NFL - Division Previews AFC West: Broncos, Chiefs, Raiders und Chargers im Überblick

Keine Division hat im Frühjahr mehr aufgerüstet als die AFC West, was zu einem hart umkämpften Rennen um die Spitze führen wird. Bleiben die Chiefs trotz Umbruch an der Spitze? Gelingt es den Chargers, ihre größte Stärke noch besser zur Geltung zu bringen? Und wie schnell kommt Russell Wilson in Denver in Schwung?

NFL-Preview: Denver Broncos

• Bilanz 2021: 7-10
• Die wichtigsten Zugänge: QB Russell Wilson, OT Billy Turner, WR Montrell Washington, EDGE Randy Gregory, EDGE Nik Bonitto, CB K'Waun Williams, TE Greg Dulcich
• Die wichtigsten Abgänge: WR DaeSean Hamilton, OT Cameron Fleming, QB Drew Lock, TE Noah Fant, QB Teddy Bridgewater, CB Kyle Fuller, EDGE Malik Reed

Denver Broncos - Darum wird die Saison ein Erfolg

Seit ein paar Jahren bereits verfügen die Broncos über einen mehr als vorzeigbaren Kader. Einzig die Quarterback-Position ließ stets zu wünschen übrig. Durch die Ankunft von Russell Wilson soll sich dies nun endlich grundlegend ändern.

Wilson ist in der Theorie so etwas wie das letzte fehlende Puzzleteil für Denver, um wieder oben anzugreifen. Und mit Wilson kam auch ein neuer Coaching Staff um Offensivmann Nathaniel Hackett, der zuletzt bei den Packers keinen allzu schlechten Job gemacht hatte.

Defensiv wiederum sollte das gute Gerüst weiter stehen, zudem kam mit Ejiro Evero ein neuer Defensive Coordinator, dessen Scheme dem von Ex-Broncos-Head-Coach Vic Fangio durchaus ähnelt. Die Eingewöhnungszeit wird also eher kurz sein.

Wenn die Offense mit Wilson ihre PS auf die Straße bringen kann, während sich die Defense stabiler im Pass-Rush präsentiert, sollte es eine erfolgreiche Saison für die Broncos werden.

Denver Broncos - Darum wird die Saison ein Misserfolg

Wie viel hat Wilson noch im Tank und wie schnell funken er und Hackett auf einer Wellenlänge? Das sind wohl die zentralen Fragen rund um die Broncos in den kommenden Wochen und Monaten. Wilson spielte 2021 die schlechteste Saison seiner Karriere, wenn man nach Total QBR (54,7) geht - es war überhaupt erst seine zweite Sub-60-Saison in dieser Betrachtung.

Das lag natürlich auch an den Seahawks und dem dortigen überschaubaren Scheme sowie an der Tatsache, dass Wilson längere Zeit mit einer Handverletzung ausfiel und später wohl zu früh wieder spielte. Doch unter dem Strich müssen die Broncos hoffen, dass sie eine bessere Version von Wilson bekommen.

Zudem bleibt ein schon länger vorhandenes Problem: Verletzungen. Schon vor der Saison ist sicher, dass Wide Receiver Tim Patrick mit einem Kreuzbandriss ausfällt. Er ist einer der Säulen dieser Offense und sein Ausfall erzwingt nun mehr als eine Umstellung - Jerry Jeudy muss wohl den Slot räumen und KJ Hamler die beste Saison seiner noch jungen Karriere spielen, um das aufzufangen.

Denver Broncos - Der Schlüsselspieler: Jerry Jeudy

Stichwort Jeudy! Auch wenn er nicht im Slot spielt, wird er womöglich eine Schlüsselrolle in dieser Offense einnehmen müssen. Das Scheme soll ein Mix aus Hacketts Ideen und dem sein, was Wilson in Seattle so stark gemacht hat. Und in diesem Mix könnte Jeudy den so wichtigen Z-Receiver geben, der die mittleren Pässe über die Mitte fängt und gelegentlich auch mal vertikale Routes läuft. Er muss eben der Haupt-Playmaker dieser Offense sein mit Courtland Sutton als klassischem X-Receiver. Jeudy muss gewissermaßen die Lockett-Rolle in Denver einnahmen.

