können.

Shaq Barrett war vor zwei Jahren das Musterbeispiel dafür. In einer Teilzeit-Rolle in Denver hatte er gute Ansätze gezeigt, konnte sich aber nie länger als Vollzeit-Starter beweisen. Die Buccaneers verpflichteten ihn für den rückblickenden Spottpreis von fünf Millionen Dollar für ein Jahr; in dieser Offseason dürfte er auch finanziell in die Riege der Top-Edge-Rusher aufsteigen.

Nicht ganz so extrem, aber doch bemerkenswert war Nelson Agholor in der vergangenen Saison. In Philadelphia letztlich eine Enttäuschung, unterschrieb er für ein Jahr und 1,047 Millionen Dollar bei den Las Vegas Raiders.

Agholor war dann eine der positiven Überraschungen der vergangenen Saison: Nur Tyreek Hill (8) fing mehr Deep-Receiving-Touchdowns als Agholor (6), der zudem die Regular Season auf Platz 6 in puncto Deep-Receiving-Yards beendete. Er war der Dosenöffner für die Raiders-Offense, die Rolle, für die eigentlich Erstrunden-Pick Henry Ruggs vorgesehen schien.

Welche Spieler könnten das dieses Jahr sein? Wer könnte in einer spezifischen Situation einen echten Unterschied ausmachen, ohne dass ein Team die Geldtransporter vorfahren muss?

NFL Free Agency: Diese Spieler fliegen unter dem Radar

Jared Cook, Tight End, New Orleans Saints

Cook ist eine Art Musterbeispiel für genau diese Liste: ein Free Agent, der keinen übermäßig großen Markt haben dürfte, der eine spezifische Situation braucht, um darin zu glänzen - aber der in der entsprechenden Offense noch eine echte Waffe sein könnte.

Unter Tight Ends mit mindestens 50 Targets belegte Cook in der vergangenen Saison noch immer Platz 11 in puncto Yards pro gelaufener Route, vor Austin Hooper, vor T.J. Hockenson, vor Jonnu Smith, vor Evan Engram, vor Hayden Hurst.

Mit weitem Abstand führte Cook die Tight Ends bei der Target-Tiefe an: Cook wurde im Schnitt 12,4 Yards tief angespielt, kein anderer Tight End mit mindestens 50 Targets hatte eine höhere durchschnittliche Target-Tiefe als 11,9 (Rob Gronkowski). Überhaupt nur vier Tight Ends knackten die Marke von 9,5 Yards durchschnittlicher Target-Tiefe.

All diese Statistiken sollen vor allem einen Punkt unterstreichen: Jared Cook kann noch immer ein dynamischer Tight End im Passing Game sein, der in der Mitte des Feldes glänzt und mit seiner Größe und seinem Speed ein Mismatch für die Linebacker und Safeties dort darstellt.

Ein Blocker wird der 33-Jährige wohl nicht mehr werden, deshalb gilt hier: Augen auf bei der Auswahl. Eine Offense wie die der Bills oder der Panthers, in der der Tight End problemlos die "großer Wide Receiver"-Rolle ausfüllen kann, könnte für Cook ein idealer Spot sein, um kurzfristig nochmals einen Impact zu haben, und das vermutlich für vergleichsweise kleines Geld.

Malik Hooker, Free Safety, Indianapolis Colts

Als Malik Hooker 2017 in den Draft kam, brachte er einen enormen Hype mit sich. Nicht wenige Analysten sahen Hooker damals mindestens auf Augenhöhe mit LSU-Safety Jamal Adams und deutlich vor Budda Baker, Jabrill Peppers und Co.

Und er war auch ein hochspannendes Prospect. Hooker schien endlich der Safety-Typ zu sein, der einer Defense auf ähnliche Art und Weise den Stempel aufdrücken kann wie Earl Thomas: Als tiefer Free Safety, der das vertikale Passspiel gegen jeden Gegner signifikant limitieren kann.

Diesen Vorschusslorbeeren wurde er nie gerecht. Einerseits, weil die Colts ihn letztlich anders einsetzten und bald deutlich mehr mit zwei tiefen Safeties spielten; andererseits allerdings vor allem aufgrund von Verletzungen über Verletzungen. Hüftprobleme, Kreuzbandriss, Meniskusriss und schließlich in der vergangenen Saison ein Ende September erlittener Achillessehnenriss.

