In der nächsten Woche findet der NFL Draft 2021 statt. Die NFL Combine musste aufgrund der Coronapandemie in diesem Jahr ausfallen, bei ihren Pro Days konnten die Draft-Talente ihr athletisches Potenzial aber dennoch unter Beweis stellen. SPOX zeigt die Spieler, die diesen Prozess besonders für sich nutzen konnten und so die Draft Boards nach oben klettern.
Quinn Meinerz (Center/Guard, Wisconsin-Whitewater)
Meinerz zählt zu den Draft-Stories des Jahres - einen derartigen Aufstieg im Zuge des Draft-Prozesses gab es nur selten in der jüngeren Vergangenheit.
Der Lineman spielte zwei Jahre für Wisconsin-Whitewater in der Division III, praktisch der dritten Liga des College-Footballs, ehe seine komplette letzte Saison aufgrund von Corona ins Wasser fiel. Bei vielen Draft-Experten stand Meinerz überhaupt nicht auf dem Board. Dann kam der Senior Bowl.
Dort bewies der Hüne, dass er auf dem Level der größten Talente des Landes nicht nur mithalten kann; Meinerz dominierte seine Gegenspieler teilweise nach Belieben - und das nicht nur als Guard, sondern auch als Center. Eine Position, die Meinerz auf dem College nie gespielt hatte.
Das nächste Eskalationslevel erreichte Meinerz dann bei seinem Pro Day, wo er beim Bankdrücken, beim Hoch- und Weitsprung, sowie bei diversen Sprinttests absolute Elite-Werte auflegte. Talente von so kleinen Schulen wie Wisconsin-Whitewater gehen für gewöhnlich nie früh vom Draft-Board, Meinerz scheint 2021 aber eine Ausnahme dieser Regel zu werden. So manch ein Experte sieht ihn mittlerweile als möglichen Zweitrundenpick. Es wirkt zunehmend wahrscheinlich, dass er der dritte Center sein wird, der in dieser Klasse gedraftet wird.
Jamin Davis (Linebacker, Kentucky)
Ein weiterer athletischer Freak, der im vergangenen Jahr und insbesondere in den letzten Wochen die Draft-Boards hinaufschoss. Davis hatte weniger als 250 Defense-Snaps auf dem College gespielt, als die Saison 2020 aufgrund der Coronapandemie noch auf der Kippe stand. Zu Davis' Glück konnte doch gespielt werden, der Linebacker nutzte seine erste Saison als Starter.
Davis überzeugte für die Wildcats als sicherer Tackler und starker Run-Defender. Den nächsten Boost holte auch er sich bei seinem Pro Day: Seine geradezu wahnsinnige 40-Yard-Zeit von 4,37 Sekunden wurde zwar nachträglich zu einer immer noch herausragenden 4,49 geändert, dennoch kam Davis auf die wohl besten Werte aller Linebacker.
Der Junior stellte einen neuen Rekord im Hochsprung auf, auch seine Werte im Weitsprung sowie im 20- und 10-Yard-Split waren fantastisch. Seine relativ schmale Statur bleibt auf dem NFL-Level ein Fragezeichen, dennoch sehen ihn einige Beobachter mittlerweile als Überraschungskandidaten in der ersten Runde.
Creed Humphrey (Center, Oklahoma)
Humphrey kommt nicht von einer kleinen Schule, er startete drei Saisons in Serie für die Sooners, wo er als Center vor Kyler Murray, Jalen Hurts und Spencer Rattler spielte. Den großen Schritt nach vorne seit seinem ersten Jahr als Redshirt-Freshman ließ Humphrey jedoch ein wenig vermissen.
In den meisten Mock Drafts wurde der 21-Jährige als Pick in der dritten Runde gehandelt. Nach seinem Pro Day erscheint eine frühere Auswahl aber definitiv im Bereich des Möglichen: Humphrey zeigt die lautRAS besten athletischen Leistungen aller Spieler im Draft 2021, er erhielt zehn von zehn möglichen Punkten.
Es war eine besonders spektakuläre Leistung, da Humphrey zuvor eher nicht als athletisches Monster gehandelt worden war. Ein Sprung in die erste Runde scheint etwas sehr ambitioniert, dennoch dürfte er sich mit seinen Leistungen Anfang März ordentlich Geld verdient haben. Er könnte infolge des Draft-Prozesses der letzten Wochen auf vielen Team-Boards der Nummer-1-Center sein.
Greg Newsome (Cornerback, Northwestern)
Newsome flog im Schatten der Top-Drei-Corner Patrick Surtain, Caleb Farley und Jaycee Horn lange ein wenig unter dem Radar. In der vergangenen Saison ließ Newsome laut Pro Football Focus allerdings gerade mal zwölf Catches für weniger als 100 Yards zu.
Bei seinem Pro Day wischte Newsome mit starken Zahlen zudem fast alle athletischen Fragezeichen weg, besonders seine 40-Yard-Zeit von 4,39 Sekunden dürfte so manches Team beeindruckt haben. Damit schiebt sich Newsome näher und näher an seine Cornerback-Konkurrenz heran.
Als einer der wenigen Cornerbacks in der diesjährigen Draft-Klasse gilt Newsome - spätestens nach seinen Pro-Day-Zahlen - als extrem variabel und weitgehend unabhängig vom Scheme. Newsome könnte als Zone- aber auch als Man-Corner gedrafted werden, er kann sowohl Press- als auch Off-Coverage spielen. Durchaus möglich, dass dem Junior aus Northwestern in der kommenden Woche sogar der Sprung in die erste Draft-Runde gelingt.