Denver Broncos - Season-Prognose 2022

Prognosen in dieser Division sind generell schwierig, denn alle vier Teams haben im großen Stile aufgerüstet und so sind im Grunde alle theoretisch fähig, oben anzugreifen und die West zu gewinnen. Was für die Broncos spricht, ist, dass sie in der Vergangenheit relativ nah dran waren, aber eben immer der eigene Quarterback im Weg stand. Das sollte nun behoben sein. Unterm Strich glaube ich aber zumindest nicht an Platz 1, weil andere da wohl besser sind. Eine Wildcard könnte aber drin sein.

NFL-Preview: Kansas City Chiefs

• Bilanz 2021: 12-5
• Die wichtigsten Zugänge: WR JuJu Smith-Schuster, WR Marquez Valdes-Scantling, WR Skyy Moore, RB Isiah Pacheco, RB Ronaldo Jones, CB Trent McDuffie, S Justin Reid, EDGE George Karlaftis, EDGE Carlos Dunlap
• Die wichtigsten Abgänge: WR Tyreek Hill, WR Demarcus Robinson, WR Byron Pringle, S Tyrann Mathieu, EDGE Melvin Ingram, CB Charvarius Ward, DT Jarran Reed, WR Josh Gordon

Kansas City Chiefs - Darum wird die Saison ein Erfolg

Die Preseason mag nicht aussagekräftig sein, doch zeigten die Chiefs dort eben, wie der neue Weg ohne Tyreek Hill aussehen kann. Es muss mehr über kurze Pässe und Geduld gehen. Doch Patrick Mahomes ist dazu in jedem Fall in der Lage, wie er bereits im späteren Teil der Vorsaison gezeigt hat.

Wie sich das Receiving Corps letztlich genau präsentieren wird, sehen wir frühestens in Woche 1 konkret, aber es spricht vieles dafür, dass Smith-Schuster der neue Go-To-Receiver sein wird, der die Nummer 2 in der Hackordnung hinter Travis Kelce geben wird. MVS wiederum ist der Deep Threat, so es denn doch mal explosiv werden soll.

Positiv ist auch, dass die Offensive Line zusammengeblieben ist, was für Stabilität spricht. Hinzu kommt, dass defensiv gerade in Sachen Pass-Rush gut nachgerüstet wurde nach behäbigem Start ins Vorjahr.

Kansas City Chiefs - Darum wird die Saison ein Misserfolg

Natürlich muss man diese neue Offense erst unter Wettbewerbsbedingungen sehen, um sie abschließend zu bewerten. Doch ist es anzunehmen, dass Mahomes und Andy Reid die Offense schon ins Laufen kriegen werden.

Weitaus fragwürdiger kommt da schon die Defense und speziell die Secondary daher. Mathieus Abgang wiegt schwer und Justin Reid ist ein Downgrade im Vergleich zum Honey Badger. Zudem sind da neben ihm nun sehr viele junge Leue, die sich teils erst an den NFL-Speed gewöhnen müssen - die aber früh tragende Rollen innehaben werden.

Gerade zu Beginn könnte die Defense damit zur Schwachstelle werden, und falls dann die Offense nicht direkt wieder die Feuerkraft hat, um Shootouts zu gewinnen, könnte ein etwas holpriger Start drohen.

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Kansas City Chiefs - Der Schlüsselspieler: JuJu Smith-Schuster

Die Chiefs haben ihren besten und gefährlichsten Playmaker verloren. Damit werden sich Defenses wohl vor allem auf Kelce konzentrieren, der Mahomes' beste Anspielstation ist. Mit ihm unter besonderer Beobachtung ist es an Smith-Schuster, gerade bei kurzen und mittellangen Pässen eine zweite zusätzliche Waffe - auch nach dem Catch - zu werden, um die Ketten zu bewegen. Macht er seine Sache ähnlich gut wie einst in Pittsburgh, dann wird diese Offense funktionieren.

