Free Agency erklärt – so funktionieren die Transfers in der NFL

Pascal De Marco
20. Februar 201914:09
Demarcus Lawrence ist das heißeste Eisen auf dem Free-Agency-Markt.getty
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Kurz nach dem Super Bowl liegt der Fokus der Teams auf der neuen Saison. Diese beginnt schon bald und somit auch die Free Agency: Der große Zeitraum des Wechsel-Chaos in der NFL. Was es damit auf sich hat erfahrt Ihr hier.

Auch wenn Antonio Brown nicht viel von diesem System zu halten scheint, haben NFL-Spieler nur dann die Gelegenheit zu entscheiden, für welches Team sie spielen wollen, wenn sie vertragslos sind. Dies ist bei Spielern mit auslaufenden Verträgen mit Beendigung der Spielzeit des letzten Vertragsjahres und dem gleichzeitigen Beginn der Free Agency der Fall.

Dann wird es besonders interessant. Teams können nun auf die Spieler zugehen, in Gespräche treten und ihnen Angebote unterbreiten. Da eine NFL-Karriere bei vielen Spielern nicht lange andauert, gilt es für diese also eine folgenschwere Entscheidung zu treffen. Für die besten von ihnen ist der erste Vertrag nach dem Rookie-Kontrakt der wichtigste. Hier werden langfristige Multi-Millionen-Verträge unterzeichnet, die einen Spieler über die Vertragslaufzeit an sein neues oder altes Team binden.

Für die Fans ist diese Zeit immer besonders interessant. Es ist eine der wenigen Chancen, die ein Team hat, sich zu verstärken ohne dafür anderweitige Ressourcen als Cap Space abtreten zu müssen.

Auf einen Blick: Wie funktioniert die Free Agency?

  • Ab dem 11. März dürfen die Berater aller Spieler, die Unrestricted Free Agents werden, Verhandlungen mit allen Teams beginnen. Vorher ist der Berater-Kontakt mit Teams, um schon über Verträge zu sprechen, tabu.
  • Ein Unrestricted Free Agent ist ein Spieler, dessen Vertrag ausläuft und der mindestens vier sogenannte "accrued Seasons" vorweisen kann. Der Unterschied zwischen Unrestricted und Restricted Free Agent wird später genauer erklärt.
  • Die Unterschrift unter einem Vertrag darf allerdings erst erfolgen, wenn das Transferfenster öffnet: Am 13. März um 22 Uhr deutscher Zeit ist es so weit. Dann beginnt das neue Liga-Jahr, sprich alle auslaufenden Verträge enden.

Worum geht es in der Free Agency?

Am 13. März um 22 Uhr deutscher Zeit beginnt das neue Liga-Jahr und somit die Free Agency. Zu diesem Zeitpunkt laufen die alten Verträge aus und die Spieler, die nur noch bis einschließlich der Saison 2018 ein gültiges Arbeitspapier hatten, dürfen mit anderen Teams in Kontakt treten.

Spieler, die nach dem 13. März also keinen Vertrag haben, werden als Free Agents bezeichnet. Sie haben nun die freie Wahl, für welches Angebot sie sich entscheiden, welchem Team sie sich anschließen und in welche Stadt sie ziehen.

Bis dahin haben die bisherigen Arbeitgeber der Spieler die Gelegenheit, potenzielle Unrestricted Free Agents per Franchise- oder Transition-Tag zu binden. Die Frist hierfür ist allerdings bereits der 5. März. Zwei Tage vor Beginn der Free Agency hingegen beginnt das Verhandlungsfenster für Unrestricted Free Agents. Eine Erklärung hierzu gibt es im folgenden Punkt. Alle Termine der Free Agency gibt es hier im Überblick.

NFL: Unterscheidung zwischen Unrestricted und Restricted Free Agents

Nicht jeder Spieler, dessen Vertrag ausläuft, ist automatisch uneingeschränkt auf dem freien Markt. Die NFL unterscheidet in Unrestricted und Restricted Free Agents. Erstere sind tatsächlich die Spieler, die zum Start des neuen Liga-Jahres keinerlei vertragliche Bindung mehr zu ihrem Ex-Team haben und sich komplett frei auf dem Markt nach einem neuen Team umschauen können. Diese Spieler können das Team wechseln, ohne dass ihr vorheriges Team irgendeine Kompensation erhält.

Anders funktioniert das bei Restricted Free Agents. Gemeinhin ist ein Restricted Free Agent ein Spieler, dessen Vertrag ausläuft, ohne dass er mindestens vier sogenannte "angesammelte" Saison vorweisen kann. Meist trifft das auf Undrafted Free Agents zu, die nur Verträge über drei Jahre erhalten. Gedraftete Spieler unterschreiben in aller Regel für vier Jahre.

Auch einem Spieler, der über zehn Spiele einer Saison auf der Non-Football-Injury-Liste (die PUP-Liste oder die Injured Reserve zählen hier nicht dazu, es geht primär um Verletzungen die außerhalb des Sports erlitten wurden) verbracht hat, wird die Saison nicht als angesammelte Saison angerechnet.

Einem Restricted Free Agent kann ein Team ein standardisiertes Angebot vorlegen. Hierfür gibt es drei Varianten: Ein First-Round-Tender, ein Second-Round-Tender sowie ein Original-Round-Tender. Entsprechend hoch sind die jeweiligen Gehälter. Der Vorteil bei einem solchen Angebot ist, dass es dem jeweiligen Team gewisse Rechte einräumt. Bei allen drei Tender-Angeboten gilt das "Right of First Refusal", was bedeutet, dass ein betreffender Spieler zwar mit anderen Teams verhandeln und einen provisorischen Vertrag - ein sogenanntes Offer Sheet - unterschreiben kann, das bisherige Team jedoch beim Angebot gleichziehen und den Spieler somit automatisch halten kann.

