In wenigen Tagen beginnt die neue NFL-Saison und die Green Bay Packers vertrauen darauf, dass ihr Weg weiter der richtige ist. Die Konkurrenz aus Minnesota und Detroit hingegen schlief nicht und rüstete kräftig auf. Die Chicago Bears wiederum versuchen, einen Problemfall mit einem anderen zu lösen. Die SPOX-Preview zur NFC North.
NFL-Preview: Chicago Bears
- Bilanz: 8-8
- Die wichtigsten Zugänge: QB Nick Foles, TE Jimmy Graham, EDGE Robert Quinn, EDGE, Barkevious Mingo, OL Germain Ifedi, WR Ted Ginn, S Tashaun Gipson, TE Cole Kmet, CB Jaylon Johnson
- Die wichtigsten Abgänge: LB Leonard Floyd, TE Trey Burton, LB Nick Kwiatkowski, QB Chase Daniel, S Ha Ha Clinton-Dix
Chicago Bears - Darum wird die Saison ein Erfolg
Bei den Bears ist seit längerem das Motto: Die Defense muss die Offense tragen. In diesem Jahr legte man daher den Fokus darauf, die Offense besser zu machen. Ein Ansatz war es, die Tight-End-Position aufzustocken. Dazu kamen Free Agent Jimmy Graham und Rookie Cole Kmet, die vermutlich beide starten und damit 12-Personnel zum Standard-Paket machen dürften in Chicago.
Das wiederum nimmt den Druck vom Receiving Corps, das hinter Star Allen Robinson weiterhin eher dünn aufgestellt ist. Mit Neuzugang Ted Ginn Jr. allerdings wäre zumindest einer da, der nach dem Catch mit dem Ball in der Hand Schaden anrichten und Defenses vertikal bedrohen könnte, was im Vorjahr auch ein wenig fehlte. Kann Anthony Miller daneben ein Breakout-Jahr hinlegen?
Die Hoffnungen liegen allerdings vor allem auf dem Quarterback - Nick Foles oder Mitchell Trubisky. Letzterer erlebte im dritten Jahr in der NFL einen Rückschritt und muss nun zeigen, dass es besser geht - oder aber Foles stellt das erhoffte Upgrade dar.
Defensiv wurde der Pass Rush verbessert. Khalil Mack bekommt mit Robert Quinn nun einen qualitativ hochwertigen Nebenmann an der Front. Die Defense sollte erneut gut sein, damit die Saison ein Erfolg werden kann, muss die Offense zumindest konstantes Mittelmaß erreichen.
Chicago Bears - Darum wird die Saison ein Misserfolg
Auf Twitter hat jemand treffend formuliert: "Das Problem im Zweikampf Foles gegen Trubisky ist, dass der Sieger Foles oder Trubisky ist." Und da ist was dran!
Beide Quarterbacks sorgen nicht gerade für Angstzustände beim Gegner. Beide zeigten sie in ihren jeweiligen Karrieren phasenweise gute Leistungen, obgleich Foles' Highlights eine andere Qualität hatten als die von Trubisky. Doch letztlich sind beide keine Top-Quarterbacks, wodurch eine signifikante Verbesserung zur Vorsaison nur schwer vorstellbar ist.
Zudem stellt sich die Frage, warum genau Graham verpflichtet wurde. Seine besten Tage hat er lange hinter sich und anstatt so viel Geld (16 Millionen Dollar über zwei Jahre) in ihn zu investieren, hätte wohl auch Kmet im Draft gereicht, zumal noch zahlreiche andere Tight Ends im Kader stehen.
Chicago Bears - Der Schlüsselspieler: Robert Quinn
Angesichts der unsicheren Situation in der Offense dank der QB-Problematik muss es die Defense erneut richten. Es ist anzunehmen, dass Mack sein Top-Niveau noch länger halten wird. Doch er allein war schon im Vorjahr nicht genug, um Gegner empfindlich zu stören. Quinn, der im Vorjahr seine beste Saison seit 2014 (11,5 Sacks, 35 Pressures) gespielt hat, muss ihn entlasten und so die Defense unberechenbarer machen. Nur so kann diese Unit zu einem echten Faktor, einer echten Hilfe für die Offense werden.