Kansas City Chiefs - Season-Prognose 2022

Schlechter als Rang 2 werden die Chiefs am Ende nicht dastehen. Durchaus denkbar ist sogar trotz des Umbruchs der erneute Gewinn der Division, doch erwarte ich ein hartes Rennen, speziell mit den Chargers um die Krone im Westen.

NFL-Preview: Las Vegas Raiders

• Bilanz 2021: 10-7
• Die wichtigsten Zugänge: WR Davante Adams, WR Mack Hollins, RB Zamir White, RB Brandon Bolden, OG Dylan Parham, QB Jarrett Stidham, FB Jakob Johnson, EDGE Chandler Jones, DT Bilal Nichols, CB Rock Ya-Sin
• Die wichtigsten Abgänge: EDGE Yannick Ngakoue, WR DeSean Jackson, CB Brandon Facyson, QB Marcus Mariota, LB Cory Littleton, RB Kenyan Drake, WR Jay Zones, OT Alex Leatherwood

Las Vegas Raiders - Darum wird die Saison ein Erfolg

Josh McDaniels bringt neue Struktur in die Offense und mit Davante Adams holten die Raiders den wohl besten Wide Receiver der NFL in die Stadt der Sünde. Zudem wurde das Backfield nach den Vorstellungen McDaniels' umgekrempelt und dürfte bereit sein, für einen vielschichtigen offensiven Ansatz, der Derek Carr strukturell wohl die besten Umstände seiner Karriere bieten wird.

Und defensiv gelang es, den Pass-Rush mit Chandler Jones nochmal massiv zu verstärken. Gegner werden es sich nun zweimal überlegen, Maxx Crosby mit einem Double-Team zu begegnen.

Die Raiders haben also allen Grund, optimistisch in die Saison zu gehen, nachdem se bereits im Vorjahr trotz aller Nebengeräusche die Playoffs erreichten. Die Feuerkraft in der Spitze ist auf beiden Seiten des Balls da.

Las Vegas Raiders - Darum wird die Saison ein Misserfolg

Das Haar in der Suppe ist allerdings auch nicht schwer zu finden. Die Offensive Line war im Vorjahr schon schlecht und dürfte in diesem Jahr wohl nochmal schlechter sein. General Manager Dave Ziegler ist zwar schon dabei, Grudens Altlasten abzubauen, aber es wird wohl mindestens noch eine Offseason brauchen, um den Prozess zufriedenstellend abzuschließen.

Darüber hinaus muss die Frage erlaubt sein, ob offensiv genug Tiefe vorhanden ist. Adams, Hunter Renfrow und Tight End Darren Weller stechen heraus. Aber was passiert, wenn sich der eine oder andere in diesem Trio verletzt? Kann man das auffangen? Und: Wie gut kommt Carr mit dem doch recht komplizierten Scheme von McDaniels klar?

Stichwort Carr: Obwohl ihn alle lobten, war er im Vorjahr bei genauerer Betrachtung gar nicht mal so gut. Sein Total QBR von 52,4 sieht ihn gerade mal auf Rang 14 der Liga, mit 915 DYAR liegt er immerhin auf Rang 8, nach DVOA (9,5 Prozent) auf Rang 11. Will sagen: Er war solide, mehr nicht.

Las Vegas Raiders - Der Schlüsselspieler: Hunter Renfrow

Jeder Gegner wird sich auf Adams und dann auf Waller konzentrieren, schließlich sind beide gefährliche Waffen in dieser Liga. Renfrow ist zwar auch bekannt und spielte gerade die beste Saison seiner Karriere. Doch steht er in puncto Strahlkraft noch hinter den Genannten. Allerdings spielt er im Slot, und wer die Patriots-Offenses des letzten Jahrzehnts verfolgt hat, weiß, wie wichtig der Slot-Receiver darin ist. Renfrow könnte im neuen Scheme nochmal einen gewaltigen Sprung machen und damit vieles erleichtern.