Jaycee Horn (Cornerback, South Carolina)
Newsome flog hinter den Top-Drei-Cornern zunächst unter dem Radar? Tatsächlich ist diese Aussage nur teilweise korrekt. In den Augen der meisten Beobachter gab es auf der Cornerback-Position nämlich zunächst eine Top-Zwei. Horn schloss erst in den vergangenen Monaten und Wochen zur Konkurrenz auf.
Horn spielte eine starke vergangene Saison und unterstrich seine Leistungen mit absolut herausragenden Ergebnissen bei seinem Pro Day weiter. Unter anderem erreichte der Junior beinahe historische Werte im Weit- und Hochsprung, zudem lief er eine sehr gute 4,4 im 40-Yard-Dash. Laut RAS wies 2021 kein Cornerback bessere Werte auf als Horn.
Als extrem athletischer und physischer Press-Man-Corner sehen so manche Scouts in Horn bereits den nächsten Jalen Ramsey. Eine Auswahl in der ersten Runde dürfte ihm sicher sein, sogar ein Dasein als Top-10-Pick und erster Cornerback, der vom Board geht, ist mittlerweile nicht mehr gänzlich auszuschließen.
Jaelan Phillips (Edge Defender, Miami)
Phillips' College-Karriere kann als absolute Achterbahnfahrt beschrieben werden. Der Pass-Rusher kam als landesweite Nummer eins von der High School, erklärte seine Laufbahn nach mehreren erlittenen Gehirnerschütterungen aber nur knapp 400 Snaps später bereits wieder für beendet.
Als Phillips vor der Saison 2020 sein Comeback verkündete, war er auf den meisten Draft-Boards somit überhaupt nicht vertreten. Keine zwölf Monate später sieht seine Situation bereits wieder gänzlich anders aus: Nach neun Sacks in der vergangenen Saison gilt der Redshirt Junior als vielleicht bester Pass-Rusher in der diesjährigen Draft-Klasse.
Mit einem herausragenden Pro Day schärfte Phillips sein Profil als Top-Talent weiter. Das große Fragezeichen bei ihm bleibt seine Verletzungsgeschichte. Auch hier gibt es aber positive Anzeichen: Berichte über so genannte Red Flags, also Teams, die Philipps aufgrund seiner Gehirnerschütterungen komplett von ihrem Board gestrichen haben, blieben bislang aus. Dass er in der kommenden Woche bereits in der ersten Runde ausgewählt werden wird, ist definitiv denkbar.
Milton Williams (Defensive Tackle, Louisiana Tech)
Williams zählt zu den interessantesten Prospects in der gesamten Draft-Klasse. Der Redshirt-Junior spielte eineinhalb spektakuläre Jahre für Louisiana Tech, seine Athletik und sein Talent wurden auf dem College-Level definitiv deutlich. Mit weniger als 130 Kilogramm bringt Williams aber bei seiner Größe zu wenig Masse für einen Defensive Tackle mit. Welche Position er auf dem NFL-Level spielen wird, gilt noch als unklar.
Auch aufgrund dieser Unsicherheiten wurde Williams' Pro Day mit Spannung erwartet - und seine Testergebnisse sprengten beinahe die Skala. Williams' Werte erinnerten eher an die eines Linebackers als die eines Defensive Tackles. Trotz seines zu niedrigen Gewichts, das in die Bewertung mit einfließt, erreichte er einen der besten RAS-Werte der gesamten Draft-Klasse.
Was diese Ergebnisse letztlich wert sind, bleibt vorerst noch abzuwarten. Die Fragezeichen bezüglich seiner Rolle in der NFL bleiben bei Williams vorerst bestehen, seine athletischen Fähigkeiten dürften für so manches Team aber faszinierend sein. Vermutlich hat er sich auf so manchem Draft-Board nach oben schieben können - womöglich sogar ans Ende von Tag zwei?
Mac Jones (Quarterback, Alabama)
Bei Berichten über Veränderungen in der öffentlichen Meinung von Draft-Prospects, die nicht in direktem Zusammenhang mit athletischen oder medizinischen Tests stehen, ist allgemein Vorsicht geboten. Meist ist unklar, woher die Informationen stammen. Vom Agenten des Spielers? Womöglich sogar von einem Team, das absichtlich falsche Fährten legen möchte?
Im Fall von Jones lässt sich die klare Verschiebung der gehandelten Teams und Draft-Positionen allerdings nicht ignorieren. Über die vergangenen Wochen und Monate entwickelte sich Jones von einem Quarterback, der eventuell in die erste Runde rutschen könnte, zu einem möglichen Top-Drei-Pick, ausgelöst vor allem - ob berechtigt oder nicht werden wir bald wissen - durch den Trade der San Francisco 49ers.
Ob Jones auf dem Board der Niners tatsächlich einen so hohen Platz einnimmt, wie auch von gut informierten Experten wie Adam Schefter berichtet wurde, bleibt fraglich. Die ausführliche Diskussion um ihn und seine Qualitäten dürften seinen Draft-Aktien aber geholfen haben. Ein Pick in der ersten Runde, vermutlich sogar in den Top-15, scheint mittlerweile nahezu sicher.
NFL Draft 2021: Die ersten zehn Picks
Pick | Team |
1 | Jacksonville Jaguars |
2 | New York Jets |
3 | San Francisco 49ers (via Dolphins, via Texans) |
4 | Atlanta Falcons |
5 | Cincinnati Bengals |
6 | Miami Dolphins (via Eagles) |
7 | Detroit Lions |
8 | Carolina Panthers |
9 | Denver Broncos |
10 | Dallas Cowboys |
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