Lässt das bisherige Team seinen Spieler jedoch mit diesem Offer-Sheet ziehen, erhält es bei First- oder Second-Round-Tender-Angeboten jedoch eine entsprechende Kompensation - den Erst- oder Zweitrundenpick des neuen Teams. Beim Original-Round-Tender hingegen gäbe es für einen Spielerabgang keine Kompensation.

Was bedeuten Franchise und Transition Tag?

Es gibt verschiedene Varianten von Franchise-Tags: Den exklusiven, den nicht-exklusiven und den Transition Tag. Teams haben mit diesen Tags die Möglichkeit, einen Spieler mit eigentlich auslaufendem Vertrag für ein weiteres Jahr an das Team zu binden. Wer allerdings zu diesem Mittel greift, muss tief in die Tasche greifen.

Beim exklusiven Tag, unter dem ein Spieler mit keinem anderen Team verhandeln darf, erhält der Spieler beispielsweise für das kommende Jahr das Durchschnittsgehalt der fünf höchsten Gehälter auf der Position oder 120 Prozent des eigenen Vorjahres-Gehalts. Je nachdem, was höher ist.

Der nicht-exklusive Tag läuft unter den gleichen finanziellen Parametern mit dem Unterschied, dass hier die Top-5-Gehälter einer Position über die vergangenen fünf Jahre herangezogen werden. Er lässt aber die Tür für einen Wechsel offen: Zum festgeschriebenen Preis von zwei Erstrunden-Picks kann ein Spieler auch nachdem er den nicht-exklusiven Franchise Tag erhalten hat, wechseln.

Beim Transition Tag - ebenfalls ein garantierter Einjahresvertrag in Höhe des Durchschnitts der Top-Ten-Gehälter auf einer jeweiligen Position - hat das Team lediglich die Möglichkeit, mit dem Vertragsangebot eines anderen Teams an den Spieler gleichzuziehen und ihn somit halten. Gleiches gilt für den nicht-exklusiven Franchise Tag. Passiert das nicht und der Spieler wechselt, gibt es keinerlei Kompensation.

Die Teams dürfen allerdings auch nicht jedem Spieler einen Tag geben, den sie gerne halten würden. Nur ein Spieler darf pro Jahr mit einem der Tags ausgestattet werden. Zudem kann ein Spieler nur maximal dreimal mit dem Franchise Tag belegt werden.

Was kosten Franchise Tag und Transition Tags 2019?

Die genauen Zahlen für den Franchise Tender stehen noch nicht fest, jedoch lassen sich aufgrund von zukünftigem Cap Space und den aktuell gezahlten Spitzenverträgen auf den jeweiligen Positionen genaue Vorhersagen aufstellen. Demnach würden die zu zahlenden Gehälter für Franchise Tags für die kommende Saison gemäß einer Hochrechnung von Over the Cap folgendermaßen aussehen.

PositionFranchise-Tag-SummeTransition-Tag-Summe
QB25.578.000 Dollar23.356.000
DE18.653.000 Dollar15.735.000
WR17.101.000 Dollar14.738.000
CB15.992.000 Dollar13.891.000
LB15.777.000 Dollar13.627.000
DT15.571.000 Dollar12.287.000
OL15.283.000 Dollar13.717.000
S12.037.000 Dollar10.268.000
RB11.980.000 Dollar9.739.000
TE10.930.000 Dollar9.124.000
ST5.162.000 Dollar4.712.000

Was passiert bis zum 13. März?

Vor dem Beginn der Free Agency können Spieler, die bereits entlassen worden sind, mit potenziellen Teams in Kontakt treten. So haben sich die Tampa Bay Buccaneers beispielsweise von Edge Rusher Vinny Curry getrennt. Die Arizona Cardinals haben sich dagegen schon die Rechte für Cornerback Robert Alford und Tight End Charles Clay gesichert. Und die Ravens und Broncos einigten sich auf einen Trade für Quarterback Joe Flacco.

Alles in allem werden in den Tagen bis zum 13. März Vertragsverlängerungen und Entlassungen bekannt gegeben - ehe ab dem 11. März offizielle Verhandlungen mit anderen Teams beginnen dürfen.

Was passiert am 13. März?

In den ersten Stunden der Free Agency überschlagen sich die Meldungen förmlich. Die besten zur Verfügung stehenden Spieler kommen relativ schnell bei einem neuen Arbeitgeber unter. Nicht selten kommen die ersten Meldungen aus sicheren Quellen sogar schon vor dem offiziellen Start der Free Agency zustande.

Teddy Bridgewater hat das Potenzial, Franchise-Quarterback zu sein.getty

Welche Top-Spieler werden Free Agents?

  • Jadeveon Clowney, OLB, Houston Texans
  • Ziggy Ansah, DE, Detroit Lions
  • Ndamukong Suh, DT, Los Angeles Rams
  • Lamarcus Joyner, FS, Los Angeles Rams
  • DeMarcus Lawrence, DE, Dallas Cowboys
  • Frank Clark, DE, Seattle Seahawks
  • Grady Jarrett, DT, Atlanta Falcons
  • Le'Veon Bell, RB, Pittsburgh Steelers
  • Earl Thomas, FS, Seattle Seahawks
  • Nick Foles, QB, Philadelphia Eagles
  • Sheldon Richardson, DT, Minnesota Vikings
  • Tyrod Taylor, QB, Cleveland Browns
  • Teddy Bridgewater, QB, New Orleans Saints
  • J. Wright, LB, Seattle Seahawks
  • Randall Cobb, WR, Green Bay Packers