Chicago Bears - Season-Prognose 2020
Die NFL ist eine Quarterback-Liga und wenn man keinen Top-QB hat, wird es schwierig. Dieses Bild ergibt sich bei den Bears. Sicherlich werden achtbare Erfolge drin sein, aber insgesamt geht man in der Division mit dem schlechtesten Quarterback an den Start. Prognose: Rang 4 in der Division.
NFL-Preview: Detroit Lions
- Bilanz: 3-12
- Die wichtigsten Zugänge: OT Halapoulivaati Vaitai, LB Jamie Collins, DT Danny Shelton, CB Desmond Trufant, S Duron Harmon, CB Jeff Okudah, RB D'Andre Smith, OG Jonah Jackson, EDGE Julian Okwara, RB Adrian Peterson
- Die wichtigsten Abgänge: CB Darius Slay, OT Ricky Wagner, DT A'Shawn Robinson, DL Mike Daniels, DT Darius Kilgo, OG Graham Glasgow, S Tavon Wilson
Detroit Lions - Darum wird die Saison ein Erfolg
Matthew Stafford ist zurück und damit auch der Hauptgrund für möglichen Erfolg in Detroit. Im Vorjahr verpasste er die zweite Saisonhälfte komplett mit einer Verletzung. Bezeichnender Weise gewannen die Lions ohne Stafford kein Spiel.
Die Lions besserten in der Offensive vor allem in der O-Line nach und ersetzten Wagner durch Vaitai, was durchaus als Upgrade zu sehen ist. Zudem könnte Rookie-Receiver Quintez Cephus eine gute Ergänzung zu Kenny Golladay, Marvin Jones und Danny Amendola im Passspiel werden. Das gilt auch für Rookie-Running-Back Swift aus dem Backfield.
Defensiv hat Head Coach Matt Patricia erneut seine Kontakte nach New England spielen lassen und mit Collins, Shelton und Harmon drei weitere Starter von seinem Ex-Klub geholt. Ebenfalls großen Einfluss haben könnten die neuen Cornerbacks Trufant und Erstrundenpick Okudah, die das Niveau des Vorjahres im Verbund klar erhöhen und Patricia mehr Möglichkeiten, "seine" Defense zu spielen, geben sollten.
Detroit Lions - Darum wird die Saison ein Misserfolg
Durch die zahlreichen Veränderungen im Kader stellt sich die Frage, ob das alles auch so zusammenpassen wird. Während die Offense nur punktuell verstärkt wurde, kommt die Defense mit bis zu fünf neuen Startern daher.
Dass diese Truppe im Vorjahr nach Staffords Verletzung im Grunde die Flinte ins Korn warf, spricht auch nicht unbedingt für die Führungsstärke von Patricia, der in sein drittes Jahr geht und bislang ganze neun Spiele gewann.
Mit den Investitionen dieses Frühjahrs steht auch er schon unter Druck und braucht schnell gute Ergebnisse. Andernfalls wird die Unruhe früh groß.
Detroit Lions - Der Schlüsselspieler: Jeff Okudah
Der dritte Pick insgesamt im NFL Draft - so hoch werden Cornerbacks in aller Regel nicht gezogen - ist der Schlüssel zu dieser Defense. Patricia hat vieles unternommen, um seine Defense aus New England zu importieren. Das sieht man an den zahlreichen Ex-Patriots im Team. Der Schlüssel zu dieser Defense ist jedoch Press Coverage, wozu man Man-Cover-Spezialisten braucht. Okudah kann so einer sein. Wenn es ihm gelingt, schon früh ein echter Shutdown-Corner zu werden, würde dies der gesamten Defense helfen, zumal die Front nicht unbedingt mit reinen Pass-Rushern gesegnet ist - Blitzes könnten da helfen. Für solche braucht es gute Coverage!