Kombiniert man all diese Dinge, ergibt sich das Bild eines Spielers, der für einen sehr günstigen Prove-It-Deal zu haben sein sollte - und der in der richtigen Defense, sofern er fit bleibt, vielleicht im zweiten Versuch seine NFL-Karriere in Schwung bringen könnte.

Ein Team, das Sinn ergeben könnte? Die Las Vegas Raiders. Die Raiders haben Gus Bradley als neuen Defensive Coordinator verpflichtet, der noch immer klar in der einstigen Seahawks-Defense verwurzelt ist - und Safety, insbesondere Free Safety, ist ein ernsthaftes Problem in diesem Kader. Hooker für ein Jahr zu holen könnte sich hier als Win-Win-Situation entpuppen.

Keelan Cole, Slot Receiver, Jacksonville Jaguars

Der einstige Undrafted Free Agent spielte bereits in der vergangenen Saison unter dem Second-Round-Tender in Jacksonville, wo er schließlich endgültig den Sprung zu einem der verlässlicheren Slot-Receiver der Liga schaffte - trotz einer schwierigen Quarterback-Situation. 83 Targets, 55 Catches, fünf Touchdowns bedeuteten jeweils Karriere-Höchstwerte.

Cole bringt Größe mit in den Slot, kann aber auch Separation kreieren und Routes laufen - Underneath, allerdings auch vertikal: Kein anderer Spieler, der mindestens 65 Prozent seiner Snaps im Slot absolviert hat, hatte eine höhere durchschnittliche Target-Tiefe als Cole (11,5 Yards Average Depth of Target).

Cole könnte die ideale Lösung für ein Team sein, das eine günstige Nummer 3 für den Slot sucht, um einen Need weniger vor dem Draft zu haben. Tennessee wäre so ein Kandidat, Miami potenziell, oder auch die Green Bay Packers.

Aldon Smith, Edge, Dallas Cowboys

Insgesamt vier Jahre lang war Aldon Smith raus aus der NFL - ehe er dann in der vergangenen Saison eine triumphale Rückkehr feierte.

Sein Comeback ging im Zuge der Alex-Smith-Geschichte vielleicht ein wenig unter, doch Aldon Smith scheint seine Probleme abseits des Platzes überwunden zu haben und ist im Alter von mittlerweile 31 Jahren nochmal in der Lage, sein enormes Potenzial auch aufs Feld zu bringen.

Die Sack-Zahlen spiegelten das in der vergangenen Saison noch nicht wider, doch setzte Smith gegnerische Quarterbacks laut PFF insgesamt 50-mal unter Druck. Jason Pierre-Paul oder Kansas Citys Frank Clark landeten mit jeweils mehr Pass-Rush-Snaps darunter. Die Athletik mag nicht mehr ganz auf dem Level von vor vier Jahren sein, aber Smith kann immer noch ein sehr produktiver Pass-Rusher sein, das hat er in diesem Jahr gezeigt. Mindestens als High-End-Nummer-2.

Vielleicht steht er zu Unrecht in dieser Liste, vielleicht wird ein Team Smith vertrauen und ihm einen gut dotierten Dreijahresvertrag vorlegen. Wahrscheinlicher dürfte jedoch ein Szenario sein, in dem ein Team ihn für zwei Jahre verpflichtet, mit einem soliden Gehalt im ersten Jahr, um dann einige Leistungsbezogene-Bonuszahlungen einzubauen.

Duke Johnson, Running Back, Houston Texans

In vier Jahren in Cleveland hatte Duke Johnson nur einmal weniger als neun Yards pro Catch und nur einmal weniger als 500 Receiving-Yards, er kreierte in jeder Saison durch die Luft mindestens 23 First Downs. In zwei Jahren in Houston knackte er keine dieser jeweiligen Marken. 2019 stellten die Texans ihn noch bei knapp über 20 Prozent seiner Snaps im Slot oder Outside auf, die Zahl fiel auf unter 17 Prozent in der vergangenen Saison.