Las Vegas Raiders - Season-Prognose 2022

Die Raiders sind recht top-heavy aufgestellt und haben das Problem, die schwächste O-Line dieser ultrakompetitiven Division zu stellen. Unterm Strich dürfte das gegen die starken defensiven Fronten der Konkurrenz zum Problem werden. Daher traue ich ihnen bestenfalls Rang 2, im Worst Case aber auch Rang 4 zu.

NFL-Preview: Los Angeles Chargers

• Bilanz 2021: 9-8
• Die wichtigsten Zugänge: EDGE Khalil Mack, CB J.C. Jackson, OG Zion Johnson, TE Gerald Everett, RB Isaiah Spiller, RB Sony Michel, DT Sebastian Joseph-Day, DL Morgan Fox, DT Austin Johnson, CB Bryce Callahan, S JT Woods
• Die wichtigsten Abgänge: OT Bryan Bulaga, DL Christian Covington, CB Chris Harris, TE Jared Cook, LB Uchenna Nwosu

Los Angeles Chargers - Darum wird die Saison ein Erfolg

Nach ihrer besten Saison seit 2018 investierten die Chargers vor allem in die Defense, um die offensichtlichen Löcher an der Front zu stopfen, sowie die Secondary nach den Wünschen von Brandon Staley aufzurichten.

Beides dürfte gelungen sein. Die Run Defense wird mit Sebastian Joseph-Day stabiler, während in der Secondary nun Variabilität Trumpf ist. Staley kann nun seine gern gesehenen 3-Safety-Looks auspacken, aber genauso gut auf einen Nickel-Cornerback umstellen. Zudem bekam er mit J.C. Jackson einen echten Nummer-1-Corner an die Hand, der die Nebenleute merklich entlasten wird.

Als Sahnehäubchen wurde dann auch noch Edge-Rusher Khalil Mack aus Chicago geholt. Er wird ein kongenialer Partner für Joey Bosa sein, der sich dadurch wohl noch besser entfalten kann an der Front.

Offensiv wiederum würde mit Zion Johnson an der Protection von Justin Herbert geschraubt, während Deep Threat Mike Williams gehalten wurde.

Los Angeles Chargers - Darum wird die Saison ein Misserfolg

Offen geblieben ist hingegen die Baustelle Right Tackle. Trey Pipkins hat Storm Norton überholt, doch sind beide nicht unbedingt verlässliche Größen in einer Line, die einen der besten jungen Quarterbacks der Liga beschützen soll.

Stichwort Herbert: Offensive Coordinator Joe Lombardi gelang es bislang nicht, Herberts enormes Armtalent vollends auszuschöpfen. Er wirft Deep Balls, aber nicht in der Frequenz, die man sich wünschen würde. Es geht zu viel über kurze Pässe - auch auf die Running Backs -, was aber nicht das Hauptmittel sein kann für eine auf dem Papier explosive Offense.

Hier herrscht der größte Nachholbedarf, Lombardi zeigte aber bislang nicht die Bereitschaft, da anzusetzen.

Los Angeles Chargers - Der Schlüsselspieler: Trey Pipkins III

Der Right Tackle ist das schwächste Glied dieser ansonsten guten Offensive Line. Gerade die gewünschten Deep Shots dürften leichter zu kreieren sein, wenn Herbert genügend Zeit dafür bekäme. Pipkins wird hier im Mittelpunkt stehen. Oder Norton, sollte der doch wieder zum Starter werden irgendwann.

Los Angeles Chargers - Season-Prognose 2022

Die Chargers haben kräftig aufgerüstet und scheinen der gefährlichste Herausforderer der Chiefs zu werden. Es wird ein enges Rennen, doch letztlich werden Kleinigkeit darüber entscheiden, wer sich die Krone im Westen aufsetzt. Die Chargers werden mindestens Zweiter.