Detroit Lions - Season-Prognose 2020
Die Lions haben sich eine gute Basis aufgebaut. Die Defense könnte zur Stärke des Teams werden, während die Offense wie üblich mit Stafford steht und fällt. Im Vergleich zum Vorjahr steht das Team nun besser da. Gelingen auch die Ergebnisse, schnuppert man vielleicht sogar an einer Wildcard. Prognose: Platz 3 in der Division.
NFL-Preview: Green Bay Packers
- Bilanz: 13-3
- Die wichtigsten Zugänge: LB Christian Kirksey, OT Ricky Wagner, QB Jordan Love, RB A.J. Dillon, FB Josiah Deguara
- Die wichtigsten Abgänge: TE Jimmy Graham, OT Bryan Bulaga, FB Danny Vitale, LB Blake Martinez, CB Tramon Williams, WR Geronimo Allison
Green Bay Packers - Darum wird die Saison ein Erfolg
Auf dem Papier waren die Packers eines der besten Teams der NFC in der Vorsaison. Der Großteil des Kaders 2019 ist immer noch vorhanden, verbessert wurde nur punktuell.
Geht man nun davon aus, dass Verbesserungen auch gar nicht nötig waren, dann lässt sich konstatieren, dass der Fokus eher darauf lag, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen und voranzutreiben. Entsprechend wurde ins Laufspiel investiert - im Draft kamen ein neuer Running Back (Dillon) und ein neuer Fullback (Deguara). Zudem wurde der Abgang von Bulaga durch Wagner direkt ersetzt.
Gleiches gilt defensiv für die Lücke, die Blake Martinez hinterließ. Hier wurde Kirksey geholt. Zudem setzt man in der Secondary nun voll auf die Jugend, wodurch Cornerback Williams entbehrlich wurde.
Das individuelle Vorjahresniveau wurde auf dem Papier somit also sicherlich mindestens gehalten.
Green Bay Packers - Darum wird die Saison ein Misserfolg
Die Packers haben sehr viele enge Spiele hingelegt und hatten sehr viel Glück, dass die größtenteils zu ihren Gunsten ausgingen. Die Wahrheit ist, dass sie am Ende bei 13-3 standen. Doch hätte es auch ganz leicht 10-6 stehen können. So zu tun als ob 13-3 die logische Konsequenz aus der gezeigten Leistung war, wäre fahrlässig. Doch im Prinzip suggerieren die Offseason-Moves des Teams eben diese Haltung.
Dass keine neuen Receiver im Draft oder der Free Agency kamen, ist problematisch, da hinter Davante Adams das Niveau weiter überschaubar ist. Eine klare Hierarchie ist nicht zu sehen. Überdies bleibt der angekündigte noch größere Fokus aufs Laufspiel von Head Coach Matt LaFleur eine nicht mehr zeitgemäße Herangehensweise, die dem Erfolg abträglich sein und überdies Quarterback Aaron Rodgers unnötig verärgern könnte. Kommt es zum Schritt zurück, sind diese Probleme hausgemacht.
Green Bay Packers - Der Schlüsselspieler: Der Nummer-2-Receiver
Normalerweise wird an dieser Stelle ein Name genannt, doch streng genommen müsste hier "Player to be named later" stehen. Wer auch immer sich als Nummer 2 im Receiving Corps herausstellt - sei es Allen Lazard, Marquez Valdes-Scantling oder doch vielleicht EQ St. Brown - sollte dies schnell tun und dann entsprechend Leistung bringen. Nur Adams als sichere Option wird nicht reichen, um in der NFL langfristig Erfolg zu haben. Besonders nicht, wenn man weiß, dass Rodgers' Niveau nicht mehr in der obersten Etage der Liga anzusiedeln ist. Er braucht dringend Unterstützung!
Green Bay Packers - Season-Prognose 2020
Das Vorjahresniveau sollte gehalten worden sein. Die Frage ist damit, ob auch das Glück beibehalten wird. Dieser Faktor ist eher nicht planbar, weshalb anzunehmen ist, dass sich dieser vage Faktor eher ausgleichen wird. Damit könnte in diesem Jahr der Weg zum North-Titel ein steiniger werden. Prognose: Rang 2 in der Division.