Johnson ist einer der wenigen Running Backs, der den Ball laufen, aber tatsächlich auch wie ein Slot-Receiver eingesetzt werden kann. Seit seiner zweiten NFL-Saison hatte er nie eine durchschnittliche Target-Tiefe von weniger als 1,8 Yards, zum Vergleich: In der vergangenen Saison hatten ganze acht der 37 Running Backs mit mindestens 30 Targets eine durchschnittliche Target-Tiefe von mehr als 1,5 Yards.

Die ideale Rolle für Johnson wäre als Komplementär-Back neben einem primären Runner. Vielleicht in Tennessee neben Derrick Henry, oder in Tampa Bay neben Ronald Jones - sollten die Bucs für diese Rolle nicht James White, der ebenfalls Free Agent wird, verpflichten.

Romeo Okwara, Edge, Detroit Lions

Es gab in der vergangenen Saison sechs Edge-Rusher, die laut PFF über 60 Quarterback-Pressures sammelten. Nur zwei davon schafften das in weniger als 430 Pass-Rush-Snaps: Joey Bosa - und Romeo Okwara.

Die Detroit Lions hatten in vielerlei Hinsicht die schlechteste Defense der vergangenen Saison; nach zugelassenen Expected Points Added pro Play war kein Team ansatzweise so schlecht wie die Lions. Okwara war darin der große Lichtblick, und vielleicht sorgt das auch dafür, dass er in der Free Agency etwas unter dem Radar fliegt.

Doch der einstige Undrafted Free Agent ist erst 25 Jahre alt und hat sich über die letzten drei Jahre als Pass-Rusher von Jahr zu Jahr verbessert, mit dem großen Sprung dann im Laufe der vergangenen Saison. Okwara könnte - erst recht in einer besseren Defense - den Sprung zu einer konstanten High-End-Nummer-2 machen und so einen Pass-Rush und eine Defense auf ein anderes Level heben.

Tevin Coleman, Running Back, San Francisco 49ers

Verletzungen prägten Colemans Zeit bei den San Francisco 49ers - wenn er fit ist, ist der 27-Jährige noch immer ein unheimlich explosiver Back, der gerade in den Outside Zone Offenses, die die Liga mehr und mehr prägen, eine echte Alternative darstellen würde.

In Colemans erster Saison bei den 49ers 2019 war seine Explosivität zu sehen. Er verzeichnete bei 170 Runs neun Runs über mindestens 15 Yards, 21 verpasste Tackles kreierte er als Runner. Diese Explosivität mit seinen Reads in einer Zone-lastigen Offense könnte ihn zu einem kurzfristigen Schnäppchen machen.

Coleman zu verpflichten und dann mit einem Tag-3-Rookie zu ergänzen, könnte ein sehr ressourcenbedachter Weg sein, sein Backfield zu bestücken.

Damiere Byrd, Wide Receiver, New England Patriots

Kam als Speedster und Deep Threat nach New England, nachdem er eine ähnliche Rolle 2019 bei den Arizona Cardinals innehatte - und letztlich entwickelte er sich auch notgedrungen zur Nummer 2 in der Patriots-Offense, hinter Jakobi Meyers.

Byrd verbrachte dabei über 90 Prozent seiner Snaps Outside, wo er Speed in die Offense brachte, 12,9 Yards pro Catch verzeichnete und dabei auch Passfenster kreierte. Seine durchschnittliche Separation laut Next Gen Stats (gemessen wird der Abstand zum nächsten Verteidiger, wenn der Ball ankommt) betrug drei Yards, und damit war er auf Augenhöhe mit Spielern wie Will Fuller (3), Stefon Diggs (3), Calvin Ridley (2,9), Mike Evans (2,8) oder auch Robby Anderson (2,9).

Der 28-Jährige kann einerseits Speed in die Offense bringen, aber auch bei Slants und bei Comeback-Routes offene Passfenster kreieren.

Er könnte für ein Team wie Cincinnati, das den X-Receiver mit Tee Higgins und den Slot mit Tyler Boyd besetzt hat, mehr Explosivität aber dringend benötigen könnte, eine günstige Lösung vor dem Draft darstellen. Cleveland in der gleichen Division wäre ebenfalls denkbar.