NFL-Preview: Minnesota Vikings
- Bilanz: 10-6
- Die wichtigsten Zugänge: EDGE Yannick Ngakoue, WR Justin Jefferson, WR Tajae Sharpe, CB Jeff Gladney, CB Cameron Dantzler, OT Ezra Cleveland, WR K.J. Osborn
- Die wichtigsten Abgänge: WR Stefon Diggs, DT Linval Joseph, CB Xavier Rhodes, CB Trae Waynes, CB Mackensie Alexander, OG Josh Kline, WR Laquon Treadwell, EDGE Everson Griffen, EDGE Stephen Weatherly
Minnesota Vikings - Darum wird die Saison ein Erfolg
Der Fokus dieser Offseason lag darauf, Schwachstellen auszubessern und das Team insgesamt zu verjüngen. Beides dürfte geglückt sein.
Der Abgang von Diggs schmerzt sicher, doch wurden damit Draftpicks gesichert, die das große Ganze vorantrieben. Als direkter Ersatz kam in Runde 1 Justin Jefferson, der sofort starten wird. Zudem könnten auch Ex-Titan Tajae Sharpe und Rookie K.J. Osborn schon früh eine Rolle im Receiving Corps spielen.
Die gravierendsten Upgrades allerdings erfuhr die Defense. Hier bringt Speed-Rusher Ngakoue noch mehr Dynamik mit als Griffen zuletzt, während die Secondary mit Gladney außen und Dantzler im Slot zwei starke Rookies dazu gewonnen hat.
Insgesamt warten nun in allen drei Ebenen der Defense hochkarätige Duos auf die Gegner - an der Front Danielle Hunter und Ngakoue, auf Linebacker Anthony Barr und Eric Kendricks und in der Secondary allen voran die Safetys Harrison Smith und Anthony Harris.
Minnesota Vikings - Darum wird die Saison ein Misserfolg
Die Vikings setzten in den vergangenen Jahren sehr viel auf Dalvin Cook im Run Game, was zu Problemen führte, weil der sich sehr häufig verletzte. Von 48 möglichen Spielen seit seiner Ankunft in der NFL machte er lediglich 29. Im Vorjahr absolvierte Cook erstmals überhaupt wenigstens 14 Partien, was aber auch zu seiner besten Saison in der NFL führte.
Generell ist es empfehlenswert, heutzutage das Laufspiel nur noch als Komplementär und nicht mehr als Option Nummer eins zu betrachten. Die Vikings mögen dies aber womöglich anders sehen.
Das könnte zu Problemen führen, ebenso das Fehlen von Diggs. Auch wenn dieser im Vorjahr des Öfteren mal frustriert war von zu wenigen Targets, war er doch immer eine sichere Option, gerade auch für Deep Balls. Wer weiß, ob Jefferson sofort in Diggs' Fußstapfen wird treten können. Vielleicht entpuppt sich dieser Tausch letztlich als Fehler.
Ausgetauscht wurde auch das gesamte Starting-Cornerback-Trio. Hier könnten die angesprochenen Rookies Gladney und Dantzler direkt beginnen - trotz der Cornerback-Erfahrung von Coach Mike Zimmer muss man hier Rookie-Fehler einkalkulieren.
Minnesota Vikings - Der Schlüsselspieler: Dalvin Cook
Cook könnte der X-Faktor dieser Offense sein. Wenn man ihn richtig einsetzt. Cook hat das Zeug dazu, eine ähnliche Rolle zu spielen wie Christian McCaffrey in Carolina, wenn auch nicht mit ganz so vielen Targets. Doch generell sollte man ihn noch mehr als bislang ins Passspiel einbeziehen, um den Gegner davon abzubringen, sich zu sehr auf die Receiver uns Tight Ends zu kümmern. Das würde viele Räume öffnen, speziell über die Mitte.
Minnesota Vikings - Season-Prognose 2020
Die Vikings haben ein ziemlich gutes Konstrukt auf die Beine gestellt. Sie haben die Lücken ihrer an sich ohnehin effizienten Defense adressiert und dürften offensiv trotz Diggs' Abgang immer noch stark aufgestellt sein. Prognose: Rang 1 in der Division.
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